Kategorie: Rollenspiel
Autor: Dominic Hladek, Mike Mason
Zeichner: Mark Freier
Entwickler: Chaosium, Pegasus Press
Verlag / Publisher: Pegasus Press
Genre: Historisch, Horror
Serie: H.P. Lovecrafts Cthulhu
Erscheinungsdatum: 15.02.2018
Sprache: Deutsch
Zwei Phänomene nahmen in den USA in den 1920er Jahren ihren Anfang und haben die Gesellschaft nachhaltig geprägt – sogar noch bis zum heutigen Tag: die aufblühende Filmindustrie und das organisierte Verbrechen. Genau um diese Themen drehen sich die beiden Szenarien, die Pegasus Press in ihrem Abenteuer-Band für das Horror-Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu veröffentlichen. In Stummer Schrecken werfen die Investigatoren einen Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik und treten in die Dienste eines Gangstersyndikates.
Diese Rezension geht zwar nicht übermäßig ins Detail was die Handlung angeht, dennoch lassen sich einige Hinweise zum Plot nicht ganz vermeiden. Daher sollten potentielle Spieler lieber an dieser Stelle aufhören weiter zu lesen.
„Blende und Abgang“ von Dominic Hladek führt die Spieler direkt nach Hollywood, das Herz des Filmbooms. Den Anstoß dafür liefert 1927 eine Vorführung von „Der Wunderdoktor“, dem erfolgreichen Comeback des in Ungnade gefallenen Filmstars Peck Perkins. Dieser verstirbt kurz darauf unter mysteriösen Umständen und die Investigatoren erhalten von der Ex-Frau des Verstorbenen den Auftrag, entsprechende Nachforschungen anzustellen. Rasch ergeben die Ermittlungen, das Perkins nicht der einzige tote Schauspieler ist, dessen Verscheiden einige Fragen aufwirft. Die Spur führt über den Nachlass des Verstorbenen in ein verlassenes Filmstudio, zu Dreharbeiten ins Death Valley und schließlich zu einem auserwählten Kreis Filmschaffender, die bereit sind, für Ruhm und Erfolg buchstäblich über Leichen zu gehen.
Chaosium-Hausautor Mike Mason schickt anschließend die (vorgefertigten) Investigatoren von den glitzernden Lichtern Hollywoods in die eher düsteren Gassen von Arkham im Jahre 1922. In „Zahltag“ sollen sie für den aufstrebenden Gangsterboss O’Leary einen kleinen Gefallen erledigen. Der Einbrecher „Sticky“ Jack hat einige Dinge gestohlen, ohne dabei die fällige Gebühr an das Syndikat zu entrichten. Die Charaktere sollen den Dieb, seine Auftraggeber und die gestohlenen Gegenstände finden und zu ihrem Boss bringen. Dieser, eigentlich unkomplizierte, Auftrag führt die Charaktere durch Flüsterkneipen, in Gotteshäuser und zu merkwürdigen Sektierern. Alle diese Spuren führen schließlich zu dem Dieb selbst – wie sich dort herausstellt, war der Diebstahl jedoch gleich mehrere Nummern zu groß für Jack.
Bei beiden Abenteuern liefern Pegasus Press eigentlich alles, was Spielleiter und Spieler von H.P. Lovecrafts Cthulhu erwarten (und natürlich schätzen): uralte Artefakte, mysteriöse Kulte, abscheuliche Mythos-Kreaturen und verbotene Bücher. Sowohl bei „Blende und Abgang“ als auch in „Zahltag“ geht es in erster Linie um Recherchearbeit und die Aufdeckung der Machenschaften von, im Hintergrund agierender, Schurken. Während das eine Abenteuer dabei verstörende, surreale Passagen aufweist, ist das andere, vom Finale einmal abgesehen, eine solide, teils handfeste, Gangstergeschichte. Die jeweiligen Themenhintergründe sind sehr stimmig umgesetzt und liefern für den Spielleiter darüber hinaus Ideen, die anderweitig genutzt werden können. Eine Anpassung an andere Zeiten und Orte oder eine Integration in eine Kampagne ist dabei relativ problemlos möglich; so könnte die Handlung des ersten Abenteuers beispielsweise in die Berliner Ufa-Studios verlegt werden.
Die Aufmachung des Bandes ist, wie nicht anders gewohnt, rundweg gelungen, mit gut recherchiertem Hintergrund, atmosphärischen Handouts und zahlreichen Bildern. Während „Blende und Abgang“ dabei historisches Bildmaterial nutzt, greift „Zahltag“ vollständig auf Illustrationen zurück. Ich persönlich bevorzuge dabei die Fotografien, aber auch an den Zeichnungen gibt es rundweg gar nichts auszusetzen.
Wie üblich liefert der Verlag auf seiner Homepage die Handouts und weiteres Material zu diesem Band als Download.
Mit Stummer Schrecken bekommt der Spielleiter zwei recht unterhaltsame, spannende und liebevoll aufgemachte Abenteuer zu einem ausgesprochenen günstigen Preis.