Spukstaben

27.11.2020 von Marcus Pohlmann

Spukstaben

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Spieleranzahl: 1 bis 4 Spieler

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Spieldauer: ca. 20 Minuten

Erscheinungsdatum: 22.10.2020

Sprache: Deutsch

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Als ich vor vielen Jahren meine Ausbildung als Schriftsetzer gemacht habe, durfte ich noch mit Setzkasten und Bleilettern hantieren. Seinerzeit hatte ich immer vermutet, dass die Buchstaben ein Eigenleben entwickeln. Nie waren sie in dem Fach zu finden, in das sie gehörten. Spukstaben von Moritz Dressler bestätigt nun meinen Verdacht – müssen doch hier bis zu vier Spieler gemeinsam verhindern, dass die Bleilettern wie von Geisterhand aus der Druckerei verschwinden. Veröffentlicht wird das Spiel von NSV, die bereits mehrfach mit dem Autor zusammen gearbeitet haben.

Was steckt drin?

Um den Rand der quadratischen Schachtel herum befindet sich die Kurzanleitung des Spiels, im Innern liegen ein Wertungsblock und vier kleine Bleistifte mit Radiergummi. Zehn weiße Holzquader (die Spuksteine), eine Sanduhr mit ca. 60 Sekunden Laufzeit und drei Raumkarten gehören ebenfalls zum Spielmaterial. Im Kern besteht das Spiel jedoch aus den 55 quadratischen Spukstabenkarten. Auf diesen finden sich einzelne Buchstaben, aber auch Kombinationen aus zwei Lettern. Daneben gibt es auf jeder Karte eine Spukkraftleiste, einige haben zudem einen Soforteffekt. Sie starten beispielsweise in einem anderen Raum oder bringen eine weitere Karte mit. Schließlich gibt es noch Karten, bei denen die Spieler Bedingungen erfüllen müssen. So benötigt das gebildete Wort eine bestimmte Länge oder muss über festgelegte Buchstabenkombinationen verfügen. Die 16seitige Anleitung vervollständigt das Spielmaterial.

Wie wird’s gespielt?

Zur Spielvorbereitung erhält jeder Spieler ein Blatt vom Wertungsblock und einen Stift. Die gemischten Spukstabenkarten werden als Nachziehstapel bereitgelegt – dies ist der Setzraum. Rechts daneben kommen in einer Reihe die Raumkarten für die Presse, das Büro und die Tür. Spuksteine und Sanduhr liegen in greifbarer Nähe.

Keine dankbare Ausgangssituation

Keine dankbare Ausgangssituation

Jede der zehn Spielrunden teilt sich in vier Phasen auf, die nacheinander durchlaufen werden. Zu Beginn jeder Runde kommen neu Spukstabenkarten hinzu – in der ersten Runde sechs Stück. Danach richtet sich die Anzahl nach der Angabe auf dem Wertungsblock und variiert zwischen eins und drei. Die Karten starten meist im Setzraum (unterhalb des Nachziehstapels), gelegentlich aber auch in anderen Räumen. Kommt eine Karte neu hinzu, wird ein Marker auf der Spukkraftleiste platziert. In der zweiten Phase haben die Spieler eine Minute Zeit, ein Wort auf ihrem Wertungsblock zu notieren, das möglichst viele der aufgedeckten Spukstabenkarten nutzt. Die Spieler müssen ihre jeweiligen Worte dabei vor den Mitspielern geheim halten und dürfen in dieser Phase nur sehr eingeschränkt miteinander kommunizieren.

Ist die Zeit abgelaufen, gilt es, die Spukstaben zu „erschrecken“. Dabei liest jeder Spieler sein gewähltes Wort vor, doppelte Wortnennungen gelten nicht. Für korrekt verwendete Buchstaben wird der Marker auf der jeweiligen Spukkraftleiste ein Feld nach unten gezogen. Erreicht der Spukstein das Ende der Leiste, wird die Karte aus dem Spiel entfernt und der Marker kehrt zurück in den Vorrat. In der letzten Phase flüchten alle Spukstaben einen Raum weiter. Ziehen sie dabei aus dem Raum mit der Tür, sind sie entkommen und gehen auf den entsprechenden Ablagestapel.

Die Geister, die ich rief

Die Geister, die ich rief

Die letzte Runde weicht ein wenig von diesem Ablauf ab. Hier suchen alle Spieler gemeinsam ein Wort, das möglichst viele Buchstaben nutzt. Alle Spukstaben, die nicht erfolgreich erschreckt werden, kommen anschließend auf den Ablagestapel, unabhängig von ihrem jeweiligen Raum.
Am Ende der Partie erhalten die Spieler 15 Punkte, von denen die Anzahl der entkommenen Spukstaben abgezogen wird. Zudem gibt es Bonuspunkte, beispielsweise für den Verzicht von Markern oder das schnelle Lösen des Spiels. Am Endergebnis können sie ablesen, wie erfolgreich sie waren.

Kann das Spiel was?

Selbst wenn ich von meinem ganz persönlichen Bezug zum Spielhintergrund absehe, ist Spukstaben ein durchaus gelungener Vertreter dieses Spielegenres. Gleich mehrere Faktoren machen dabei den Reiz aus. Zum einen ist dies der Zeitdruck – die Spieler müssen den Spukstaben möglichst häufig nutzen, um Minuspunkte zu vermeiden. Die streng reglementierte Kommunikation unter den Spielern macht dieses Unterfangen deutlich schwerer. Das schränkt den kooperativen Aspekt jedoch nicht ein. Man muss lediglich umdenken und vielleicht ein wenig einschätzen, in welche Richtung die Mitspieler tendieren. Einfache, kurze Begriffe können ebenso wie exotische Worte genutzt werden – meist führt eine Kombination zum Erfolg. Dadurch eignet sich das Spiel sowohl für Familienrunde oder auch reine Kinder- oder Erwachsenengruppen haben ihren Spaß. Auch für Solospieler funktioniert Spukstaben gut, verliert aber ohne den kooperativen Aspekt etwas an Reiz. Die Regeln verhindern „kreative“ Wortschöpfungen – im Zweifelsfall hilft ein Wörterbuch.

Ich vermisse meine Spielerunde

Ich vermisse meine Spielerunde

Die Illustrationen lassen auf ein Kinderspiel schließen, und sind schmückendes Beiwerk. Die wichtigen Angaben auf den Karten sind gut und einfach zu erkennen – was bei dem Zeitdruck notwendig ist. Über die Qualität des Inhaltes lässt sich nichts Negatives sagen. Die Karten sind auf einem stabilen, griffigen Material gedruckt und die Stifte erfüllen ihren Zweck. Die Laufzeit der Sanduhr liegt bei (handgestoppten) 54 Sekunden, was etwas knapp werden kann. Die Anleitung erklärt die Abläufe sehr ausführlich und mit vielen bebilderten Beispielen. Vor allem die Anmerkungen zu den nutzbaren Worten und möglichen Sonderfällen sind umfassend und lassen keinerlei Fragen offen.

Auf ihrer Verlagshomepage bieten NSV einen tieferen Einblick ins Spielgeschehen. Darüber hinaus gibt es die Anleitung als Download, ein Erklärvideo und die Solo-Variante als Online-Spiel.

Spukstaben ist ein wirklich gelungenes Spiel für alle, die gerne mit Worten und Buchstaben jonglieren – verpackt in einen (besonders für mich) recht ansprechenden Hintergrund.

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