Das Land Og

21.04.2016 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.04.2016

Sprache: Deutsch

In einer Zeit in der der neue Rollenspiele immer komplexer und anspruchsvoller werden gehen Ulisses Spiele mit der Veröffentlichung von Das Land Og quasi den umgekehrten Weg. In diesem, ursprünglich über Crowdfunding finanzierten, Spiel schlüpfen die Spieler in die Rolle von urzeitlichen Höhlenbewohnern und versuchen in einer feindlichen Umwelt voller Naturkatastrophen, Dinosaurier und anderer Höhlenmenschen zu überleben.

Ursprünglich Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts veröffentlicht, haben Ulisses Spiele die Regeln überarbeitet, angepasst und noch zusätzliches Material in den kleinformatigen, 96 Seiten starken Hardvover-Band gepackt. So findet der Leser zusätzlich zum normalen Rollenspiel auch die notwendigen LARP-Regeln und mit „Og. Das Spiel des sinnlosen Kampfes“ sogar ein abgespecktes Tabletop-Spiel.
Wie bei vielen anderen Rollenspielsystem auch, so definiert sich ein Charakter hier über Attribute, von denen es sechs Stück gibt, beispielsweise Stärke, Gehirn oder Kloppen. Jedes Attribut wird mit einem sechsseitigen Würfel bestimmt. Ein Primärattribut wird, je nach ausgewählter Charakterklasse sogar mit zwei Würfeln ermittelt. Hier stehen den Spielern starke, schlaue, schnelle, kloppende, gesunde oder grunzende Höhlenmenschen zur Auswahl. Nun bleibt lediglich noch eine Lebenseinstellung und eine Fähigkeit zu wählen und den Charakter mit Bärenfell und Keule auszustatten, dann kann das Abenteuer beinahe beginnen. Einige große Besonderheit unterscheidet Das Land Og noch von anderen Rollenspielen: der sehr eingeschränkte Wortschatz der Charaktere. Jeder Höhlenmensch beginnt das Spiel mit einem zufällig bestimmten Wort aus einem Fundus von 20 Worten und lernt auf jeder Stufe ein neues hinzu. Wie die Spieler damit, und natürlich mit Gesten, zurecht kommen, macht dabei einen Großteil des Spielspaßes aus.
Gewürfelt wird entweder mit einer dem Attribut entsprechenden Anzahl sechsseitiger Würfel oder einem Prozentwurf um zu sehen, ob eine Aktion gelingt. Ähnlich ist es beim Kampf, hier stehen dem Charakter Würfel zur Verfügung, deren Anzahl durch Ausrüstung und Fähigkeiten noch modifiziert werden kann, dabei ist es erforderlich möglichst niedrig zu würfeln um den Gegner zu treffen.
Ferner enthält das Buch eine Listen für Monster und Tiergefährten, die schon erwähnten LARP- und Tabletop-Regeln. Bei den letzteren stellen sich die Spieler entsprechend einer vorher verabredeten Punktzahl ihren Stamm zusammen, rüsten diesen aus und schicken ihn ins Gefecht mit verfeindeten Clans. Abgerundet wird der Band von fünf Szenarien, mit denen der Spielleiter seinen Höhlenmenschen einen Eindruck in die Welt der prähistorischen Abenteuer geben kann sowie einer Kurzgeschichte.

Natürlich stellt sich bei einem Rollenspiel wie Das Land Og immer die Frage, ob es wirklich gespielt wird oder nur als kurioses Sammlerstück im Regal neben den anderen obskuren Systemen steht. Tatsächlich funktionieren die Regeln jedoch ganz gut und es macht, zumindest als Spielleiter, viel Spaß seinen Spielern dabei zuzusehen, wie sie versuchen komplexe Zusammenhänge und ausgefeilte Pläne mit ihrem eingeschränkten Vokabular und wirrer Gestik zu vermitteln. Durch die einfachen Plots, nicht übermäßig komplizierten Regeln und die eingeschränkte Lebenserwartung der Charaktere eignet sich das Spiel sehr gut für einen entspannten, lustigen Abend mit Freunden, stilecht mit totem, verbrannten Fleisch vom offenen Feuer und Getränken aus vergorenen Früchten.
Optisch haben sich Ulisses Spiele bei dem Hardcover-Band ordentlich ins Zeug gelegt: durchgehend farbiger Druck, ein Cover in Holzoptik sowie Zusatzmaterial werten das Buch gegenüber dem Original deutlich auf. Was ich allerdings nicht verstehe ist die wirre Anordnung der verschiedenen Kapitel, so ist beispielsweise der durch das Crowdfunding freigeschaltete Zusatzcharakter nach den Tabletop-Regeln zu finden, die LARP-Regeln stehen hinter dem Kapitel über Kampf aber vor der Monsterübersicht und eine Sammlung der verschiedenen Tabellen am Ende des Buches wäre auch schön gewesen anstatt diese über den gesamten Inhalt zu verteilen. Allerdings sind dies Punkte, die bei diesem Rollenspiel weniger ins Gewicht fallen, da hier generell relativ wenig Wert auf Regeln oder „ernsthaftes“ Spielen gelegt wird.

Für die kurze, entspannte Rollenspielsession in zwangloser Runde ist die neue Veröffentlichung von Ulisses Spiele genau das Richtige.

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