Scheibenwelt – Ankh-Morpork

09.10.2011 von Marcus Pohlmann

Scheibenwelt - Ankh-Morpork

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Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Spieldauer: ca. 60 Minuten

Erscheinungsdatum: 01.10.2011

Sprache: Deutsch

Die, von dem britischen Autor Sir Terry Pratchett geschaffenen, Romane um die fantastische Scheibenwelt haben sich weltweit unzählige Male verkauft und auch eine unübersehbare Menge an weiteren Produkten nach sich gezogen. So gibt es Comics, Figuren, Kalender, Filme und Computerspiele. Um das Ganze abzurunden veröffentlicht der renommierte Spiele-Verlag KOSMOS mit Scheibenwelt – Ankh-Morpork nun auch ein Brettspiel, bei dem die Spieler um die Kontrolle in dieser traditionell chaotischen Stadt ringen.

Wie eigentlich immer beim Öffnen einer neuen Spieleverpackung gilt das erste Interesse dem Spielmaterial. Hier wird der Blick des neugierigen Spielers sogleich auf die großformatige, in zwölf Bezirke aufgeteilte, Karte der Stadt Ankh-Morpork gelenkt. Zahlreiche Holzpöppel in verschiedenen Formen und Farben gehören ebenso zur weiteren Ausstattung und stellen die Handlanger der Spieler, Gebäude, Trolle und Dämonen dar. Ergänzt wird das Spielmaterial durch einige Ankh-Morpork-Dollar aus Pappe, einen zwölfseitigen Würfel, vier Übersichtsblätter und die achtseitige Anleitung. Dazu gesellen sich noch drei verschiedene Arten von Karten: die sieben Charakterkarten, von denen sich jeder Spieler zu Beginn eine verdeckt ziehen muss, bestimmen die jeweiligen Siegbedingungen. So muss der Spieler des Patriziers beispielsweise seine Handlanger in möglichst vielen Bezirken der Stadt stationieren, der Troll Chrysopras muss 50 $ ansammeln oder Kommandeur Mumm gewinnt das Spiel wenn die letzte Ereigniskarte aufgedeckt wird. Die zwölf Ereigniskarten sorgen für Turbulenzen im Spielablauf, so können mysteriöse Morde ganze Stadtviertel entvölkern, eine Dämonenhorde die Stadt in Aufruhr versetzen oder eine Feuersbrunst die Gebäude auf dem Spielfeld vernichten. Schließlich gibt es dann noch die rund hundert Aktionskarten, die den eigentlichen Kern der Spielmechanik bilden. Illustriert mit zahlreichen bekannten Scheibenwelt-Persönlichkeiten oder -Örtlichkeiten und aufgeteilt in blaue und rote Karten werden mit ihrer Hilfe Ereignisse ausgelöst, können Handlanger eingesetzt, Gebäude errichtet, Handlanger inhumiert, Unruhen unterdrückt und Geld kassiert werden. Zudem haben die meisten Karten noch eine sehr eigene Funktion, passend zum dargestellten Charakter. So sorgt der Meuchelmörder Inigo Schaumlöffel für das Dahinscheiden eines gegnerischen Handlangers oder Hauptmann Karotte unterdrückt die Unruhen in der Stadt. Schließlich gewinnt der Spieler dem es gelingt seine bis dahin geheim gehaltenen Siegbedingungen zu erfüllen oder wenn die Ereigniskarte „Aufruhr“ das Spiel beendet.
Der Anleitung gelingt es, das Spielprinzip recht kurz zusammen zu fassen: „Ankh-Morpork ist ein relativ einfaches Spiel. Wenn du am Zug bist, spielst du eine Karte, machst was drauf steht, und füllst deine Handkarten wieder auf fünf Karten auf. Der nächste Spieler macht das Gleiche.“ Und das ist tatsächlich auch schon fast alles, was die Spieler wissen müssen. Alle weiteren Sonderregeln stehen entweder auf den Karten selbst oder den Übersichtstafeln. So versuchen die Spieler Runde für Runde ihrem Ziel näher zu kommen, verteilen ihre Handlanger in den Stadtbezirken, errichten Gebäude um einige Vorteile zu erlangen und dabei der Konkurrenz möglichst viele Steine in den Weg zu legen bis es schließlich einem Spieler gelingt seine Siegbedingungen zu erfüllen.

Es gibt genug Brettspiele, die auf großen Namen basieren aber letztendlich aus spielerischer Sicht enttäuschend sind oder denen fast jeder Bezug zur Vorlage fehlt. Martin Wallace ist es dagegen gelungen die Stimmung aus den Scheibenwelt-Romanen recht gut in ein Brettspiel zu übertragen und dieses auch noch so zu gestalten, dass es den Spielern Spaß macht. Die Regeln lassen sich tatsächlich in wenigen Sätzen zusammenfassen und auch der übrige Ablauf ist rasch erklärt, so dass einer schnellen Partie eigentlich nichts im Weg steht. Die sauber formulierte Anleitung ergänzt die kurzen Regeln mit einigen Beispielen und liefert zudem noch einen Überblick über die Funktion einiger wichtiger Karten, so dass keinerlei Fragen offen bleiben. Dadurch dass jeder Spieler nicht nur sein eigenes Ziel verfolgt sondern auch den Spielaufbau der Mitspieler stört eignet sich Ankh-Morpork nur bedingt für langfristige Planungen und ausgeklügelte Strategien. Viel eher müssen die Spieler in der Lage sein, sich auf immer neue Situationen einzustellen und auch mit suboptimalen Karten ihr Spielziel verfolgen. Das Ganze funktioniert dabei erstaunlich flüssig und macht dazu auch noch Spaß, vor allem wenn solche Karten wie „Professor für unbestimmte Studien“ oder „Die Revisoren“ den Spielverlauf komplett durcheinander wirbeln ohne dabei den Charakter des Spiels selbst zu stören. Der einzige wirkliche Kritikpunkt bezieht sich auf das Spiel mit zwei und auch eingeschränkt mit drei Spielern, da sich hier der Spielablauf sehr zäh und wenig abwechslungsreich gestaltet und zudem die Siegbedingungen einiger Charaktere nicht oder nur sehr schwer zu erfüllen sind. Sein volles Potential bietet sich daher bei vier Spielern die Spaß daran haben sich gegenseitig Knüppel zwischen die Beine zu werfen und auch keine Skrupel haben die Handlanger der Gegenseite genüsslich vom Spielbrett zu befördern. Eine Partie ist, ganz gleich mit wie vielen Personen gespielt wird, in der Regel nie länger als 90 Minuten, zumeist auch wesentlich kürzer.
Die vier Zeichner, allen voran Paul Kidby, liefern zudem eine großartige Arbeit ab und bescheren dem Spiel treffende und stimmige Illustrationen die den hervorragenden Gesamteindruck nur noch unterstreichen.

Für Scheibenwelt-Fans ein Pflichtkauf aber auch empfehlenswert für alle, die ein schnelles, hinterhältiges, chaotisches und lustiges Spiel zu schätzen wissen und für die der Spielspaß im Vordergrund steht.

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