Jonathan Strange & Mr Norrell

23.08.2019 von Marcus Pohlmann

Jonathan Strange & Mr Norrell

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Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Spieldauer: 60 bis 80 Minuten

Erscheinungsdatum: 13.06.2019

Sprache: Englisch

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Der großartige Roman Jonathan Strange & Mr Norrell von Susanna Clarke ist hierzulande kaum bekannt. Auch die sehr empfehlenswerte Mini-TV-Serie hat daran leider nichts geändert. In Großbritannien erfreut sich die Geschichte über die Rückkehr der Magie Anfang des 19. Jahrhunderts jedoch einiger Beliebtheit. Der bekannte britische Verlag Osprey Games veröffentlicht vor diesem Hintergrund nun das passende Brettspiel. Der Untertitel „A Board Game of English Magic“ gibt einen sehr deutlichen Hinweis, um was es bei dem Spiel geht. Bis zu vier Spieler übernehmen die Rolle von aufstrebenden Magiern, die um die Anerkennung der Gesellschaft, aber auch um magische Macht, wetteifern.

Was steckt drin?

Das Herzstück ist der zweigeteilte Spielplan. Die linke Hälfte wird dabei von einem Stadtplan von London eingenommen. Hier finden sich acht Örtlichkeiten, beispielsweise Westminster oder der Hanover-Square. Die rechte Seite ist einer Europa-Karte vorbehalten. Hier können die Spieler in verschiedene Städte reisen. Venedig ist dabei ebenso zu finden, wie Brüssel, York oder Paris. Außerdem sind auf dem Spielplan drei Leisten aufgedruckt. Die Rundenleiste beginnt mit dem Jahr 1806 und endet 1817 – den Spielern bleiben also 12 Runden um das Spiel zu gewinnen. Die zweite Leiste steht für die Macht des „Gentleman with the Thistle-Down Hair“, einem mächtigen Feen-Wesen und Widersacher der Spieler. Auf der letzten Leiste markiert jeder Spieler sein gesellschaftliches Ansehen – das Prestige.

Wer ist der größte Magier Englands?

Wer ist der größte Magier Englands?

Zudem sind auf dem Spielplan Ablageflächen für Karten vorgesehen. Für jeden der vier Spieler gibt es Holzmarker und einen Charakterbogen. Neben Name und Portrait des Magiers stehen hier auch verschiedene Handlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Außerdem hat jeder Charakter eine besondere Fähigkeit, so verfügt Jonathan Strange beispielsweise über ein zusätzliches magisches Element, während Miss Redruth einen freien Zauberspruch ziehen kann.

Außerdem gehören eine ganze Reihe von Karten zum Spielmaterial. Das Tarot-Deck macht Vorgaben für jede Runde, während Verbindungen (oder Kontakte) ihrem Besitzer besondere Vorteile gewähren. Einladungen zu gesellschaftlichen Ereignissen, Bällen, Partys oder privaten Zusammenkünften und die Bekanntschaft mit historischen Persönlichkeiten, beispielsweise Lord Byron, Francisco Goya oder gar George III gibt es ebenfalls in Kartenform. Magische Kunststücke bringen im Austausch für Elemente Macht-Punkte, Zaubersprüche haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Spielverlauf, während Zauberbücher ebenfalls die Macht erhöhen, aber auch Ressourcen bringen. Bei diesen Ressourcen handelt es sich um magische Elemente (Vögel, Hügel, Regen, Steine, Bäume und Wind), die dem Spiel in Form von Papp-Markern beiliegen.

Wie wird’s gespielt?

Jeder Spieler wählt einen der Magier aus, nimmt sich das Charakter-Tableau und die dazugehörigen Holzmarker. Einer der Marker wird auf die Prestige-Leiste des Spielplans gesetzt. Jeder Spieler bekommt außerdem drei magische Kunststücke, die er offen in seinem Spielbereich auslegt. Hinzu kommen schließlich noch vier verdeckte Handkarten – zwei Einladungen und zwei Bekanntschaften.

Die Schlagzeilen

Die Schlagzeilen

Drei Zauberbücher und vier magische Kunststücke werden aufgedeckt und an den Spielplan gelegt, hinzu kommen zwei Kontakte. Die restlichen Karten werden verdeckt ausgelegt, ebenso wie die Marker.
Eine Spielrunde teilt sich in zwei Phasen auf. In der Vorbereitung wird der Jahresmarker einen Schritt weiter gerückt und eine Tarot-Karte aufgedeckt. Diese gibt an, wie weit die Macht des Gentleman steigt, wie viele Einladungen jeder Spieler am Ende seines Zuges ziehen darf und welche magischen Elemente in dieser Runde verfügbar sind.

In der zweiten Phase sind die Spieler nacheinander am Zug, dabei beginnt der Spieler mit dem höchsten Prestige-Wert – der gesellschaftlichen Anerkennung. Zuerst sucht er dabei eine von sechs Aktionen aus. Der Spieler kann sich beispielsweise eines der ausliegenden magischen Bücher nehmen oder durch einen magischen Spiegel an jeden Ort auf dem Spielplan reisen. Außerdem kann er eine Kombination von zwei magischen Elemente auswählen. Der Spieler kann in diesem Abschnitt auch die individuelle Aktion des Charakters nutzen. Wurde eine Aktion ausgewählt, ist sie vorerst für künftige Spielrunden blockiert. Der Spieler kann jedoch auf seine Aktion verzichten, um sie wieder verfügbar zu machen.

Anschließend kann der Spieler seine Figur bis zu zwei Schritte auf dem Spielbrett bewegen. Landet er dabei auf einem Feld, zu dem er die passende Einladungs- oder Bekanntschaftskarte hat, spielt er diese aus. Dafür erhält er weitere Karten oder Prestige-Punkte auf der Leiste. Erreicht der Spieler auf dieser Leiste bestimmte Positionen, kann er einen weiteren Vorteil auf seinem Charakter-Tableau aktivieren.So erhält er beispielsweise einen Lehrling, kann sich schneller auf dem Spielplan bewegen oder erhält Vorteile bei der Kartenauswahl. Schließlich kann der Spieler magische Kunststücke vollbringen – gesetzt den Fall, er verfügt über die notwendigen Elemente. Erfüllt der Spieler die Voraussetzungen, so bekommt er die entsprechende Karte. Diese wird verdeckt auf seinen Stapel gelegt und zählt am Spielende zu seiner magischen Macht.

Die bezaubernde Miss Redruth

Die bezaubernde Miss Redruth

In einigen Runden (den Jahren 1811, 1813, 1815 und 1817) kann der Spieler den Gentleman herausfordern und damit das Ende des Spiels einleiten. Dazu muss seine Macht größer oder gleich der des Feen-Wesens sein. Um seinen Zug abzuschließen, zieht der Spieler Einladungskarten, legt eventuell überzählige Handkarten ab, und macht seine Zaubersprüche wieder bereit. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.
Das Spiel kann auf zwei Arten enden: Wenn es bis zum Ende des Jahres 1817 niemandem gelingt, den Gentleman zu besiegen, so verlieren alle Spieler. Fordert ihn jedoch ein Spieler erfolgreich heraus, endet das Spiel. In diesem Fall addiert jeder Spieler seine magische Macht, durch Zauberbücher, Kontakte, Sprüche oder andere Karten. Der Spieler mit der höchsten Macht ist der bekannteste Magier Englands und gewinnt das Spiel.

Kann das Spiel was?

In seiner Mechanik ist Jonathan Strange & Mr Norrell ein recht einfaches Spiel: Aktionen auswählen, Karten spielen oder eintauschen und Punkte sammeln. Der Reiz für die Spieler liegt eher darin, die richtige Balance zwischen Prestige und Magie zu finden. Während der erste Aspekt unbestreitbare Vorteile in der Zugreihenfolge und Kartenauswahl bringt, gewinnt eben nur der Spieler mit dem größten magischen Talent. Es dauert einige Partien, bis man ein Gleichgewicht gefunden hat und den Effekt der Zauber und Personen abschätzen kann. Erschwerend kommt die zufällige Kartenverteilung hinzu – hier kann früh ein Ungleichgewicht in der Spielbalance entstehen.

Eine Interaktion zwischen den Spieler findet praktisch nicht statt – lediglich beim Wettrennen um die besten Karten kann es zu Konflikten kommen. Das Spiel ist zwar nicht übermäßig komplex, hat aber doch einen gewissen Anspruch. Es ist möglich, eine Strategie über mehrere Runden aufzubauen oder aber auch zu improvisieren. Allerdings führt die Vorausplanung meist eher zum gewünschten Ergebnis.

Die Karten verheißen nichts Gutes

Die Karten verheißen nichts Gutes

Das Design des Spielmaterials orientiert sich sehr stark an der Epoche und ist durchgängig stimmig umgesetzt. Dies fängt bei der Box an, die dem Roman-Cover nachempfunden ist und setzt sich bei den Spieler-Tableaus und dem Spielbrett fort. Auch die Gestaltung der Karten ist übersichtlich und fängt die Atmosphäre des frühen 19. Jahrhunderts ein – wobei mir besonders die magischen Kunststücke in Form von Zeitungsschlagzeilen sehr gefallen haben.
Es gibt viele Verweise auf die literarische Vorlage, allerdings bleiben einige Aspekte, beispielsweise die Napoleonischen Kriege oder der Rabenkönig weitgehend unbeachtet.

Mehr Informationen zum Spiel und zu den beiden Autoren gibt es auf der Homepage von Osprey Games. Einen Trailer zur Fernsehserie gibt es von der BBC.

Mit Jonathan Strange & Mr Norrell liefert der Verlag ein hübsches, stimmiges und durchaus forderndes Spiel vor historisch-fantastischem Hintergrund.

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