Zombicide

29.11.2012 von Marcus Pohlmann

Zombicide

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Erscheinungsdatum: 29.11.2012

Sprache: Englisch

Das es auf dem französischen Spielemarkt viel zu entdecken gibt ist schon seit Jahren kein Geheimtipp mehr, meist tummeln sich die Firmen jedoch unbeachtet vom Rest der Welt auf ihrem heimischen Markt. Die noch junge Firma Guillotine Games, gegründet von einigen ehemaligen Mitarbeitern der legendären Miniaturenschmiede Rackham, geht mit ihrem Debut Zombicide einen konsequent anderen Weg. Finanziert über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter, flankiert von starker Online-Präsenz auf einschlägigen Seiten, konnten sie schon lange vor Erscheinen des Spiels das Interesse auf sich ziehen.
Wie der Name unschwer vermuten lässt, nutzen die Autoren die beliebte Thematik der Zombie-Apokalypse, um daraus ein kooperatives Spiel für einen bis sechs Spieler zu machen, wobei diese die Rolle von Überlebenden übernehmen, die sich in einer von Zombies überrannten Welt zurechtfinden müssen.

Wie bei den meisten Spielen macht es nach dem Öffnen der Box durchaus Sinn, sich mit dem beiliegenden Spielmaterial vertraut zu machen. Vor allem die, mit 28 Seiten recht umfangreich ausgefallene, Anleitung lenkt das Interesse auf sich. Tatsächlich ist der Anteil der Regeln in dem Heft jedoch relativ überschaubar, da viel Raum von zahlreichen Beispielillustrationen und den zehn Szenarien eingenommen wird. Neun doppelseitig bedruckte Bodenpläne aus stabiler Pappe bilden, je nach Szenario den variablen Spielplan, auf dem Wohnhäuser, Restaurants, Labore und Straßen zu sehen sind. Sechs sechsseitige Würfel werden für den Einsatz der Waffen benötigt ebenso wie zahlreiche Marker für beispielsweise Autos, Türen und den verursachten Lärm. Über 100 Karten gehören ebenfalls zum Spielmaterial, aufgeteilt in Ausrüstungs-, Zombie- und Wundkarten. Der eigentliche Blickfang des Spiels sind jedoch die 71 Kunststoff-Miniaturen, welche die sechs Überlebenden und die vier verschiedenen Zombie-Varianten darstellen. Für jede der sechs Spieler-Figuren gibt es neben der Miniatur zudem eine Art Charakterbogen, in dem Informationen über Erfahrung, Ausrüstung, Verwundungen und Sonderfähigkeiten festgehalten werden.
Ist das Spielmaterial schließlich gesichtet, so können sich die Spieler daran machen sich einen, je nach Spieleranzahl und Szenario, auch zwei Überlebende zu suchen. Dabei stehen klassische Archetypen zur Verfügung, wie beispielsweise der paranoide Survival-Freak, die naive Kellnerin oder der aufrechte Cop. Nun muss nur noch der Spielplan entsprechend dem Szenario aufgebaut werden und die Zombiejagd kann beginnen.
Ist ein Spieler an der Reihe, so hat er in der Regel drei Aktionen, die er in seinem Zug ausführen kann. So kann er sich ein Feld weit bewegen, eine Tür öffnen, das Feld in dem er sich befindet durchsuchen, Gegenstände nutzen oder einen Zombie angreifen. Ein besonderer Aspekt der Regeln ist dabei die Berücksichtigung der Geräuschkulisse. Jeder Charakter macht bei seinen Aktionen in irgendeiner Form Lärm, ganz gleich, ob er läuft, Türen einschlägt oder eine Schrotflinte abfeuert. Für jede dieser Aktionen wird ein Lärm-Marker neben der Figur abgelegt. Sind keine Überlebenden im Sichtfeld der Zombies, so schlurfen diese in die Richtung aus welcher der meiste Krach kommt. Durchsucht ein Spieler seine Umgebung, so darf er eine Ausrüstungskarte nehmen. Zumeist enthalten diese Waffen oder andere nützliche Gegenstände und Lebensmittel. Gelegentlich kann es aber vorkommen, dass ein Zombie durch den Charakter aufgeschreckt wird. Über kurz oder lang kommt es schließlich auch zum Kampf, der entweder mit Nah- oder Fernkampfwaffen ausgetragen wird. Jede Waffe verfügt dabei über ein eigenes Profil, das die Anzahl der eingesetzten Würfel, das zum treffen benötigte Ergebnis und den verursachten Schaden angibt. Die meisten Zombies sind schon nach dem ersten Treffer erledigt, lediglich die Fatties und die Abomination können mehr Schaden aushalten. Für jeden Zombie, den ein so Spieler ausschaltet, erhält er Erfahrungspunkte, ebenso wie für die erfüllten Missionsziele. Mit zunehmender Erfahrung stehen dann, abhängig von der gewählten Spielfigur, verschiedene zusätzliche Fähigkeiten zur Verfügung. Dies reicht von einer weiteren Aktion über Boni beim Würfeln bis hin zu nützlichen Fertigkeiten wie beispielsweise „Ninja“, die es der Figur erlaubt lautlos auf dem Spielfeld zu agieren. Dadurch und durch immer bessere Ausrüstung werden die Charaktere der Spieler mit fortschreitender Dauer des Spiels immer stärker.
Nachdem die Charaktere an der Reihe waren, dürfen sich nun die Zombies bewegen. Entweder schlurfen sie auf einen Charakter zu den sie sehen können, oder sie bewegen sich in Richtung der lautesten Geräuschquelle. Dadurch sind die Spieler in der Lage die Bewegung ihrer Gegner, zwar nicht wirklich zu steuern, so doch ein wenig zu beeinflussen. Ergibt sich die Möglichkeit, so greifen die Untoten natürlich auch die Charaktere der Spieler an. Nach dem die Bewegung abgeschlossen ist werden mithilfe der Zombiekarten neue Untote auf dem Spielfeld generiert. Das Spektrum reicht hier vom einfachen Zombie, Walker genannt, über die schnelleren Runner und den widerstandsfähigen Fattie bis hin zur Abomination, die kaum zu vernichten ist. Daneben bescheren diese Karten den Zombies gelegentliche Extra-Züge, welche die Spieler weiter in Bedrängnis bringen. Bei den Zombie-Karten wird zudem der Erfahrungsgrad der Spieler berücksichtigt, sodass mehr und stärkere Untote das Spielfeld betreten je erfahrener die Spieler werden. Nachdem damit schließlich die Aktivierung der Zombies beendet ist, wandert der Startspieler-Marker weiter und es beginnt eine neue Runde. Das Spiel endet, wenn es den Spielern gelingt, die in der Szenarien-Beschreibung angegebenen Bedingungen zu erfüllen oder wenn sie alle den Untoten zum Opfer gefallen sind.

Unter der Vielzahl der Zombie-Spiele, die es mittlerweile auf dem Markt gibt, nimmt Zombicide sicherlich einen der vorderen Plätze ein. Ein flüssiger, kurzweiliger Spielablauf, abwechslungsreiche Missionen und eine opulente Ausstattung machen das Spiel zu einem wirklichen Highlight. Obwohl das Spielprinzip nicht sonderlich komplex ist und sich leicht erlernen lässt, bietet es den Spielern doch viele Möglichkeiten und erlaubt auch ein taktisches Vorgehen. Allerdings setzt dies die Kooperationsbereitschaft der Spieler voraus, da ohne diese kaum das jeweilige Szenarienziel erreicht werden kann. Der Aufbau des Spielplans nimmt dabei überraschenderweise nur wenige Minuten in Anspruch und ermöglicht es so durchaus mehrere Partien hintereinander zu spielen, wobei die vorgegebenen Szenarien in Dauer und Schwierigkeitsgrad teilweise sehr stark variieren.
Auch bei der Anleitung findet sich wenig Anlass zur Kritik. Zwar wäre ein etwas strukturierterer Aufbau hilfreich gewesen, doch wird dieses Manko durch die zahlreichen Beispiele leicht wieder wettgemacht. Die zehn enthaltenen Missionen können eine Spielgruppe durchaus über einen längeren Zeitraum beschäftigen, daneben ist es ein leichter eigene Szenarien zu entwerfen.
Ist der Spielablauf schon recht gut gelungen, so wird er doch von der Ausstattung um Längen geschlagen. Hier lassen die Macher wirklich keine Wünsche offen. Das Spielmaterial, sowohl die stabilen, doppelseitig bedruckten und stimmig illustrierten Bodenplatten als auch die Karten und Marker sind durchaus hochwertig und geeignet intensiven Einsatz zu überstehen. Ebenfalls sehr schön gelungen sind die beiliegenden Kunststoff-Miniaturen. Nicht nur die Charaktere sondern auch die Zombies sind detailliert modelliert und abwechslungsreich gestaltet. Wenige Gussgrate und ein relativ harter Kunststoff ermöglichen außerdem, ein klein wenig Talent vorausgesetzt, eine problemlose Bemalung der Figuren.
Als Krönung gibt es zudem eine ausgesprochen gute Online-Unterstützung, die sich nicht nur auf die Bereitstellung der Regeln und FAQs beschränkt, sondern mit schöner Regelmäßigkeit neue Szenarien umfasst. Auch an ein Konstruktionstool für die eigenen Missionen wurde gedacht.

Zombicide kann, trotz eines relativ einfachen Grundprinzips, mit spielerischem Tiefgang und einer hervorragenden Ausstattung jeden Freund der hirnfressenden Untoten überzeugen.

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