Zombicide: Undead or Alive

24.12.2022 von Marcus Pohlmann

Zombicide: Undead or Alive

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Spieleranzahl: 1 bis 6 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Spieldauer: ca. 60 Minuten

Erscheinungsdatum: 31.10.2022

Sprache: Englisch

Mit den Spielen der Zombicide-Serie hat der französische Verlag Guillotine Games eine gewaltige Materialschlacht auf die Spieltische gebracht. Berge von ansehnlichen Miniaturen, einfache Regeln und vielfältige Szenarien sorgen für eine andauernde Beliebtheit der Zombie-Hatz. Produziert wurde das Spiel von Cool Mini Or Not, die sich, wie bereits bei den Vorgängern, das nötige Geld über eine Crowdfunding-Kampagne besorgt haben. Nach Ausflügen in die Gegenwart, das finstere Mittelalter und die ferne Zukunft verschlägt es die Spieler in Zombicide – Undead or Alive in den Wilden Westen. Auch hier werden Städte von der Untoten-Plage heimgesucht, die es zu bekämpfen gilt.
Das Spiel ist bisher nicht für den deutschen Markt erschienen, wird aber voraussichtlich im nächsten Jahr von Asmodee regulär veröffentlicht.

Was steckt drin?

Der Inhalt der großen Box unterscheidet sich im Prinzip nicht übermäßig von den Vorgängern. Das Spielfeld besteht aus bis zu neun doppelseitig bedruckten Bodenplänen, die eine verlassene Westernstadt darstellen. Sollte es das Szenario erfordern, wird die Stadt außerdem durch Schienen und einen Zug erweitert. Zahlreiche Marker, beispielsweise für die Startpunkte der Zombies (die Spawn Zones), Lärm oder Kisten finden sich ebenfalls in der Schachtel. Sechs sechsseitige Holzwürfel dienen der Ermittlung der Treffer. Die kleinformatigen Karten teilen sich in zwei Arten auf. Dabei handelt es sich zum einen um die Gegenstände, die die Spieler finden können. Die Bandbreite umfasst die unterschiedlichsten Waffen, Wasser oder Munition. Die anderen Karten sind für die Aktivierung der Untoten bestimmt. Hier wird angegeben, wie viele Zombies erscheinen, ob die Abomination (der Oberzombie) erscheint oder ob sie Extra-Aktivierungen bekommen.

Trügerische Ruhe in der Stadt

Trügerische Ruhe in der Stadt

Die Untoten kommen in vier verschiedenen Ausführungen mit insgesamt 73 Kunststoff-Miniaturen. Es gibt den Walker – einen langsamen Standard-Zombie. Die Runner sind dagegen doppelt so schnell. Die Brutes schlurfen vor sich hin, dafür können sie mehr Schaden einstecken. Und schließlich gibt es die Abomination, die nochmals schwerer zu besiegen ist. Für die bis zu sechs Spieler stehen insgesamt 14 Charaktere (die Überlebenden) zur Auswahl. Neben einer Figur und einer entsprechenden ID-Karte gehört auch ein Kunststoff-Tableau und farbige Stecker zur Spielausstattung. Die Charaktere unterscheiden sich in vier Klassen mit besonderen Fähigkeiten. So können Brawler in den Nahkampf stürmen und Schläge verteilen, Gunslinger viele (aber ungenaue) Schüsse abgeben, das Townsfolk hat Vorteile bei der Suche nach Gegenständen und im Kampf in Gebäuden und die Faithful verlangsamen Zombies und wandeln normales Wasser in Weihwasser um.
Die 60seitige Anleitung umfasst neben Regeln und Begriffserklärungen auch zehn Szenarien. Außerdem stellt der Verlag weitere Missionen online zur Verfügung.

Wie wird’s gespielt?

Die Abomination hat Freunde mitgebracht

Die Abomination hat Freunde mitgebracht

Am Grundprinzip hat sich seit der Veröffentlichung des Originals vor mittlerweile zehn Jahren nur wenig geändert. Die Spieler steuern ihre Charaktere durch eine verlassende Siedlung, kämpfen sich durch Horden von Untoten, sammeln Ausrüstung und müssen ein vorgegebenes Szenario erfüllen.
Vor Spielbeginn wählen die Spieler ihre Charaktere aus. Da jede Partie sechs Überlebende benötigt, kann es sein, dass ein Spieler mehr als eine Figur führt. Häufig gelten Einschränkungen, welche Charakterklassen in der Mission zugelassen sind. Das Spielfeld wird entsprechend des Szenario aufgebaut, in dem eine bestimmte Anzahl Stadtfelder ausgelegt wird. Auf diesem Plan finden sich die Startpunkte für Spieler und Zombies, etwaige NPCs und verschiedene Zielmarker.

Gespielt wird in Runden, die sich wiederum in drei Phasen aufteilen. Ist ein Spieler am Zug, stehen seinem Charakter (zumindest zu Beginn) drei Aktionen zur Verfügung. Mit diesen kann er sich bewegen, Räume durchsuchen, Ausrüstung tauschen, Lärm machen und natürlich angreifen. Beim Kampf gibt die Waffe die Anzahl der Würfel, den Schaden und die benötigte Zahl an. So hat ein Spieler beispielsweise mit einem Revolver 1 Würfel zur Verfügung, trifft bei einem Ergebnis von 4+ und verursacht 1 Punkt Schaden. Mit der abgesägten Schrotflinte sind es dagegen 2 Würfel, die bereits auf 3+ treffen. Erleidet ein gewöhnlicher Zombie einen Schadenspunkt, so wird er vom Spielfeld entfernt. Brutes und die Abomination können mehr Treffer einstecken. Der Spieler erhält im Gegenzug einen Erfahrungspunkt, hier Adrenaline Point genannt. Hat der Charakter genug Erfahrung angesammelt, steigt er eine Stufe und bekommt dafür eine Belohnung. Dabei kann es sich um zusätzliche Aktionen oder Würfel handeln, aber auch andere nützliche Fertigkeiten.

Die Nonne war fleißig

Die Nonne war fleißig

Haben alle Spieler ihre Aktionen abgehandelt, sind die Untoten an der Reihe. Im ersten Schritt bewegen sich alle Zombies auf Spielercharaktere zu, die sie sehen können oder in Richtung des Lärms. Stehen sie dagegen auf dem gleichen Feld wie ein Charakter, verursachen sie Wunden. Haben sich alle Untoten bewegt, kommt Verstärkung auf das Spielfeld. Dazu zieht ein Spieler für jede „Spawn Zone“ eine Zombie-Karte. Abhängig von der höchsten Erfahrungsstufe eines Charakters kommen nun neue Figuren ins Spiel oder erhalten Zusatzaktivierungen.
Anschließend wechselt der Startspieler und die nächste Runde beginnt.

Eine Partie endet mit einem Sieg der Spieler, wenn es ihnen gelingt, die vorgegebene Mission zu erfüllen und vom Spielfeld zu entkommen. Sie verlieren, wenn ein Charakter stirbt oder gleichzeitig sieben Spawn Zones aktiv sind.

Kann das Spiel was?

Der Grundablauf von Zombicide – Undead or Alive unterscheidet sich kaum von den anderen Spielen der Serie. Mit der Eisenbahn und den Nichtspielercharakteren sind jedoch zwei interessante Elemente hinzugekommen. Besonders haben mir jedoch die vier unterschiedlichen Klassen und ihre Spielweise gefallen, auch die Umsetzung der Western-Thematik ist gelungen. Die Regeln sind recht simpel und schnell erklärt. Die verschiedenen Sonderfähigkeiten, unterschiedliche, abwechslungsreiche Szenarien und Charakterkombinationen sorgen dennoch für den nötigen Tiefgang und den Wiederspielwert. Der kooperative Aspekt des Spiels steht eindeutig im Vordergrund. Alleingänge enden meist sehr schnell mit einer Niederlage für die Spieler. Dabei ist es zwar möglich, alleine alle sechs Charaktere zu führen – in größerer Gruppe macht es allerdings viel mehr Spaß. Durch das Erfahrungssystem besteht die Option, mehrere Missionen in Form einer Mini-Kampagne zu absolvieren – was auch einen unbestreitbaren Reiz ausmacht.

Das Kartenmaterial

Das Kartenmaterial

Ob man nun wirklich noch eine Variante der Zombie-Jagd braucht, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Spielerisch hat sich Zombicide zwar ein wenig weiter entwickelt – aber eben nicht übermäßig viel.
Ausstattung und Optik sind wie bereits seit dem ersten Ableger hervorragend. Die Figuren sind detailliert und liebevoll gestaltet, ebenso wie die dazugehörigen Illustrationen. Das Charakter-Dashboard sorgt für einen guten Überblick und die Pläne machen einen wertigen, stabilen Eindruck. Die Anleitung ist verständlich geschrieben, wenn auch an manchen Stellen etwas unstrukturiert. Hier wäre vielleicht eine Aufteilung in zwei Hefte sinnvoller gewesen.

Wer mehr über das Spiel und die anderen Ableger der Serie herausfinden möchte, wird auf der Homepage von Guillotine Games bzw. Cool Mini Or Not fündig. Neben Bildmaterial gibt es hier die Regeln und zusätzliche Szenarien als Download. Außerdem kann man sich hier einen Überblick der verschiedensten Ableger und Erweiterungen verschaffen.

Wer Western und Zombies mag und einem einfachen, aber spaßigen Brettspiel nicht abgeneigt ist, wird mit Zombicide – Undead or Alive hervorragend bedient.

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