
Kategorie: Kartenspiel
Autor: Alexander Schreiber
Zeichner: Sonderflex
Verlag / Publisher: HeidelBÄR Games
Genre: Fantasy, Historisch, Strategie
Spieleranzahl: 2 Spieler
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spieldauer: 20 bis 60 Minuten
Erscheinungsdatum: 01.02.2024
Sprache: Deutsch
Mittlerweile besteht ein guter Teil des Kerngeschäfts von HeidelBÄR Games darin, Spiele von Partnerverlagen zu übersetzen und auf dem heimischen Markt zu etablieren, wie beispielsweise DIESES oder JENES. Daneben veröffentlicht der Verlag aus Miltenberg immer wieder auch eigene Entwicklungen. In eben jene Kategorie fällt das Zwei-Personen-Spiel Time Division, bei dem die Kontrahenten als gegnerische Zeitreise-Agenten versuchen, die Kontrolle über die Zeitlinien zu erlangen.
Was steckt drin?
Der Kern des Spielmaterials besteht aus den 60 Charakter-Karten, die sich in drei Epochen (Altes Ägypten, Dunkles Mittelalter und die 1980er Jahre) aufteilen. Diese Karten zeigen die Illustration einer anthropomorphen Kreatur nebst dem dazugehörigen Titel. Die Bandbreite reicht dabei von der Nildpferd-Steinmetzin über die Geldverleiher-Kröte, bis hin zur Schildkröten-Bänkerin. Der Einflusswert ist in der oberen linken Ecke abgedruckt, am unteren Rand finden sich eine oder zwei Zeilen mit Symbolabfolgen – dies stellt die Spieleffekte der Karte dar. Hinzu kommt ein Spielplan, der verschiedene Ablageflächen und Zählleisten umfasst, zwei Erhöhungen, ein Papp-Marker für die Kampagne und eine Metall-Münze. Das 16seitige Regelheft enthält neben der Anleitung auch eine Beschreibung der einzelnen Karten. Ein Übersichtsbogen bietet einen Überblick über den Rundenablauf und die Bedeutung der verwendeten Symbole.
Wie wird’s gespielt?
Bevor der Wettstreit um die Zeitstränge beginnen kann, müssen die Spieler erst noch die beiden Kartenerhöhungen und den Punkt-Aufsteller zusammenstecken. Anschließend bleibt nur, zu entscheiden, ob eine Partie in einer bestimmten Epoche gespielt wird, oder die komplette Kampagne bestehend aus drei Durchgängen. Dies bietet sich jedoch erst für erfahrene Spieler an.
Jede Epoche besteht aus 18 Karten – sowie zwei weiteren Zeit-Touristen im Falle der Kampagne. Diese werden nun gemischt und gleichmäßig auf die dafür vorgesehenen Felder des Spielplans gelegt. Das Spielmaterial der anderen Zeitalter kommt zurück in die Schachtel.
Der Durchgang setzt sich aus zwei Phasen zusammen und beginnt mit dem Draft. Dafür ziehen die Spieler drei Karten von ihrem Stapel. Eine legen sie verdeckt vor sich ab, die zweite kommt auf das „Unabhängig“-Feld des Spielplans und die letzte wird an den Mitspieler weitergegeben. Dieser Ablauf setzt sich so lange fort, bis beide sechs Handkarten haben. Damit ist die erste Phase beendet und der eigentliche Wettstreit kann beginnen.
Der Spieler mit der Münze spielt eine seiner Karten offen auf sein Entscheidungsfeld – anschließend tut es sein Mitspieler ihm nach. Abhängig vom Einflusswert der ausgespielten Charaktere, wechselt die Münze eventuell von einem zum anderen Spieler. Nun entscheidet eben jener, was mit den Karten geschieht. Eine Karte wird aktiviert, ihre Funktion ausgeführt und danach im Vergangenheits-Bereich des Spielfeldes abgelegt. Die Bandbreite der Karteneffekte ist breit gefächert und jede Epoche setzt dabei einen leicht unterschiedlichen Schwerpunkt. So kann beispielsweise der Bogenschütze eine Karte aus dem gegnerischen Einflussbereich nehmen und in die Vergangenheit legen. Der Zunftmeister nimmt eine unabhängige Karte, führt diese aus und legt sie in den Einflussbereich seines Gegenüber. Der Vertreter ermöglicht es, eine Karte aus der Vergangenheit erneut zu aktivieren. Die zweite Karte wird von ihrem Spieler eingesammelt und in seinen Einflussbereich gelegt.
Dieser Ablauf setzt sich so lange fort, bis beide Spieler ihre Handkarten ausgespielt und abgehandelt haben. Nun addieren sie die Einflusswerte in ihrer Auslage – der Spieler mit dem höchsten Wert gewinnt die Partie. Bei Gleichstand siegt der Besitzer der Münze.
Im Kampagnenspiel ändert sich am Ablauf nur wenig. Hier werden drei Epochen hintereinander gespielt. Außerdem kommen zwei zusätzliche Karten (die Zeit-Touristen) hinzu. Eine weitere Karte kommt zudem in den Einflussbereich der Spieler. Derjenige, der nach dem dritten Durchgang die meisten Punkte gesammelt hat – für Touristen und gewonnene Epochen – ist Sieger der Partie.
Kann das Spiel was?
Richtig gute Spiele zu zweit sind rar, daher bin ich immer froh, wenn etwas Neues in dieser Richtung veröffentlicht wird. Time Division besitzt zweifellos ausreichend Potential, taktischen Anspruch und eine sehr schicke Aufmachung. Vor allem der Draft-Mechanismus und die Aktionsverteilung sprechen für das Spiel von Alexander Schreiber. Allerdings ist das Spiel recht „sperrig“ und der Ablauf wirkt auf mich nicht wirklich intuitiv – beides Nachteile für ein eigentlich schnelles Kartenspiel. Auch nach mehreren Partien mussten wir immer noch die Kartensymbole nachschauen und in den Regeln blättern. Grade bei den beiden späteren Epochen sind die Effekte teils recht unübersichtlich – hier müssen Bedingungen erfüllt werden und es wird mit Variablen gearbeitet.
Der Verlag stellt dankenswerterweise für einige Spielsituationen Tutorial-Videos zur Verfügung. Diese beantworten die meisten Fragen zum Spielablauf – dennoch wird die Partie dadurch nicht flüssiger. In seinem Kern handelt es sich hier um ein einfaches, trotzdem taktisches und (theoretisch) schnelles Spiel, welches die Spieler durchaus bis zur letzten Karte fordert. Allerdings wirken die Karteneffekte und damit die Abläufe auf mich überladen und unnötig kompliziert – hier wäre weniger wahrscheinlich mehr gewesen.
Bei der Aufmachung hat der Verlag nicht gekleckert. Die Illustrationen der Karten sind stimmig und spiegeln die jeweilige Epoche passend wieder. Ob man dabei nun putzige Tierchen anstatt Menschen lieber mag ist allerdings Geschmackssache. Die Symbolik der Karten erschließt sich nicht immer auf den ersten, noch auf den zweiten Blick. Auch das Spielbrett kann mit einer opulenten Aufmachung aufwarten – liefert dabei zugleich einige Hilfestellungen für den Spielablauf. Das Regelheft umfasst die Anleitung in klaren, überschaubaren Abschnitten und listet zudem alle Karteneffekte auf. Darüber hinaus stellt der Verlag noch Erklärungen in Video-Form zur Verfügung.
Die Regeln und weitere Informationen zum Spiel finden sich auf der Homepage von HeidelBÄR Games. Besagtes Tutorial kann man sich HIER anschauen.
Wer auf der Suche nach einem interessanten Zwei-Personen-Spiel ist und sich nicht vor einer längeren „Lernphase“ scheut, sollte Time Division eine Chance geben.