Call of Cthulhu

16.07.2019 von Marcus Pohlmann

Call of Cthulhu

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Altersempfehlung: ab 16 Jahren

Spieldauer: ca. 20 Stunden

Erscheinungsdatum: 30.10.2018

Sprache: Deutsch / Englisch

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Schon häufiger diente der Cthulhu-Mythos von H.P. Lovecraft als Inspirationsquelle für Computer- und Konsolenspiele. Als bekennender Fan des Pen & Paper-Rollenspiels war ich sehr gespannt, was die französische Spieleschmiede Cyanide Studio, mit dem Segen des Rollenspielverlages Chaosium, aus einem offiziellen Call of Cthulhu-Spiel machen würde. Der Release wurde zwar mehrfach verschoben, aber letzten Endes stand das Spiel an Halloween 2018 im Regal (für Konsolen) oder als Download (PC) im Netz. Für die Veröffentlichung ist hierzulande Focus Home Interactive verantwortlich.

Um was geht es?

Der ehemalige Soldat Edward Pierce betreibt 1924 in Boston mit eher mäßigem Erfolg eine kleine Detektei. Seine ständigen Alpträume bekämpft er mit Tabletten und Alkohol, worunter seine Arbeit leidet. Da kommt es gerade recht, dass Stephen Webster, ein gut situierter Geschäftsmann, die Hilfe des Detektivs benötigt. Seine Tochter, die Künstlerin Sarah Hawkins, hat angeblich ein Feuer gelegt, bei dem sie, ihr Mann Charles und der gemeinsame Sohn ums Leben gekommen sind. Der verzweifelte Vater glaubt dieser Theorie nicht, und beauftragt Pierce den Namen seiner Tochter reinzuwaschen. So macht sich der Ermittler auf den Weg nach Darkwater, einer kleinen Insel, einige Meilen von der Küste entfernt. Angekommen in dem ehemaligen Walfängerhafen nimmt der Spieler die Ermittlungen auf…

Home Sweet Home

Home Sweet Home

Diese ziehen sich durch insgesamt 14 Kapitel. Einige davon sind teils sehr kurz gehalten, wie beispielsweise das Büro des Detektivs. Andere wiederum sind deutlich umfangreicher und komplexer ausgefallen, wie das Herrenhaus der Familie Hawkins. Gelegentlich wird das Spiel durch Cut-Scenes unterbrochen, in denen die Perspektive von First- auf Third-Person wechselt.

In den meisten Kapiteln muss sich der Protagonist mit Personen unterhalten, Gegenstände untersuchen und auch das eine oder andere Rätsel lösen. Die zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen sind dabei teilweise von den Fähigkeitswerten abhängig. So hat der Spieler beispielsweise die Möglichkeit eine Tür aufzubrechen, das Schloss zu knacken oder jemanden überzeugen, den Schlüssel herauszurücken. Auch bereits zuvor gesammelte Informationen und die Reaktionen der Nichtspielercharaktere beeinflussen zu einem gewissen Grad die Handlung.

Edward Pierce im Überblick

Edward Pierce im Überblick

Gelegentlich gibt es Erfahrungspunkte, mit denen einer der fünf Aspekte (Redegewandtheit, Psychologie, Ermittlung, Entdeckung und Stärke) gesteigert werden. Die beiden anderen Fähigkeiten, Medizin und Okkultismus, lassen sich Spielverlauf durch Bücher und Artefakte steigern.
Die Informationen über die Werte finden sich im Charakterbildschirm, ebenso wie das Inventar, die Ermittlungsfortschritte und psychische Störungen, die der Protagonist angesammelt hat. Im virtuellen Notizbuch kann der Spieler schließlich Wissenswertes über Orte, Personen und Ereignisse nachschlagen.
An manchen Stellen im Spiel gibt es zudem die Möglichkeit, durch das Ermittlungsgeschick des Detektivs einen Blick in die Vergangenheit zu werfen – er sieht dann Szenen, wie sie sich abgespielt haben könnten. Auch übernimmt der Spieler kurz die Kontrolle über andere Figuren – kehrt aber immer wieder zu Pierce zurück.

Die technische Umsetzung

Willkommen in Darkwater

Willkommen in Darkwater

Die Grafik (basierend auf der Unreal Engine) schafft eine sehr beklemmende, düstere Atmosphäre, bei der sich viel im Halbdunkel abspielt. Die Settings sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, wobei die Charaktere dagegen etwas einbüßen. Einige der Texturen sehen extrem künstlich aus, was den Gesamteindruck stört – da wäre technisch sicherlich mehr drin gewesen. Die Soundeffekte unterstützen die Stimmung, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Musik kommt nur spärlich zum Einsatz – dann aber durchaus effektiv.
Der Spieler hat keine Möglichkeit, selbst zu speichern – das Spiel übernimmt dies automatisch. Eine Rückkehr ist dabei nur zum letzten Speicherpunkt möglich.

Kann das Spiel was?

Call of Cthulhu orientiert sich in Ton und Atmosphäre eher am gleichnamigen Pen & Paper-System, als den üblichen Mechanismen gängiger Computerrollenspiele zu folgen. Es ist wichtig, jedes Detail der Umgebung zu untersuchen, mit den Nichtspielercharakteren zu sprechen (gerne auch mehrfach) und sich vor allem Zeit bei der Ermittlung zu nehmen. Einige Kapitel sind sehr dialoglastig, bei anderen wiederum verbringt der Spieler die meiste Zeit damit, buchstäblich auf dem Boden herumzukriechen und mit dem Feuerzeug die letzten Winkel auszuleuchten. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen muss Pierce häufig schleichen oder sich in Schränken verstecken und irgendwann greift er sogar zur Waffe, um seine Widersacher auszuschalten.

Es geht nichts über eine sterile Arbeitsumgebung

Es geht nichts über eine sterile Arbeitsumgebung

Die Story nutzt eine ganze Reihe von Versatzstücken aus den Geschichten Lovecrafts und verknüpft diese zu einem spannenden Gesamtkonstrukt. Auch der Verlauf des Spiels orientiert sich daran: Während der erste Teil des Spiels aus „normaler“ Detektivarbeit besteht, tritt eine okkulte Komponente immer stärker in den Vordergrund. Der Protagonist wird tiefer weiter in die Ereignisse hineingezogen, die Bedrohung wächst und seine geistige Stabilität leidet. Sogar die verschiedenen alternativen Enden sind typisch!

Gesund ist das nicht!

Gesund ist das nicht!

Die Auswahl der Fähigkeiten hat viel Einfluss auf die Handlungsmöglichkeiten des Spielers. Mit einer Spezialisierung habe ich insgesamt bessere Erfahrung gemacht, als mit einer gleichmäßigen Verteilung der Werte. Es lohnt sich also durchaus, das Spiel ein zweites oder auch drittes Mal zu durchlaufen und ein wenig zu experimentieren.
Die englischen Dialoge sind gut gelungen, ebenso wie der Soundtrack und die Effekte. Die Texte werden auf Deutsch eingeblendet, was sich leider nicht ändern lässt. Die Übersetzung ist inhaltlich in Ordnung, weist aber streckenweise viele Rechtschreibfehler auf.

Ein richtiges Problem ist für mich dagegen die automatische Speicherung. Häufig ist mir erst viel später etwas eingefallen, bei dem ich keine Möglichkeit mehr hatte zurückzugehen oder eine Alternative auszuprobieren. So blieb nur ein komplett neuer Anlauf, was durchaus lästig ist. Auf eine „Game Over“-Sequenz wurde leider völlig verzichtet – wird Pierce beispielsweise getötet oder gefangen, geht es lieblos zurück zum Startbildschirm. Grade bei einem solch atmosphärischen Spiel hätte ich mir eine spektakulärere Art des Scheiterns gewünscht.

Weitere Informationen zum Spiel gibt es auf der Homepage von Cyanide Studio. Wer sich für die Pen & Paper-Variante interessiert sollte dagegen einen Blick auf die Seite von Chaosium werfen oder besser gleich zur hervorragenden deutschen Version von Pegasus Press.

Dem Entwickler-Studio gelingt es mit Call of Cthulhu sehr gut die spezielle Atmosphäre des Lovecraft’schen Mythos in ein Computerspiel zu übertragen.

Screenshots: © 2018 Cyanide Studio / Focus Home Interactive
Diese Rezension bezieht sich auf die PC-Version des Spiels.

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