Rising Sun

08.07.2018 von Marcus Pohlmann

Rising Sun

Kategorie:

Autor:

Zeichner:

Entwickler:

Verlag / Publisher:

Genre: , ,

Spieleranzahl: 3 bis 5 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Spieldauer: 90 bis 120 Minuten

Erscheinungsdatum: 30.01.2018

Sprache: Englisch

Bei Amazon bestellen

Der französische Verlag Guillotine Games ist vor allem durch seine opulent ausgestatteten Brettspiele und die dazugehörigen, extrem erfolgreichen, Crowdfunding-Aktionen bekannt geworden. Zusammen mit ihrem Vertriebspartner Cool Mini Or Not haben sie nun mit Rising Sun ein Spiel veröffentlicht, bei dem bis zu fünf Spieler vor dem Hintergrund eines historisch-fantastischen Japans mit ihren Clans um die Herrschaft ringen.

Das zentrale Element des Spiels ist das Spielbrett, das neben einer Karten von Japan, die in acht Provinzen aufgeteilt ist, auch Ablageflächen für verschiedene Plättchen und Marker bietet. Für jeden der fünf Clans gibt es einen Sichtschirm, auf dessen Rückseite die unterschiedlichen Fähigkeiten gelistet sind. Hinzu kommen andere Angaben wie Startprovinz, Einkommen oder Ehre. Verschiedene Plättchen, beispielsweise für Befehle, Kriege oder die Teezeremonie gehören ebenfalls zur Ausstattung. Hinzu kommen Marker, teils aus Pappe, teils aus Kunststoff, die für Festungen, Geld, Ronin, politische Allianzen oder Clanbesitz eingesetzt werden. Für jeden Clan gibt es zudem zehn Kunststoffminiaturen (sechs Bushi, drei Shinto und einen Daimyo), die die Präsenz eines Spielers auf der Karte darstellen. Hinzu kommen acht mythologische Kreaturen, die beschworen werden können und dem jeweiligen Clan dienen. Farbige Kunststoffringe dienen der Bestimmung der Clan-Zugehörigkeit einer Figur. Außerdem liegt noch eine 28seitige Anleitung mit Regeln und Erklärungen bei.
Nachdem sich jeder Spieler für einen Clan entschieden hat, bekommt er die entsprechenden Figuren und Marker und platziert einen Daimyo, einen Bushi und eine Festung in seiner Startprovinz. Anschließend werden vier Schrein-Karten gezogen, sowie die Jahreszeiten-Decks zusammen gestellt. Jedes Deck besteht dabei aus 12 Karten und kann durch unterschiedliche Themen von Spiel zu Spiel variiert werden. Auch die restlichen Spielkomponenten werden gemischt und neben dem Spielplan platziert.
Jede der drei Runden/Jahreszeiten besteht aus fünf Phasen, die nacheinander durchlaufen werden. In der ersten Phase wird bestimmt in welchen Provinzen Krieg herrscht und wie viel Einkommen die Spieler erhalten. Zudem werden die Jahreszeiten-Karten aufgedeckt und die Geiseln ausgetauscht. Daran schließt sich die Tee-Zeremonie an, in der jeweils zwei Spieler eine Allianzen formen können. Dies bringt verschiedene Boni mit sich und schützt vor Angriffen. Allianzen können bis zum Ende der Jahreszeit nur durch Karteneffekte gebrochen werden. In der anschließenden „Political Phase“ wählt der Spieler mit der meisten Ehre eine Mandat-Karte aus und legt sie offen aufs Spielbrett. Jeder Spieler führt nun die Effekte der Karte aus – sei es, um Truppen zu rekrutieren, zu trainieren oder sie zu bewegen, Einkommen zu generieren oder Allianzen zu brechen und gegnerische Truppen zu übernehmen. Der Spieler, der die Karte aufgedeckt hat, und sein Allierter, bekommen beim Ausführen der Aktion noch einen zusätzlichen Bonus. Danach deckt der nächste Spieler eine Mandat-Karte auf – insgesamt werden sieben Karten ausgeführt. Diese Phase wird immer wieder durch die Kami, Götter oder Elementargeister, unterbrochen. Haben die Spieler Shinto-Figuren auf den Schreinen platziert, profitieren sie von deren besonderen Fähigkeiten. Beispielsweise ermöglicht es der Gott der Winde die Truppen weiter zu bewegen, der Mondgott beschert Reichtum oder oder der Kriegsgott Raijin ruft einen Bushi des Spielers auf das Spielfeld. Sind alle sieben Karten abgehandelt folgt die Kriegsphase. Bekämpfen sich in einer Provinz zwei oder mehr Clans, so bieten sie verdeckt auf verschiedene Kampfvorteile, beispielsweise das Anheuern von herrenlosen Ronin, die Gefangennahme gegnerischer Krieger oder den rituellen Selbstmord, Seppuku. Der Clan, der am Ende noch über die größte Stärke verfügt gewinnt die Schlacht und übernimmt die umkämpfte Provinz. In der letzten wird das Spielfeld lediglich für die nächste Runde vorbereitet. Die Runden für Frühling, Sommer und Herbst unterscheiden sich dabei im Ablauf nicht wesentlich. Sind diese durchgespielt folgt der Winter und mit ihm die Endabrechnung. Spieler bekommen Siegpunkte für eroberte Provinzen und für erfüllte Kartenbedingungen. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt und herrscht künftig (oder zumindest bis zum nächsten Spiel) über das Land.

Mein erster Eindruck war, dass es sich hier um eine bloße Variation von Blood Rage handelt – gleicher Autor, gleicher Zeichner, ähnlicher Spielaufbau und auch Thema und Figurenaufteilung weisen gewisse Übereinstimmungen auf. Doch relativ schnell habe ich mich von diesem Eindruck verabschiedet. Rising Sun ist ein Spiel mit sehr eigenen Mechanismen und einem völlig anderen Spielgefühl. Wie so häufig bei Spielen von Eric M. Lang braucht es einige Partien, bis sich den Spielern Abläufe und die Handlungsmöglichkeiten vollständig erschließen. Die unterschiedliche Zusammenstellung der Kartendecks sorgt auch bei Vielspielern für Abwechslung, ebenso wie der Wechsel der Clans. Diese sind ähnlich stark, unterstützen aber unterschiedliche Spielstile; so kann der Libellen-Clan mit seinen Truppen praktisch überall auf dem Spielfeld zuschlagen oder der Bonsai-Clan zahlt für seine Einkäufe und Aufrüstungen weniger. Auch die Bildung von Allianzen bereichert das Spiel und führt zu interessanten Diskussionen während der Tee-Zeremonie. Trotz des umfangreichen Spielmaterials ist es relativ einfach einen Zugang zum Spiel zu bekommen – wirklich Spaß macht es aber erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit und beim Einsatz ausgeklügelter Strategien.
Die Illustrationen von Adrian Smith sind einfach großartig und fangen die Atmosphäre des Spielhintergrundes treffend ein. Die Figuren sind sehr detailliert und, vor allem die (sehr) großen Oni, machen sich hervorragend auf dem Spieltisch. Allerdings ist das Material recht weich und nachgiebig – eignet sich daher nur bedingt zur Bemalung. Das restliche Spielmaterial ist stabil, hochwertig und orientiert sich von der grafischen Aufmachung an alten Holzschnitten und Kaligraphien. Die Anleitung erklärt verschiedene Spielsituationen ausführlich, auch die Spielkomponenten werden detailliert beschrieben.
Die deutsche Version des Spiels wird von Asmodee vertrieben – auf deren Verlagsseite lassen sich die Regeln herunterladen und ein Blick auf das Spielmaterial werfen.

Spieler, die ein spannendes, strategisch anspruchsvolles und optisch beeindruckendes Spiel suchen, werden von Rising Sun sicherlich nicht enttäuscht sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert