Spielwarenmesse Nürnberg 2017

06.02.2017 von Marcus Pohlmann

Messe Nürnberg

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Veranstaltungsdatum: 01.02.2017 bis 06.02.2017

Veranstaltungsort: Messe Nürnberg »

Alle Jahre wieder versammelt sich auf der Spielwarenmesse in Nürnberg alles, was in der Branche Rang und Namen hat zum großen Schaulaufen. Hier werden nicht nur die kommenden Neuerscheinungen präsentiert, es gibt auch die Gelegenheit sich im besten Licht zu zeigen. Daneben ist die Messe ein guter Zeitpunkt um Geschäfte abzuwickeln, neue Trends zu begutachten, zu sehen, was die Mitbewerber auf dem hart umkämpften Spielemarkt zu bieten haben, oder einige Fachvorträge zu besuchen. Im Gegensatz zur SPIEL in Essen steht dabei allerdings nicht das Spielen selbst im Vordergrund, sondern eher der wirtschaftliche Aspekt, was auch sehr schön am Publikum zu sehen ist.

Grade auf dem deutschen Spielemarkt tut sich aktuell einiges – der französische Verlag Iello hat seine Kooperation mit dem Heidelberger Spieleverlag beendet und agiert nun zusammen mit Hutter TradeHeidelberger hat dagegen mit Asmodee fusioniert, die ihr Firmengeflecht damit um ein weiteres Schwergewicht erweitern. Auch der britische Tabletopgigant Games Workshop scheint wieder etwas aktiver zu werden und drängt verstärkt in den Brettspiel-, aber auch in den Modellbaubereich, was aktuell in einer Zusammenarbeit mit Revell mündet.

Wie in den Jahren zuvor blieb mir auch 2017 wieder nur Zeit für einen eintägigen Abstecher nach Nürnberg, der dann entsprechend straff organisiert sein musste. Nach einigen Mails blieb mir zwischen den Terminen (theoretisch) noch genug Zeit mir auch den Rest der Messe anzuschauen. Fahr- und Eintrittskarte waren ebenfalls schnell beschafft und sogar der nötige Urlaub wurde, trotz grassierenden Grippewelle im Büro, anstandslos genehmigt. Und so machte ich mich dann, müde und verschlafen, früh morgens auf den Weg zum Bahnhof von wo aus mich ein Zug nach Frankfurt und anschließend nach Nürnberg bringen sollte. Tatsächlich war meine Bahn pünktlich und in Frankfurt wartete schon der ICE auf mich. Auch dieser Streckenabschnitt verlief ruhig und ereignislos, da hatte ich schon deutlich schlimmere Erfahrungen gemacht – sogar das W-LAN funktionierte, zumindest die meiste Zeit über. Einzig der Mitreisende gegenüber trübte mit seinem sehr ausdauernden und enthusiastischen Schniefen ein wenig die ansonsten entspannte Reise.

Wie in jedem Jahr führt mich mein erster Gang direkt vom Bahnhof zum Pressezentrum der Messe und dieses Mal bekomme ich sogar noch ein Schließfach – etwas woran ich in den vorherigen Jahren regelmäßig gescheitert bin. Nach einer kurzen Sichtung der ausliegenden Flyer und Presseinformationen mache ich mich auf zur ersten Runde durch die Messehallen. Mein Fokus liegt zwar eindeutig im Bereich der Brett- und Gesellschaftsspiele, aber natürlich lasse ich mir, als passionierter Tabletop-Spieler und Miniaturenmaler, nicht die Gelegenheit entgehen, bei einigen Firmen aus diesem Bereich vorbeizuschauen.

Geländebemalung für Fortgeschrittene

Geländebemalung für Fortgeschrittene

Sehr zentral gelegen und damit eine meiner ersten Anlaufstellen ist wie immer der Stand des spanischen Farbenherstellers Acrylicos Vallejo. Neben einigen neuen Hilfsmitteln zur Geländegestaltung fällt vor allem die neue Airbrush-Farbserie Mecha Color auf, die auf die Bemalung der gleichnamigen japanischen Kampfroboter abzielt. Daneben gibt es eine Vorführung zum Weathering, zum Altern von Modellen, zu sehen und ich kann mich nur mühsam losreißen und meinen Weg zum britischen Tabletop-Hersteller Games Workshop fortsetzen. Gerne hätte ich gewusst, wie es mit den Brett-, Karten- und Rollenspielen weitergeht, nachdem die Zusammenarbeit mit Fantasy Flight Games im letzten Jahr beendet wurde. Auch künftige Neuerscheinungen für die Tabletop-Spiele der Briten wollte ich mir anschauen. Allerdings findet sich am Stand nur eine (sehr kleine) Vitrine mit alten Miniaturen und ein Display in dem einige, ebenfalls schon recht betagte, Boxen präsentiert werden. Meine Fragen werden vom Standpersonal freundlich aber doch recht eindeutig abgewiegelt – sinngemäß in etwa „Leider können wir Dir darüber nichts sagen, wir sind nur zum Verkaufen hier!“. Hier habe ich doch tatsächlich etwas mehr erwartet, wirklich überrascht bin ich, nach der schwachen Vorstellung in Essen, aber auch nicht. Bei einem kurzen Abstecher zum Pinselhersteller Leonhardy lasse ich mir die Adressen einiger regionaler Händler geben, da der Hersteller leider keine Direktkunden beliefert und ich unbedingt einige Pinsel aus der Kappel-Serie haben möchte.

Als ich die Halle 10 erreiche läuft bei Kosmos grade die Vorführung einiger Zaubertricks, und trotz angestrengtem Beobachten kann ich nicht erkennen, wie die Kugeln unter den drei Bechern ausgetauscht werden. Passend dazu präsentiert der Verlag drei neue Sets mit verschiedenen Zaubertricks. Auch einen Barbie-Experimentierkasten gibt es neu im Sortiment, wobei da Farbwahl und Thematik immer noch den gängigen Klischees entsprechen. Die schon obligatorische Neuerscheinung für Catan liefert mit Die Legende der Seeräuber einige zusammenhängende Szenarien, die sich um die Ankunft der Freibeuter auf der einstmals so friedlichen Insel drehen. Sehr schick ist die Präsentation der drei demnächst erscheinenden Spiele aus der EXIT-Serie ausgefallen. Ein Teil des Messestandes ist zu einem plüschigen Salon umgebaut und die Besucher können hier selbst eine kurze Runde spielen. Mit Die verbotene Burg, Die Station im ewigen Eis und Die vergessene Insel wird wieder thematisch ein breites Spektrum abgedeckt. 5 Minute Dungeon ist ein kooperatives Kartenspiel, bei dem die Spieler unter Zeitdruck den Endgegner im Verlies besiegen müssen. Der erste Eindruck ist vielversprechend und die Illustrationen sind witzig – sicherlich ein Spiel, das ich mir genauer anschauen werde, wenn es im Mai auf den Markt kommt. Das Deduktionsspiel Sherlock sieht ebenfalls sehr nett aus, über den Spielmechanismus habe ich aber noch keine weitergehenden Informationen. In diesem Jahr wahrscheinlich unvermeidlich ist Luther – Das Spiel. Hier bereisen die Spieler Deutschland auf den Spuren des Reformators, sammeln Erfahrungspunkte und versuchen das berühmte Portrait Cranachs zu vervollständigen. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Neuerscheinungen zu sehen, allerdings reicht meine Zeit leider nur für einen Schnelldurchlauf.

Weiter führt mich mein Weg in die entgegengesetzte Ecke der Halle. Am Stand von Q Workshop informiere ich mich über die neuesten Würfelkreationen des polnischen Herstellers. Vor allem bin ich neugierig auf die angekündigten Cthulhu-Metall-Würfel, die im nächsten Monat über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert werden sollen. Die nette Dame am Stand kann mir sogar die Prototypen dieser Würfel zeigen und lässt mich einige Probewürfe machen – leider darf ich aber nicht fotografieren oder gar mitnehmen. Einen Gang weiter, wo sich die letzten Jahre der Stand des Heidelberger Spieleverlag befand stehen nur noch einige Vitrinen mit Neuheiten. Für Fragen und das komplette Verlagsprogramm werde ich in den ersten Stock zum Stand von Asmodee verwiesen.

Doch bevor ich mich auf den Weg dorthin mache gehe ich noch weiter zu Pegasus, die sich wieder im Spiele-Café niedergelassen haben. In Mein Traumhaus können die Spieler ihre wildesten Inneneinrichtungsfantasien ausleben. Optisch sehr hübsch, spricht mich allerdings weder die Thematik noch der Spielablauf sonderlich an – eher ein klassisches Familienspiel. In eine ähnliche Richtung geht Cottage Garden, bei dem die Spieler ihre Gartenparzelle mit ansprechenden Gewächsen ausstatten müssen. Viel spannender finde ich dagegen Axio von Reiner Knizia, hier werden Symbole aneinander gereiht um Punkte zu bekommen. Mit den geometrischen Formen vielleicht kein besonderer Blickfang, aber durchaus anspruchsvoll und spannend. Ansonsten sind schon wieder zahlreiche große und kleine Erweiterungen für die unendliche Munchkin-Serie in Arbeit. So konzentrieren sich die Booster Wilde Welpen, Krasse Kätzchen und Hipster auf einen bestimmten Themenschwerpunkt, während Grimme Mären sich mit der Märchenwelt auseinander setzt. Zum Munchkin-Sammelkartenspiel konnte ich aber leider keine Informationen finden. Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, dass es den Autoren gelingt, aus dem Thema so viel heraus zu holen.

Endlich ein sinnvolles Partyspiel

Endlich ein sinnvolles Partyspiel

Da ich schon wieder hinter meinem Zeitplan hinterherhinke, verzichte auf eine ausführliche Tour durch die Neuheiten und kehre zurück in Halle 10 um mir nun den ersten Stock vorzunehmen.

Bei Iello gibt es mehrere Spiele zu entdecken, die in der Endphase ihrer Produktion sind und im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. Neben neuen Erweiterungen zur King of Tokyo-Serie ist für mich vor allem Mountains of Madness interessant. In diesem, auf der Geschichte von H.P. Lovecraft basierendem, kooperativen Brettspiel müssen sich die Spieler unter Zeitdruck einen Weg durch die Antarktis bahnen. Zumindest optisch macht das Spiel schon einen sehr guten Eindruck und auch aus spielerischer Sicht scheint es interessant, wenn auch ein wenig chaotisch, zu werden. Ebenfalls sehr hübsch, aber thematisch für mich nicht ganz so spannend, ist Bunny Kingdom von Richard Garfield, bei dem die Spieler mit ihren Nagern eine Landkarte besiedeln, Dörfer, Städte und Burgen errichten und dem Land seine Bodenschätze entreißen. Das Spiel bietet eine Mischung aus Draftmechanismus, Worker Placement, niedlichen Illustrationen und sehr opulenter Ausstattung und sollte gegen Ende des Jahres erscheinen. Im letzten großen Spiel, Arena: For the Gods, stehen sich bis zu vier Spieler mit ihren mythischen Helden gegenüber und versuchen die Gegner in den Staub der titelgebenden Arena zu schicken. Die Mechaniken sind eher aus dem Tabletop-Bereich bekannt und so dürfte das Spiel ein weiteres Bindeglied zwischen den Genres werden.

Heavy Metal!

Heavy Metal!

Amigo haben, wie gewohnt, eine ganze Palette kleiner, schneller Würfel- und Kartenspiele dabei, die sich in erster Linie an jüngere Spieler richten. Schon obligatorisch ist ein Vertreter der Bohnanza-Serie, diesmal zum 20jährigen Jubiläum; auch das hinterhältige Zwergenspiel Saboteur bekommt mit Das Duell neues Material für einen oder zwei Spieler. Bei den Neuheiten sorgen Lecker Mammut!, Schwarz Rot Gelb Extreme und Deja-Vu für eine gewisse Hektik am Spieltisch. Bei allen drei Spielen geht es im Prinzip darum, zeitgleich mit den anderen Spielern, möglichst schnell Karten in seinen Besitz zu bringen. Vom Grundprinzip ähnlich, spielen sich alle drei Neuerscheinungen recht unterschiedlich und bieten bei der Sammlung von prähistorischen Tieren, abstrakten Formen oder alltägliche Gegenstände kurzweilige Unterhaltung. Die Spiele sind zwar nett anzuschauen, eignen sich auch für eine schnelle Runde zwischendurch, aber mir fehlt dann doch ein wenig der Tiefgang. Andererseits bin ich nicht unbedingt die Zielgruppe für diese drei Spiele und jüngere Spieler dürften daran sicherlich Spaß haben.

Nebenan bei Schmidt Spiele liegt der Fokus ebenfalls auf dem Spielernachwuchs. Vor allem das unkomplizierte Würfelspiel Raffzahn dürfte Freunde finden, die sich um die Zähne/Punkte streiten. Auch Mistkäfer! ist ein eher lockeres Würfelspiel dass sich an spielebegeisterte Familien richtet. Etwas mehr Anspruch bringt Valletta auf den Tisch, bei dem die Spieler Rohstoffe sammeln müssen um mit diesen eine prächtige Stadt zu errichten. Das Spiel sieht sehr hübsch aus und auch die Umsetzung der Thematik scheint gut gelungen zu sein. Für Zocker die Aufbauspiele mögen ist es sicherlich einen Blick wert. Ganz besonders freue ich mich auf ein anderes Städtebauspiel – Citadels. Ursprünglich unter dem Namen Ohne Furcht und Adel veröffentlicht, wurde das Spiel überarbeitet und mit neuen Illustrationen ausgestattet. Auch die beiden Erweiterungen, eine davon nie in Deutschland erschienen, haben den Weg in die Box gefunden. Für mich schon beinahe ein Pflichtkauf!

Yummy!

Yummy!

War Asmodee vor gut zehn Jahren nur eingefleischten Spiele-Fanatikern ein Begriff, so kommt mittlerweile niemand mehr an dem französischen Verlag vorbei. Unter seinem Dach tummeln sich eine ganze Legion von Herstellern – das jüngste Mitglied in diesem Konglomerat ist der Heidelberger Spieleverlag, mit dem Anfang des Jahres fusioniert wurde. Entsprechend wächst auch die Standfläche von Jahr zu Jahr – allerdings ist die Aufteilung am Hauptstand diesmal etwas unglücklich. Die Neuheiten werden in einem langen, schmalen Schlauch präsentiert, in dem es regelmäßig zu Staus, Engpässen und kleineren Unfällen kommt. Dennoch drücke ich mich (mehrfach) durch den Gang um einen Blick auf die Spiele zu werfen. Besonders gespannt bin ich auf Arkham Horror – Das Kartenspiel, bei dem jeder Spieler ein Kartendeck zusammenstellt und sie gemeinsam versuchen die Großen Alten zu bekämpfen. Inhaltlich zwar nichts Neues in dieser Spielserie, aber spielerisch unterscheidet sich das Kartenspiel doch merklich von den anderen Teilen. Andere Ableger aus diesem Spieleuniversum sind ebenso ausgestellt, so die zweite Edition von Villen des Wahnsinns die sinnvoll Brettspiel und App verknüpft oder die neuen Erweiterungen zu Eldritch Horror und Das Ältere Zeichen. Auch zahlreiche, verschwenderisch ausgestattete, Brettspiele sind hier zu bewundern. Einige davon wurden im letzten Jahr über Crowdfunding-Kampagnen finanziert und werden nun für den regulären Markt veröffentlicht. So beispielsweise das apokalyptische The Others, bei dem sich eine kleine Gruppe von Helden gegen eine ganze Flut von Dämonen und korrumpierten Menschen stellen muss. Ein sehr dynamischer Spielablauf, sehr ansehnliche Figuren, ein höllischer Schwierigkeitsgrad und das Potential für unzählige Erweiterungen dürften dem Spiel viele Fans einbringen. Auch Zombicide mit seinen Seasons und dem Ableger Black Plague nimmt erstaunlich viel Raum ein – allerdings dürfte das Thema mittlerweile ziemlich durch sein. Mit Figuren in niedlicher Chibi-Optik präsentiert sich Arcadia Quest, bei dem ebenfalls schon einige Erweiterungen erschienen sind. Hier stellen die Spieler kleine Trupps aus Helden zusammen, bekämpfen die vom Spiel gesteuerten Monster und natürlich auch die Mitspieler. Über mehrere ineinander übergehende Szenarien sammeln die Spieler so Gold, Erfahrung und Gegenstände um ihre Helden kontinuierlich aufzuwerten. Das letzte „große“ Spiel, das ich mir anschaue ist Fireteam Zero, bei dem eine kleine Eliteeinheit Soldaten den okkulten Machenschaften der Nazis im Zweiten Weltkrieg Einhalt gebieten soll. Optisch und von der Ausstattung recht eindrucksvoll, thematisch nicht unbedingt originell bietet das Spiel für den Genrefreund dennoch eine willkommene Abwechslung.

Daneben hat der Verlag noch Dutzende Spiele aufgebaut, doch der Messetag neigt sich langsam dem Ende entgegen und ich habe praktisch nur vier der zwölf Hallen gesehen. 

Auch bei Verlagen wie Hutter Trade, Queen Games oder Abacusspiele reichte meine Zeit leider nur für ein kurzes Sichten der ausgestellten Neuheiten und einige kurze Notizen.

Lego-Klone unter Wasser

Lego-Klone unter Wasser

Einen Abstecher in die Halle 12 kann ich mir dennoch nicht verkneifen, haben sich doch hier Branchengrößen wie Lego, Revell oder Hasbro niedergelassen. Bei Lego liegt der Fokus natürlich auf den beiden Kinofilmen die in diesem Jahr anlaufen. Neben Batman– und Ninjago-Figuren erscheinen zudem noch zahlreiche andere Sets, so beispielsweise das Yellow Submarine der Beatles, Produkte aus dem Star Wars-Universum oder Gebäude aus der City-Serie. Entsprechend herrscht hier dichtes Gedränge und ich beschränke mich auf einen kurzen Blick in die Vitrinen. Eine etwas schräge Kombination liefert Hasbro mit den Geschützen aus der Nerf Nitro-Serie. Diese Kanonen nutzen nicht mehr die bekannten Pfeile, sondern feuern kleine, weiche Autos ab, die durch einen Parcours mit Hindernissen und Sprungschanzen fliegen. Ebenfalls sehr skurril ist Pipi Party, bei dem die Spieler vermeiden müssen, vom Wasserstrahl aus der kleinen Toilette getroffen zu werden.

Es gibt nichts zu sehen, gehen Sie weiter!

Es gibt nichts zu sehen, gehen Sie weiter!

Schließlich setze ich meinen Weg zum Modellbauer Revell fort und bekomme dort tatsächlich etwas Neues zum Thema Warhammer 40.000 zu sehen. Die Kooperation mit dem Tabletophersteller Games Workshop trägt erste Früchte – Ork- und Space Marine-Bausätze zu günstigen Preisen werden zusammen mit Farben und Pinsel für den Einstieg ins Tabletop-Hobby angeboten. Ansonsten wächst das Sortiment der Star Wars-Raumschiffe beständig an, auch allerlei Fahrbares, von der winzigen Drohne bis zum massiven Tieflader ist zu sehen. Auf extra eingerichteten Probestrecken können die Besucher erste Fingerübungen mit der Fernsteuerung machen.

Für den Rückweg muss ich mich mittlerweile sputen, aber ich will die Messe nicht verlassen, ohne wenigstens kurz bei den Modelleisenbahnen vorbei zu schauen. Für ein Miniaturenprojekt benötige ich Material für einen Wasserfall und werde sowohl bei NOCH als auch bei Woodland Scenics fündig. Das freundliche Standpersonal bei letztgenanntem Aussteller gibt mir sogar eine kurze Anleitung um einen realistischen Wasserfall in kleinem Maßstab zu bauen

Die Messehalle hat sich merklich geleert als ich meine Sachen im Pressezentrum zusammensuche und mich Weg zum Pressetreffen zu machen. Dieser letzte Programmpunkt des Tages ist für mich eines der heimlichen Highlights der Messe. Hier hat man die Gelegenheit an leckeren Cocktails zu nippen, sich mit den Kollegen auszutauschen und schließlich noch eine Kleinigkeit zu essen.

Der Weg zum Bahnhof führt mich dann durch praktisch leere Hallen, nur an einigen wenigen Ständen wird mehr oder minder wild gefeiert. Ich nutze die relative Ruhe um noch einige letzte Eindrücke der diesjährigen Spielwarenmesse in mich aufzunehmen, bevor es auf die Heimfahrt geht.

Wie schon die Hinfahrt so verläuft auch die Heimreise schon beinahe erschreckend pünktlich und ohne größere Zwischenfälle. Auf die volltrunkene Dame, die sich zwei Reihen hinter mir unter ihren Sitz übergibt, hätte ich zwar ebenso verzichten können, wie auf die fünf lautstarken Jugendlichen, die mich an einem kurzen Schläfchen hindern.

Hulk smash!

Hulk smash!

Die Merchandise-Spirale dreht sich auch in diesem Jahr wieder kräftig. Die Vorreiterrolle übernimmt in dieser Hinsicht, wenig überraschend, die Star Wars-Serie. Praktisch kein Produkt, auf das nicht der markante Schriftzug oder das Konterfei eines Charakters aufgedruckt ist. Andere Filme aus dem Disney-Imperium stehen diesem allerdings kaum nach und aus jedem noch so obskuren Film wird ein Maximum an Lizenzgebühren herausgeholt. Die großen Comicverlage Marvel und DC nutzen diese Gelddruckmaschine ebenfalls um den Fans auch den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen. Dabei empfinde ich manche Sachen zwar als nervig, aber durchaus nachvollziehbar, beispielsweise Action- oder Sammel-Figuren zu den Charakteren. In den letzten Jahren treibt diese Industrie aber vermehrt seltsame Blüten, wie den Fellhocker im Chewbacca-Design, den Strickpullunder für Iron Man oder einen aufblasbaren Deadpool, der eher Ähnlichkeit mit einer Sex-Puppe hat. Zahlreiche Fachvorträge zur Lizenzverwertung gehören folgerichtig zum normalen Messeprogramm und viele der ausliegenden Fachzeitschriften beschäftigen sich mit diesem Thema.

Nach der Zombiefizierung der letzten Jahren sind es jetzt halt Einhörner

Nach der Zombiefizierung der letzten Jahren sind es jetzt halt Einhörner

Vor allem interessant war für mich der plötzliche Umschwung, was die Schwerpunkte angeht: Waren letztes und vorletztes Jahr Zombies in allen möglichen Varianten unglaublich dominant vertreten, so gab es diesmal mit Zomlings nur einen Hersteller, der auf die Untoten gesetzt hatte. Stattdessen galoppierten an gefühlt jedem zweiten Stand Einhörner in den unterschiedlichsten Varianten durch die Deko. Ganz gleich ob als Kunststoff-Variante von Schleich, als korpulente Plüsch-Figur von Nici oder als Spielmais-Skulptur bei fischer. Natürlich beschwere ich mich nicht wirklich darüber, konnte ich doch zum Schluss keine Zombies mehr sehen, aber nach einem Tag Messe hat sich ein schreiendes Pink in meine Netzhaut gebrannt. Sogar vor meinem geliebten King of Tokyo machen die gehörnten Pferde nicht halt.

Von diesen kleinen Dämpfern abgesehen war die diesjährige Spielwarenmesse für mich eine durchaus gelungene Veranstaltung. Ich hatte die Gelegenheit eine ganze Menge Neuerscheinungen zu begutachten, mich teilweise sogar intensiver mit ihnen auseinander zu setzen. Zeit für das eine oder andere Schwätzchen blieb auch noch und schließlich konnte ich sogar einige wertvolle Mal- und Modellbautipps mit nach Hause nehmen. Nur ein Tag war (wie eigentlich jedes Jahr) deutlich zu wenig um sich auch nur einen groben Überblick über die ganzen Neuheiten zu verschaffen – manche Hallen durchquerte ich erst nach dem eigentlichen Messeschluss auf dem Heimweg zum ersten Mal. Vielleicht schaffe ich es ja doch irgendwann einmal zwei oder gar drei Tage in Nürnberg zu verbringen, allerdings müsste ich dafür jetzt schon Zimmer buchen, wie mir ein Bekannter sagte.

Ein 4D-Puzzle - was auch imemr das sein mag

Ein 4D-Puzzle – was auch imemr das sein mag

Die Organisatoren haben, soweit ich das beurteilen kann, in diesem Jahr wieder hervorragende Arbeit geleistet. Alle Abläufe gingen reibungslos vonstatten, weder gab es Gedränge an den Eingängen noch lange Warteschlangen vor den U-Bahn-Stationen; Hallenpläne, Ausstellerverzeichnisse und Neuheitenlisten waren nicht nur auf der Homepage vorhanden, sie lagen auch in den Messehallen selbst aus. Wer den rein elektronischen Weg bevorzugt, konnte mit der dazugehörigen App zusätzlich noch seine Termine koordinieren und entsprechende Anmerkungen eintragen.

Laut der Messe selbst wurde die guten Zahlen von Vorjahr nochmals übertroffen: gut 73.000 Besucher und beinahe 2.900 Aussteller haben die sechs Tage genutzt sich und ihre Produkte dem interessierten Fachpublikum zu präsentieren.

 

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