Roll Player

15.12.2018 von Marcus Pohlmann

Roll Player

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Spieleranzahl: 1 bis 4 Spieler

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Spieldauer: 60 bis 90 Minuten

Erscheinungsdatum: 25.10.2018

Sprache: Deutsch

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Für viele Rollenspieler ist die Charaktererschaffung zu Beginn einer neuen Kampagne etwas ganz Besonderes. Mit jedem Würfelwurf nimmt der eigene Charakter mehr Gestalt an – zu den Attributen gesellen sich Fähigkeiten, Gesinnung und Ausrüstung. Schließlich kann der Spieler diese Ansammlung von Werten und Angaben mit Leben erfüllen und auf der Suche nach Abenteuern losziehen. Genau diese Phase eines Rollenspiels greift nun Roll Player vom Friedberger Verlag Pegasus Spiele auf und setzt sie als Brettspiel für bis zu vier Fantasy-Abenteurer um.

Was steckt drin?

Klassische Fantasy-Auswahl

Klassische Fantasy-Auswahl

Im Zentrum des Spiels stehen die sechs Charakter-Tableaus, auf denen praktisch das gesamte Spiel stattfindet. Zur Auswahl stehen die klassischen Fantasy-Rassen: Menschen, Elfen, Drachengeborene, Halblinge, Orks und Zwerge. Neben einem Portrait ist auf dem Tableau Raum für Gesinnung, Klasse und die Vorgeschichte des Charakters. Der Charakter selbst definiert sich über die sechs Attribute Stärke, Geschick, Konstitution, Intelligenz, Weisheit und Charisma. Bei jedem dieser Attribute werden im Spielverlauf drei Würfel platziert. Von diesen Würfel sind insgesamt 73 in der Schachtel vorhanden. Dabei handelt es sich um normale, sechsseitige Würfel, in sieben verschiedenen Farben. Dazu gehört ein Beutel, in den die Würfel gelegt werden. 60 Marker zeigen den Reichtum der Charaktere an, weitere Papp- und Holz-Marker dienen zur Anzeige verschiedener Spieleffekte. Auf über 100 Karten finden sich Ausrüstung, Vorgeschichte, Klassen und das Marktangebot, zudem sind noch Initiative- und Übersichtskarten dabei. Die 16seitige Anleitung vervollständigt das Spielmaterial.

Wie wird’s gespielt?

Die Vorbereitungen sind etwas umfangreicher ausgefallen: Jeder Mitspieler wählt ein Charaktertableau und zieht einen Würfel. Die Würfelfarbe bestimmt dabei die Klasse des Charakters, pro Farbe stehen zwei Klassen zur Auswahl. Zur Verfügung stehen zwölf verschiedene Berufe, vom Barbar über den Mönch und den Kleriker bis hin zu Magier und Dieb. Jede Klasse unterscheidet sich durch eine besondere Fähigkeit, beispielsweise erhält der Waldläufer Goldmünzen für die Nutzung einer Fähigkeit, der Barbar kann mehr Waffen einsetzen oder der Barde kann zusätzliche Gegenstände einkaufen. Außerdem ist die Verteilung der Siegpunkte am Spielende unterschiedlich. Schließlich nimmt sich jeder Spieler noch eine Karte mit der Vorgeschichte und der Gesinnung. Diese Karten bringen bei Spielende weitere Punkte. Markt- und Initiativekarten werden, abhängig von der Spielerzahl, ausgelegt. Nun zieht jeder Spieler noch einige Würfel, auch hier ist die Anzahl variabel, aus dem Beutel, wirft sie und platziert sie auf dem Charaktertableau.

Aufbau für zwei Spieler

Aufbau für zwei Spieler

Nachdem damit die Vorbereitungen abgeschlossen sind, beginnt das eigentliche Spiel. Eine Spielrunde bei Roll Player teilt sich in vier Phasen auf, die nacheinander durchlaufen werden. In der ersten Phase zieht der Startspieler Würfel aus dem Beutel, wirft diese und platziert sie auf den Initiativekarten. Die Spieler suchen sich nun der Reihe nach eine Initiativekarte aus und legen den dazugehörigen Würfel auf eines ihrer Attribute. Dabei können sie auch die Eigenschaft des Attributes nutzen, so lässt sich mit Stärke ein Würfel auf die entgegengesetzte Seite drehen, Geschick ermöglicht den Tausch von Würfeln auf dem Tableau und mit Weisheit kann ein Spieler seine Gesinnung verschieben. In der Einkaufen-Phase können die Spieler ihr Gold ausgeben um Waffen, Ausrüstungen, Fähigkeiten oder Merkmale auf dem Markt zu kaufen. Ausrüstungen geben dabei Siegpunkte, die anderen Karten ermöglichen die Modifikation von bereits ausliegenden Würfeln, bringen Gold, Punkte oder haben andere Vorteile. In der letzten Phase werden eingesetzte Fähigkeiten aufgefrischt, neue Marktkarten ausgelegt und der Startspieler für die nächste Runde wechselt.
Das Spiel endet, wenn alle Spieler ihre Attributsreihen vollständig mit Würfel gefüllt haben. Nun folgt die Endabrechnung, bei der die Spieler Siegpunkte (oder, wie es im Spiel heißt, Ansehen) erhalten. Punkte gibt es dabei für gesammelte Gegenstände, die Gesinnung, die Platzierung der Würfel auf dem Charaktertableau und Merkmale. Der Spieler mit dem höchsten Ansehen ist der berühmteste Abenteurer und gewinnt die Partie.
Die Anleitung enthält zudem noch eine ausführliche Erklärung zu verschiedenen Gegenständen, einige Spielvarianten, sowie Regeln für Solo-Spieler.

Kann das Spiel was?

Horst, der durchoptimierte soziopathische Zwergen-Barbar

Horst, der durchoptimierte Zwergen-Barbar

Der Zufallsfaktor lässt sich, wie bei allen Spielen mit Würfelbeteiligung, auch bei Roll Player nicht ganz eliminieren. Doch wird hier den Spielern ermöglicht Einfluss auf die Ergebnisse zu nehmen und sie in ihrem Sinne zu modifizieren. Die richtige Kombination von Merkmalen und Fertigkeiten vorausgesetzt lassen sich die Würfel fast beliebig verschieben und drehen. Dies erfordert zum einen entsprechende Planung, zum anderen aber auch ein Quäntchen Glück um die richtigen Karten zu bekommen. Die Spieler müssen auf viele Dinge achten, grade in den ersten Partien wird dabei gerne etwas übersehen. So ist beispielsweise die falsche Entwicklung der Gesinnung oder die suboptimale Zusammenstellung der Ausrüstung für unnötigen Punktverlust verantwortlich. Das Spielprinzip ist rundweg gelungen und stimmig: der Charakter nimmt immer mehr Gestalt an. Vor allem Freunde von D&D oder Pathfinder werden hier einige Parallelen entdecken. Das Spiel funktioniert mit jeder Spieleranzahl erstaunlich gut, flüssig und ausgeglichen. Die Solo-Variante fällt dagegen ein klein wenig ab – macht aber immer noch Spaß.
Die Illustrationen orientieren sich an klassischen Fantasy-Motiven und verstärken den hervorragenden Gesamteindruck. Die sechsseitigen Würfel sind in ihrer Farbgebung gut unterscheid- und lesbar, wenn auch etwas langweilig im Design. Das restliche Spielmaterial macht ebenfalls einen sehr soliden Eindruck, wobei die Karten verdächtig gebogen sind – zumindest bei meinem Testexemplar. Hüllen schaffen in diesem Fall jedoch schnell Abhilfe. Die Erklärungen und Beispiele im Regelheft sind umfangreich und sehr detailliert, so dass keine Fragen offen bleiben.
Mehr Informationen zum Spiel gibt es wie gewohnt auf der Homepage von Pegasus Spiele. Außerdem ist bereits eine Erweiterung für den Mai 2019 angekündigt.

Natürlich bedient Roll Player viele Rollenspieler-Klischees, setzt diese aber auch ausgesprochen gelungen in Form eines spannenden, taktischen Brettspiels um.

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