The Damned – Evil Spirits

12.08.2018 von Marcus Pohlmann

The Damned - Evil Spirits

Musiker:

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Laufzeit: 42 Minuten

Tracklist:
01 – Standing On The Edge Of Tomorrow
02 – Devil In Disguise
03 – We're So Nice
04 – Look Left
05 – Evil Spirits
06 – Shadow Evocation
07 – Sonar Deceit
08 – Procrastination
09 – Daily Liar
10 – I Don't Care

Erscheinungsdatum: 12.04.2018

Sprache: Englisch

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The Damned haben im Laufe ihrer ziemlich langen Karriere – ihre erste Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 1976 – regelmäßig Personal und Stilrichtungen gewechselt. Dabei gelten sie zwar in verschiedenen Genres als Vorreiter, doch der wirklich große Erfolg blieb dabei stets anderen Bands vorbehalten. In den letzten Jahren wurde es dann deutlich ruhiger um die Musiker – der letzte Tonträger kam vor zehn Jahren auf den Markt. 2016 erfolgte schließlich die Ankündigung, dass die Finanzierung des nächsten Albums, dem mittlerweile elften, über eine große Musik-Crowdfunding-Plattform starten sollte. Angekündigt war Evil Spirits ursprünglich für Ende 2016 – noch rechtzeitig zum 40jährigen Bandjubiläum. Allerdings zogen sich Aufnahmen und Produktion deutlich länger hin als erwartet, so dass das Album erst im April 2018 von Spinefarm Records veröffentlicht wurde.

Der Opener „Standing On The Edge Of Tomorrow“ kombiniert eingängige Bassläufe mit charakteristischen Gitarrenriffs und treibendem Schlagzeug. Der Gesang von Dave Vanian würde stellenweise auch einer Oper gut zu Gesicht stehen – ebenso wie der Hintergrundchor. Um den wilden Stilmix zu komplettieren, übernehmen gegen Ende Trompeten und Posaunen die Kontrolle über das Stück. Eigentlich eine sehr passende Einleitung, ließen sich The Damned doch noch nie wirklich einordnen. Sehr viel gradliniger und rockiger geht es bei „Devil In Disguise“ zur Sache. Die Orgel dudelt psychedelisch vor sich hin, der Gesang kommt ungewöhnlich schnörkellos aus den Boxen, Captain Sensible lässt seine Gitarre kreischen – doch zusammengehalten wird der Track letztendlich durch das Schlagzeug. Für mich eines des Highlights von Evil Spirits und eines der eingängigsten Stücke. Das erste, was dem Hörer beim Titeltrack „Evil Spirits“ auffällt ist das Tweng der Gitarre, das zweite ist der Bass, der praktisch den ersten Part des Stücks allein bestreitet. Wuchtiger Bläsereinsatz, Percussion, der leicht überschlagende Gesang und die Keyboard-Passagen erinnern mich an die späten 60er oder frühen 70er Jahre. Eine durchaus interessante Kombination, wenn auch etwas aus der Zeit gefallen. Ganz folgerichtig wird „Sonar Deceit“ mit dem charakteristischen Ping eines Sonar eingeleitet. Ein Schlagzeug, das zum Mitwippen einlädt, ein funky Bass und ein Sänger, der sich phasenweise (und sehr gut) als Elvis-Imitator versucht machen daraus eine tanzbare und sehr eingängige Nummer. Entspricht eigentlich nicht meinen Hörgewohnheiten, aber gegen ein kontinuierliches Kopfwippen konnte ich mich auch nicht wehren. Für den Schlußtrack „I Don’t Care“ greift die Band ganz tief in die Dramatik-Kiste. Die Hälfte des Stückes gehört nur dem Gesang, begleitet von Monty Oxymoron am Klavier. Danach nimmt das Tempo deutlich zu, das Klavier verschwindet fast völlig und der Rest der Band darf noch einmal ordentlich Gas geben und rocken. Das Ende gehört dann allerdings wieder den Trompeten, die dem Hörer einen letzten wehmütigen Gruß schicken.

Auch im fortgeschrittenen Alter wehren sich The Damned erfolgreich dagegen, sich in eine Schublade stecken zu lassen: Ein bisschen Punk hier, eine Portion Pathos dort, zwischendurch auch mal ein Ausflug ins Gothic-Genre und gelegentlich wird auch derbe gerockt – manche Passagen könnte sogar als Soundtrack herhalten. All diese Zutaten werden gut durchgemischt und mit Dave Vanians charakteristischer, wandelbarer Stimme abgeschmeckt. Die Texte sind dabei verschroben, morbide, gelegentlich schimmert sogar eine gewisse Sozialkritik durch und immer durchsetzt mit einem sehr britischen Humor. Die Musiker verstehen zweifellos ihre Handwerk und steuern gleichberechtigt ihren Anteil am Gelingen des Albums bei – mal sticht die Orgel heraus, beim nächsten Stück geben dann Gitarre, Bass oder Schlagzeug den Ton an. Die Produktion von Tony Visconti schrammt gelegentlich knapp am Kitsch (beispielsweise bei „Look Left“) vorbei, lässt den einzelnen Stücken aber doch glücklicherweise ihre Ecken, Kanten und Merkwürdigkeiten. Der häufige Einsatz der Trompeten wirkt beim ersten Hören etwas seltsam, passt aber meist erstaunlich gut. Evil Spirits hätte durchaus auch vor 10, 20, 30 oder gar 40 Jahren erscheinen können, es ist – im besten Sinne – zeitlos.
Das Coverartwork ist einem 1960er-Jahre Horrorfilm-Plakat nachempfunden. Dazu passend finden sich im Booklet einige Fotos von typischen Filmutensilien. Außerdem gibt es dort neben den Songtexten auch einige Schnappschüsse der Musiker im Studio, auf der Bühne oder im Pub.
Mehr Informationen zur Band gibt es auf der Homepage – wer gerne in das Album hineinhören möchte hat HIER die Gelegenheit dazu.

Die alten Herren von The Damned klingen auch im 42sten Jahr ihres Bestehens erstaunlich frisch, abwechslungsreich und energiegeladen.

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