M

18.10.2009 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3-941248-2

Format: Hardcover

Seiten: 208

Preis: 25,00

Erscheinungsdatum: 01.06.2009

Sprache: Deutsch

Bei M von Jon J. Muth handelt es sich um die Umsetzung eines Klassikers des deutschen Filmes. Pate stand hier Fritz Langs M – eine Stadt sucht einen Mörder aus den 20er Jahren, der nicht nur eine spannende Kriminalgeschichte zu erzählen weiß, sondern auch ein recht akkurates Bild der zeitgenössischen Zustände liefert. Cross Cult veröffentlichen diesen 208 Seiten starken Band in der Hardcover-Ausgabe.

Die Geschichte die der Band erzählt ist im Berlin der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts angesiedelt. Schon seit Monaten schlägt immer wieder ein perverser Mörder zu, dem schon etliche Kinder zum Opfer gefallen sind. Die Berliner Polizei unter der Leitung von Kommissar Lohmann bemüht sich zwar, doch gerät durch ihre Unfähigkeit den Mörder letztendlich zu fassen im stärker unter Druck der Öffentlichkeit und auch der Regierenden. Verstärkte Razzien bringen nicht den gewünschten Erfolg und auch die Mithilfe der Bevölkerung führt die Ermittler zu keinem Ergebnis. Für die „ehrbaren“ Ganoven und deren Ringvereine wird es durch diese verschärften Bedingungen immer schwieriger ihren normalen Geschäften nachzugehen und so fassen die Führer der verschiedenen kriminellen Organisationen schließlich den Entschluss selbst die Jagd auf den Mörder aufzunehmen. In einer generalstabsmäßig vorbereiteten Aktion wird ganz Berlin mit einem Netz von Spitzeln und Informanten überzogen um den Gesuchten zur Strecke zu bringen. Mit Hilfe eines blinden Straßenhändlers gelingt es schließlich den Mörder durch eine gepfiffene Melodie zu identifizieren und in einem verlassenen Bürohaus in die Enge zu treiben. Und auch die Polizei hat endlich eine heiße Spur, die sie zum Mörder führt. Zu guter Letzt muss sich der Mörder vor einem Tribunal der Kriminellen für seine Taten verantworten und lässt hier einen tiefen Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt zu, die zumindest im Ansatz erklärt warum er seine schrecklichen taten vollbringt.

Alleine auf Grund seiner Wucht gelingt es dem Band zu beeindrucken. Die Aufmachung als Hardcover-Band, der Umfang und die Art der Zeichnungen heben M sicherlich von einem großen Teil der gängigen Comics ab. Doch bevor sich der Leser der eigentlichen Geschichte widmen kann, finden sich im Vorwort noch einige wissenswerte Dinge sowohl über die Entstehungsgeschichte des Filmes wie der Graphic Novel, die zwar nicht unbedingt zum Verständnis gebraucht werden, aber doch sehr interessante Hintergrundinformationen liefern, sollte man sich mehr für die Arbeit Langs oder Muths interessieren.
Der Zeichenstil von Jon J. Muth ist sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig, stehen hier sehr diffuse Zeichnungen doch neben fast fotorealistischen Bildern. Hier fallen dem aufmerksamen Leser auch die ersten Unstimmigkeiten auf, so sind z.B. manche Personen nur schwer auseinander zuhalten oder wollen einfach nicht in den Kontext der 20er Jahre passen. Auch kleinere inhaltliche Patzer finden sich an mancher Stelle, wie die Kopfbedeckung eines englischen Bobbys bei einem deutschen Schupo oder Brillenfassungen die eher in die 60er Jahre gehören. Lässt man sich von diesen Kleinigkeiten nicht weiter stören, so wird man feststellen, das diese Technik doch sehr gut zu der erzählten Geschichte passt und spätestens bei der zweiten Lektüre des Bandes sieht man darüber hinweg. Die düstere Farbwahl mit Grau- und Sepiafarbtönen wird nur spärlich von einigen wenigen Farben unterbrochen und trägt viel dazu bei, die beklemmende Stimmung der Handlung zu unterstreichen.
Allerdings begnügt Muth sich nicht damit, den Film nur einfach nachzuerzählen, vielmehr versucht er sich mehr mit der Psyche des Mörders auseinanderzusetzen, und erweitert so die Geschichte um einige Facetten. Grade seine Opfer die ihn immer wieder heimsuchen verstärken das Bild des gequälten Charakters der sich während des Tribunals endgültig Bahn bricht und lassen beim Leser, wenn nicht Verständnis dann doch so etwas wie Mitgefühl gegenüber dem Mörder aufkommen. Andere Passagen, grade die Ermittlungsarbeit der Polizei oder die Bemühungen der organisierten Kriminalität treten dem gegenüber stellenweise etwas in den Hintergrund.
Ein wenig unglücklich gewählt ist sicherlich auch die Schrift, die weder zu den Zeichnungen passen will, noch zu der Stimmung die der Band erzeugt. Auch die teils schlampige Druckweiterverarbeitung, zumindest des Rezensionsexemplars, fällt negativ auf. Hier sind ganze Druckbögen nicht geschnitten oder Texte wurden am Buchrand durch zu knappe Schnitte verstümmelt. Dinge, die bei einem Buch mit einem ansonsten hohen Qualitätsanspruch einfach nicht vorkommen sollten und die sich mit ein wenig Sorgfalt hätten vermeiden lassen können. All diese Kleinigkeiten sind umso ärgerlicher weil sie diesen ansonsten recht gelungenen Comic, oder wie es auf neudeutsch heißt Graphic Novel in seinem Gesamtbild stören und das Lesevergnügen über Gebühr eintrüben.

Trotzdem ist der Band für Sammler oder Freunde des Filmes jeden Fall interessant, alleine die ungewöhnliche Zeichentechnik und die Farbgebung verdienen eine gewisse Aufmerksamkeit. Eher konventionell eingestellte Comicleser sollten vor dem Kauf lieber erst noch einen Blick auf den Inhalt werfen um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen.

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