Robert E. Howard’s Conan

31.05.2019 von Marcus Pohlmann

Kategorie:

Autor: , ,

Zeichner: , , , , ,

Verlag / Publisher:

Genre: , , ,

Serie:

Erscheinungsdatum: 01.01.2018

Sprache: Englisch

Bei Amazon bestellen

Eine meiner ersten Begegnungen mit dem Fantasy-Genre war Conan der Barbar mit Arnold Schwarzenegger aus dem Jahr 1982. Erst viel später fand ich heraus, dass es dazu Romane gibt, die als Grundlage dienten. Robert E. Howard hat mit seinem schwertschwingenden Krieger nicht nur eine der bekanntesten Figuren in diesem Bereich geschaffen, sondern gleich eine dazu passende Welt entworfen.
Der britische Rollenspielverlag Modiphius siedelt sein Sword & Sorcery-Rollenspiel nun vor diesem Hintergrund an. Unter dem, etwas sperrigen, Titel Robert E. Howard’s Conan – Adventures In An Age Undreamed Of bekommen die Spieler hier ein Regelwerk, mit dem sie Abenteuer im Hyborischen Zeitalter bestehen können.

Was steckt drin?

Der 432 Seiten starke Hardcover-Band ist in zwölf Kapitel aufgeteilt. Hinzu kommen zwei Einleitungen, Anhänge, ein Index und ein Charakterbogen als Kopiervorlage.
Informationen zu Conan, der Hintergrundwelt, zu deren Schöpfer, dem 1936 verstorbenen Robert E. Howard, und schließlich zur Entstehung dieses Spiels liefert die Einleitung.

Einige der Archetypen

Das erste Kapitel gibt einen allgemeinen Einblick ins Thema Rollenspiel und erklärt die Grundprinzipien. Außerdem erhalten die Spieler einen Überblick über die zusätzlich benötigen Materialien. Neben Stiften und Papier werden sechs- und zwanzigseitige Würfel benötigt und Marker, um Spieleffekte anzuzeigen. Die Charaktererschaffung im zweiten Kapitel teilt sich in zehn Schritte auf. Dabei werden die Herkunft des Charakters, sein Archetyp, seine Werte und Fähigkeiten sowie seine Hintergrundgeschichte festgelegt. Fähigkeiten und Talente stehen im nächsten Kapitel im Mittelpunkt. Im Laufe ihres Abenteuerlebens erlernen die Charaktere eine Vielzahl nützlicher Dinge, beispielsweise Athletik, Sprachkenntnisse oder Überlebenstechniken. Für jede Fertigkeit steht ein mehr oder minder umfangreicher Talentbaum zur Auswahl. Dieser ermöglicht gezielte Spezialisierungen, so dass die Spieler den Charakter nach ihren Vorlieben gestalten können. Die eigentlichen Regeln sind erstaunlich kurz ausgefallen. Für die meisten Proben kommen dabei 2W20, das Kernsystem von Modiphius, zum Einsatz.

Das fünfte Kapitel widmet sich den „Action Scenes“ – was sich meist auf die Kämpfe im Spiel bezieht. Jeder Kampf teilt sich in mehrere Runden auf, in denen jeder Spieler verschiedene Aktionen ausführen kann. Eine Standard-Aktion wäre beispielsweise der Angriff auf einen Gegner oder eine Probe auf eine Fähigkeit. Unter den Begriff Kleine Aktionen fallen solche Dinge wie das Ziehen einer Waffe oder die Bewegung während des Kampfes. Mit einer Freien Aktion kann ein Charakter beispielsweise einen Gegenstand fallen lassen, sich zu Boden werfen oder reden. Auch hier kommt für die meisten Proben der W20 zum Einsatz, der Schaden wird allerdings mit sechsseitigen Würfeln ermittelt.

Um Reichtümer und Möglichkeiten diese wieder auszugeben dreht sich das sechste Kapitel. Allgemeine Ausrüstungsgegenstände, Reittiere oder Lebenshaltungskosten, werden hier gelistet. Im Fokus stehen allerdings Waffen und Rüstungen. Jede Waffe hat dabei ihre eigenen Werte, beispielsweise den verursachten Schaden, etwaige Sonderregeln oder auch das Gewicht. An magisch begabte Charaktere richtet sich das folgende Kapitel. Neben den verschiedenen Schulen, beispielsweise Alchemie, Schamanismus oder Hexerei stehen natürlich die Zaubersprüche selbst im Vordergrund. Für jeden Spruch wird dabei der Schwierigkeitsgrad, die Dauer, die Kosten und der Effekt aufgelistet. Die Erschaffung magischer Gegenstände, dämonische Pakte und die dazugehörigen Talente finden sich ebenfalls in diesem Abschnitt.

Der umfangreichste Eintrag ist der Hintergrundwelt vorbehalten. Ein grober zeitlicher Überblick über das Hyborischen Zeitalter dient als Einleitung. Daran schließt sich für den Leser ein kurzer Streifzug durch die bekannten Länder an. Neben allgemeinen Informationen zu Lage, Bevölkerung und Bedeutung im Spiel gibt es auch Beschreibungen ausgewählter Städte und einiger herausragender Persönlichkeiten.

Das Magie-System

Ausschließlich an den Spielleiter richtet sich das neunte Kapitel. Hier liefert der Band Hilfestellung für eigene Abenteuer, erklärt verschiedene Spielmechanismen wie „Fortune“, „Doom“ oder „Momentum“ und geht auch auf die Zeit zwischen den verschiedenen Szenarien ein. Das System der Erfahrungspunkte wird ebenfalls in diesem Abschnitt ausgeführt.

Das zehnte Kapitel „Encounters“ widmet sich den menschlichen, tierischen und monströsen Gegnern. Dabei wird in drei Kategorien unterschieden: Die „Minions“ sind die Handlanger und die häufigsten Gegner. Dagegen kommen die „Toughened“ eher selten vor. Diese stellen die Spieler vor größere Herausforderungen und können mit einer ganzen Reihe von Besonderheiten aufwarten. Bei der „Nemesis“ handelt es sich schließlich um so etwas wie den Oberschurken eines Abenteuers oder einer Kampagne. Die Bandbreite der Gegner reicht von Piraten oder Banditen über Skelette und Ghoule bis hin zu monströsen Spinnen, Werwölfen und Riesen. Den Abschluss des Kapitels bilden einige Charaktere, die aus den Conan-Geschichten bekannt sind, beispielsweise der Titelheld selbst, die Piratenkönigin Bêlit oder der Nekromant Toth-Amon.

Mit „Vultures of Shem“ ist ein kurzes Abenteuer für den Einstieg enthalten. Als Überlebende einer Schlacht müssen sich die Charaktere einen Weg durch die Wüste bahnen und unterwegs eine Prinzessin aus den Fängen eines abscheulichen Monsters retten. Im zwölften und letzten Kapitel haben die Autoren insgesamt 23 Charaktere versammelt, die auf Vorschlägen der Backer der Crowdfunding-Kampagne basieren. Jeder dieser Charaktere verfügt über einen voll ausgearbeiteten Hintergrund und Spielhinweisen. So kann der Spielleiter sie sowohl als Verbündete wie auch als Gegner in einem Abenteuer einsetzen. Der Rest des Bandes besteht aus einer Übersicht der Unterstützer, einer Zusammenfassung der Spielabläufe, einem Index und schließlich dem dreiseitigen Charakterbogen.

Wie wird’s gespielt?

Bei der Charaktererschaffung kann der Spieler entweder zufällig mit 2W20 seinen Charakter auswürfeln, oder er sucht sich die passenden Optionen aus. Attribute wie beispielsweise Intelligenz, Stärke, Willenskraft oder Geschick werden auf diese Weise ermittelt, ebenso wie Fähigkeiten und Talente.

Der Cthulhu-Mythos lässt grüßen

Diese dienen im Spielverlauf als Grundlage für Proben. Um einen erfolgreichen Test abzulegen, muss der Spieler gleich oder unter seinen entsprechenden Attribut- oder Talentwert würfeln. Äußere Umstände oder Fähigkeiten können den Wurf modifizieren. Hat ein Spieler mehr als die benötigte Anzahl Erfolge erzielt, kann er diese in „Momentum“-Punkte umwandeln. Die Spielmechanik ermöglicht es, diese Punkte einzusetzen, um besondere Effekte zu erzielen, beispielsweise mehr Schaden im Kampf oder die Generierung zusätzlicher Würfel.

In eine ähnliche Richtung gehen auch die „Fortune“-Punkte. Zu Beginn jeder Sitzung hat ein Charakter drei dieser Punkte, erhält aber in unregelmäßigen Abständen Nachschub. Ein Spieler setzt Fortune ein, um beispielsweise zusätzliche Aktionen zu erhalten, die Auswirkungen einer Verletzung zu ignorieren oder direkt den Ablauf eines Abenteuers zu beeinflussen. Um einen Ausgleich für den Spielleiter zu schaffen, und den Abenteuerablauf flexibler zu gestalten, gibt es zusätzlich noch „Doom“-Punkte. Deren Anzahl ist direkt abhängig von der Spieleranzahl und deren Aktionen. Mit diesen Punkten hat der Spielleiter eine Vielzahl von Möglichkeiten, beispielsweise die Proben von Nichtspielercharakteren zu verbessern, den Spielern kleine Unannehmlichkeiten in den Weg zu legen oder Verstärkung für die Gegner zu holen.

Die Kämpfe laufen nach einem ähnlichen Schema wie die normalen Proben ab. Trifft der Charakter sein Ziel, wird mit Hilfe von sechsseitigen Würfeln die Schadensmenge ermittelt. Die Anzahl der Würfel ist dabei abhängig von der Waffe und etwaigen Sonderfähigkeiten. Von dem Schaden wird noch ein gewisser Punktwert für Rüstungen oder Ähnliches abgezogen. Der Rest wird vom „Vigor“ oder „Resolve“ – die körperliche oder geistige Widerstandsfähigkeit des Charakters – abgezogen. Erhält ein Charakter dabei fünf oder mehr Schadenpunkte oder fällt einer der Werte auf 0, erhält der Charakter eine Wunde. Erleidet er fünf Wunden, stirbt er.

Kann das System was?

Robert E. Howard’s Conan liefert reinrassiges Sword & Sorcery-Rollenspiel vor klassischem Hintergrund. Die Spielwelt dürfte den meisten Spielern zumindest ansatzweise durch die Bücher, Comics oder Filme rund um den cimmerischen Barbaren bekannt sein. Das Regelsystem ist relativ einfach gehalten und beschränkt sich auf Proben mit mehreren W20. Mit Momentum, Doom und Fortune steuern die Autoren drei interessante Elemente bei, die den „heroischen“ Aspekt des Spiels unterstreichen. Außerdem mildern sie die Abhängigkeit vom Würfelglück etwas ab. Durch Fähigkeiten und Talente ist bei der Charakterentwicklung eine gewisse Flexibilität und Vielfalt möglich. Die Spieler können den Fortschritt ihrer Figur sehr gut steuern.

Opulente Ausstattung

Der Band enthält alles, was die Spieler für ihren Ausflug in der Welt Conans brauchen, einschließlich einem durchaus brauchbaren Abenteuer. Die Hintergrundinformationen bleiben dabei etwas oberflächlich, Modiphius schaffen jedoch Abhilfe. Mittlerweile sind schon einige weitere Quellen- und Abenteuerbände erschienen, die verschiedene Schwerpunkte ausführlicher behandeln.

Eine ganze Reihe namhafter Illustratoren steuert Zeichnungen für diesen opulenten Band bei. Diese fangen die Atmosphäre des Hintergrundes hervorragend ein und orientieren sich am Fantasy-Stil der 1980er Jahre. Die restliche Aufmachung des Regelwerkes steht dem in nichts nach. Das Layout ist übersichtlich und angenehm lesbar, Bilder, Schmuckelemente und Einschübe lockern den Text angenehm auf. Wichtige Regelpassagen und Beispiele sind zudem gesondert hervorgehoben. Der Index ermöglicht eine schnelle Orientierung in dem umfangreichen Band und der Hardcover-Einband vermittelt einen wertigen Eindruck.
Auf ihrer Homepage liefern Modiphius einen Überblick über die bisher erschienenen Bände und stellen auch verschiedene Materialien als Download zur Verfügung.

Wer auf der Suche nach einem heroischen, nicht übermäßig komplexen Fantasy-Rollenspiel ist, sollte unbedingt einen Blick auf Robert E. Howard’s Conan werfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert