Stitched – Die lebenden Toten – Band 1

25.06.2013 von Marcus Pohlmann

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ISBN: B00DJ5SU96

Format: Softcover

Seiten: 180

Preis: 19,95

Erscheinungsdatum: 01.06.2013

Sprache: Deutsch

Der umtriebige Comic-Autor Garth Ennis ist dafür bekannt (und berüchtigt) Themen aufzugreifen, denen eigentlich kaum noch neue Aspekte abzugewinnen sind und diese gehörig durch den Wolf zu drehen. So stellten beispielsweise The Boys das Superhelden-Genre auf den Kopf oder Dicks die Welt der Privatdetektive. Für sein neuestes Werk Stitched hat sich der Autor nun den Zombies angenommen und versucht auch dieser, weitgehend ausgereizten, Thematik eine neue Facette hinzuzufügen. Veröffentlicht wird der 180 Seiten starke Softcover-Band wieder von Panini Comics, die auch die meisten anderen Comics des Autors auf den deutschen Markt bringen.

Die Geschichte beginnt mit dem Absturz eines US-amerikanischen Armee-Hubschraubers im Osten Afghanistans, bei dem sich zwei Frauen und ein schwerverletzter Mann aus den Trümmern des Black Hawk retten können. Ohne nennenswerte Ausrüstung, keine Möglichkeit zur Kommunikation mit der Außenwelt und tief im feindlichen Territorium machen sich die drei Soldaten auf den Weg zurück zum nächsten sicheren Lager. Gleich zu Beginn ihres Marsches stolpern sie über die sterblichen Überreste einer Truppe Taliban, die regelrecht abgeschlachtet wurden. Verantwortlich für dieses Blutbad sind die Stitched, nahezu unzerstörbare Untote, denen alle Körperöffnungen vernäht wurden und mit denen auch bald unsere drei Protagonisten konfrontiert werden. Gerettet werden sie dabei von einer britischen SAS-Einheit, die schon erste Erfahrungen mit diesen Gegnern sammeln konnte, und den schwarz gekleideten Führer der Untoten ausschaltet. Gemeinsam setzen sie die Reise fort und reiben dabei eine weitere Gruppe von Stitched auf, machen zudem aber einen Gefangenen. Dieser Gefangene, Nigel, ein britischer Kovertit, der sich einer Gruppe Menschenhändler angeschlossen hatte, bringt etwas Licht in die Herkunft der Untoten. Die Schwarzberobten haben sich mit dem Sklavenhändler Homayoun verbündet, verschleppen die Frauen und Kinder aus den umliegenden Dörfern zum Verkauf und machen die Männer zu untoten Kampftruppen. Schließlich bietet sich Nigel an, den Trupp zur nächsten Siedlung zu führen. Nach einem kurzen Intermezzo, bei dem die Bewohner eines Gehöftes von den Stitched getötet werden, lockt Nigel die Soldaten in einen Hinterhalt, den auch er selbst nicht überlebt. Schließlich führt der eingeschlagene Weg die Soldaten dann jedoch nicht in Sicherheit, sondern direkt zum Lager der Sklavenhändler, wo es zum finalen Shoot-Out kommt.

Die Verbindung von Taliban, Afghanistan und übernatürlicher Bedrohung ist nicht ganz neu, wurde sie doch schon im Jahr 2007 in dem amerikanischen Horrorstreifen Afghan Knights aufgegriffen, der jedoch (völlig zurecht) floppte. Die große Stärke von Ennis liegt nun darin, die verschiedenen Versatzstücke aus Horrorstory, Zombiesplatter und Kriegsdrama zu einem funktionierenden, unterhaltsamen und spannenden Ganzen zusammenzufügen. Die Charaktere sind allesamt für den Leser nachvollziehbar aufgebaut, selbst die Beweggründe des Konvertiten Nigel oder des Sklavenhändlers Homayoun sind plausibel, wenn auch moralisch verwerflich. Lediglich die Herkunft und die Motivation der schwarzberobten Kultisten bleiben im Dunkeln. Die Story selbst ist gewohnt blutig, aber der Leser hat nie den Eindruck, dass die Gewalt dabei zum Selbstzweck verkommt, auch wenn einige der Szenen schon recht drastisch sind. Aufmerksame Leser bemerken zudem sicherlich die Selbstzitate von Ennis, der hier stellenweise fast wörtlich auf seine Comics Preacher, Hitman und Punisher verweist. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken des Autors verzichtet Stitched dabei fast vollständig auf den sonst typischen abgründigen Humor, lediglich die Unterhaltungen der Soldaten untereinander sorgen zwischenzeitlich für eine Auflockerung. Dies ist zwar ungewohnt, unterstützt aber durchaus den Charakter der Story. Was sich der Autor jedoch nicht verkneifen kann, sind einige kleine Seitenhiebe auf Politik, Religion und Militär.
Die Zeichnungen von Mike Wolfer sind zwar detailliert und auch nicht schlecht, wollen mir aber nicht so wirklich zusagen. In erster Linie liegt dies wohl an den Gesichtern der Protagonisten, die mir verzerrt vorkommen, als wäre sich der Zeichner bei der Perspektive unsicher gewesen. Die Kolorierung in gedeckten Farben spiegelt dagegen gut die Trostlosigkeit der afghanischen Bergwelt und die Situation der Figuren wieder, wird nur manchmal durchbrochen von grellen Blutspritzern und trägt so stark zur Atmosphäre des Comics bei.

Stitched bietet eine vielversprechende Variation des Zombie-Themas, interessante Charaktere und eine spannende Handlung ohne dabei auf zu viele Klischees zurückgreifen zu müssen.

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