SPIEL ’18

31.10.2018 von Marcus Pohlmann

SPIEL '18

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Veranstaltungsdatum: 25.10.2018 bis 28.10.2018

Veranstaltungsort: Grugahalle Essen »

Im letzten Jahr musste ich meinen Besuch auf der SPIEL aus gesundheitlichen Gründen leider bereits nach nur zwei Tagen abbrechen. Auch in diesem Jahr war es bis Anfang Oktober noch nicht abzusehen, ob ich es wirklich nach Essen schaffen würde. Um für alle Fälle gewappnet zu sein, beantragte ich zumindest ein paar Tage Urlaub bei meiner Chefin, organisierte eine Unterkunft und fragte eine Akkreditierung beim Friedhelm Merz Verlag, den Ausrichtern der Messe, an. Wenige Tage später hatte ich nicht nur meine Pressekarte und den Parkausweis im Briefkasten, sondern auch eine Einladung zur Verleihung des Deutschen Spielepreis 2018! Obwohl ich nun seit ziemlich genau 25 Jahren auf die Messe gehe, beinahe die Hälfte der Zeit als Aussteller oder Pressevertreter, war dies für mich etwas Außergewöhnliches – und der ausschlaggebende Grund doch nach Essen zu fahren.
Obwohl mir nicht übermäßig viel Zeit für die Vorbereitungen blieb, gelang es mir doch, überraschend viele Gesprächstermine bei Verlagen zu organisieren. Dazu kamen noch weitere teils geschäftliche, teils private Verabredungen, so dass ich für die komplette Messe (und die dazugehörigen Abende) ein volles Programm hatte.

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Die Reise nach Essen beginnt, so denke ich zumindest, mit genug zeitlichem Puffer um für alle Unwägbarkeiten gewappnet zu sein. Ich komme auch gut voran – zumindest bis ich den Großraum Köln erreiche. Dort geht, wie schon so häufig, nichts mehr und ich schaffe in einer halben Stunden einen gefühlten Kilometer…
Irgendwann habe ich jedoch das Nadelöhr passiert und der Verkehr rollt weiter. Glücklicherweise ist dies auch die einzige nennenswerte Behinderung auf der Strecke – die zahlreichen Baustellen fallen da kaum noch ins Gewicht. Als ich die Grugahallen schließlich erreiche, sind die Türen zur Pressekonferenz schon geöffnet und ich beeile mich, mir einen Platz zu suchen.

Die Messe in Zahlen

Die Messe in Zahlen

Neben den harten Zahlen und Fakten rund um die Messe (Ausstellungsfläche: 80.000 qm; Aussteller: 1.150; Neuheiten: ca. 1.4000; erwartete Besucher: ca. 190.000) wird verstärkt auf die wachsende Bedeutung des Spielens für die Gesellschaft eingegangen. Die beständig steigenden Umsatz- und Wachstumszahlen der Branche und die allgemeine Entwicklung der Messe bestätigen dies. Der eigentliche Höhepunkt der Pressekonferenz ist (zumindest für mich) die Verleihung des innoSPIEL, eines Preises, der Autoren und Verlage für innovative Spielkonzepte auszeichnet. Gegen die Mitbewerber hat sich dabei Cool Runnings (Olivier Mahy; Ravensburger) durchgesetzt. In dem Spiel muss der Spieler versuchen seinen Eiswürfel ins Ziel zu bringen bevor er geschmolzen ist, während die Mitspieler wirklich alles daran setzen, dies zu verhindern.

Talisman - für die nächste Spielergeneration

Talisman – für die nächste Spielergeneration

Nach dem Ende der Konferenz setzt sich der ganze Tross in Bewegung, um die Neuheitenschau in Halle 1A in Augenschein zu nehmen. Hier steht überall Verlagspersonal bereit, um die neugierigen Fragen der Besucher zu beantworten. Außerdem ist dies für mich die beste Gelegenheit in Ruhe Fotos zu schießen, ohne das ständig jemand im Weg steht. Vor allem an den Tischen von Pegasus Spiele türmen sich die Neuerscheinungen gradezu – was es schwierig macht, alle Spiele ausreichend zu berücksichtigen. Da am Messestand in der Halle erfahrungsgemäß riesiges Gedränge herrscht, nutze ich die Gunst der Stunde um mich hier über einige der zahlreichen Neuerscheinungen zu informieren. Die Rollenspielprodukte zu 7te See, Shadowrun und Cthulhu schaue ich mir allerdings lieber im Laden meines Vertrauens an. Die schon obligatorischen Erweiterungen der Munchkin-Reihe ignoriere ich für den Moment ebenfalls. Viel interessanter ist dagegen das Tower-Defense-Spiel Castle Rampage, bei dem zwei Spieler versuchen, die gegnerische Burg zu erobern. Sieht hübsch aus, spielt sich schnell und auch die Anschaffungskosten halten sich einem überschaubaren Rahmen. Thematisch bietet Adventure Island nichts Neues, allerdings ist der Spielablauf dieses kooperativen Survival-Spiels recht originell. Das Spielziel (und die Hintergrundgeschichte) entwickeln sich erst im Spielverlauf und sollten für einige spannende Runden sorgen – in denen sich die Spieler zudem verbessern können. Zusammen mit der gelungenen Standdeko sicherlich eines der auffälligsten Spiele in der Neuheitenschau. Besonders neugierig bin ich auf Talisman – Legendäre Abenteuer, eine Einsteigerversion des Klassikers für jüngere Spieler. Das Original war mein erstes Fantasy-Spiel und dürfte für meine spielerische Entwicklung prägend gewesen sein. Diese Version folgt dagegen einem kooperativen Ansatz und lässt das Spielbrett erst nach und nach entstehen. Auf den ersten Blick nicht uninteressant – aber nicht vergleichbar mit dem Original. Dennoch werde ich es bei Gelegenheit genauer in Augenschein nehmen.
Asmodee (und die zahlreichen Verlage unter ihrem Dach) haben zwar auch kleine, unscheinbare Spiele im Programm, doch sind es die großen Brocken, die die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen. Unter der Last des aufgebauten Materials biegen sich die Tische geradezu: Zombicide, Massive Darkness, Rising Sun oder die verschiedenen Star Wars-Titel mit ihren jeweiligen Erweiterungen nehmen viel Platz ein und zeichnen sich vor allem durch ihren exzessiven Figureneinsatz aus.

Es wird noch fleißig gebaut

Es wird noch fleißig gebaut

Ich notiere mir das eine oder andere Spiel für später, verlasse dann aber bald die Neuheitenschau. Bis zu meinem ersten Termin ist noch ein wenig Zeit und ich möchte mich vor dem eigentlichen Messestart noch ein wenig orientieren. Während sich in den Hallen 1, 2 und 3 im Vergleich zum letzten Jahr relativ wenig getan hat, sind die Hallen 4 und 5 komplett neu strukturiert, die Halle 6 ist gar ganz neu hinzu gekommen ist. Die meisten Aussteller sind noch schwer mit dem Aufbau beschäftigt, daher fasse ich mich kurz und beschränke mich meist nur auf eine kurze Begrüßung.
Bald geht es wieder zurück in Halle 3, wo Amigo Spiele zum Antesten ihrer Neuheiten geladen haben. Ein paar der Spiele habe ich bereits rezensiert, andere wiederum sehe ich hier zum ersten Mal live vor mir. Eine Runde des Schnick-Spiels ICECOOL 2 endet in einem Debakel – die Pinguine fliegen in alle Richtungen, nur nicht dahin, wo ich sie hin haben will. Damit qualifiziere ich mich sicherlich nicht für den Trip in die Antarktis, der für den besten Trick-Shot ausgelobt ist, aber immerhin haben die Umstehenden etwas zu lachen. Auch das Legespiel 3×8 schaue ich mir etwas genauer an – allerdings verbringe ich die meiste Zeit damit mich zu unterhalten.
Bei einer weiteren Runde durch die Hallen mache ich mir fleißig Notizen und entdecke einige vielversprechende Neuheiten, die ich mir später genauer anschauen will. Doch schließlich muss ich mich auf den Weg in meine Unterkunft nach Oberhausen machen und mich auf das eigentliche Highlight des Tages vorbereiten.
Zwei Stunden später stehe ich, frisch geduscht und im Anzug, erneut in der Grugahalle, wieder vor dem Saal Europa. Dort hat sich alles versammelt, was in der Brettspielszene Rang und Namen hat: Autoren, Lektoren, Redakteure und Verlagsleute. Auch einige Schreiberlinge wie ich sind zu diesem Ereignis eingeladen. Nach den einleitenden Worten beginnt die eigentliche Ehrung der nominierten und ausgezeichneten Spiele: Azul (SpielePreis von Michael Kiesling; Next Move/Pegasus Spiele) und Memoarrr! (KinderspielePreis von Carlo Bortolini; Edition Spielwiese/Pegasus Spiele) können sich über die diesjährigen Preise freuen. Eine vollständige Übersicht aller nominierten Spiele findet sich auf der Homepage des Friedhelm Merz Verlages. Der Abschluss (und auch emotionalen Höhepunkt) der Ehrungen war jedoch der Verabschiedung des langjährigen Amigo-Redakteurs Uwe Mölter in den Ruhestand vorbehalten – an dessen Tisch ich eher zufällig landete. Nach dem Ende der Preisverleihung beginnt der „gemütliche“ Teil des Abends mit einem gemeinsamen Essen. Schon bald löst sich die recht starre Sitzordnung auf und es ergeben sich einige sehr interessante Gespräche auf dem Weg zum Buffet oder einfach zwischen den Tischen.
Meine Kondition lässt jedoch nach kurzer Zeit spürbar nach und obwohl ich gerne noch ein wenig geblieben wäre, mache ich auf den Rückweg nach Oberhausen. Hier sortiere ich meine Unterlagen, gehe die Notizen durch und lege noch einige Dinge für den ersten Messetag bereit, bevor ich zügig wegdämmere.

Donnerstag 25. Oktober 2018

Die Horde wartet

Die Horde wartet

Die offizielle Eröffnung der Messe steht kurz bevor und der Trend der letzten Jahre setzt sich auch diesmal ungebremst fort: Donnerstag ist der Tag der Schnäppchenjäger! Schon seit einer guten Stunde drängen sich die Besucher vor den vier Eingängen – ausgestattet mit Unmengen leerer Taschen, Trolleys oder gar Bollerwagen. Ich kann glücklicherweise durch einen Seiteneingang ein paar Minuten früher in die Halle und mir das Spektakel in aller Ruhe von der anderen Seite anschauen. Mit dem Öffnen der Türen wälzt sich die Masse in die Halle und bei einigen der Spielwütigen habe ich den Eindruck, dass sie ums nackte Überleben rennen! Da werden langsamere Besucher rücksichtslos zur Seite gedrückt oder ungünstig platzierte Standdeko rüde mit dem Rucksack abgeräumt. Ich bringe mich in einem der Stände in Sicherheit und warte den ersten Ansturm ab.
Schließlich reihe ich mich auch irgendwann mit in den Besucherstrom ein und lasse mich in Richtung der Galleria treiben. Bis zu meinem ersten Termin bleibt mir noch ein wenig Zeit, so dass ich zuerst meine alljährliche Begrüßungsrunde drehe. Die meisten meiner Bekannten sind mit ihren Verlagen in der neu eröffneten Halle 6 untergekommen. Hier sind in diesem Jahr (fast) alle Aussteller versammelt, die irgendwie mit Tabletops, Rollenspielen, LARP oder Comics zu tun haben. Nachdem ich erfolgreich einige Hände geschüttelt und die obligatorischen Gummibären (in diesem Jahr in Totenkopf-Form mit Chili) verteilt habe, arbeite ich mich langsam wieder zurück in Halle 3. Dort erwartet mich bei Schmidt Spiele der erste offizielle Termin des Tages. Neben ein wenig Smalltalk bekomme ich einen ausführlichen Überblick über die Herbst-Neuheiten. Kinderspiele wie König Grummelbart, Der blubbernde Hexenkessel oder Pfannkuchenparty sind für mich dabei naturgemäß nicht ganz so spannend. Dafür interessiert mich Forbidden Sky umso mehr! Bei dem kooperativen Spiel gilt es mit einer Rakete eine, dem Untergang geweihte, fliegende Stadt zu verlassen. Dazu müssen die Spieler jedoch erst die Rakete startbereit machen, Schaltkreise legen und schließlich das Raumschiff zu erreichen – ohne dabei vom Blitz getroffen oder vom Wind aus der Stadt geweht zu werden. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Charaktere mit verschiedenen Fähigkeiten dürften die Flucht nicht langweilig werden lassen. In eine völlig andere Richtung geht dagegen Top Secret – ein nonverbales Kommunikationsspiel, bei dem sich Teams von Agenten zu konspirativen Treffen verabreden. Das Testspiel zu zweit war relativ reizlos – in großer Runde mit acht Spieler sollte es allerdings gut funktionieren. Wie in jedem Jahr, so gibt es auch 2018 wieder Zuwachs für die Carcassone-Reihe. In Safari sind die Spieler auf der Such nach seltenen Tieren (um diese zu fotografieren). Das grundlegende Spielprinzip wird dabei ein wenig abgewandelt und mit einer neuen Thematik versehen, ist aber eindeutig zu identifizieren. Ein Würfelspiel darf, mit Knapp daneben!, auch in diesem Jahr nicht fehlen. Hier müssen aufeinander folgende Zahlen erwürfelt werden – wobei ich mich dabei als gänzlich unfähig erwiesen habe.

Discover - eines meiner Messehighlights

Discover – eines meiner Messehighlights

Nach diesem, doch recht ausführlichen, Termin muss ich mich beeilen rechtzeitig in den Saal Europa zu kommen, wo Asmodee zur Spielepräsentation geladen haben. Ein Blick auf die Tische lässt mich schnell eine Entscheidung treffen – zuerst muss es eine Runde Discover sein – „das erste Unique Game der Welt!“, wie es im Begleittext steht. Im Endeffekte bedeutet dies, dass sich jede Packung in ihrem Inhalt unterscheidet, sei es durch Missionen, Bodenplättchen oder Charaktere. Das Spiel selbst dreht sich um eine Gruppe von Charakteren, die auf einer einsamen Insel gelandet sind und diese erforschen müssen. Das Spiel- oder Szenarienziel ist anfangs unbekannt und die Spieler müssen sich darauf konzentrieren, Holz und Nahrung zu finden um zu überleben. Dem ersten Eindruck nach ein ausgesprochen interessantes Spiel mit einigen neuen Einfällen. Ebenfalls auf meiner Must-See-Liste steht Nyctophobia, das ich zwei Tische weiter antesten kann. Bis zu vier Spieler tappen hier im finsteren Wald (simuliert durch undurchsichtige Brillen) herum und müssen sich durch Tasten und Absprachen einen Weg in Sicherheit bahnen. Erschwert wird die Angelegenheit durch einen weiteren Spieler, der die Rolle des irren Axtmörders übernimmt – und der sieht, was die Mitspieler tun. Thematisch und optisch ein weiteres Highlight für mich, auch der erste Test macht Lust auf mehr. KeyForge, das neue Kartenspiel von Richard Garfield, hätte ich mir gerne angeschaut, doch leider war der Andrang hier recht groß und ich hatte keine Zeit mehr.
Also verabschiedete ich mich nach einem weiteren kurzen Rundgang und machte mich auf den Weg zum moses.-Verlag. Neben der schon obligatorischen Fortsetzung der black stories-Serie, diesmal mit einer Sebastian Fitzek-Edition, gibt es mit black stories – Das mörderische Drehbuch auch ein etwas verändertes Konzept. Ausgehend von einer bestimmten Szene müssen die Spieler nach und nach die Entwicklung des Krimi-Drehbuches erraten. Außerdem legt mir meine Gesprächspartnerin Schaben jagen ans Herz. In diesem Solo-Spiel stehen dem Spieler eine gewisse Anzahl an Bewegungskarten zur Verfügung, mit denen er alle Schaben auf dem Spielbrett entweder einsaugen oder zertreten muss. Kniffelige Gehirnakrobatik mit einem erheblichen Suchtpotential bei minimalem Regelaufwand – ein wirklich gelungenes, kleines Spiel! Dazu kommen wieder einige sehr vielversprechende Quiz- und Ratespiele, allerdings beschränke ich mich hier auf ein wenig Prospektmaterial.
Damit endet für mich der offizielle Teil des ersten richtigen Messetages und ich versuche noch einige Dinge von meiner Einkaufsliste zu erledigen. Ein Freund von mir ist großer Terraforming Mars-Fan und der Schwerkraft Verlag hat für die Messe eine neue Erweiterung und drei Promokarten im Gepäck. Außerdem möchte ich ein Auge auf das Bücher-Sammel-Spiel Ex Libris werfen – daher reihe ich mich geduldig in die lange Schlange ein. Als ich endlich an der Reihe bin erfahre ich, dass die Promokarten erst im Laufe des späteren Nachmittag geliefert werden und Ex Libris noch irgendwo im Container im Bauch eines Schiffes liegt. Ärgerlich, aber immerhin kann ich die Spielerweiterung mitnehmen.

Games Workshop machen keine halben Sachen

Games Workshop machen keine halben Sachen

Es ist zwar schon relativ spät, aber ein paar Stände stehen noch auf meinem Programm, beispielsweise Voodoo Games. Isles of Terror befindet sich noch in Produktion, immerhin hat der Verlag mit Flautz! eine Neuheit im Gepäck. Für eine Demo-Runde reicht meine Zeit leider nicht, dennoch lasse ich mir das kleine, schnelle Kartenspiel in Grundzügen erklären. Vor allem die putzigen Grafiken haben es mir dabei angetan. Die Tabletop-Schmiede Freebooter Miniatures haben ihrem Piraten-Skirmish nach über acht Jahren und ebenso vielen Ergänzungsbänden eine Generalüberholung verpasst. Freebooter’s Fate #2 bringt ein wenig Ordnung in die Regeln, räumt Unstimmigkeiten aus und macht das Spielgeschehen ein wenig flüssiger. Nach wie vor eines meiner liebsten Tabletops – wobei ich es leider viel zu selten spiele! Erst vor kurzem habe ich Warhammer Underworlds von Games Workshop für mich entdeckt. Da trifft es sich gut, dass der britische Tabletop-Riese vor Ort ist und, unter anderem, Nightvault vorstellt. Die Box bringt neben zwei neuen Truppen auch Magieregeln und ein leicht verändertes Setting mit, spielt sich aber noch genau so flüssig wie der Vorgänger.
Die Messe hat zwar noch bis 19 Uhr geöffnet, doch für mich drängt mittlerweile die Zeit, da ich noch ein Treffen in Oberhausen habe. Die Fahrt gestaltet sich zäher als erwartet, und für die 15 km benötige ich beinahe ein Stunde. So bleibt mir nur wenig Zeit, meine Beute zu verstauen und mich ins CentrO zu begeben – wo ich den Tag bei Schnitzel und Pfannkuchen ausklingen lasse.

Freitag, 26. Oktober 2018

Nach einer viel zu kurzen, unruhigen Nacht mache ich noch einen kurzen Abstecher in den örtlichen Supermarkt um meine Vorräte aufzufüllen. Sowohl der Verkehr als auch die Besucherschlangen halten sich heute aber glücklicherweise in einem unüberschaubaren Rahmen. Zudem läuft das Betreten der Halle deutlich gesitteter ab – die Besucher sind an diesem Tag viel entspannter und das Hallenpersonal eingespielt.

Wir drehen einen Porno...

Wir drehen einen Porno…

Bevor mir irgend etwas anderes dazwischen kommt, besorge ich die Promokarten beim Schwerkraft Verlag; auch bei Fat Fox Games schaue ich kurz vorbei und hole mir die Erweiterung zum, nicht ganz geschmackssicheren, Kartenspiel Don’t Drop the Soap. Und ein letzter Kartenpack steht noch auf meiner Liste – die kostenlose Erweiterung zu Kampf gegen das Spießertum von Kampfhummel Spiele. Den angebotenen Schnaps lehne ich dankend ab – ich habe vom Rum-Tasting des vergangenen Tages noch genug. Ein bisschen Zeit bleibt mir noch, daher schaue ich mir die Neuveröffentlichungen der Redaktion Phantastik kurz an. Vor allem das neue Abenteuer Dreadnought für das viktorianische Detektivrollenspiel Private Eye hat es mir angetan. Nachdem ich mir noch die eine oder Kleinigkeit gekauft habe, wird es Zeit für meinen Termin bei Asmodee, die sich in wenigen Jahren von einer winzigen Klitsche zu einem internationalen Branchen-Schwergewicht entwickelt haben. Beinahe die Hälfte der Halle 1 wird von den Verkaufs- und Demoständen des Verlages eingenommen, hinzu kommen weitere Tochter-Verlage, beispielsweise Repos oder Days of Wonder, die traditionell in Halle 3 untergebracht sind. Da ich die Neuheiten schon am Donnerstag in Augenschein nehmen konnte, dreht es sich bei diesem Gespräch eher um Kontaktpflege, das Feedback zu den Neuerscheinungen und den Ausblick auf die kommenden Entwicklungen. Ich mag solche Unterhaltungen sehr, ermöglichen sie mir doch einen tieferen Einblick hinter die Kulissen der Spieleindustrie.
Zum Glück sind es nur ein paar Schritte, bis ich bei Abacusspiele am Stand stehe und bei meinem nächsten Termin bin. Wichtig sind mir hier vor allem drei der Neuheiten, die ich etwas ausführlicher in Augenschein nehmen kann. Die Anno Domini-Reihe erhält mit den Kuriositäten einen neuen Ableger – bei denen die Spieler allerlei obskure historische Ereignisse in die richtige Reihenfolge bringen müssen. Die Serie gehört eindeutig zu meinen Lieblingen und ich freue mich über jede Neuerscheinung – leider teilen meine Mitspieler diesen Enthusiasmus in der Regel nicht. Mit Deckscape – Das Geheimnis von Eldorado liegt bereits der vierte Teil dieses Escape-Room-Kartenspiels vor. Hier gilt es wieder eine ganze Reihe von Aufgaben zu lösen – diesmal fernab der Zivilisation im südamerikanischen Dschungel. Die dritte Neuerscheinung auf meinem Zettel ist deutlich umfangreicher als die beiden anderen Spiele. Als Bauherren müssen die Spieler die City of Rome wieder aufbauen und dabei gleichzeitig auf Ruhm, Geld und politischen Einfluss achten. Ein hübsches, taktisches Spiel, das den Spielern viele Optionen bietet.

Passende Kleidung

Passende Kleidung

Bei Amigo habe ich schon am Mittwoch einige neue Spiele ausprobiert, daher steht auch bei diesem Treffen eher der persönliche Austausch im Vordergrund. Ich finde es wichtig, den Personen, mit denen ich das ganze Jahr über per Mail kommuniziere, ganz normal am Tisch gegenüber zu sitzen und zwanglos zu reden. Allerdings kommen dann doch noch zwei Spiele auf den Tisch, die ich gar nicht richtig auf dem Schirm hatte. Lighthouse Run ist dabei ein klassisches Rennspiel, bei dem es darum geht, mit den eigenen Schiffen den sicheren Hafen zu erreichen, bevor der Sturm losbricht. Was ich im ersten Moment als reines Kinderspiel abgetan habe, entpuppt sich als durchaus taktisch anspruchsvoll. In Lifestyle, einer Mischung aus Karten- und Würfelspiel, geht es dagegen darum, möglichst lohnende Prestigeobjekte zu sammeln. Ein recht nettes Spiel für zwischendurch, mit ein wenig Anspruch und nicht so glücksabhängig, wie es der erste Eindruck vermuten lässt.
Schon auf der Neuheitenschau hat mich die Standdeko von Game Factory angesprochen. Und da ich grade ein wenig Zeit habe und in der Nähe bin, lasse ich mir Frantic erklären – eine Art Mau-Mau mit extrem verschärften Regeln. Sicherlich nicht für jede Spielrunde geeignet, aber sehr böse und schnell! Bereits im letzten Jahr fand ich 13 Indizien, seinerzeit noch in der englischen Version, recht spannend. Nun legt der Verlag zur Messe die deutsche Version des Deduktionsspiels vor, bei dem jeder Spieler ein Verbrechen aufklären muss. Thematisch und optisch sehr schön umgesetzt, auch spielerisch wirkt die Mödersuche recht vielversprechend. Ein kurzer Plausch mit Autor Andrés J. Voicu, der zufällig ebenfalls grade vor Ort ist, rundet den guten Gesamteindruck ab.

Wild West Exodus - noch ein Skirmish

Wild West Exodus – noch ein Skirmish

Es bleibt mir noch ein wenig Zeit, mich meinen eigentlichen Vorlieben, Tabletop- und Rollenspielen, zu widmen. Dazu geht es wieder zurück in Halle 6 und beinahe ohne Umweg zum geteilten Stand von Uhrwerk und Modiphius, die mittlerweile über ein sehr umfangreiches Sortiment verfügen. Skirmish-Spiele wie Achtung! Cthulhu, Fallout (basierend auf der Computerspiel-Serie) und Wild West Exodus lassen meine Hand kurz zum Geldbeutel zucken – aber eigentlich habe ich genug unbemaltes Zinn und Plastik in den Schränken stehen. Ein paar Blister müssen es dann doch sein – ebenso wie der neue Abenteuerband für das Weird-War-Rollenspiel. Gegenüber an einem eigenen Stand wird das verlagseigene Rollenspiel Splittermond mit seinen zahlreichen Neuerscheinungen präsentiert. Obwohl ich das System durchaus reizvoll finde mangelt es mir jedoch an Spielern und nach einem kurzen Schwatz mit dem Standpersonal ziehe ich weiter.
Auch ein Besuch bei LuPri gehört für mich zum Pflichprogramm. Nach längerer Durststrecke hat Lutz Stepponat mit Zockende Zauberer endlich wieder ein kleines Spiel veröffentlicht. Passend dazu erscheint auch sein Kabale und Hiebe in einer überarbeiteten Version mit einigen neuen Karten. Nach einer schnellen Einführungsrunde lasse ich mir mein Exemplar signieren und mache mich wieder auf den Weg.
Nach einem desaströsen Crowdfunding war das Weird-War-Tabletop DUST eigentlich so gut wie tot – daher überraschte es mich im letzten Jahr einen entsprechenden Stand zu sehen. In diesem Jahr wurden hier sogar neue Produkte präsentiert, einschließlich einer komplett neuen Fraktion mit Cthulhu-Kultisten. Die Arbeiten an einem neuen Regelwerk (auch in deutscher Sprache) schreiten langsam voran und sollen Anfang 2019 abgeschlossen sein. Zumindest die Figuren und das wirklich sehr stimmige Gelände machen einen guten Eindruck und lassen auf einen gelungenen Neustart hoffen. Sicherlich eines der Spiele, die ich künftig wieder mehr im Auge behalten muss.
Die Comic Action hat in diesem Jahr mit dem großen Verlagsstand von Panini wieder einen Fixpunkt, um den sich einige Händler und Illustratoren sammeln können. Dennoch stellt sich mir natürlich die Frage, ob die Integration von Comics in die SPIEL noch ihre Berechtigung hat. Zahlreiche ComicCons, verteilt über die ganze Republik, richten sich gezielt an Freunde der bunten Bildergeschichten und ziehen entsprechend Verlage und Künstler an. Zumal mit der CCXP Cologne im nächsten Jahr noch eine weitere groß angelegte Convention um die Gunst des Publikums buhlen wird. Das hindert mich allerdings nicht daran, noch einige Lücken in meiner Sammlung zu schließen.

Die Kammer im Kulttempel

Die Kammer im Kulttempel

Nach weiteren kurzen Zwischenstopps arbeite ich mich langsam in Richtung Parkhaus vor – auch heute Abend habe ich noch Programm. Der Feierabendverkehr auf dem Weg nach Oberhausen fließt zäh und kommt stellenweise ganz zum Erliegen. So bleibt mir wenig Zeit, meine Errungenschaften zu sichern, auch das Abendessen muss ausfallen. Glücklicherweise ist mir noch ein Müsli-Riegel geblieben, den ich auf dem Weg zum Kulttempel mümmele. Die Kammer machen dort auf ihrer Release-Tour zum aktuellen Album Station und Auftritte der achtköpfigen Band sind immer ein Erlebnis!

Samstag, 27. Oktober 2018

Ich bin müde, ein wenig verkatert, Füße und Rücken schmerzen – optimale Voraussetzungen für den härtesten Messetag! Das ganze große Gedränge bleibt diesmal jedoch überraschend aus; sowohl die Verkehrsplanung als auch der zusätzliche Eingang sorgen dafür, dass sich die zahlreichen Besucher etwas besser verteilen.

Trading Card Games sind immer noch nichts für mich

Trading Card Games sind immer noch nichts für mich

In den letzten drei Tagen konnte ich mir einen, zumindest groben, Überblick über die Spiele verschaffen, den ich nun etwas vertiefen will – einige vielversprechende Kandidaten habe ich noch auf der Liste. Recht prominent in Halle 6, direkt am Eingang, liegt der Stand für das Trading-Card-Game Warhammer: Champions. Während der kurzen Einführungsrunde wird jedoch schnell klar, dass auch dieses Sammelkartenspiel nichts für mich ist. Direkt dahinter haben Knight Models ihren Stand und stellen ihre drei Skirmish-Tabletops vor. Sowohl das DC Universe Miniature Game als auch das Batman Miniature Game konzentrieren sich auf das Zusammentreffen kleiner Gruppen von Superhelden und -schurken. Ganz neu hinzu gekommen ist das Harry Potter Miniatures Adventure Game, bei dem die Romanfiguren aufeinander treffen. Zumindest das letztere wollte ich mir eigentlich genauer anschauen, doch sowohl die Präsentation als auch die Erklärungen des Standpersonals lassen deutlich zu wünschen übrig. Erschwerend kommt hinzu, dass an dem Stand nichts verkauft wird, lediglich einen Gutschein für den Online-Shop des Herstellers gibt es. Grade bei solch dicken Lizenz-Brocken habe ich doch wesentlich größere Erwartungen!
Besser machen es dagegen Games Workshop aus Nottingham, die in diesem Jahr ihre Präsenz deutlich verstärkt haben. Neben Demotischen für alle ihre Spielsysteme gibt es eine umfangreiche Produktauswahl, vieles davon nicht in Läden erhältlich, und die Möglichkeit unter fachkundiger Anleitung Space Marines zu bemalen. Offensichtlich hat die Firma aus den Fehlern vergangener Jahre gelernt und macht nun vieles richtig.
Ebenfalls aus Nottingham kommen Warlord Games, deren Stand in diesem Jahr etwas kleiner ausgefallen ist. Das Seeschlacht-System Cruel Seas ist nicht mehr rechtzeitig zur Messe fertig geworden, aber mit Blood Red Skies, Konflikt ’47 und der neuen Auflage von Black Powder gibt es hier auch genug zu sehen. Dazu gesellen sich Figuren für das Doctor Who-Tabletop und eine umfangreiche Auswahl an Kunststoff-Miniaturen für zahlreichen Epochen und Genres.
War der mächtige Stand von Ulisses Spiele über viele Jahre hinweg einer der Fixpunkte in Halle 2, so ist davon nach der Umstrukturierung des Verlages nicht mehr viel geblieben. In erster Linie konzentrieren sich die Waldemser auf ihr Rollenspiel-Flaggschiff Das Schwarze Auge und verschiedene kleinere Rollenspiel-Crowdfundings, daneben gibt es noch einige Grabbelkisten mit Resten aus dem Lager.
Neben ihrem Fantasy-Football-Skirmish-Tabletop Guildball bauen Steamforged Games ihr Brettspiel-Portfolio weiter aus. Die Brettspiel-Umsetzung des Computerspiels zu Dark Souls ist fertig und im Handel, auf Resident Evil 2 müssen die Spieler noch ein wenig warten, obwohl es auf der Messe die Möglichkeit gab, die fertige Version ausgiebig zu testen. Zudem wurden „Late Pledges“ für die Kickstarter-Kampagnen für Godtear und Horizon eifrig beworben. Beide Spiele sahen für mich jetzt allerdings nicht übermäßig spannend aus – wahrscheinlich habe ich einfach schon zu viele Spiele dieser Art gesehen.

Stimmige Deko bei Downforce

Stimmige Deko bei Downforce

Zwischendurch habe ich noch einen längeren Termin bei Iello, die wie gewohnt mit ihren Neuveröffentlichungen klotzen und nicht kleckern. Ins Auge fällt dabei vor allem das Wikinger-Spiel Raids, bei dem ein Drachenboot am Stand steht und die Spieleerklärer Helme mit leuchtenden Hörnern tragen. Die Spieler ziehen ihre Schiffe zu verschiedenen Orten, plündern, handeln oder vollbringen Heldentaten um Punkte zu kassieren. Vor allem der Zugmechanismus hat mir hier recht gut gefallen – dagegen kann ich mit der Wikingerthematik wenig anfangen. Downforce erkennt man dagegen sofort an dem Berg Reifen, der in der Demofläche liegt. In dieser Mischung aus Renn-, Strategie- und Wettspiel müssen die Spieler ihre Formel-1-Bolliden durch einen Parcours bringen, aber auch die anderen Aspekte eines erfolgreichen Rennstalls nicht vernachlässigen – ein hübsches Strategiespiel! Mein Favorit am Stand ist allerdings 8Bit Box – ein liebevoll gestaltetes Brettspiel, dass die großen Computer- und Konsolenspiele der 1980er auf den heimischen Spieltisch bringt, einschließlich pixeliger Grafik. Die drei bisher erschienenen „Spiel-Module“ ermöglichen es den Spielern, eine Figur durch ein Labyrinth zu hetzen, an Olympischen Spielen teilzunehmen oder sich mit Raumgleitern Rennen zu liefern. Weitere Module sollen in den nächsten Monaten folgen. Außerdem habe ich noch die Möglichkeit einen kurzen Blick auf demnächst erscheinende Neuheiten, beispielsweise Erweiterungen für King of Tokyo oder Bunny Kingdom, zu werfen.
Mittlerweile ist es spät geworden und das Messeende wurde eingeläutet. Zumindest an diesem Tag halte ich jedoch (gezwungenermaßen) bis zum Toresschluss um 19 Uhr durch, da ich anschließend noch auf die Release-Party eines kleinen Tabletop-Verlags eingeladen bin.
Die Fahrt in einen Vorort von Essen ist erstaunlich stressfrei – die Parkplatzsuche rund um das Diner dagegen eine Katastrophe. Dafür entschädigt jedoch der wirklich sehr gute Burger und die lockere, urige Atmosphäre. Die Runde ist ausgelassen, laut und die Themen drehen sich um alle möglichen Dinge – außer um Spiele. Eine sehr angenehme Art, den vorletzten Messetag abzuschließen.

Sonntag, 28. Oktober 2018

Den letzten Messetag habe ich (beinahe) zur freien Verfügung; lediglich ein Gespräch steht noch auf dem Programm. So bleibt mir genug Zeit, mich in aller Ruhe umzuschauen und noch ein bisschen Geld unters Volk zu bringen. Manche Händler haben am Sonntag tatsächlich die Preise noch einmal reduziert und diesen Umstand nutze ich entsprechend aus. Um das eine oder andere Spiel schleiche ich schon seit Tagen herum, nun wandert es schließlich doch in meine Tasche. Mittlerweile haben mich noch einige Bestellungen aus meinem Bekanntenkreis erreicht. So besorge ich beispielsweise einen Berg Würfel, eine Flasche Sekundenkleber und einige Miniaturen. Bei zwei uralten Spielen scheitere ich dagegen kläglich – der umfangreiche Spieleflohmarkt der vergangenen Jahre ist bis auf wenige Stände mit Raritäten verschwunden. Immerhin bleibt mir so die Zeit, mich ausführlich mit den Hallen 4 und 5 zu beschäftigen, die ich bislang nur im Schnelldurchlauf erkundet hatte. Tatsächlich finden sich hier erstaunlich viele kleine Verlage mit opulent ausgestatteten Brettspiele, die auch nach kurzen Testspielen einen soliden Eindruck machen. Jedoch höre ich mehr als einmal den Satz „Soon on Kickstarter!“, was meine Laune nicht unbedingt hebt.

Auf der Suche nach dem mythischen Monster

Auf der Suche nach dem mythischen Monster

Bei Osprey Games dagegen ist alles, was auf den Tischen steht, erhältlich, oder war es zumindest – einige Sachen sind bereits ausverkauft. Schon in der Neuheitenschau habe ich vor Wildlands gestanden, einem Mischung aus Tabletop und Dungeon-Crawler, in dem jeder Spieler fünf Figuren durch ein Verlies steuert, dabei Siegpunkte sammelt und im Idealfall die Miniaturen seiner Mitspieler abräumt. Grafisch nicht wirklich anspruchsvoll, aber dafür mit spannendem Gameplay zeigt sich Cryptid, bei dem die Spieler als Cryptozoologen auf der Suche nach einer legendären Kreatur sind. Ein sehr strategisches, komplexes (nicht kompliziertes) Deduktionsspiel, das sicherlich in absehbarer Zeit in meiner Sammlung landen wird.
Um den Stand von Kosmos habe ich in den letzten Tagen nach Möglichkeit einen großen Bogen gemacht, hat sich der Besucherstrom hier doch regelmäßig gestaut. Mittlerweile ist die Lage etwas entspannter und ich werfe einen Blick auf die Neuerscheinungen. Mit Exit Kids – Code Breaker, Exit – Die Katakomben des Grauens und Exit – Das Buch wird die Serie der Escape-Room-Spiele deutlich aufgestockt. Auch Catan bekommt mit Der Aufstieg der Inka neuen Zuwachs. Das Spiel nutzt die klassischen Merkmale der Serie, bringt aber mit dem Untergang der eigenen Zivilisation ein neues Element hinzu – zumindest auf den ersten Blick nicht uninteressant. Das kooperative Würfelspiel Roll for Adventure und eine Erweiterung für Die Legenden von Andor sorgen dafür, dass der Fantasy-Bezug im Verlagsprogramm nicht zu kurz kommt.
Mehrfach habe ich schon am Stand von Monolith Editions gestanden um mir die Spiele genauer anzuschauen, doch herrschte auch hier immer großer Andrang. Nun ist die Situation übersichtlicher und ich nehme auf einem der freien Stühle Platz um mir Solomon Kane erklären zu lassen – ein Brettspiel um meinen liebsten puritanischen Fanatiker. Die Figur wird dabei nicht direkt von den Spielern gesteuert, stattdessen übernehmen diese die Rolle von Tugenden und lenken die Geschicke des Helden. Eine interessante Mechanik, tolle Figuren, finsteres Artwork und eine ausgesprochen umfangreiche Ausstattung – ich kann tatsächlich noch bei der Crowdfunding-Kampagne mitmachen. Auch das zweite Spiel, dass hier präsentiert wird spricht mich optisch und thematisch direkt an. Reich Busters schickt eine kleine, tapfere Truppe alliierter Spezialisten auf Missionen gegen finstere Nazischergen – mit Zombies, Mutantenmonstern und außerirdischer Technologie. Dabei werden die Konzepte mehrerer, von mir sehr geschätzter Computerspiele genutzt. Auf meine Frage nach einem Veröffentlichungstermin werde ich auf den Kickstarter verwiesen, der Ende November starten soll. Eigentlich würde ich jetzt gerne in eine Tischplatte beißen, aber ich kann mich beherrschen.
Mittlerweile ist es früher Nachmittag und ich bin nicht mehr wirklich aufnahmefähig! Dennoch begebe ich mich auf eine letzte Runde durch die Hallen, in erster Linie um mich bei meinen Freunden und Bekannten zu verabschieden. Dass ich dabei noch den einen oder anderen Impulskauf tätige versteht sich beinahe von selbst. Letzten Endes ist aber gegen 15 Uhr für mich Schluss und ich ziehe in Richtung Parkhaus und mache mich auf die lange Heimfahrt.

Und wie wars?!?

Wie in jedem Jahr war die SPIEL anstrengend, lang, teuer, stressig aber auch lustig, spannend und inspirierend. Ich habe viel gesehen, ungewöhnlich viele Spiele angetestet, mit Leuten geredet, die ähnlich spieleverrückt sind wie und eingekauft, als wären meine Schränke nicht schon voller Brett- und Kartenspiele. Dennoch finden sich immer wieder kleine und auch große Spiele, die ich zuvor nicht auf dem Schirm habe, die mich dann aber doch rasch überzeugen können. Daneben gibt es auch Spiele, die einfach nur auf Grund ihrer Thematik, Ausstattung oder weil sie einfach fürchterlich obskur sind in meine Sammlung wandern – zu entdecken gab es in dieser Hinsicht jedenfalls genug! Ärgerlich, vor allem für die Verlage, waren fehlende Spiele, die noch nicht fertig oder im Transit waren – beispielsweise konnte ein kleiner spanischer Verlag außer ein bisschen Deko und einigen Flyern nichts für die Messe vorweisen. Weniger für die Hersteller, sondern eher für die Besucher war es dagegen schade, wenn bestimmte Produkte bereits am ersten oder zweiten Messetag ausverkauft waren. Obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste habe ich auch zu lange gezögert und kein Regelwerk für das Warhammer Fantasy Roleplay mehr bekommen.

Alles weg!!!

Alles weg!!!

Selbst an vier Messetagen war es nicht möglich, auch nur einen Bruchteil der gut 1.400 Neuerscheinungen in Augenschein zu nehmen – daher musste ich mich auf einige ausgewählte Spiele beschränken und mich für den großen Rest mit Flyern und Prospektmaterial eindecken. Auch drei Tage nach der Messe habe ich noch nicht alle Eindrücke verarbeitet und alles gesichtet, was ich aus Essen mitgebracht habe.
Die Organisation der Messe lief, von einem kleinen Schluckauf am Donnerstag morgen abgesehen, sehr reibungslos, auch das Verkehrs- und Parkplatzchaos der letzten Jahre scheint nun endlich im Griff zu sein. Die neue Halle 6 kam bei den Ausstellern vor Ort, zumindest was ich gehört habe, recht gut an. Abschließend möchte ich mich an dieser Stelle nochmals für die Akkreditierung und vor allem für die Einladung zur Preisverleihung beim Friedhelm Merz Verlag bedanken!
Waren in den Vorjahren bestimmte Themen, beispielsweise Einhörner oder Zombies, beherrschend, so gab es in diesem Jahr nicht den EINEN Schwerpunkt. Einzig der Große Alte Cthulhu streckt seine Tentakel verstärkt nach den Besuchern aus. John Kovalic sagte zwar einmal, dass mit Cthulhu alles besser wird, jedoch möchte ich das bei einigen der angebotenen Spiele stark bezweifeln. Es reicht eben doch nicht, ein Tentakelmonster auf das Cover zu drucken um ein gutes Horror-Spiel abzuliefern. Glücklicherweise gibt es jedoch genug Verlage, die mit frischen Ideen und Regelmechanismen aufwarten können, so dass es wohl auch die nächsten Jahre im Bereich der Gesellschaftsspiele nicht langweilig wird. Beinahe völlig in den Hintergrund getreten ist mittlerweile die Kombination von traditionellem Brettspiel und elektronischen Hilfsmitteln via App. Zwar versuchen sich manche Hersteller immer noch daran, doch meist fühlt sich das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen Medien einfach falsch an. Sehr häufig bin ich dagegen auf die Brettspielumsetzung von Computerspielen gestoßen – seien es nun Strategie-Schwergewichte wie Civilization, taktische Spiele wie Jagged Alliance oder Action wie Dark Souls.

Würfelkästchen aus Holz

Würfelkästchen aus Holz

Ebenfalls auffällig war, das sich zu den Spielen eine unglaubliche Menge von Sekundärprodukten gesellt hat. Dies fängt bei einfachen Kartenhüllen und Würfelbeuteln an, geht über Spielunterlagen aus Stoff oder Neopren und passgenaue Schachteleinlagen für die unterschiedlichsten Spiele und endet schließlich bei, nach Kundenwünschen, handgefertigten Spieltischen. Diese dürfen dann auch gerne einen höheren vierstelligen Betrag kosten. Wenn ich mich nicht verzählt habe, widmeten sich alleine fünf Aussteller diesen luxuriösen Möbelstücken.
Neben vielen wirklich großartigen Dingen gab es natürlich auch einige Aufreger – im Prinzip die gleichen wie in jedem Jahr. Die Preise der Essens- und Getränkestände waren recht sportlich, aber erfahrene Messebesucher hatten sich daher bereits im Vorfeld in einem der nahegelegenen Supermärkte verproviantiert. Viel schwieriger, da nicht einfach auszublenden, war die Geräuschkulisse in manchen Hallen. Besonders in Halle 2 fielen mir zwei Stände auf, die ihre Umgebung zusätzlich zu dem normalen „Grundrauschen“ der Unterhaltungen und Spielgeräusche noch mit Musik und Karaoke-Einlagen beschallten. Dies erschwerte die Kommunikation an den umliegenden Demotischen zusätzlich und sorgte bei manchem Aussteller für gereizte Stimmung. Sehr schön waren auch diesmal wieder die jungen Mütter (selten Väter) anzusehen, die mit ihren Kinderwagen Rammgeschwindigkeit aufnahmen und rücksichtslos durch die Gänge pflügten. Das der Wagen dabei meist mit Spielen vollgestopft war, vergrößerte lediglich die Durchschlagskraft. Besonders hat mich jedoch das Verhalten einiger Kollegen der schreibenden Zunft geärgert – war dies einfach nur zum Fremdschämen. Die Arroganz und Erwartungshaltung mit denen dem Messepersonal und teils auch den Verlagen gegenübergetreten wurde, war schon bemerkenswert und für mich völlig unverständlich. Glücklicherweise handelt es sich dabei um unrühmliche Ausnahmen und die meisten Aussteller und Besucher gingen rücksichtsvoll miteinander um – zumindest soweit ich das sehen konnte.

Noch ein paar Worte zum Thema „Crowdfunding“

Eigentlich zählt diese Thematik mittlerweile eindeutig zu meinen Aufregern, würde aber den obigen Rahmen sprengen, daher möchte ich mich an dieser Stelle kurz separat dazu äußern.
Viele Verlage, auch solche, die vermutlich nicht mehr darauf angewiesen wären, haben in diesem Jahr die SPIEL lediglich als Plattform genutzt, um für ihre Crowdfunding-Projekte zu werben. Ich persönlich habe den Eindruck, dass viele dieser Spiele mittlerweile darauf setzen potentielle Spieler regelrecht zu erschlagen. Tolle Artworks, bergeweise Figuren und aggressives Marketing lassen einfach nicht die Möglichkeit, großartig über eine Unterstützung nachzudenken. Dagegen bleiben Spielprinzip, Hintergrundstory und funktionierende Mechaniken immer häufiger auf der Strecke. Natürlich kann mich dieser Eindruck täuschen, doch nach einigen nahezu unspielbaren Spielen in meiner Sammlung (die aber gut aussehen) bin ich in dieser Hinsicht wesentlich skeptischer geworden. Außerdem möchte ich, wenn ich ein Spiel auf der Messe anteste und es mir gefällt, es auch gerne direkt kaufen. Wenn ich dann zu hören bekomme, dass die Kampagne im nächsten Jahr startet und das Spiel (vielleicht) im übernächsten Jahr ausgeliefert wird, verliere ich sehr schnell den Spaß an der Sache.

Join us on Kickstarter...

Join us on Kickstarter…

Natürlich ist es für eine kleine Verlage eine tolle Sache auf diese Weise ein Projekt finanziert zu bekommen, wenn aber große, etablierte Spielehersteller diesen Weg gehen, kommen mir durchaus Zweifel am Sinn des Ganzen. Nichtsdestotrotz hier eine kleine (und sehr unvollständige) Übersicht über Spiele, die mich interessieren, die aber erst über Kickstarter gefundet werden müssen: Solomon Kane (Late Pledge; Mythic Games), Reich Busters (Mythic Games), The Everrain (Grimlord Games), Extraordinary Adventures: Pirates! (Forbidden Games), Project: ELITE (Cool Mini Or Not), Dark Rituals (Dark Gate Games), Assassin’s Creed: Brotherhood of Venice (Triton Noir), Magnate: The First City (Naylor Games), Hard City (Hexy Studio), Jagged Alliance (Underground Games), Monumental (Funforge), Krosmaster Blast (Ankama), Cultiststorm oder auch Machina Arcana.

Mehr Bilder findet ihr in unserem dazugehörigen Facebook-Album!

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