Die Eiserne Hand

09.03.2022 von Marcus Pohlmann

Die Eiserne Hand

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ISBN: 978-3741624353

Format: Hardcover

Seiten: 128

Preis: 30,00

Erscheinungsdatum: 31.08.2021

Sprache: Deutsch

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Ursprünglich ab Mitte der 1960er Jahr in Großbritannien veröffentlicht, schaffte es Die Eiserne Hand erst gut 10 Jahre später nach Deutschland. Hierzulande wurden die Stories im Comic-Magazin Kobra abgedruckt – bis zu dessen Einstellung 1978. Panini Comics haben die alten Folgen zusammengetragen, neu übersetzt und präsentieren die ersten Abenteuer von Die Eiserne Hand – Der Unsichtbare in einem großformatigen, schwarz-weißen Hardcover-Band.

Was steht drin?

Der Leser erhält zum Geleit gleiche drei Vorworte. Vom verantwortlichen Redakteur Steffen Volkmer, vom Übersetzer Peter Mennigen und von Joachim Guhde. Alle drei schreiben über den Einfluss des Comics, die Besonderheiten von Die Eiserne Hand und die Gründe für die vorliegende Neuauflage.
Formell besteht jede Story aus mehreren Kapiteln, die jeweils eine Doppelseite einnehmen. Dabei unterscheidet sich die hier abgedruckten Geschichten deutlich im Umfang. Der Aufbau ist jedoch immer der Gleiche. Das erste Panel nimmt zumeist die ganze Breite der Seite ein und zeigt den Titel The Steel Claw in einem leicht veränderten Stil. Außerdem gibt es hier eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse. Jede Seite besteht aus sieben bis neun Panels, meist quadratisch und mit einem Rahmen klar abgegrenzt. Das letzte Panel jeder Doppelseite endet mit einem Cliffhanger und einem Verweis auf das nächste Kapitel – was der ursprünglichen Publikationsweise geschuldet ist.

Wie es sich für jede Superhelden-Geschichte gehört, steht am Anfang das, was heutzutage als „Origin Story“ bezeichnet wird. Der aufstrebende Wissenschaftler Louis Crandell hat bei einem Laborunfall die rechte Hand eingebüßt. Diese wurde anschließend durch eine stählerne (keine eiserne) Prothese ersetzt. Bei einem weiteren gescheiterten Experiment seines Arbeitgebers Professor Berringer wird der junge Mann nun nicht näher definierten Strahlen und einer hohen elektrischen Spannung ausgesetzt. Durch diese Kombination wird Crandell temporär unsichtbar – nur die metallene Prothese ist dann zu sehen. Allerdings hält die Unsichtbarkeit nicht übermäßig lange an, kann aber durch erneute Stromstöße wiederhergestellt werden.

Diese Fähigkeit will der junge Mann nun nutzen, um sich Reichtum und Macht zu verschaffen. Der erste Versuch eines Bankraubes scheitert jedoch kläglich, als die Unsichtbarkeit nachlässt. So muss Crandell die Beute zurücklassen, um sein nacktes Leben zu retten. Danach ändert er seine Taktik und lässt ein Flugzeug abstürzen und bringt beinahe ein Boot zum Kentern. Um der Welt seine Fähigkeiten zu zeigen – und dabei Unsummen von Geld zu erpressen – installiert Crandell schließlich in New York eine Bombe. Dieses Unterfangen scheitert ebenfalls, dank des Eingreifens von Professor Berringer.

In der zweiten Geschichte ist Louis Crandell „auf Bewährung“ und will sich für die verherigen Vergehen rehabilitieren. Eine Behandlung bei Doktor Deutz soll ihn von seiner Unsichtbarkeit heilen. Der Doktor hat dagegen eigene Pläne. Durch Selbstexperimente mit Strahlung verwandelt er sich in eine Mischung aus Neanderthaler und Hulk – aber mit menschlichen Intellekt. Um die Verbrechen Crandell anzuhängen, taucht er seine Hand in silberne Farbe. Erstaunlicherweise funktioniert dieses Ablenkungsmanöver und Die Eiserne Hand wird wieder von der Polizei gejagt. Nachdem Doktor Deutz auch noch die Nichte von Professor Berringer entführt, kommt es zum Showdown zwischen Crandell und Deutz. An dessen Ende ist die Wandlung vom Bösewicht zum Helden abgeschlossen.

Die dritte Geschichte des Bandes führt aus den trüben Straßenschluchten Londons auf die sonnigen Bahamas. Zusammen mit dem Wissenschaftler Tom Scott macht Louis Crandell Urlaub auf dessen Boot. Nebenbei wollen die beiden die von Scott entwickelte Unterwasser-Ultraschall-Kanone beim Fischfang testen. Der fiese Pirat Sharkey entführt Scott nebst dem Prototyp. Mit einer größeren Version der Waffe wollen die Freibeuter Schiffe aufbringen und plündern. Crandell macht sich daran seinen Freund zu retten – scheitert aber bei den ersten Anläufen. Erst als er ihren Anführer ausschaltet und die Kontrolle über das U-Boot der Piraten übernimmt, kann er die Bande den Behörden übergeben.

In der vierten Episode arbeitet Die Eiserne Hand im Auftrag des britischen Innenministeriums. Ein Gangsterboss hat einen Wissenschaftler entführt und nutzt dessen Erfindung, um die Stromzufuhr in Teilen Londons lahmzulegen. Statt auf die Forderungen des Verbrechers einzugehen, wird Crandell beauftragt, den Schurken unschädlich zu machen. Nur halb unsichtbar, gelingt es ihm in die Wohnung einzudringen, in der sich die Gangster mit ihrer Geisel verschanzt haben. Auch hier geht er als Sieger aus der Auseinandersetzung hervor.

Für das letzte Abenteuer des Bandes muss sich Louis Crandell buchstäblich in den Untergrund begeben. Die „Phantom Raiders“, eine kriminelle Band, nutzt die Londoner Kanalisation, um ungesehen ihre Raubzüge durchzuführen. Durch einen Trick lässt sich Die Eiserne Hand in das Hauptquartier der Verbrecher bringen. Bei der Verfolgung der Gangster nutzt er eine (anscheinend) neue Fähigkeit – er setzt eine metallene Leiter unter Strom. So werden die Bösewichte unschädlich gemacht und der Held hat wieder einmal die Stadt gerettet.

Kurzbiographien von Texter Ken Bulmer und Zeichner Jésus Blasco beschließen den Band.

Gehört das Buch ins Regal?

Die Stories von Die Eiserne Hand ähneln ein wenig den „Edgar Wallace“-Filme der 1960er und 1970er Jahre: Ein leicht verworrener, übermäßig komplizierter Plot, Charaktere voller Klischees und ein Happy End. Ähnlich wie die Filme, so kann man den Geschichten über den Wissenschaftler Louis Crandell aber einen gewissen Charme nicht absprechen. Angesichts des aktuellen Zeitgeschehens wären die „Bedrohungen“ durch die Schurken wohl kaum eine Zeitungsmeldung wert. Die heutigen Leser von Superhelden-Comics sind in dieser Hinsicht etwas verwöhnter und abgehärteter. Die Kräfte und Fähigkeiten der Charaktere angeht, sind ebenfalls nicht sonderlich spektakulär, vor allem vor dem Hintergrund der modernen Techni.

Was jedoch, zumindest aus meiner Sicht, sehr gut funktioniert ist der Erzählrhythmus von Ken Bulmer. Die Stories sind actionlastig, haben aber auch ruhigere Momenten, in denen die Verletzlichkeit des Helden zum Thema wird. Auch die Wandlung des Protagonisten vom verhinderten Superschurken zum Helden ist durchaus nachvollziehbar. Dagegen bleiben die restlichen Charaktere weitgehend Staffage und verschwinden meist recht schnell wieder aus dem Rampenlicht. Insgesamt merkt man dem Comic sowohl sein Alter als auch seinen Episoden-Charakter sehr deutlich an. Dennoch lohnt sich ein Blick in eine Zeit, in der das Leben (und die Superhelden) einfacher gestrickt waren.

Jésus Blasco liefert sehr detaillierte, kontrastreiche Zeichnungen ab. Die Aufgabe, einen unsichtbaren Protagonisten zu zeichnen ist dabei ausgesprochen undankbar. Häufig ist von Louis Crandell nur seine Prothese oder eine halb durchscheinende Gestalt zu sehen. Dennoch gelingt es dem Zeichner, den Charakter in den Mittelpunkt zu stellen. Insgesamt gefällt mir dieser Stil sehr gut, auch wenn er aus heutiger Sicht ein wenig überholt wirkt.

Auf der Homepage von Panini Comics gibt es weitere Informationen zu dem Band. Einen Erscheinungstermin für den Nachfolger gibt es leider noch nicht.

Für Comic-Nostalgiker ist Die Eiserne Hand ein richtiger Leckerbissen – der mit den heutigen Lesegewohnheiten jedoch nur noch wenig zu tun hat.

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