Kategorie: Brettspiel, Escape Room, Kartenspiel, Krimi-Dinner, Rollenspiel, Sammelkartenspiel, Tabletop, Würfelspiel
Veranstaltungsdatum: 30.01.2024 bis 03.02.2024
Veranstaltungsort: Nürnberg »
Jedes Jahr markiert die Spielwarenmesse in Nürnberg für mich den Beginn der Veranstaltungssaison. Auch 2024 macht dabei keine Ausnahme. Nach einem halben Jahr ohne Urlaub habe ich keine größeren Schwierigkeiten, meinen Chef zu überreden, mir für den Messebesuch freizugeben. Mit Akkreditierung und Organisation der Anreise per Bahn habe ich mittlerweile genug Übung, so dass diese Hürde schnell genommen wird. Im Gegensatz zu den vorherigen Jahren, mache ich in diesem Jahr relativ viele Verlagstermine – was ebenfalls relativ problemlos vonstatten geht.
Der Bahnstreik ist glücklicherweise vorbei und auch die Baustellen auf der Strecke sind alle fertig. So bin ich verhalten optimistisch, einigermaßen sicher mein Ziel zu erreichen. Die S-Bahn von Wiesbaden nach Frankfurt ist zwar nicht wirklich pünktlich – aber ich habe glücklicherweise ausreichend Puffer eingeplant. Als ich auf dem Bahnhof ankomme, steht der ICE schon am Gleis und ich suche mir einen Platz im halb leeren Zug. Die Fahrt nach Nürnberg selbst verläuft exakt nach Fahrplan und ich erreiche Nürnberg kurz nach 8 Uhr. Die U-Bahn Richtung Messe fährt knapp alle drei Minuten, so dass sich dort keine großen Schlangen am Bahnsteig bilden. Wie in jedem Jahr eine vorbildliche Organisation der Nürnberger Verkehrsbetriebe.
Während ich in den vorangegangen Jahren mir meinen Weg ins Pressezentrum durch schon volle Gänge bahnen musste, kommt es mir dieses Jahr deutlich leerer vor. Ob dies der relativ frühen Uhrzeit geschuldet ist oder an einem geänderten Besucherverhalten kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall bin ich wenige Minuten vor der offiziellen Öffnung schon im Zentrum, habe mir einen Spind gesichert und ein kleines Frühstück eingenommen. Nun steht einem langen, anstrengenden Messetag nichts mehr im Weg.
Normalerweise verzichte ich auf Termine mit Verlagen, sondern lasse mich lieber über die Messe treiben. Diesmal versuche ich jedoch einen anderen Ansatz und packe meinen Terminkalender für den Tag recht voll. Da ich die Termine jedoch recht großzügig terminiert habe, sollte mir noch genug Zeit für einen entspannten Messebummel bleiben.
Halle 7A
Traditionell beginne ich den Messerundgang in Halle 7A. Die Anzahl der Aussteller aus dem Modellbau- und Modelleisenbahn-Bereich ist, so zumindest mein Eindruck, weiter geschrumpft. Wirkliche Highlights entdecke ich nicht, während ich durch die Halle schlendere – dennoch gibt es zahlreiche Neuheiten zu sehen. Mit W.Britain hat es sogar wieder einmal ein Hersteller traditioneller Zinnfiguren auf die Messe geschafft. Thematisch treffen die historischen Militär-Miniaturen nicht wirklich meinen Geschmack, aber die Qualität ist doch sehr beeindruckend.
Mein nächster Blick gilt dem spanischen Farben-Hersteller Vallejo. Nach den nützlichen Farben aus der XPress Colors-Serie im letzten Jahr sind meine Erwartungen dieses Mal ähnlich hoch – werden jedoch enttäuscht. Keine neuen Farben, keine neuen Tutorials, noch nicht einmal der freundliche Herr der live Figuren anmalt ist diesmal vor Ort. So beschränkt sich mein Besuch auf das Einsammeln einiger Farbtabellen für einen Kollegen, bevor ich weiter ziehe.
Ähnlich sieht es bei den Ständen von NOCH oder Tamiya aus – einige hübsche Neuheiten, aber nichts, was mich begeistern kann. Nicht wirklich neu, aber trotzdem interessant sind die Entwicklungen bei Woodland Scenics. Die Firma liefert seit Jahren nützliche und innovative Produkte für den Modelleisenbahn-Geländebau – die ich gerne für meine Zwecke nutze. Nun hat der Hersteller anscheinend die Tabletop-Spieler „offiziell“ für sich entdeckt und bietet Material an, dass auf solche Aufgaben wie Base- oder Dioramen-Gestaltung zugeschnitten ist. Eine Entwicklung, die ich natürlich gerne unterstütze.
Der erste Termin des Tages rückt näher, und so durchquere ich die Hallen 7 und 9 recht zügig. Feuerwerk, Faschingskostüme, Partyzubehör und Outdoor-Spielzeug finde ich nun mal unspannend. Was mir hier und andernorts auffällt sind jedoch die (zumindest gefühlt) zahlreichen Logistik-Anbieter. Von der Produktion bis zur Einführung im (Online-)Handel gibt es Firmen, die sich um jeden Aspekt der Produktkette kümmern.
Halle 10.1
Wie in jedem Jahr liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Obergeschoss der Halle 10 – tummelt sich doch hier (fast) alles, was im Bereich der Gesellschaftsspiele Rang und Namen hat. Meine erste Anlaufstation ist im Obergeschoss der Halle der französische Verlag Iello. Hier sind es vor allem die neuen Ableger zu einem meiner Lieblingsspiele, die es mir angetan haben. Mit King of Tokyo Origins kommt in Kürze eine abgespeckte Variante der grandiosen Monster-Prügelei auf den Markt. Wie üblich ist diese jedoch mit dem Grundspiel und den zahlreichen Erweiterungen kompatibel. Hinzu kommt mit dem Baby Gigazaur ein neues, schnuckeliges Monster ins Spiel. Auch neues Material für den Brettspiel-Tabletop-Hybrid Unmatched gibt es zu sehen.
Wenn ich schon in der Gegend bin, kann ich auch gleich bei den Denkriesen vorbei schauen. Der Verlag hat sich auf lockere, meist einfache und kommunikative Partyspiele spezialisiert. Die beiden erfolgreichen Serien Stadt Land Vollpfosten und Klattschen erhalten gleich mehrere Erweiterungen oder Ableger. Außerdem gibt es mit Bier fischen und Hai fischen zwei Memory-Varianten mit gleichem Ablauf, aber unterschiedlicher Thematik. Ranklotzen ist schließlich ein schnelles Geschicklichkeitsspiel, dass sich eher an Familien und den Nachwuchs richtet.
Bis zu meinem nächsten Termin habe ich noch ein wenig Zeit und so schlendere ich durch relativ ziellos durch die Halle, wo ich in der hintersten Ecke einen weiteren Hersteller von Acrylfarben entdecke. Nach einem kurzen Gespräch bekomme ich bei The Army Painter kurzerhand Pinsel und Miniatur in die Hand gedrückt und setze mich an den Maltisch. Die dänische Firma hat die Rezeptur ihrer Farben überarbeitet und ich darf diese bereits einige Monate vor offiziellem Erscheinen ausprobieren. Soweit ich das in der Kürze beurteilen kann, lassen sich die Farben tatsächlich gut verarbeiten und decken ordentlich. Das komplette Warpaints Fanatic-Set ist zwar für mich nicht wirklich interessant, aber die eine oder andere Farbe wird sicherlich den Weg auf meinen Maltisch finden.
Mein nächstes Ziel ist der Stand von Schmidt Spiele. Neben den Neuheiten steht hier das Spiel im Fokus, wegen dem es den Verlag überhaupt gibt. Natürlich handelt es sich dabei um DEN Klassiker Mensch ärgere Dich nicht, der in diesem 2024 110 Jahre alt wird. Dazu gibt es im Stand eine kurze Entwicklung der Spiel- und Verlagsgeschichte und einige sehr alte Auflagen des Spiels. Nach diesem kurzen Ausflug in die Vergangenheit geht es wieder in die Gegenwart bzw. Zukunft des Verlags. Das freundliche Standpersonal beantwortet ausführlich und geduldig meine Fragen zu den Neuheiten. Den Anfang macht das kleine Rennspiel Der Ringträger vor dem bekannten Tolkien-Hintergrund. Die Gefährten fliehen dabei – wenig überraschend – mit dem Einen Ring vor den Nazgûl zum Schicksalsberg. Die Spielmechanik von Klaus-Jürgen Wrede stützt sich dabei auf das Ablegen von Karten. Insgesamt ein sehr hübsches, kurzweiliges, kooperatives Spiel, das über einen kleinen Plot-Twist verfügt. Anschließend geht es weiter zu E-Mission, einem der zahlreichen Spiel mit ökologischem Hintergrund auf der Messe. Die Spieler übernehmen dabei die Kontrolle über verschiedene politische Machtblöcke und versuchen, ihre Bevölkerung zufrieden zu stellen, neue Techniken zu entwickeln und die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Das Material ist ebenso umfangreich wie die Regeln – dürfte aber Liebhabern komplexer Spiele grade recht kommen. Auf jeden Fall steht es bei mir in den nächsten Wochen auf meiner Rezensions-Liste. Zum Abschluss steht noch Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell auf dem Plan. Bei diesem Zwei-Personen-Spiel geht darum Tränke zu brauen, aber auch die Kundschaft in den eigenen Laden zu locken.Die Ausstattung ist üppig, das Spielprinzip bewährt und auch der „Ärger-Faktor“ ist in ausreichender Menge vorhanden. Ein weiteres Spiel, das auf meine Liste kommt.
Direkt nebenan bei Amigo feiern ebenfalls zwei Spiele ihre Jubiläen. Die Erstveröffentlichung von 6 nimmt! liegt bereits 30 Jahre zurück, bei Saboteur sind es „nur“ 20 Jahre. Beiden Titeln spendiert der Verlag zu diesem Anlass Sondereditionen mit neuer Verpackung, Sonderkarten und Regelvarianten. Auch sonst gibt es hier eine ganze Reihe an Neuheiten zu entdecken – meist kleine, schnelle Kartenspiele. Bei Feiges Huhn und L.A.M.A. Kadabra geht es darum die eigenen Karten abzulegen, während Schrödingers Katzen eher ein Schätz- und Bluffspiel ist. Das Geschicklichkeitsspiel Wolkenschiff setzt dagegen eher auf eine ruhige Hand und die Zusammenarbeit der Mitspieler. Ein recht interessantes Kinderspiel mit ungewöhnlichem Konzept und gar nicht so einfach, wie ich zu Beginn gedacht habe. Der zweite Teil der Krimireihe Unsolved – Tod auf Jacht liegt bereits zu Hause und wartet auf den nächsten Spieleabend.
Meinen letzten Termin des Tages habe ich schließlich bei HeidelBÄR Games. Hier sind es zwei Spiele, die ins Auge stechen. Zum einen ist dies Die Klapperschlange, ein semi-kooperatives Spiel basierend auf dem dystopischen Filmklassiker Escape from New York aus dem Jahr 1982. Hier gilt es, die Ruinen der Stadt zu erforschen, Gangs zu bekämpfen und schließlich mit dem Präsidenten zu entkommen. Auf den ersten Blick macht das Spiel einen soliden Eindruck und spricht mich als Nostalgiker natürlich an. Anschließend geht es zwei Tische weiter zu Time Division, einem Kartenspiel für zwei Personen. Draft- und Deckbuilding-Mechanismen, eine originelle Idee und die tolle Aufmachung sprechen für das Spiel. Allerdings reicht die Testrunde nicht annähernd aus, um die Abläufe und Symbole zu verstehen. Ein weiteres Spiel, mit dem ich mich bei Gelegenheit näher auseinander setzen werde. Einen neuen Ableger des kleines, aber sehr feinen Kommunikationsspiels Similo gibt es ebenso zu sehen, wie zwei Prototypen, die erst im Laufe des Jahres auf den Markt kommen.
Nachdem der „offizielle“ Messebesuch für mich damit erledigt ist, habe ich noch Gelegenheit und Zeit mich ein bisschen umzuschauen. Bei einem Teil der Neuheiten, die es bei HUCH! zu sehen gibt, handelt es sich um Produkte ihrer Partner, aber der Verlag hat auch einige eigene Sachen im Programm. Neben einer Reihe mehr oder minderer geschmackssicherer Partyspiele gibt es auch umfangreichere Brettspiele zu sehen. Galerie der Künste, ArcheOlogic oder Terra Pyramides richten sich an eher erfahrene Spieler und machen zumindest optisch einen sehr guten ersten Eindruck. Thematisch finde ich zudem Goblin Rollercoaster wie auch RIP recht spannend. Bei dem einen handelt es sich um ein kooperatives Legespiel unter Zeitdruck, bei dem anderen um ein fieses Bluff-Spiel um diebische Tatortreiniger.
Wenn ich schon grade in der Gegend bin, mache ich natürlich einen Abstecher zu moses.. Nach der optischen (und spielerischen) Überarbeitung der black stories-Reihe veröffentlicht der Verlag auch munter neue makabre Titel zu diesem Erzählspiel. Weiterhin gibt es neue Quizze, Escape Rooms und natürlich viele kleine Würfel- und Kartenspiele, die sich in erster Linie an den Spielernachwuchs richten.
Bei HCM Kinzel gibt es mit Next Station Paris den mittlerweile dritten Teil der strategischen Zeichenserie zu sehen. Dabei sollen die Regeln etwas lockerer sein um das Spiel familienfreundlicher zu gestalten. Mit Score 5 hat der Verlag außerdem ein neues Kartenspiel mit Auktions- und Bluffelementen am Start. Schließlich gibt es mit Chamäleon Pictures noch ein kommunikatives Partyspiel, das ebenfalls auf meine Rezensions-Liste kommt.
Zuguterletzt bleibt noch der Stand von Asmodee in der Halle übrig. Wirklich Gelegenheit Spiele anzutesten gibt es hier nicht – aber immerhin kann ich mir einen Überblick über die Neuheiten verschaffen. Über die beiden Skirmish-Tabletops Star Wars: Shatterpoint und Marvel: Crisis Protocol hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Aufmachung und Spielmaterial machen zumindest einen guten ersten Eindruck. Auch die Regelteile, die ich sehen konnte, lesen sich nicht uninteressant. Ob ich mir noch ein (oder gar zwei) weitere Tabletops zulege bezweifele ich zwar, aber ich halte die Systeme mal im Auge. Daneben gibt es weitere Spiele, die auf große IPs setzen von Filmen und Comics setzen. Lockere, schnelle Partyspiele gibt es zuhauf, ebenso wie umfangreichere komplexere Kartenspiele, allen voran Arkham Horror und Star Wars: Unlimited. Etwas aus der Reihe fällt dabei MLEM: Die Astrokatzen, ein Wettrennen um die Besiedlung des Weltraums – mit Katzen. Das Spielmaterial ist hübsch, der Ablauf nicht übermäßig komplex und selbst ich als Katzenallergiker werde demnächst einen Blick auf das Spiel werfen.
Mit diesem Marathon-Programm ist der erste Messeteil für mich beendet und es wird Zeit, mir eine kleine Pause zu gönnen. Für den Weg ins Pressezentrum wähle ich diesmal eine andere Route, und durchquere die Hallen 1, 2, 4 und 4A. Kuscheltiere, Puppen und Spielzeug für Kleinkinder sind für mich nicht so schrecklich interessant, daher geht der Durchmarsch recht schnell vonstatten. Einzig in der letzten Halle entdecke ich doch einige spannende Dinge. Neben Quietscheenten in Form von Herr der Ringe-Charakteren, Horror-Figuren und Musikern. Bei den großen und kleinen Videospiel-Automaten am gleichen Stand schwingt eine gehörige Portion Nostalgie mit. Zumindest einen Katalog nehme ich mir hier mit – vielleicht gebe ich ja doch irgendwann der Versuchung nach, mir so etwas in den Keller zu stellen. Wie in jedem Jahr habe ich es auch diesmal versäumt einen Termin bei Hasbro zu machen. Und da der Stand, wie in jedem Jahr, praktisch einer Bunkeranlage gleicht und der Andrang groß ist, spare ich mir das anstellen. Vielleicht wird es ja nächstes Jahr was…
Endlich erreiche ich mein Ziel – das Press Center Ost. Ich habe die Räumlichkeiten schon deutlich voller erlebt; diesmal habe ich einen der Tische sogar ganz für mich alleine. Das Catering bietet eine Auswahl zwischen Schaschlik und Kartoffelsuppe – da ich mich nicht entscheiden kann, nehme ich einfach beides. Wie üblich unterhalte ich mich mit Kollegen, die ebenfalls grade ein Päuschen einlegen. Hier werden Neuigkeiten ausgetauscht, Tipps für den weiteren Messebesuch gegeben oder einfach nur ein wenig getratscht. Nach dieser kleinen Pause und natürlich dem leckeren Essen, geht es zur Runde 2.
Halle 10
Es gibt noch eine Handvoll Spieleverlage, bei denen ich noch vorbei schauen will. So mache ich mich wieder auf den Weg zurück in Halle 10 – bleibe aber diesmal im Erdgeschoss. Kosmos sind an gewohnter Stelle zu finden und ich begehre (und erhalte) Einlass in den abgesperrten Stand. Unter den gewohnten Technik-Bausätzen findet sich auch ein Haus im Mini-Format – einschließlich Dachgarten und Photovoltaik. Eine hübsche Idee, die zudem ansprechend umgesetzt wurde. Diese Thematik wird mit Catan – Energien fortgesetzt. In dem neuen Ableger der erfolgreichen Serie geht es darum die Insel mit günstiger, umweltfreundlicher Energie zu versorgen. Das eigenständige Spiel nutzt dabei den bekannten Aufbau – bringt die Inselbewohner in die Gegenwart. Auch die Exit-Reihe kann sich über mangelnden Zuwachs nicht beschweren. Der Verlag macht die Escape-Room-Spiele nun auch für den Spieler-Nachwuchs zugänglich.
Aber es gibt auch einige Spiele zu sehen, die für sich alleine stehen können und kein Teil einer Serie sind. Die Weiße Burg zählt zu den „Kennerspielen“ – richtet sich also an Zocker mit mehr Anspruch. Die Mischung aus Worker Placement und Ressourcen-Management vor dem Hintergrund des feudalen Japan sieht recht ansprechend aus. Ob die Spielmechanismen da mithalten können versuche ich bei Gelegenheit herauszufinden. Das Familienspiel Nunatak folgt einem vielversprechenden Ansatz. Die Spieler errichten gemeinsam einen Tempel bzw. eine Pyramide aus Eisblöcken, wetteifern dabei aber um Siegpunkte. Auch ein Zwei-Personen-Spiel darf bei den Neuheiten nicht fehlen. Beim Kartenspiel Heroes for Sale wetteifern zwei Konzerne um Geld, Einfluss und noch mehr Geld. Dazu werden Söldner angeheuert, gegnerische Anlagen sabotiert oder andere fiese Tricks genutzt. Nach einem letzten Blick auf die neuen Erweiterungen der Kugelbahn Gecko Run geht es für mich zu meinem nächsten Ziel.
Die Spielesparte von EMF ist zwar relativ überschaubar, aber ich habe eine Schwäche für Krimi-Spiele und -Dinner – und davon hat der Verlag einige im Sortiment. Ins Auge fällt mir dabei Erben oder sterben – laut Schachteltext basierend auf dem „Original Krimidinner“, entsprechend der Aufmachung aber eher ein klassisches Rennspiel vor makaberem Hintergrund. Das Lupin: Escape Game nimmt dagegen die Streaming-Serie um den französischen Meisterdieb zum Vorbild.
Nach kurzen, leider wenig ergiebigen Abstechern zu einigen kleineren Verlagen, beispielsweise Kampfhummel oder Archon Games kehre ich der Halle 10 endgültig den Rücken.
SpieleCafé
Wie gewohnt haben Pegasus Spiele im SpieleCafé ihren Platz gefunden. Wie gewohnt hat der Friedberger Verlag eine ganze Reihe Neuheiten im Gepäck. Das opulente Brettspiel Black Rose Wars – Rebirth, inklusive fünf Erweiterungen, setzt die im letzten Jahr begonnene Serie fort. Mich schrecken, wie auch schon beim ersten Spiel, der Umfang, Komplexität, Spielmechanismen und Preis ein wenig ab. Dagegen spricht mich Thorgal deutlich mehr an. Basierend auf der Comic-Serie, die bereits seit den frühen 1980ern erscheint, ist es natürlich etwas für einen Nostalgiker wie mich. Zusammen mit drei weiteren Abenteurer erkundet der Spieler hier eine Welt die nordische Mythologie mit einem Hauch SciFi mischt. Das Spiel verfügt über sieben Szenarien, die separat spielbar sind. Inwieweit die den Wiederspielfaktor beeinflusst lässt sich nach einem ersten Blick noch nicht sagen. Eine weitere Materialschlacht legt der Verlag mit Die Chroniken von Drunagor vor. Der kooperative Dungeon-Crawler erscheint zeitgleich mit vier Erweiterung und sieht zumindest sehr, sehr gut aus. Die Versuchung ist zwar groß das Spiel meiner Sammlung einzuverleiben, aber zu Hause türmen sich die Schachteln mit ähnlicher Thematik – die leider zu selten auf den Tisch kommen. Was dagegen immer geht, sind Krimi-Spiele. Zum Glück hat der Verlag in dieser Hinsicht in den letzten Jahren ordentlich nachgelegt. Diesmal gibt es wieder einige Neuheiten des Genres zu entdecken, beispielsweise Deadly Dinner – Kaviar Kills, aber auch die Spiele der 50 Clues-Reihe haben hier eine neue Heimat gefunden.
Auch die Rollenspieler gehen in diesem Jahr glücklicherweise nicht leer aus. Neben frischem Stoff für Cthulhu und Shadowrun gibt es ein weiteres Spiel im Verlagsprogramm. Bei Avatar Legends können sich die Spieler im Universum des bekannten Manga/Anime tummeln. Neben einer Einsteigerbox gibt es mehrere Regel- und Hintergrundbände, so dass Interessierte voll einsteigen können. Kein Spiel für mich, aber sicher für eine jüngere Generation recht ansprechend.
Halle 12
Die letzte Station auf meiner To-Do-Liste liegt etwas abseits in Halle 12. In diesem Jahr gibt es bei Ravensburger nicht so schrecklich viel Neues für mich zu entdecken. Das Trading-Card-Spiel Disney Lorcana sorgt immer noch für Aufsehen und auch die Villainous-Reihe bekommt weiteren Zuwachs. Bisher hatte ich noch nie von der Serie gehört, doch anscheinend ist Horrified: Greek Monsters bereits auf dem US-amerikanischen Markt etabliert. Nun kommt die Serie der kooperativen Abenteuerspiele auf zu uns. Der erste Teil befasst sich mit der griechischen Mythologie; Filmmonster und das nordische Pantheon werden folgen.
Sehr gut hat mir die kurze Demo-Runde Oh my Pidgeons! gefallen. Ein lockeres, schnelles Kartenspiel, bei dem es darum geht, möglichst viele Tauben auf der eigenen Parkbank zu versammeln. Der erste Eindruck verspricht einen guten Absacker oder wahlweise ein entspanntes Familienspiel. Zuguterletzt werfe ich noch einen Blick auf das Kartenspiel Skull King. Hier müssen die Spieler vor einem Piratenhintergrund die Anzahl der Stiche einer Runde ansagen – während jede Runde eine weitere Handkarte hinzu kommt. Das Grundprinzip kommt mir doch relativ bekannt vor. Aber die Umsetzung ist zumindest stimmig. Natürlich kann ich dem Stand nicht den Rücken kehren, ohne ein Auge auf die Neuheiten zum Kugelbahnsystem GraviTrax zu werfen. Neben einigen neuen Teilen für die Bahn gibt es eine Variante für jüngere Spieler, bei der die Strecke mit allerlei niedlichem Getier garniert werden kann. Ob es ein Star Wars-Themenset unbedingt gebraucht hätte weiß ich nicht, aber toll ausschauen tut es schon. Farben, Bauteile und Dekoelemente orientieren sich an Episode IV und dürften für Fans ein Pflichtkauf sein.
Red Night
Mittlerweile ist es schon spät, die Termine auf meiner Liste sind alle abgearbeitet und langsam stellt sich eine gewisse Müdigkeit ein. Zeit für mich, zum Pressezentrum zurückzukehren und mich ein wenig für den Endspurt des zu erholen. Auf dem Weg dorthin schaue ich noch an dem einen oder anderen Stand vorbei, beispielsweise Revell, NSV oder Hans im Glück. Aber zum einen bin ich nicht mehr wirklich aufnahmefähig, zum anderen ist das Angebot an Neuheiten doch relativ überschaubar. Obwohl es noch eine gute halbe Stunde bis zum Ende der Messe ist, haben sich die Hallen schon spürbar geleert und ich komme schnell voran. Ich nutze die verbliebene Zeit um noch einmal durchzuschnaufen, meine „Beute“ zusammenzusuchen und mich auf den Endspurt vorzubereiten.
Wie schon im letzten Jahr wird das abendliche Presse-Meeting durch die Red Night ersetzt. Bei dieser Veranstaltung organisieren die Verlage selbst ihre After-Show-Partys und wer grade in der Gegend ist, kann sich anschließen. Auf meinem Weg gibt es Stände mit Live-Music oder DJs. Wein, Bier und Cocktails fließen reichlich und allerlei Leckerlis werden gereicht. Bevor ich mich auf den Heimweg mache, habe ich noch zwei Verabredungen. Bei meinem ersten inoffiziellen Termin gibt es eine reichhaltige und sehr leckere Auswahl von Fingerfood – und ständig kommt jemand vorbei um nachzulegen. Nachdem der erste Hunger gestillt ist, verabschiede ich mich und ziehe weiter. Der zweite Stand, an dem ich Halt mache, wird anscheinend vom gleichen Caterer beliefert – so habe ich Gelegenheit mich noch an ein oder zwei Leckerlis gütlich zu tun. Die Atmosphäre ist entspannt, die Gespräche lebhaft und natürlich sorgen auch das Essen und die Getränke für eine ausgelassene Stimmung. Nachdem sich bei mir eine gewisse Müdigkeit breit macht, muss ich mich beinahe losreißen, damit ich meinen Zug noch erreiche. Die Heimfahrt verläuft schließlich (fast) ereignislos und kurz nach Mitternacht erreiche ich Wiesbaden – wo mein Auto für die letzte Etappe der Heimfahrt auf mich wartet.
Fazit
Wie jedes Jahr benötigte ich nach der Messe wieder einige Zeit, um mich von den Strapazen zu erholen. Ich habe zwar alles gesehen, was ich wollte, aber nur ein Tag ist eigentlich für die Spielwarenmesse zu wenig. Wie schon im vorangegangenen Jahr hatte ich den Eindruck, dass es weniger Aussteller, weniger Besucher und kleinere Stände gab – zumindest, was den Brettspiel-Bereich anging. Natürlich kann es sein, dass mich mein persönlicher Eindruck dabei täuscht oder es an dem Donnerstag eher verhalten war. Laut den offiziellen Zahlen des Veranstalters war die Anzahl der Aussteller und Besucher insgesamt um gut 10% höher als im Vorjahr: 2.354 Aussteller aus 68 Ländern und ca. 57.000 Besucher.
Die Organisation war, wie gewohnt, vorbildlich. Ich bedauere zwar noch immer die Einstellung des Messe-Katalogs, doch die App macht es dem Besucher wirklich leicht, Termine zu verwalten und sich in den Hallen zu orientieren. Generell war der Umweltschutz ein weit verbreitetes Thema – nicht nur bei den Veranstaltern sondern auch bei den Verlagen. Zum einen drehten sich viele Spiele um das Thema Ökologie – aber auch bei der Produktion selbst scheint langsam ein Umdenken stattzufinden. Natürlich gibt es immer noch viele Spiele, die mit schier unglaublichen Mengen von Material, gerne Kunststofffiguren, aufwarten können. Aber der Trend scheint tatsächlich in eine andere Richtung zu gehen. Mittlerweile wird die Produktion aus Fernost abgezogen und wieder an heimische Firmen vergeben, das Spielmaterial wird nachhaltiger und sogar bei den allgegenwärtigen Plastikverpackungen finden sich langsam Alternativen. Damit einher geht ebenfalls, dass es vieles Promomaterial nur noch in abgespeckter Form oder eben digital bekommt. Flyer sind zwar noch allgegenwärtig, aber hübsch aufgemachte Kataloge sind leider Mangelware. Letzten Endes ist dies aber Jammern auf hohem Niveau – wenn ich Informationen über ein Spiel oder ein anderes Produkt haben will, gibt es immer irgendwo einen QR-Code zu scannen.
Es war am Ende auch in diesem Jahr ein schöner, spannender, interessanter, aber auch anstrengender Messebesuch!
Und wer noch ein paar mehr Impressionen der Nürnberger Spielwarenmesse sehen möchte, wird HIER fündig!
Vielen Dank für den informativen und ausführlichen Messebericht – eine tolle Übersicht, die allen Daheimgebliebenen einen schönen Eindruck vermittelt!
Dankeschön – und sehr gerne!