SAGA – Kämpfe im Dunklen Zeitalter

22.09.2014 von Marcus Pohlmann

SAGA

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Erscheinungsdatum: 01.04.2014

Sprache: Deutsch

Waren bis vor einigen Jahren historische Tabletops, zumindest hierzulande, eher eine Randerscheinung in der Szene, so ist das Interesse der Spielerschaft mittlerweile deutlich gestiegen. Leider ist es nach wie vor fast zwingend erforderlich, der englischen Sprache mächtig zu sein, da ein Großteil der Regelwerke aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum stammt. Stronghold Terrain, eigentlich als Hersteller hochwertiger und sehr dekorativer Resin-Geländeteile bekannt, haben sich daran gemacht, diesen Missstand ein wenig zu lindern. Mit SAGA – Kämpfe im Dunklen Zeitalter veröffentlichen sie nun die deutsche Ausgabe des Skirmish-Tabletops von Studio Tomahawk, dass sich vornehmlich auf die Epoche zwischen 800 und 1100 nach Christus konzentriert.

Auf den ersten Seiten umreißt der Hardcover-Band den geschichtlichen Hintergrund des Spiels von den ersten Überfällen der Wikinger in England bis hin zur Schlacht von Hastings, die als Endpunkt dieser Ära angesehen wird. Ebenso gehen die Autoren hier auf die Grundlagen, Begrifflichkeiten und Eigenheiten von SAGA ein.
Direkt daran schließen sich die eigentlichen Regeln an. Den Kern des Systems bilden dabei der sogenannte Schlachtplan, der für jedes Volk als separater Bogen beiliegt, und die SAGA-Würfel (die zusätzlich gekauft werden müssen).
Eine Spielrunde besteht aus der Befehlsphase in der jeder Spieler eine gewisse Anzahl dieser Würfel wirft und diese entsprechend der abgebildeten Symbole auf seinem Schlachtplan bestimmten Fähigkeiten zuordnen kann. Fünf dieser dort aufgelisteten Fähigkeiten stehen jedem Volk zur Verfügung, beispielsweise normale Bewegung für verschiedene Einheitentypen oder Angriffe. Die restlichen zehn sind jedoch für jedes Volk spezifisch und sollen die jeweiligen Besonderheiten in der Kriegsführung widerspiegeln. Beispielsweise können die Wikinger mehr Angriffswürfel generieren, die Waliser sind sehr mobil, Normannen liegen viel Wert auf ihre Reiterei und die Anglodänen sind gute Allrounder. Nachdem die Spieler ihre Würfel nun verteilt haben, werden diese in der Aktivierungsphase genutzt um die verschiedenen Einheiten entsprechende Aktionen ausführen zu lassen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tabletop-Spielen ist es bei SAGA jedoch möglich, eine Einheit während des Zuges gar nicht, dafür eine andere mehrfach zu aktivieren, solange die entsprechenden Würfel auf dem Schlachtplan vorhanden sind. Allerdings erhält die Einheit durch mehrmalige Aktivierung Ermüdungsmarker, die im Kampf Nachteile bringen.
Das System verzichtet auf gesonderte Attribute für alle Figuren, vielmehr hat jede der vier zur Verfügung stehenden Einheiten festgelegte Werte. So wird beispielsweise auf eine Bewegungsweite in Inch oder Zentimeter gänzlich verzichtet, stattdessen gibt es vier verschiedene Messstäbe mit denen festgelegt wird wie weit eine Figur laufen, reiten oder schießen kann. Die Anzahl der Angriffswürfel und die Rüstung wird dagegen durch den Einheitentyp definiert. Der Kriegsherr, der Anführer einer Armee, generiert beispielsweise fünf Nahkampfwürfel, normale Krieger dagegen nur einen. Kommt es zum Kampf zwischen zwei Einheiten, so wird die Gesamtzahl der Angriffswürfel, in diesem Fall handelsübliche sechsseitige Würfel, auf beiden Seiten ermittelt. Zusätzlich können nun Fähigkeiten des Schlachtplans genutzt werden um die Würfelanzahl oder das künftige Ergebnis weiter zu modifizieren. Sind alle Würfel verteilt erfolgt der eigentliche Angriffswurf, abhängig von der Art des Gegners wird ein bestimmtes Ergebnis benötigt, Bauern werden dabei schon bei einer 3+ verwundet, während eine 5 oder 6 benötigt wird um Veteranen zu treffen. Nachdem die Gesamtzahl der Treffer ermittelt wurde haben die Spieler noch ihre Verteidigungswürfel um Verletzungen abzuwenden. Für jeden nicht verhinderten Treffen wird schließlich ein Modell entfernt und am Ende der Sieger der Kampfrunde ermittelt.
Nachdem sich gut die Hälfte des 80 Seiten starken Buches mit den Spielabläufen beschäftigt hat, widmet sich der folgende Teil der Zusammenstellung der Truppe und einer Beschreibung der vier enthaltenen Völker mitsamt ihren spezifische Fähigkeiten. Daneben werden besondere historische Persönlichkeiten und Söldner vorgestellt, die von den Spieler zusätzlich angeworben werden können um die eigenen Reihen zu verstärken. Wie aus vielen Tabletop-Spielen bekannt, steht dem Spieler eine gewisse Anzahl an Punkten zur Verfügung um seine Truppen zu rekrutieren. Eine Partie SAGA wird in der Regel mit sechs Punkten pro Seite gespielt, wobei es durchaus auch größere Schlachten gibt. Der Kriegsherr, die mächtigste Figur im Spiel ist dabei kostenlos, vier Veteranen kosten einen Punkt, ebenso wie acht Krieger oder zwölf Bauern, was meist eine Truppengröße zwischen 30 und 50 Figuren ergibt.
Im letzten Teil des Buches finden sich sieben Szenarien, die unterschiedlichste Herausforderungen an die Spieler stellen wobei das letzte, “Krähenschmaus, für mehr als zwei Spieler ausgelegt ist. Zudem sind hier Hinweise um die Punktzahl der Spiele zu modifizieren und Kopiervorlagen für verschiedene Marker untergebracht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Regelwerken aus dem historischen Genre ist das grundlegende Spielsystem von SAGA ist nicht übermäßig kompliziert und recht leicht zu erlernen, was es für Neueinsteiger durchaus interessant macht. Durch die übersichtlich gehaltene Truppenauswahl entfällt zudem eine umfangreiche Listenerstellung, da auch keine Tabellen mit verschiedenen Attribut- und Waffenwerten nötig sind. Auch sind die Spieler nicht auf die Figurenauswahl eines Herstellers beschränkt sondern können den gesamten Fundus historischer Miniaturen nutzen. Alles Punkte die durchaus für das Spiel sprechen. Was allerdings für mich den besonderen Reiz ausmacht, ist die Verwendung der völkerspezifischen Fähigkeiten auf dem Schlachtplan und das damit verbundene Würfelmanagement. Dies macht das Spiel zwar taktisch anspruchsvoller, hemmt aber den Spielfluss nicht. Natürlich spielen auch die Truppenzusammenstellung, Strategie und letztendlich Würfelglück eine Rolle, doch stehen diese nicht im Vordergrund.
An der Aufmachung des Buches gibt es nichts auszusetzen. Die Übersetzung ist stimmig, verständlich und berücksichtigt zudem mehrere Regelerläuterungen, die im Original fehlen. Zahlreiche illustrierte Beispiele und Randbemerkungen sorgen dafür, dass jede Spielsituation verständlich erklärt wird. Die Bilder der Miniaturen und des Geländes sind zum einen schön stimmig, bieten dem Maler zum anderen genug Inspirationen für die eigenen Modelle, auch lässt die Hardcover-Bindung das Buch wesentlich wertiger erscheinen als das englisch Softcover-Original.
Stronghold Terrain legen eine rundum gelungene deutsche Version des Regelbuches vor und ich freue mich schon auf den kommenden Ergänzungsband, der die bisher erschienenen englischen Erweiterungen und Material aus der Zeitschrift Wargames Illustrated enthalten soll.

SAGA bietet interessierten Spielern einen recht einfachen und verhältnismäßig kostengünstigen Einstieg in die historische Tabletop-Welt.

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