Stay Away!

12.01.2015 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 16.10.2014

Sprache: Deutsch

Um den kleinen Mainzer Verlag Truant Spiele war es einige Zeit recht still geworden, erst auf der letztjährigen SPIEL in Essen meldeten sie sich mit einer ganzen Reihe von Neuveröffentlichungen eindrucksvoll zurück. Vor allem das Kartenspiel Stay Away! weckte mein besonderes Interesse, da mir sowohl die Spielidee als auch der Hintergrund gefielen. In diesem mehr oder minder kooperativen Spiel muss eine vier- bis zwölfköpfige Rettungsmannschaft dem Verschwinden einer Forschertruppe auf einer neu aufgetauchten Insel im Pazifik nachgehen und dabei nicht dem kosmischen Schrecken zum Opfer fallen, der sich unter die Mannschaft gemischt hat.

Neben der zwölfseitigen Anleitung enthält die kleine Schachtel noch insgesamt 108 Karten, die sich wiederum in „Panic!“- und „Stay Away!“-Karten aufteilen. Bevor die Spieler jedoch anfangen können, das Monster in ihrer Mitte zu entlarven ist einige Vorarbeit von Nöten. So müssen beispielsweise, abhängig von der Spieleranzahl, bestimmte Karten aussortiert werden und es wird ein Kartenstapel gebildet, von dem jeder Spieler vier Karten bekommt. Eine dieser Karten ist das „Ding“, das heißt, dieser Spieler muss im Laufe des Spiels versuchen, so viele Mitspieler wie möglich zu infizieren um zu gewinnen. Die Karten sorgen dafür, dass Spieler untereinander die Plätze tauschen, Handkarten zeigen müssen, mit dem Flammenwerfer Mitspieler abfackeln oder sich hinter verschlossenen Türen verbarrikadieren. Und dann gibt es natürlich auch noch die „Infiziert“-Karten, die das „Ding“ an die Spieler verteilen muss.
Ist ein Spieler an der Reihe, so zieht er eine Karte vom Stapel nach. Wenn es sich dabei um eine „Panic!“-Karte handelt, so muss diese umgehend ausgeführt und anschließend abgelegt werden. Zieht der Spieler jedoch eine „Stay Away!“-Karte, hat er die Wahl diese oder eine andere Karte aus seiner Hand auszuspielen oder eine Karte einfach verdeckt auf den Ablagestapel zu legen. Danach muss er eine Karte mit dem Spieler tauschen, der als nächstes an der Reihe ist. Die meisten Karten die ausgespielt werden können betreffen dabei die Spieler, die direkt nebeneinander sitzen, daher sind Platzwechsel bei diesem Spiel recht häufig.
Das Spiel endet, wenn es den nicht infizierten Spielern gelingt das „Ding“ mit Hilfe des Flammenwerfers zu vernichten oder wenn alle verbliebenen Mitspieler infiziert sind.

Wirklich neu ist das Konzept von Stay Away! natürlich nicht, gibt es doch zahlreiche Spiele, in deren Verlauf die Spieler herausfinden müssen, wer in ihrer Runde Kultist, Werwolf, Vampir oder auch Agent ist. Auch das Setting mit der abgeschiedenen Forschungsstation sollte spätestens seit Filmen wie The Thing oder Frozen hinreichend bekannt sein. Dennoch gelingt es den beiden Autoren aus diesen bekannten Zutaten ein spannendes, kommunikatives aber auch witziges Spiel zu machen, dass, bis auf einige kleine Schönheitsfehler, rundum zu gefallen weiß. So können beispielsweise die Infizierten die wenigen Flammenwerfer auf der Hand behalten und es so den normalen Menschen unmöglich machen zu gewinnen oder es ist bei vielen Spielern für das „Ding“ teilweise problematisch den Überblick über die schon Infizierten zu behalten. Auch bieten gespielte Türen- und Quarantäne-Karten keinen wirklich Schutz, da sie zu häufig umgangen oder aufgehoben werden können.
Stay Away! funktioniert zwar auch schon mit vier Spielern aber es ist nicht wirklich zu empfehlen, da das Spiel erst bei acht oder mehr Spielern richtig Spaß macht und eine gewisse Dynamik entwickelt. Hier können ungehemmt Verdächtigungen ausgesprochen werden, es ist deutlich schwieriger, das “Ding“ zu enttarnen oder Mitspieler zu infizieren, auch die erhöhte Kartenzahl bietet wesentlich mehr Abwechslung. Die Spieldauer variiert dabei sehr stark und kann bei voller Spieleranzahl die 90 Minuten durchaus erreichen.
An der Aufmachung des Spiels lässt sich eigentlich nicht viel kritisieren: Die Anleitung ist verständlich geschrieben und übersichtlich aufgebaut, allerdings tauchten während des Spiels gelegentliche Fragen auf, die weder von der Anleitung noch durch die Karten beantwortet werden konnten. Die Unklarheiten lassen sich jedoch relativ schnell durch einige Hausregeln aus dem Weg räumen. Die Illustrationen sind ausgesprochen stimmig und der Thematik entsprechend düster, lassen aber dennoch einen gewissen Humor glücklicherweise nicht vermissen und zeigen nebenbei eine unschöne Faszination des Zeichners mit Tentakeln.

Truant Spiele legen hier ein nettes Kartenspiel vor, dass vor allem in großer Runde Spaß macht und besonders den Cthulhu-Fans unter den Spielern gefallen dürfte.

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