Kategorie: Kartenspiel
Autor: Alexander Pfister
Zeichner: Fantasmagoria Creative, Klemens Franz
Verlag / Publisher: Pegasus Spiele
Genre: Familienspiel, Strategie
Spieleranzahl: 1 bis 5 Spieler
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 bis 50 Minuten
Erscheinungsdatum: 01.02.2022
Sprache: Deutsch
Wie der Untertitel „Big Box“ bereits vermuten lässt, findet sich in der Schachtel nicht nur das Grundspiel des 2014 erschienenen Port Royal. Auch die beiden Erweiterungen Ein Auftrag geht noch und Das Abenteuer beginnt sowie der Ableger Port Royal unterwegs gehören zum Inhalt. Ein bis fünf Spieler übernehmen hier die Rolle von Händlern, die in der Karibik zu Ruhm und Reichtum kommen wollen. Man tritt, je nach gewählter Erweiterung im Solo-Modus, kooperativ oder meist gegeneinander an. Veröffentlicht wird Port Royal von Pegasus Spiele, von denen auch die ursprüngliche Version stammt.
Was steckt drin?
Das Grundspiel besteht aus insgesamt 120 Karten. Den Hauptteil davon, 60 Stück sind den verschiedenen Personen vorbehalten, die sich in der Stadt befinden. Diese Karten sind im Aufbau gleich, eine großformatige Illustration und der Name stehen im Mittelpunkt. Im unteren Bereich sind die Kosten angegeben, um diese anzuheuern, in der rechten oberen Ecke der Einfluss (die Siegpunkte). Im Kartenkopf sind zudem die Fähigkeiten gelistet, welche die Person mitbringt. In dieser Auflage des Spiels sind vier Promo-Karten mit dem „Spieler“ enthalten. Beispielsweise bringen disee Personen zusätzliches Gold, können Schiffe abwehren oder erlauben es mehr Karten zu kaufen. Einige sind auch für die Erfüllung der Aufträge notwendig.
Von den Schiffskarten befinden sich 50 im Grundspiel. Diese teilen sich in je zehn Karten pro Farbe auf. Der Aufbau folgt dem der Personenkarten, allerdings ist am unteren Kartenrand aufgedruckt, wie schwer es ist das Schiff abzuwehren. Oben ist der Gewinn beim Handel gelistet. Außerdem gibt es noch eine kleine Übersicht der Kampfkraft der Schiffe der jeweiligen Farbe. Vier Karten zeigen eine Steuererhöhung, bei der Spieler ihre gesammelten Goldstücke reduzieren, bei sechs Karten handelt es sich um Expeditionsaufrufe – Aufgaben, die bei Erfüllung etwas Gold und viel Einfluss bringen. Auf der Kartenrückseite ist eine Dublone aufgedruckt – die Währung des Spiels.
Die Erweiterung Ein Auftrag geht noch bringt weitere Personen und Schiffe, die sich im Aufbau nicht vom Grundspiel unterscheiden. Neu sind die besonders großen Auftragskarten. Hier winken beim Erfüllen ebenfalls Gold und Einfluss. Außerdem gehören für jeden Spieler drei Holzquader in seiner Farbe zur Ausstattung.
Deutlicher vom Rest unterscheidet sich das Material von Das Abenteuer beginnt. Neben 39 Karten mit Personen und Schiffen kommen fünf Charakterkarten hinzu. Diese verfügen über ein Start-Guthaben und eine Sonderfähigkeit. Ebenfalls komplett neu sind die 55 Geschichtenkarten – eine Art Auftragskarte mit fortlaufender Hintergrundstory. 16 Ereigniskarten und eine Übersichtskarte sowie weitere Holzquader kommen zum Einsatz.
Bei Port Royal unterwegs handelt es sich um eine modifizierte Variante des Grundspiels mit insgesamt 60 Karten. Auch hier gibt es Personen und Schiffe (von denen einige mit dem regulären Spiel kombiniert werden können) und Steuererhöhungen.
Ein Übersichtsblatt und die 20seitige Anleitung beinhalten die gesamten Regeln.
Wie wird’s gespielt?
Für das Grundspiel und Port Royal unterwegs werden sämtliche Karten gemischt, anschließend erhält jeder Spieler drei Münzen (umgedrehte Karten). Der Startspieler beginnt nun die Partie.
Eine Runde setzt sich aus zwei Teilen zusammen. In der „Entdecken“-Phase deckt der aktive Spieler Karten vom Nachziehstapel auf. Dies kann er im Prinzip beliebig oft machen, es sei denn, er deckt zwei Schiffe der gleichen Farbe auf. In diesem Fall endet die Runde sofort und der Nächste ist an der Reihe. Tritt dies nicht ein, beginnt die zweite Phase „Handeln & Heuern“. Nun wählt der aktive Spieler eine, zwei oder drei der ausliegenden Karten und nimmt sich diese – dies hängt von der Anzahl der verschiedenfarbigen Schiffe ab. Im Falle einer Person muss er die entsprechenden Kosten zahlen, bei einem Schiff erhält er stattdessen die aufgedruckten Goldmünzen. Sollten noch Karten in der Auslage liegen, dürfen die Mitspieler sich reihum entscheiden, eine dieser Karten zu wählen. Zusätzlich zu den regulären Kosten müssen sie außerdem dem aktiven Spieler eine Münze zahlen.
Ausgenommen davon ist der Kartentyp „Steuererhöhung“ der sofort abgehandelt und dann abgelegt wird. Die Karte „Expeditionsaufruf“ liegt solange aus, bis es einem Spieler gelingt, sie zu erfüllen.
Anschließend kommt die verbliebene Auslage auf den Ablagestapel und der nächste Spieler deckt die Karten auf.
Um zu gewinnen, muss ein Spieler zwölf Einflusspunkte durch Personen und Expeditionsaufrufe sammeln. Hat er dies erreicht, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Liegen zwei oder mehr Spieler gleichauf, entscheidet das gesammelte Gold. In einer Siegvariante ist zusätzlich noch die Erfüllung einer Expedition notwendig.
Für Ein Auftrag geht noch erhalten die Spieler zusätzlich ihre Holz-Marker. Außerdem müssen sie sich vor Beginn der Partie entscheiden, ob sie kompetitiv oder kooperativ spielen wollen. Der Spielablauf bleibt weitgehend unverändert, allerdings gibt es noch einen zusätzlichen Stapel mit den Auftragskarten, von denen einige aufgedeckt werden.
Erfüllt ein Spieler die Bedingungen eines Auftrags, so legt er einen Marker auf das erste freie Feld der Karte. Er bekommt nun die entsprechende Belohnung. Beispielsweise muss der Spieler möglichst viele Personen anheuern, Schiffe abwehren oder Geld sammeln.
Je nach gewählter Spielvariante bleiben die Siegbedingungen unverändert oder es gilt im Spiel als Team (oder solo) möglichst viele Punkte erreichen.
Das Abenteuer beginnt ist nicht mit der anderen Erweiterung kombinierbar, allerdings ist es auch hier möglich gegen- und miteinander zu spielen. Zur Vorbereitung werden die Stapel mit den Ereignis- und Geschichte-Karten vorbereitet und bereitgelegt. Zudem erhält jeder Spieler eine zufällige Charakterkarte.
Während der Partie werden die entsprechenden Geschichte-Karten vorgelesen, bestimmte Karten in den Nachziehstapel gemischt und die Karte umgedreht. Auf der Rückseite ist der zu erfüllende Auftrag beschrieben. Zusätzlich kommt eine neue Phase zu Beginn der Runde ins Spiel. Hierbei decken die Spieler eine Ereigniskarte auf und handeln ihren Effekt ab. Beispielsweise wird das Anheuern von Personen günstiger, bestimmte Schiffe bringen mehr Geld oder es gibt Boni für Karten in der Auslage.
Auch hier endet das Spiel mit zwölf Einflusspunkten. Zudem müssen mindestens zwei der Aufgaben erfüllt sein. Im kooperativen Spiel wird das Ende durch das Aufdecken der Karte „Monatsende“ eingeläutet. Nun wird geprüft, ob die Siegbedingungen, abhängig von der Spielerzahl, erfüllt wurden. Ist dies gelungen, haben die Spieler gemeinsam gewonnen. Ansonsten endet das Spiel mit einer Niederlage.
Kann das Spiel was?
Port royal und Port Royal unterwegs bieten eine wirklich gelungene Mischung aus „Push your Luck“, Taktik und Improvisationsfähigkeit. Verbunden mit einer einfachen, leicht zu erlernenden Spielmechanik spricht es Gelegenheitspieler, Familien aber auch eingefleischte Zocker gleichermaßen an. Durch die Kombination von Personen ergeben sich viele Synergieeffekte, während man selbst beim Zug des Mitspielers nicht ganz untätig ist. Für mich funktioniert eine Partie zu dritt oder viert am besten, da hier die Balance zwischen Spieldauer, Konkurrenzdruck und Kartenauswahl stimmt.
Ein Auftrag geht noch führt behutsam einige neue Elemente ein, ohne den Spielablauf großartig durcheinanderzubringen. Die Solo-Variante funktioniert zudem sehr gut, und hilft, die „spielerlose“ Zeit zu überbrücken. Mit der kooperativen Variante konnten wir uns dagegen in den Testrunden nicht richtig anfreunden. Das Spiel funktioniert zwar auch hier tadellos, das Spielgefühl ist aber ein völlig anderes – was natürlich auch an den Spielern liegen kann.
Ähnliches gilt für Das Abenteuer beginnt. Die Idee, eine Geschichte nachzuspielen finde ich überaus gelungen, allerdings will es hier nicht so richtig passen. Elemente, die Port Royal ausmachen, beispielsweise die geringe Vorbereitungszeit und der gradlinige Spielablauf, werden hier zu Gunsten der Atmosphäre und Komplexität geopfert. Das Spiel alleine macht auch hier Spaß, aber in einer Partie mit mehreren Spielern wird der Spielfluss durch die Geschichte eher gestört.
Die Neuauflage haben Pegasus Spiele genutzt, um das Design zu überarbeiten. Die comichaften Illustrationen der ursprünglichen Auflage sind nun realistischeren Abbildungen gewichen. Dies hat dem Spiel sehr gut getan, verschreckt aber zugleich nicht die Fans des Originals. Die Regeln nutzen viele Beispiels und Abbildungen, was vor allem bei den Erweiterungen auch dringend notwendig ist. Das Grundspiel kommt dagegen völlig ohne Kartentexte (vom Namen einmal abgesehen) aus.
Wie gewohnt stellen Pegasus Spiele auf ihrer Homepage die Regeln als Download bereit. Außerdem gibt es für den schnellen Einstieg noch ein kleines Tutorial-Video.
Ob sich für Besitzer der ursprünglichen Auflage des Spiels eine Neuanschaffung lohnt, wage ich zu bezweifeln. Allen anderen kann ich die Anschaffung der Port Royal Big Box nur ans Herz legen.