Percy Pickwick – Gesamtausgabe Band 3

09.09.2015 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3868697681

Format: Hardcover

Seiten: 214

Preis: 29,95

Erscheinungsdatum: 01.04.2015

Sprache: Deutsch

Der dritte Teil der Percy Pickwick – Gesamtausgabe steht ganz im Zeichen des Teams Turk & De Groot. Diese beiden waren schon teilweise bei den vorangegangenen Alben beteiligt, haben nun aber die Serie komplett von ihren Vorgängern übernommen. Die  Stories stammen ursprünglich aus den Jahren 1978 bis 1982 und wurden mit einiger Verspätung auch schon Mitte der 80er Jahre auf dem deutschen Markt veröffentlicht. toonfish hat dem alten Material eine Rundumerneuerung verpasst und richtet sich mit dem über 200 Seiten starken Band als Hardcover in erster Linie an die Nostalgiker unter den Comiclesern.

Wie auch schon bei den vorangegangenen Teilen, finden sich zu Beginn des Comics einige Hintergrundinformationen zu den beteiligten Autoren und Zeichnern. In diesem Fall bekommt der Leser Informationen über die Herangehensweise des Zeichners Philippe Liégois, besser bekannt als Turk.
Ungewohnt ernst dreht sich die erste der vier Geschichten um staatlich legitimierte Morde, denn durch einen Computerfehler gerät Percy Pickwick in „Sieben Tage Angst“ auf eine Abschussliste des Inlandsgeheimdienstes MI5. Der Rechner setzt daraufhin ein Programm in Bewegung, das gewährleisten soll, dass die Zielperson die nächste Woche auf keinen Fall überlebt. Während sich Pickwick alle Mühe gibt Autobomben, Brandsätze, Scharfschützen und LKWs zu überleben, versucht Colonel Spruce vom Geheimdienst die beiden gedungenen Mörder aufzuhalten. Schließlich kommt es zum Showdown auf einer verlassenen Baustelle, bei dem alle Akteure aufeinander treffen. Eine ungewöhnliche Serie von Todesfällen erschüttert die Londoner Finanzwelt bei  „Ein Ende mit Schrecken“. Innerhalb kürzester Zeit sterben einige hochrangige Wirtschaftsvertreter und auch der Scotland Yard-Agent der die Ermittlungen leitete, buchstäblich vor Angst. So übernimmt Colonel Pickwick den Fall und schon bald ist er den Gangstern auf der Spur. Doch als er selbst unter den Einfluss des tödlichen Halluzinogens gerät, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. In die internationale Politik wird Percy Pickwick bei „Zum Fressen gern“ verwickelt. Die Queen höchstpersönlich beauftragt den Ex-Agenten damit für die Sicherheit eines arabischen Potentaten zu sorgen, der sich in London aufhält. Eine entschlossene Gruppe Rebellen schreckt jedoch auch vor einem Attentat in der britischen Hauptstadt nicht zurück. Als die Regierung ihrem Gast sämtliche Unterstützung entzieht, ist der Colonel mit seinem Schützling und dessen Entourage auf sich alleine gestellt. Auf der Flucht in die Schweiz gelingt es Pickwick, mit Hilfe der reizenden Sekretärin Leila, schließlich die Drahtzieher des Komplotts zu entlarven. Im letzten Abenteuer, „Mord am Meer“, wird der Colonel durch die Krimi-Schriftstellerin Agatha Spinsterhood fast zur Nebenfigur degradiert. Bei ihren Ermittlungen den Tod des Sohnes einer alten Adelsfamilie betreffend dringen der Detektiv und die Autorin tief in die Zwistigkeiten und Animositäten innerhalb Familie Sinclair ein, decken dunkle Geheimnisse auf und können schließlich gleich mehrere Rätsel lösen. Bei der abschließenden Kurzgeschichte „Herz ist Trumpf“ handelt es sich eigentlich um eine deutlich ältere und kürzere Version von „Ein Ende mit Schrecken“, die seinerzeit als Magazinbeitrag veröffentlicht wurde und Jahre später dann für eine Veröffentlichung im Albumformat bearbeitet und wesentlich erweitert wurde.

Die Stories von De Groot haben zwar immer noch ihren typischen, leicht schrägen Humor, dennoch entfernen sie sich langsam von ihren Ursprüngen als einfache „Funnies“. Themen wie staatlich legitimierte Attentäter, politische Umstürze und chemische Kampfstoffe sind doch recht weit von den ersten Fällen entfernt, in denen der wackere Detektiv ermitteln musste. Auch haben Autor und Zeichner das Tempo deutlich erhöht, finden sich doch vermehrt richtige Action-Sequenzen mit Verfolgungsjagden, Schießereien und Explosionen in den Panels. Doch trotz dieser Änderungen stehen immer die Charaktere im Mittelpunkt und die Action verkommt nie zum Selbstzweck. Zudem bleibt immer noch Zeit für einen kleinen Scherz oder zeichnerische Feinheiten, die der Leser erst beim zweiten Durchblättern erkennt. Mittlerweile hat sich um die Hauptfigur des Colonel Pickwick ein ganzes Ensemble von Nebencharakteren geschart, die mal mehr, mal weniger prominente Rollen in den Geschichten übernehmen, wie beispielsweise Colonel Spruce vom MI5, die resolute Haushälterin Miss Partridge, oder als „running gag“ der unnachgiebige Streifenpolizist Strawberry.
Zeichnerisch bleibt Turk bei seinem klaren, recht detailverliebten Stil, auch wenn er sich bei manchen Panels einfach die Hintergründe gespart hat. Bei der Farbgebung herrscht kühles britisches Understatement, gedeckte, erdige, warme Farbtöne werden nur gelegentlich von etwas grelleren Farbtupfern aufgelockert. Was Druck, Verarbeitung und allgemeine Produktion des Hardcover-Bandes angeht, so haben toonfish hier wieder eine sehr ordentliche Arbeit abgeliefert, die keinerlei Anlass zur Kritik gibt.

Ein Band mit spannenden Detektivgeschichten, der trotz seines Alters auch heute noch erstaunlich gut unterhalten kann. Der dritte Teil der Percy Pickwick – Gesamtausgabe zeigt das Team De Groot und Turk wahrscheinlich auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

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