X-Code

07.10.2018 von Marcus Pohlmann

X-Code

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Spieleranzahl: 2 bis 8 Spieler

Altersempfehlung: ab 10 Jahre

Spieldauer: ca. 15 Minuten

Erscheinungsdatum: 18.06.2018

Sprache: Deutsch

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Die Grundidee des Spiels von Kasper Lapp liegt (leider) viel zu nahe an der Realität: Eine ominöse Hacker-Organisation attackiert in X-Code verschiedene Großrechner, die für Strom- und Wasserversorgung, aber auch Nuklearanlagen zuständig sind. Bis zu acht Spieler stellen sich in der Rolle von IT-Spezialisten dieser Bedrohung entgegen. Dazu müssen sie rechtzeitig den Programmcode der Hacker entschlüsseln – und das ganz analog! Amigo arbeiten hierbei zum ersten Mal mit dem Autor zusammen und veröffentlichen das kooperative Kartenspiel in einer, für den Verlag, ungewöhnlich großen Box.

Ein Blick in die Schachtel offenbart neben dem eigentlichen Spielbrett, in Form eines großformatige Code-Planes mit den Ziffern von 1 bis 0, sowie den *- und #-Zeichen noch den Zeitplan mit Platz für Zeitkarten, Nachzieh- und Ablagestapel. Eine Sanduhr mit drei Minuten Laufzeit (die durch eine Timer-App ersetzt werden kann) dient der Spielzeitbegrenzung. Die 68 Karten umfassen natürlich die Zahlenkarten selbst, Timer-Karten um die Sanduhr zurück zu setzen sowie Joker, die beliebig einsetzbar sind. Außerdem gibt es noch die vierseitige Anleitung und einen Stanzbogen mit zwei „Schlüsseln“. Diese werden benötigt, um die drei separaten Fächer in der Box aufzuschließen, die weiteres Spielmaterial beherbergen. In diesen Fächern finden sich weitere 55 Karten, beispielsweise Fähigkeiten, Störfaktoren oder besondere Effekte, eine Sanduhr mit zwei Minuten Laufzeit und drei Blätter mit neuen Regeln und Herausforderungen.
Zur Vorbereitung werden die Karten gemischt, auf den Nachziehstapel gelegt und jeder Spieler zieht drei Karten auf die Hand. Das Material aus den separaten Boxen kommt erst in späteren Missionen zum Einsatz und wird für die ersten Partien nicht benötigt. Nun wird die Uhr umgedreht und das Spiel beginnt.
Eine Partie X-Code hat keine festgelegte Zugreihenfolge oder Rundenbegrenzung – alle Spieler agieren gleichzeitig und versuchen vor Ablauf des Zeitlimits den Code zu knacken. Dazu stehen den ihnen vier Aktionen zur Verfügung. So können sie eine Karte vom Nachziehstapel nehmen, wird dabei jedoch das Handkartenlimit – abhängig von der Spielerzahl – überschritten, so müssen sie alle Karten ablegen. Um dies zu vermeiden kann ein Spieler, als separate Aktion, drei Karten auf den Ablagestapel legen. Um in den Besitz der richtigen Karten zu kommen, werden Handkarten mit dem linken oder rechten Platznachbar getauscht, die Richtung ist dabei abhängig vom Pfeil auf der entsprechenden Karte. Die Spieler können (und müssen) dabei miteinander kommunizieren, Karten anfordern, oder Hinweise auf ihr Kartenangebot geben ohne die eigentlichen Handkarten zu zeigen. Hat ein Spieler drei gleiche Karten gesammelt, so kann er mit ihnen einen Teil des Codes lösen, indem er die Karten auf das dazugehörige Feld des Spielplans legt. Zudem ist es möglich, ein wenig mehr Zeit zu gewinnen. Dazu muss ein Spieler drei Zeitkarten auf das entsprechende Feld legen – in diesem Fall wird die Sanduhr umgedreht oder die App neu gestartet.
Gelingt es den Spielern bis zum Ablauf der Zeit, den Code zu knacken, so gewinnen sie die Partie. Falls nicht, müssen sie einen neuen Versuch starten. Die Trainingsmission im Regelheft ist in vier Schwierigkeitsgrade unterteilt. So wird beispielsweise die Anzahl der Joker- oder der Zeit-Karten im Nachziehstapel reduziert, das Handkartenlimit wird reduziert oder es werden sogar vier gleiche Karten benötigt um einen Code zu knacken.
Haben die Spieler diese Missionen erfolgreich abgeschlossen, so können sie mit dem „Schlüssel“ die drei Fächer in der Schachtel öffnen und die blauen, gelben und roten Missionen spielen. Dabei handelt es sich um neue Herausforderungen, beispielsweise müssen die Codes in einer bestimmten Reihenfolge geknackt werden, das Zeitlimit wird auf zwei Minuten verkürzt oder es müssen zusätzliche, dreistellige Codes geknackt werden. Darüber hinaus treten weitere Spieleffekte ein, wenn eine Ziffer aktiviert wird, so müssen alle Spieler ihre Karten weitergeben, oder ein Spieler darf seine Kartenhand auffüllen. Später kommen noch zufällig bestimmte Fähigkeiten hinzu, beispielsweise ignoriert ein Spieler die Tauschrichtung der Karten, sein Handkartenlimit erhöht sich oder er darf seine Karten offen vor sich legen. Störkarten werden dagegen in den Stapel gemischt und verhindern, dass der Spieler bestimmte Aktionen ausführen kann.

Die Idee, wild durcheinander und ohne wirklich feste Strukturen zu spielen ist für mich ein wenig ungewohnt, funktioniert aber bei X-Code ziemlich gut. Es geht zwar hektisch zu, allerdings nicht ganz so laut und chaotisch wie ich zunächst befürchtet hatte. Wobei in den Testrunden nur vier Spieler zu Gange waren – wie es bei mehr Teilnehmern aussieht kann ich daher schlecht beurteilen. Während die Lösung der Trainingslevel weitgehend problemlos läuft, sind die darauf folgenden Missionen weitaus komplexer und anspruchsvoller. Die Spieler müssen schließlich nicht nur den Timer immer im Auge behalten, sondern auch auf die anderen Spieleffekte achten – und natürlich nebenbei noch die richtigen Karten für den Code sammeln. Dies kann einem durchaus die Schweißperlen auf die Stirn treiben und, grade kurz vor Ablauf der Zeit, zu wildem Kartengeschiebe führen. Kasper Lapp hat hier ein sehr schnelles, kommunikatives und spannendes Spiel abgeliefert, das für kurzweilige Unterhaltung sorgt.
Die Gestaltung von Barbara Spelger ist dezent technisch-nüchtern gehalten und mit einigen futuristischen Elementen aufgewertet. Zahlen und Symbole sind ausreichend groß und schnell zu erfassen, was bei dem herrschenden Zeitdruck ausgesprochen wichtig ist. Das Spielmaterial hat die bisherigen Runden, trotz teils hektischem Agieren, recht gut überstanden und die Idee, mit den zusätzlichen, „verschlossenen“ Fächern hat mir sehr gut gefallen.
Die Spielregeln, einen Teaser sowie den Download-Link für die Timer-App gibt es auf der Homepage von Amigo.

Für Spieler, die auch unter Zeitdruck überlegt agieren und kooperative Spiele schätzen bietet X-Code eine originelle und spannende Alternative.

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