Terror Americana

14.03.2019 von Marcus Pohlmann

H.P. Lovecrafts Cthulhu - Terror Americana

Kategorie:

Autor: ,

Zeichner: , , ,

Entwickler:

Verlag / Publisher:

Genre: ,

Serie:

Erscheinungsdatum: 02.07.2018

Sprache: Deutsch

Bei Amazon bestellen

Pegasus Press haben vor einiger Zeit einen Band mit drei Abenteuern für das Cthulhu-Rollenspiel veröffentlicht, die sich (zumindest dem Titel nach) vor heimischen Hintergrund abspielen. Mit Terror Americana erscheint nun ein Band, der die Spieler nach New York und Neu-England, das klassische „Lovecraft-Country“, führt. Das 80 Seiten starke Softcover enthält zwei Abenteuer für die 1920er Jahre.

Um was geht es?

Das mit knapp 30 Seiten Umfang kürzere der beiden Abenteuer trägt den etwas sperrigen Titel „Gottes Werk und Mi-Gos Beitrag“. Natürlich eine Anspielung auf den Film aus dem Jahr 1999 mit Tobey Maguirre, beziehungsweise den ursprünglichen Roman von John Irving. Angesiedelt ist der Hauptteil des Abenteuers im New York der 1920er Jahre. Als Einstieg dient den Spielern der Überfall auf die Mutter eines der Charaktere. Die Suche nach dem Täter und den Hintergründen führt die Spieler quer durch die Stadt. Dabei machen die Investigatoren die Bekanntschaft einer ganzen Reihe von merkwürdigen, zwielichtigen und auch bemitleidenswerten Personen, während sie die verschiedenen Puzzlestücke zusammensetzen. Ohne dabei zu viel zu verraten spielen die bereits im Titel erwähnten Außerirdischen natürlich auch eine Rolle im Plot.

Das zweite Abenteuer „Blackwater Creek“, angesiedelt im Spätsommer 1926, ist dagegen deutlich umfangreicher ausgefallen. Ort der Handlung ist das ländliche Massachusetts, vor allem das im Titel erwähnte Dorf und dessen Umgebung. Die Spieler haben hier mehrere Einstiegsmöglichkeiten, beispielsweise als Angestellte der Miskatonic Universität oder als Alkoholschmuggler. Das Abenteuer folgt keiner festen Struktur, sondern listet Orte, Personen und Ereignisse auf, die eine Rolle spielen. Die Investigatoren sind im Zuge ihrer Nachforschungen recht frei und können unterschiedlichen Ansätzen folgen: ein verschwundener Professor, das merkwürdige Verhalten der lokalen Fauna, der Verbleib einer alten Dame, die misstrauischen Schwarzbrenner oder die seltsamen Predigten des Dorfvorstehers. Daraus ergeben sich auch für den Ausgang des Abenteuers eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Konzipiert als „One-Shot“ liefern die Autoren zudem noch sechs vorgefertigte Charaktere mit.

Gehört der Band in die Sammlung?

Bei „Gottes Werk und Mi-Gos Beitrag“ nimmt der Titel bereits die wichtigsten Punkte des Plots vorweg. Den persönlichen Bezug zum Charakter eines Spielers empfinde ich als etwas kritisch, so dass diese Rolle ein erfahrener Spieler übernehmen sollte. Auch die Story selbst eignet sich nicht unbedingt für jede Spielrunde. Zum einen ist die Abtreibungs-Thematik an sich nicht unproblematisch, zum anderen sind einige der Szenen recht heftig. Ein Großteil des Abenteuers besteht aus traditioneller Ermittlungsarbeit und dem Zusammenfügen von vielen kleinen Hinweisen. Der Mythos-Bezug kommt erst gegen Ende wirklich zum Tragen – dafür dann aber recht massiv. Das Abenteuer lässt sich problemlos und mit nur wenigen Änderungen in praktisch jede andere Großstadt und Epoche verlegen. Auch einer Integration in eine größere Kampagne spricht nichts entgegen.

„Blackwater Creek“ ist dagegen enger an örtliche und zeitliche Vorgaben gebunden, lässt aber in spielerischer Hinsicht den Investigatoren viele Freiheiten. Wie die Spieler vorgehen und welche Entwicklung das Abenteuer nimmt, ist hier völlig offen. Der Plot verknüpft einige „klassische“ Elemente aus Lovecrafts Geschichten und es ist ausgesprochen wahrscheinlich, das die Charaktere kein gutes Ende nehmen. Neben Ermittlungsarbeit bietet das Abenteuer (potentiell) wilde Feuergefechte mit Gangstern und Kultisten, die Konfrontation mit Mythos-Kreaturen – oder eben eine gänzlich andere Vorgehensweise. Ausführliche Beschreibungen und gelegentliche Hinweise im Text erleichtern dem Spielleiter die Leitung des Abenteuers.

Das erste Abenteuer greift auf zeitgenössische Fotografien zurück, die die Atmosphäre deutlich unterstützen. Zusammen mit den Handouts und den gezeichneten Karten ergibt sich dadurch ein gewohnt stimmiger Gesamteindruck. Einzig die Frage, wie eine New Yorker Nonne an eine in Stuttgart gedruckte Bibel kommt wird nicht beantwortet. „Blackwater Creek“ setzt dagegen komplett auf Illustrationen. Auch hier sind die Szenen gut getroffen und liefern dem Spielleiter eine Inspiration für die einzelnen Szenen. Dagegen wirken die gezeichneten Porträts der Charaktere unpassend. Hier hätte ich mit ebenfalls wieder Fotos gewünscht.
Das, komplett einfarbige, Layout ist wie gewohnt einfach und funktionell gehalten. Bilder und Texteinschübe ergänzen den eigentlichen Text und lockern ihn dabei zugleich auf. Die Hand-Outs geben den Spielern zudem etwas „Handfestes“ für ihre Ermittlungen. Schließlich liefert Mark Freier wieder ein sehr stimmiges, finseteres Titelbild ab.

Bei Pegasus Press bekommt der Leser mehr Informationen zum Band und kann sich, vorbildlich, die Hand-Outs zu den beiden Abenteuern herunterladen.

Die beiden Abenteuer in Terror Americana sind thematisch und spielerisch völlig unterschiedlich, dennoch funktionieren beide gut. Angesichts des günstigen Preise kann der Spielleiter hier blind zugreifen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert