Der Herr der Ringe – Reise durch Mittelerde

12.08.2019 von Marcus Pohlmann

Der Herr der Ringe - Reise durch Mittelerde

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Spieleranzahl: 1 bis 5 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Spieldauer: 60 bis 90 Minuten

Erscheinungsdatum: 23.04.2019

Sprache: Deutsch

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Der Einfluss von Tolkiens Epos auf die Medien ist noch immer enorm – auch wenn sich der Hype um die Filme mittlerweile gelegt hat. Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen Filme, Romane und Spiele (beispielsweise ein recht schickes Rollenspiel), die sich, direkt oder indirekt, auf diesen Hintergrund beziehen. Asmodee konnte sich die Rechte für ein Brettspiel sichern und schickt gleich bis zu fünf tapfere Helden gemeinsam auf Abenteuer aus. Dabei verbindet Der Herr der Ringe – Reise durch Mittelerde wieder ein traditionelles Brettspiel mit der Unterstützung durch einen digitalen Spielleiter. Ein Konzept, das der Verlag schon mehrfach genutzt hat.

Was steckt drin?

Der Reise-Spielplan, auf dem sich das Gros des Geschehens abspielt, besteht aus 22 doppelseitig bedruckten Teilen. Jedes Teil hat eine unterschiedliche Form und setzt sich aus einer variablen Anzahl von Hexfeldern zusammen. Aufgedruckt sind verschiedene Geländemerkmale, beispielsweise Wälder, Flüsse oder Höhlen. Auch einsame Bauernhöfe, Ruinen und magische Steinkreise finden sich auf dem Plan. Zwei, ebenfalls doppelseitige Schlacht-Spielpläne kommen in manchen Kapiteln zum Einsatz. Für den Schlachtplan gibt es verschiedene Papp-Marker, um beispielsweise Gruben, Mauern, Gebüsche oder Statuen darzustellen. Der Reise-Plan wird dagegen mit Bedrohungs-, Erkundungs- oder Personenmarker bestückt. Ein weiteres Augenmerk liegt natürlich auf den Figuren in der Schachtel.

Die tapferen Helden

Die tapferen Helden

Bei 25 davon handelt es sich um Gegner, beispielsweise menschliche Banditen, Orks, Warge oder gar einen Troll. Für die Spieler stehen sechs Charaktere zur Auswahl. Neben den bereits bekannten Gimli, Legolas, Frodo und Aragorn kommen die Bardin Elena und die Kundschafterin Beravor hinzu. Jeder Charakter wird durch eine Figur und eine Heldenkarte dargestellt. Auf dieser Karte findet sich neben einer Illustration auch eine Übersicht über die Attributswerte (Körperkraft, Weisheit, Beweglichkeit, Wille, Scharfsinn), Sonderregeln und die Hintergrundgeschichte.

Hinzu kommen eine Reihe von Karten, die die speziellen Eigenschaften des Charakters und seine Rolle innerhalb der Gruppe wiederspiegeln. Beinahe 340 dieser kleinformatigen Karten gehören zum Spielmaterial. Hier gibt es noch weitere Kategorien, beispielsweise Schaden, Furcht und Schwäche die negativen Auswirkungen auf die Charaktere darstellen. Viele Ausrüstungsgegenstände und Karten mit unterschiedlichsten Fertigkeiten und Belohnungen erleichtern dagegen den Spielern das Abenteuer. So ist es den Spielern möglich, ihre Charaktere bis zu einem gewissen Grad individuell auszugestalten. Ein 16seitiges Regelheft gibt eine Übersicht der wichtigsten Abläufe, das doppelt so starke Referenz-Handbuch geht detailliert auf das Spielgeschehen ein.

Die Schergen des Magiers

Die Schergen des Magiers

Außerdem ist zum Spielen zwingend eine App erforderlich. Diese übernimmt außer der Rolle des Spielleiters auch verschiedene Verwaltungsaufgaben. Herunterladen lässt sich die App für verschiedene Mobilgeräte kostenlos, auch an eine PC-Version haben die Entwickler gedacht.

Wie wird’s gespielt?

Vor Spielbeginn müssen die Spieler die Kampagne „Knochen von Arnor“ und den Schwierigkeitsgrad auswählen. Nun entscheiden sie sich für ihre Charaktere, nehmen Figuren und Heldenkarten, sowie die Startausrüstung und die Fertigkeitskarten. Außerdem wird jedem Charakter eine Rolle innerhalb der Abenteurergruppe zugeordnet. So übernimmt einer beispielsweise die Aufgaben eines Meisterdiebs, während ein anderer als Wächter für den Schutz seiner Mitreisenden verantwortlich ist. Auch für jede Rolle gibt es eine Anzahl von Fertigkeitskarten. Sind diese Vorbereitungen abgeschlossen, liefert die App die Einleitung zum jeweiligen Szenario, erklärt den Spielern ihre Aufgaben und macht Angaben zum Aufbau des Spielplans. Eine Spielrunde besteht dabei aus drei Phasen.

Das Intro

Das Intro

In der Aktionsphase kann jeder Spieler mit seinem Charakter in der Regel zwei Aktionen ausführen. Dabei darf er aus drei verschiedenen Handlungsmöglichkeiten wählen. Er hat die Möglichkeit sich bis zu zwei Felder weit zu bewegen, dabei kann die Bewegung für eine zweite Aktion unterbrochen werden. Ein Spieler kann mit einer Aktion auch Gegner in Reichweite angreifen. Dazu wählt er eine Waffe aus und deckt eine Anzahl Fertigkeitskarten entsprechend seinem Kampfwert auf. Je nach Anzahl und Art der aufgedruckten Symbole verursacht der Charakter Schaden bei den Gegnern.

Der erzielte Schaden wird in der App eingegeben – welche die restliche Verwaltung übernimmt. Wird der Charakter seinerseits von Monstern angegriffen, kommt der gleiche Mechanismus zum Tragen, diesmal allerdings in Bezug auf Rüstung und Schadensvermeidung. Erleidet die Figur geistigen oder körperlichen Schaden, muss der Spieler eine entsprechende Karte aufdecken und abhandeln. Als letzte Aktion gibt es die Möglichkeit, mit den Markern auf dem Reise-Plan zu interagieren.

Der richtige Spielplan

Der richtige Spielplan

Auch hier übernimmt die App die Verwaltung, liefert einen Text und stellt den Spieler gelegentlich vor eine Aufgabe oder Entscheidung. Proben werden ähnlich einem Kampf abgehandelt – der Attributswert bestimmt die Anzahl der aufgedeckten Karten und die Anzahl der Erfolge beeinflusst das Ereignis. Anschließend ist der nächste Spieler mit seinen beiden Aktionen an der Reihe. Für erfolgreich bestandene Kämpfe oder Aufgaben gibt es Wissens-, Erfahrungs- und Inspirationspunkte. Diese können genutzt werden, um Sonderfähigkeiten zu aktivieren, Gegenstände aufzuwerten, Erfolge zu kaufen oder neue Fertigkeiten zu erlernen.

Haben alle Spieler ihren Zug abgeschlossen, folgt die Schattenphase. Diese Phase wird komplett durch die App gesteuert. Die Spieler werden dabei angewiesen, Monster zu bewegen und eventuell mit diesen anzugreifen. Befinden sich Figuren auf bestimmten Felder, oder machen Spielereignisse dies erforderlich, erleiden die Charaktere Furcht, was ähnliche Auswirkungen wie Schaden haben kann. Schließlich steigt in dieser Phase auch die Bedrohung durch die bösen Kräfte von Mittelerde an. Dies kann zu weiteren Ereignissen führen und erschwert die Aufgabe der Spieler.
In der letzten Phase bereiten die Spieler ihre Karten für die neue Runde vor und können so bis zu vier Fertigkeitskarten nutzen.

Niemals die Gruppe aufteilen!

Niemals die Gruppe aufteilen!

Gelingt es den Spielern, alle Aufgaben zu erfüllen, bevor ihr Rundenlimit (in Form der Bedrohungsleiste) abgelaufen ist, gewinnen sie das Szenario. In diesem Fall bekommen sie bestimmte Belohnungen und haben die Möglichkeit, ihre Ausrüstung zu verbessern. Scheitern sie jedoch, hat dies meist negative Auswirkungen. In jedem Fall schließt sich daran das nächste Szenario der Kampagne an. Besiegen die Spieler den Endgegner im letzten Kapitel, haben sie die Kampagne gewonnen und Mittelerde vor einer weiteren Bedrohung bewahrt.

Kann das Spiel was?

Wie schon bei Villen des Wahnsinns demonstrieren Asmodee hier die gelungene Symbiose eines Brettspieles mit der digitalen Unterstützung durch eine App. Diese übernimmt nicht nur die Rolle des Spielleiters, sondern liefert einen stimmigen Soundtrack und kümmert sich um die Verwaltung der Nichtspielercharaktere. Die zwölf Kapitel konzentrieren sich nicht nur auf den Kampf, sondern auch auf die Erforschung des Spielfeldes. Neben dem Hauptplot gibt es immer wieder (zufällige) Nebenquesten, beispielsweise gilt es, entlaufene Schafe zu finden, einem Adler zu helfen oder Kräuter einzusammeln. Ereignisse wie Unwetter oder Erdbeben machen den Charakteren zusätzlich das Leben schwer. Aber es ist vor allem der Zeitdruck, der häufig zum Scheitern einer Mission führt.

Der Endgegner wartet

Der Endgegner wartet

Die Dauer der einzelnen Kapitel variiert stark, bei den umfangreicheren Karten können es auch gerne zwei Stunden  oder mehr sein. Der Schwierigkeitsgrad ist auf der niedrigeren der beiden Stufen bereits recht knackig. Dabei erinnert Der Herr der Ringe – Reise durch Mittelerde weniger an ein Brettspiel oder einen Dungeon-Crawler, sondern viel mehr an ein „richtiges“ Rollenspiel. Die Interaktion mit Nichtspielercharakteren und der Umgebung stehen häufig im Vordergrund – gelegentlich müssen sogar moralische Entscheidungen getroffen oder Rätsel gelöst werden. Auch die Charakterentwicklung ist recht detailliert und ermöglicht eine Anpassung auf den jeweiligen Spielstil. Der Tolkien-Hintergrund ist stimmig umgesetzt, allerdings wäre es mir lieber gewesen, die Autoren hätten auf „bekannte“ Charaktere verzichtet.

Das Spielmaterial ist umfangreich und hochwertig. Die Illustrationen passen gut zur Thematik und folgen im Stil den anderen Herr der Ringe-Publikationen des Verlags. Die Teile des Reise-Spielplans sind zwar verhältnismäßig klein, aber die Details lassen sich gut erkennen. Bei einigen Szenarien ist der Platzbedarf jedoch enorm. Erschwerend kommt hinzu, dass die Spieler zu Beginn selten wissen, in welche Richtung der Plan gebaut wird. Hier eine Lösung zu finden, ohne ständig sämtliche Plan-Teile zu verschieben, ist schwierig. Wichtig ist es, die Karten sauber voneinander zu trennen – dies erspart viel Zeit, die sonst mit Sucherei verschwendet würde. Auch hilft es, wenn die Spielplanteile sortiert sind, um die Wartezeiten überschaubar zu halten. Hier hat sich beim Spielfeldaufbau eine Arbeitsteilung unter den Spielern bewährt.

Der durchoptimierte Elf

Der durchoptimierte Elf

Auch an der App gibt es wenig auszusetzen: Musik und Grafik sind gut, auch die raren Soundeffekte tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei. Die Texte sind kurz, bringen aber das Geschehen gut auf den Punkt. Bei der deutschen Version haben sich einige Fehler eingeschlichen, zumeist handelt es sich dabei um englische Begriffe, die nicht übersetzt wurden. Dies wird wahrscheinlich beim nächsten Update behoben. Mit „Jagd nach der Feuerkrone“ ist bereits eine zweite Kampagne verfügbar, allerdings muss diese gesondert gekauft werden. Mit Schurken von Eriador ist zudem eine kleine Erweiterung erschienen

Die beiden Regelhefte sowie einen Erklär-Video kann man sich auf der Homepage von Asmodee anschauen. Dort gibt es auch die Links zur Spiele-App.

Der Herr der Ringe – Reise durch Mittelerde spricht die Rollenspiel-Fans unter den Brettspielern an und bietet ihnen ein wirklich gelungenes Spielerlebnis.

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