99 Verdammte

01.02.2023 von Marcus Pohlmann

99 Verdammte

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Erscheinungsdatum: 17.10.2022

Sprache: Deutsch

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Pegasus Press haben in den letzten Jahren immer wieder Kompendien für das Cthulhu-Rollenspiel veröffentlicht. So beispielsweise zu den Themen Waffen, Kreaturen, Mythosbüchern oder Zaubersprüchen. Mit diesen haben Spielleiter (und natürlich auch Spieler) wichtige Angaben schnell zur Hand – außerdem machen die Bände im Regal etwas her. Vorgefertigte Spieler- aber auch Nichtspieler-Charaktere finden sich ebenfalls auf die verschiedenen Publikationen verteilt, so wie HIER. Mit dem vorliegenden 99 Verdammte verbindet der Verlag nun diese beiden Elemente und legt einen Sammelband mit Charakteren vor.

Um was geht es?

Wie der Titel schon vermuten lässt, bekommt der Spieler in dem, über 200 Seiten starken, Hardcover-Band insgesamt 99 Investigatoren aus Deutschland und den USA präsentiert. Der größte Teil ist für das „klassische“ Setting der 1920er Jahre ausgelegt. Nur eine Handvoll ist dagegen für das Spiel in der Gegenwart gedacht. Bevor sich das Buch der eigentlichen Vorstellung widmet, gibt es verschiedene Übersichten. Hier werden die Investigatoren in Gruppen unterteilt, beispielsweise ob sie schon Erfahrung mit dem Mythos haben. Außerdem gibt es fünf Teams, in denen einige Charaktere thematisch aufeinander abgestimmt sind. So findet sich hier die Belegschaft einer Universität, Mitglieder einer Mafia-Familie oder Personen, die mit der fiktiven Stadt Kamborn in Verbindung stehen.

Der Aufbau jedes doppelseitigen Eintrages folgt dem gleichen Schema: Auf der linken Seite finden sich in erster Linie die spielrelevanten Angaben zu dem Charakter. Attribute, Fertigkeiten, Kampfverhalten, aber auch Name, Herkunft, Hintergrund und ein Porträt haben hier ihren Platz. Informationen wie gesundheitliche Probleme, Kontakte oder gar erlernte Zauber gehören ebenfalls in diesen Eintrag. Die rechte Seite enthält einen Einblick in das psychologische Innenleben des Investigators. Hier erfährt der Leser, was den Charakter antreibt, wie er die Welt sieht und ob es etwaige prägende Ereignisse in seinem Leben gab. Hinzu kommt ein separater Kasten mit Angaben zur Ausrüstung und den finanziellen Verhältnissen.

Die Bandbreite der Charaktere ist weit gefächert und erstreckt sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und Berufe. Beispielsweise gibt es den traumatisierten, drogenabhängigen Weltkriegs-Veteran, der sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hält oder den jugendlichen Hacker mit seiner Vorliebe für Anime und griechische Heldensagen. Manche der Personen hatten schon einen ersten Kontakt mit dem Mythos, so die Kölner Goldschmiedin, die ihr Einkommen mit (nicht immer legalen) Schlosserarbeiten aufbessert oder die Modedesignerin, die ihre Inspiration aus einem okkulten Buch zieht.

Gehört der Band in die Sammlung?

Bisher haben mich die Kompendien zum Cthulhu-Rollenspiel nicht enttäuscht und auch 99 Verdammte macht hier keine Ausnahme. Der Band enthält eine sehr ausgewogene und umfangreiche Sammlung an detaillierten, stimmigen Charakteren. Zum einen sind die Investigatoren in diesem Band für Spieler geeignet, die schnell jemanden für einen One-Shot benötigen. Auch als Grundgerüst für eine eigene Figur sind sie ein guter Ausgangspunkt. Für Rollenspiel-Neulinge sind diese Einträge ebenfalls interessant, bekommen sie doch hier eine Blaupause oder Inspiration für selbst erstellte Charaktere. Zum anderen bietet sich hier für den Spielleiter ein umfangreicher Fundus an Nichtspieler-Charakteren, die praktisch beliebig einsetzbar sind. Egal ob nun als Kontaktperson in einer Kampagne, als Kontrahent oder als Deus ex Machina – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Die Unterscheidung zwischen USA und Deutschland sollte für die meisten Abenteuer nicht übermäßig ins Gewicht fallen. Mit minimalem Aufwand lässt sich so ein Schutzgeldeintreiber der Ostküsten-Mafia zu einem Schläger eines Berliner Ringvereins machen. Zudem können viele Investigatoren aus den 1920er auch in der Gegenwart eingesetzt werden. Für mich kommt es dabei weniger auf die Werte der Spielfigur an, sondern eher auf ihren Hintergrund und ihre Motivationen – diese sind zumeist unabhängig von Epoche und Ort.
Wie bei den Hardcover-Bänden der Reihe üblich, ist der Druck farbig. Dies beschränkt sich jedoch meist auf einen Sepia-Ton für Charaktere aus den 1920er und ein kühles grau-blau für moderne Investigatoren. Auch Teile des Layouts und der Schrift unterscheiden sich hier – was für mich der einzige wirkliche Kritikpunkt ist. Ich hätte es vorgezogen, die beiden Epochen zu trennen oder sich gar ganz auf die 1920er zu beschränken. Ansonsten gibt es keinerlei Anlass zur Kritik: Die großartige Cover-Illustration von Mark Freier ist mit einer Prägung veredelt, das Leseband unterstreicht den gehobenen Qualitätseindruck und die Fotoauswahl ist (fast) immer stimmig.

Wer mehr über den Band wissen möchte findet auf der Homepage von Pegasus Spiele einige wenige Informationen. Wer bedrucktes Papier verschmäht, bekommt HIER die digitale Version.

99 Verdammte gehört zu den Bänden, die man zwar nicht zwingend braucht, aber die in den Händen von Spielern und Spielleitern großes Potential entfalten.

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