Kategorie: Brettspiel
Autor: Richard Garfield
Zeichner: Alexej Bogdanov, Jocelyn Millet, Marta Ivanova, Semyon Proskuryakov
Entwickler: Origames, Pegasus Spiele
Verlag / Publisher: Pegasus Spiele
Genre: Fantasy, Horror, Strategie
Spieleranzahl: 2 bis 6 Spieler
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 bis 90 Minuten
Erscheinungsdatum: 17.06.2022
Sprache: Deutsch
In The Hunger machen bis zu sechs Vampire das Umland einer kleinen Siedlung auf der Suche nach Blut und Beute unsicher. Ursprünglich erschien das Spiel von Richard Garfield, der offensichtlich eine Vorliebe für monströse Kreaturen hat, beim französischen Verlag Origames. Für Übersetzung, Veröffentlichung und Vertrieb sind Pegasus Spiele verantwortlich.
Was steckt drin?
Im Zentrum steht der doppelseitig bedruckte Spielplan – je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad kommt die eine oder die andere Seite zum Einsatz. Zu sehen ist hier das Jagdrevier der Vampire: eine Küstenlandschaft mit Wohnhäusern, Wäldern, Friedhöfen und einem Schloss im Zentrum. Viele der Orte dienen im Spielverlauf als Ablagefläche für Karten oder Marker. Am unteren Rand befindet sich eine Wertungsleiste, um das „gejagte“ Blut anzuzeigen. Ein weiterer Plan stellt die Jagdgebiete dar. Dieser verfügt über drei Spalten, die Anzahl der Reihen entspricht der Spielerzahl plus eins. Außerdem gibt es für jeden Spieler ein Tableau mit Ablageflächen für Schätze und Karten sowie einer großformatigen Illustration. In der fortgeschrittenen Spielvariante verfügt der Vampir außerdem noch über eine, einmalig einsetzbare Fähigkeit.
Das Startdeck jedes Spielers besteht aus sechs Karten. Schließlich gehören noch zwei Holzmarker dazu.
Die potentiellen Opfer der Blutsauger gibt es in Form von 122 Jagdkarten. Diese teilen sich wiederum in 80 Menschen, 22 Gefährten und 20 Fähigkeiten auf. Der Kartenaufbau ist dabei meist gleich. Im Mittelpunkt steht eine Illustration, um diese herum gibt es verschiedene Felder und Symbole, beispielsweise Name, Geschwindigkeit, Siegpunkte, Kategorie und besondere Fähigkeiten. Außerdem gehören noch verschiedene Plättchen und Marker zum Spielmaterial. Diese stellen unter anderem Schätze oder Jagdziele dar. Die Regeln finden in der achtseitigen Anleitung Platz.
Wie wird’s gespielt?
Vor Beginn einer Partie The Hunger müssen sich die Spieler für die Einsteiger-Variante oder das normale Spiel entscheiden. Der Ablauf ist bei beiden gleich, allerdings unterscheiden sie sich durch den Schwierigkeitsgrad
Anschließend wird das Spielbrett mit Schatzmarkern, Jagdzielen und Jagdkarten bestückt. In das Schloss kommen die dazugehörigen Plättchen, abhängig von der Spielerzahl. Das Jagdgebiet wird zusammengebaut – dabei kommt eine Reihe mehr als Spieler teilnehmen zum Einsatz. In die erste Spalte werden aufgedeckte Jagdkarten gelegt. Anschließend erhält jeder Spieler seinen Grundstock aus Startkarten, ein Jagdziel, das Tableau und die Marker.
In der ersten Runde wird die Zugreihenfolge durch die aufgedeckten Karten bestimmt. Der Spieler mit der niedrigsten Geschwindigkeit beginnt die Partie. In den folgenden Runden bestimmt die Position auf dem Spielplan die Reihenfolge.
Ist ein Spieler an der Reihe, deckt er seine drei Handkarten auf. Eventuell werden durch aufgedruckte Effekte weitere Karten aufgedeckt oder abgelegt. Nun addiert er alle Geschwindigkeitswerte sowie etwaige Modifikatoren. Daraus ergibt sich die gesamte Reichweite des Vampirs in dieser Runde. Der Spieler kann dies nun dafür nutzen, um seine Figur auf dem Spielplan zu bewegen. Erreicht er bestimmte Felder, werden deren Effekte abgehandelt. Beispielsweise darf er sich Schätze nehmen, Karten verschlingen, das heißt, sie aus seinem Kartendeck entfernen oder Jagdziele wählen. Landet er mit der Bewegung auf einem Feld, das bereits besetzt ist, kann er den anderen Vampir auf ein benachbartes Feld verschieben.
Ist die Bewegung abgeschlossen und es sind noch Geschwindigkeitspunkte übrig, kann der Spieler eine Karte aus dem Jagdgebiet nehmen. Bei manchen Karten werden nun direkt deren Effekte abgehandelt, außerdem erhält er sofort die entsprechende Anzahl an Siegpunkten. Anschließend kommt die Karte auf den eigenen Ablagestapel. Der Zug endet damit, dass der Spieler alle bisher aufgedeckten Karten auf den Ablagestapel legt und verdeckt drei neue Handkarten zieht.
War jeder Spieler an der Reihe, wird der Rundenmarker ein Feld weiter bewegt. Alle verbliebenen Karten im Jagdgebiet werden eine Spalte nach rechts verschoben und die leeren Felder aufgefüllt. Anschließend beginnt die nächste Runde.
Die Partie endet nach 15 Runden mit dem Aufgang der Sonne. Spieler, denen es nicht gelungen ist, mit ihrer Figur rechtzeitig zurück ins Schloss oder zumindest auf den Friedhof zu kommen, scheiden aus und haben keinen Einfluss mehr auf die Wertung. Für diejenigen, die sich in Sicherheit gebracht haben, folgt die Schlusswertung. Neben den schon erreichten Siegpunkten gibt es zusätzliche Punkte für erfüllte Jagdziele, für bestimmte Jagdkarten und Schlossplättchen.
Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt die Partie.
Kann das Spiel was?
Aufgrund der umfangreichen Vorbereitungen und den zahlreichen Symbolen wirkt The Hunger auf den ersten Blick etwas einschüchternd. Letzten Endes täuscht dieser Eindruck jedoch und das Spiel geht sehr schnell und flüssig vonstatten. Die Spielmechanik dreht sich in erster Linie darum, eine Balance im eigenen Kartendeck zu finden. Es bringt zwar viele Siegpunkte, Menschen auszusaugen, dafür kommt der Vampir immer langsamer voran, je länger die Partie dauert. Und grade am Ende ist es wichtig, das rettende Schloss schnell zu erreichen. Dabei benötigt es einige Durchgänge, bis die Spieler richtig abschätzen können, wie gierig sie sein dürfen und wie lange es für den Rückweg braucht.
Richard Garfield gibt den Spielern hier viele Optionen, führt sie aber auch gleichzeitig in Versuchung. Zum einen wird damit die Vampirthematik sehr schön umgesetzt, zum anderen ist es eine sehr gelungene Mischung aus „Push your Luck“- und „Deckbuildung“-Mechanismen. Durch die Effekte der verschiedenen Karten lassen sich zudem eigene Strategien entwickeln. Die Spieldauer verlängert sich mit jedem Spieler zwar merklich, aber dennoch werden die einzelnen Runden sehr schnell abgewickelt. Einzig die Interaktion kommt mir ein bisschen kurz – außer die Mitspieler gelegentlich zu verschieben oder ihnen Beute wegzuschnappen gibt es in dieser Hinsicht nichts.
Die Gestaltung des Spielmaterials gefällt mir ausgesprochen gut. Die Zeichnungen haben zwar einen comicartigen Charakter, sind aber nicht überzogen. Insgesamt sind die Illustrationen gut getroffen und durchweg atmosphärisch – ebenso wie die eigentliche Landkarte. Trotz der relativ vielen Angaben auf den Karten bleibt das Spielmaterial dabei übersichtlich. Das Regelheft macht seine Arbeit ziemlich gut. Zahlreiche Beispiele und Abbildungen verdeutlichen die Spielabläufe anschaulich. Perfekt wären noch Übersichtskarten für die Spieler gewesen. So müssen sie, zumindest zu Beginn, die Symbole immer in der Anleitung nachschauen. Das Inlay der Schachtel ist übersichtlich strukturiert und so aufgebaut, dass alle Materialien gut und sicher untergebracht sind.
Die Spielregeln gibt es auf der Homepage von Pegasus Spiele als Download. Dort finden sich außerdem noch einige weitere Informationen. Ein Veröffentlichungstermin für die erste Erweiterung High Stakes findet sich dort allerdings noch nicht.
Richard Garfield hat mit The Hunger ein stimmiges, kurzweiliges Spiel geschaffen, dass durch seine Mechanismen und die Aufmachung rundweg überzeugt.