Shadowrun: Iwans Weg

19.04.2018 von Marcus Pohlmann

Shadowrun: Iwans Weg

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ISBN: 978-3957891723

Format: Softcover

Seiten: 345

Preis: 12,95

Erscheinungsdatum: 02.04.2018

Sprache: Deutsch

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Lange hat es gedauert, bis die Leser wieder einen Shadowrun-Roman in den Händen halten konnten, der in der heimischen ADL, dem Deutschland der 2070er, spielt. Pegasus Press, die vor einiger Zeit bereits das dazugehörige Cyberpunk-Rollenspiel veröffentlicht haben, bringen nun auch den Roman von David Grade auf den Markt. Iwans Weg nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Schatten von Dortmund im Jahre 2078.

Ein Großteil des 344seitigen Romans teilt sich in zwei Handlungsstränge auf. Der erste davon beginnt im Januar 2077 und folgt der Hauptperson Iwan Ogilvy, einem Jungen aus der Dortmunder Nordstadt, einem von Gangs kontrollierten, heruntergekommen Viertel. Iwan lebt zusammen mit seinem alkoholkranken Vater – die Mutter ist schon vor Jahren unter ominösen Umständen verstorben. Sein Weg aus dem Slum ist ein Stipendium einer örtlichen Hochschule, dass sich der 17jährige mit Talent, Fleiß und Beharrlichkeit erarbeitet hat. Durch eine Lappalie verliert er jedoch sein Stipendium und damit auch seine einzige Möglichkeit das Elend der Nordstadt hinter sich zu lassen. Seinen Selbstmordversuch verhindert die Fee Mae, die zusammen mit ihren Schutzgeistern in einer Dortmunder Brache, einer Art Niemandsland, haust. Die beiden werden ein Paar und bauen sich so etwas wie ihre kleine Oase im Großstadtdschungel. Leute, die ihrem Refugium zu nahe kommen tötet Mae und Iwan macht anschließend alles Verwertbare zu Geld. Mae wird schwanger und bringt schließlich ihre Tochter Caliban zur Welt.
Der zweite Erzählstrang setzt ziemlich genau ein Jahr später, im Dortmunder Hafen, ein und behandelt mehrere Personen, deren Leben für die Geschichte eine weitere Bedeutung haben. So beispielsweise Rhoslyn, einen alten Krieger aus dem Feenreich, auf der Suche nach seiner Tochter Mae. Dabei geht er wenig zimperlich vor und tötet oder foltert praktisch jeden, der seinen Weg kreuzt. Auf diese Weise trifft er Sascha, einen ehemaligen Schattenläufer, der sich mit einer kleinen Sicherheitsfirma eine Existenz aufgebaut hat. Dieser bekommt wiederum von einem Herrn Schmidt den Auftrag, ihm den Kopf der Fee Mae zu bringen. Um die Sache weiter zu verkomplizieren ruft das Erscheinen der beiden Feen auch das Interesse zweier Mega-Konzerne, Saeder-Krupp und der Evo-Corporation, auf den Plan.
Zwischendurch erfährt der Leser, was mit Iwans Mutter passiert ist, bekommt einen Einblick in das Verhältnis von Mae und Rhoslyn, lernt das Leben im Dortmund des Jahres 2078 besser kennen und macht Ausflüge in Schattenkliniken, Bodyshops und Konzernenklaven.
Der letzte Teil und Höhepunkt des Romans ist schließlich dem Zusammentreffen aller Charaktere und mehreren Schattenläufen vorbehalten. Diese führen zu einem erschreckend hohen Body-Count, doch zumindest gibt es so etwas wie ein Happy-End für Iwan, aber auch für Mae – nur ganz anders, als es der Leser erwartet.
Im Nachwort liefert der Autor, wenig überraschend ein Dortmunder, einige Informationen zur Entstehung des Romans und zur eigenen Biografie. Daneben gibt es, für Leser die mit dem Shadowrun-Hintergrund bisher wenig Berührung hatten, eine sehr kurze Zusammenfassung der Sechsten Welt und ein Glossar mit gängigen Begriffen, die häufig genutzt werden.

David Grade beschert dem Leser mit Iwans Weg einen, im durchaus positiven Sinne, typischen Shadowrun-Roman: Abgehalfterte Shadowrunner, Herr Schmidts, Magie, Verrat, Matrix-Ausflüge und allgegenwärtige Großkonzerne – sogar die gern genutzten Gedächtnisverluste sind dabei. Dazu ist der Plot spannend und durchdacht – soweit das in einer mit Magie und Technik vollgestopften Welt machbar ist. Gelegentlich passen einige Dinge zwar viel zu gut zusammen, was letzten Endes der Geschichte aber keinen Abbruch tut. Der Erzählstil ist angenehm, die häufigen Tempowechsel sorgen für Abwechslung beim Lesen und sämtliche Charaktere sind zumeist plausibel gezeichnet. Die, wie ich finde, große Stärke des Romans sind jedoch die Details und das Dortmunder Lokalkolorit, das der Autor dem Leser näher bringt. So entsteht ein sehr plastisches Bild des Hintergrundes und der darin agierenden Personen und ihrer Lebensumstände. Was ich dagegen sehr schade finde, ist die Art wie manche Charaktere, die durchaus interessant eingeführt und aufgebaut werden, in wenigen Worten wieder aus der Story verschwinden. Grade am Ende der Geschichte tritt dies gehäuft in Erscheinung und hinterlässt – zumindest bei mir – einen etwas faden Beigeschmack. Alles in allem zelebriert David Grade hier zwar kein literarisches Hochamt, liefert aber dafür einen sehr unterhaltsamen, gut geschriebenen Roman, der sich stimmig in den Hintergrund der Spielwelt einfügt.
Mehr Informationen zum Roman und zu Shadowrun findet sich auf der Homepage von Pegasus.

Mit Iwans Weg bekommt der Leser eigentlich alles, was er von einem gelungenen Shadowrun-Roman vor heimischer Kulisse erwarten kann. Bleibt nur zu hoffen, dass Pegasus Press den Kurs beibehält und diesem Band noch einige weitere folgen lässt. Die nächsten Romane stehen zumindest schon in den Startlöchern.

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