Kategorie: Tabletop
Autor: Chema Pamundi, David Esbrí, David Llop, Stephen Radney-MacFarland
Entwickler: Vesper-on Games
Verlag / Publisher: Vesper-on Games
Genre: Fantasy, Historisch, Horror
Serie: Carnevale
Erscheinungsdatum: 01.11.2011
Sprache: Englisch
In den letzten Jahren hat der Markt für Skirmish-Tabletop-Spiele einen bisher ungeahnten Boom erlebt. Waren es zuvor hauptsächlich Massenkampfsysteme, welche die Freizeitgeneräle an die Spieltische zogen, so verlagerte sich der Schwerpunkt immer weiter zu kleinen Spielsystemen, die mit einer Handvoll Miniaturen auskommen. Mit teils recht detaillierten und komplexen Regeln, ungewöhnlichen Settings und vor allem durch originelle Figuren haben diese Systeme viele Freunde gewonnen. Mit Carnevale, dem ersten Tabletop der Spanier von Vesper-On Games bemüht sich ein weiterer Vertreter dieses Genres um die Gunst der Käufer. Angesiedelt im Venedig des ausgehenden 18. Jahrhunderts bietet das Spiel neben den obligatorischen Karnevalsmasken und Figuren aus der italienischen Komödie vor allem einen mysteriösen Dimensionsriss, durch den magische Energien und allerlei unschöne Dinge in unsere Welt strömen. Bisher sind für das Spiel vier Fraktionen erschienen, die um Macht und Einfluss in der Lagunenstadt kämpfen und von denen die wohl merkwürdigste Gruppe Gegenstand dieser Rezension ist. Die Figuren in der Carnevale – The Rashaar Faction Box gehören einer unterseeischen Rasse an, welche die Fischgottheit Dagon anbetet und die versuchen, die Stadt militärisch aber auch auf sehr viel subtileren Wegen zu übernehmen.
Die große Blisterverpackung enthält fünf mehrteilige Metallfiguren und die dazugehörigen Kunststoff-Basen. Auf Kurzregeln, Marker und andere Informationen wurde in dieser Box komplett verzichtet, der interessierte Leser kann sich die notwendigen Informationen allerdings kostenlos von der Homepage des Herstellers herunter laden.
Die beiden augenfälligsten Figuren sind recht groß und werden als Ugdru-Rashaar bezeichnet. Sie sind für die im Set enthaltenen 40 mm Basen vorgesehen und bestehen aus mehreren Teilen. Arme, Kopf und Rumpf sind jeweils separat, ebenfalls vorhanden ist ein zusätzlicher Satz Arme in einer anderen Pose, sodass die Figuren etwas variiert werden können. Bei diesen Miniaturen handelt es sich um eine Mischung aus Fischen, Fröschen und Menschen, die am ehesten der Beschreibung der Tiefen Wesen aus den Geschichten von H. P. Lovecraft ähneln. Der Magi-Rashaar, Anführer der kleinen Gruppe, steht auf einer 30 mm Base und geht auf den ersten Blick durchaus als Mensch durch. Erst die Flossen, Kiemen und Schwimmhäute verleihen der Miniatur ein exotisches Aussehen, dazu passen auch der Dreizack und die zeremonielle Rüstung. Bei den Hybriden handelt es sich um die Figuren eines Mannes und einer Frau in alltäglicher, wenn auch schäbiger, Kleidung auf 30 mm Basen, die zwar menschlich wirken, bei genauerem Hinsehen aber auch Merkmale der Fischwesen offenbaren. Der Mann besteht aus vier Teilen, während die Figur der Frau nicht zusammengebaut werden muss.
Die Figuren sind ausgesprochen sauber gegossen und nur wenige Gussgrate müssen entfernt werden. Mit den üblichen Mitteln wie Skalpell, Zahnarztwerkzeug und Feile nimmt dies bei dem relativ weichen Metall nur wenige Augenblicke der Bearbeitung in Anspruch. Nicht ganz so gelungen ist dagegen die Passgenauigkeit der Einzelteile bei den Miniaturen, die noch zusammengebaut werden müssen. Grade bei den beiden Ugdru-Rashaar-Figuren muss teils kräftig nachgebessert werden, um die Lücken zu schließen. Auch bei den anderen beiden mehrteiligen Figuren gibt es kleinere Ungenauigkeiten, die aber nicht ganz so gravierend sind. Das Design der Miniaturen ist zwar nicht übermäßig spektakulär, aber durchaus dynamisch, stimmig und recht gut gelungen. Die Modellierer haben sich dabei weitgehend an den bekannten Cthulhu-Geschichten orientiert und Lovecrafts Beschreibungen der dämonischen Fisch-Frosch-Mensch-Hybriden treffend umgesetzt.
Sehr interessante und originelle Figuren, die auch außerhalb von Carnevale, beispielsweise in einem Pulp-Setting, Verwendung bei Spielern und Malern finden dürften.