
Kategorie: Kartenspiel
Autor: Elan Lee, Francesca Slade, Jacob Matthews
Entwickler: Exploding Kittens
Verlag / Publisher: Asmodee, Exploding Kittens
Genre: Kommunikationsspiel, Kooperativ, Partyspiel, Ratespiel
Serie: Poesie für Neandertaler
Spieleranzahl: 2+
Altersempfehlung: ab 18 Jahren
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Erscheinungsdatum: 03.10.2024
Sprache: Deutsch
Exploding Kittens, der Verlag benannt nach dem bekannten Kartenspiel, hat in seinem Programm eine ganze Reihe lockerer, lustiger, einfacher und nicht immer geschmackssicherer Spiele. Eines davon ist das Rate- und Partyspiel Poesie für Neandertaler – das im Jahre 2020 das Licht der Spieltische erblickte. Nach mehreren Ablegern und Erweiterungen liegt nun mit Poesie für Neandertaler – NSFW-Edition der neueste Zuwachs der Reihe vor. Die Abkürzung „NSFW“ steht dabei für „Not Safe For Work“ – also etwas, dass man sich besser nicht auf der Arbeit anschauen sollte. Passend dazu hat das Spiel eine Altersempfehlung von mindestens 18 Jahren – was durch viele der zu erratenden Begriffe begründet wird. Übersetzung und Veröffentlichung für den heimischen Markt liegen, wie gewohnt, in den Händen von Asmodee
Was steckt drin?
In der (recht großen) Schachtel finden sich die 200 Poesiekarten – die den Kern des Spiels darstellen. Diese doppelseitig bedruckten Karten haben auf jeder Seite zwei Begriffe, wobei der obere, einfachere Begriff einen Punkt bringt, und der untere drei. Dabei bauen die gesuchten Worte meist aufeinander auf, beispielsweise „Schnaps“ und „Schnapsleiche“ oder „Kleid“ und „Verkleidung“. Zwei ausklappbare Papp-Bögen dienen als Poeten- und Team-Punktetafel und sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Eine Sanduhr mit gut 90 Sekunden Laufzeit begrenzt die Rundendauer. Das heimliche Highlight des Spiels, die aufblasbare Keule (samt Reparaturaufkleber), kommt bei Regelverstößen zum Einsatz. Die achtseitige Anleitung komplettiert die Ausstattung.
Wie wird’s gespielt?
Die Spieler teilen sich gleichmäßig in zwei Gruppen auf – Team Wild und Team Feucht. Sollte eine ungrade Anzahl an Teilnehmer vorhanden sein, übernimmt einer die Rolle der „Regeldurchsetzers“. Die Spieler setzen sich abwechselnd um den Spieltisch, die beiden Punktetafeln kommen, ebenso wie die Poesiekarten und die Sanduhr gut erreichbar in die Mitte. Einer schlüpft in die Rolle des ersten Neandertal-Poeten und zieht eine der Karten. Ein gegnerisches Teammitglied nimmt die Keule an sich und positioniert sich so, dass er ebenfalls die gesuchten Begriffe lesen kann.
Nun wird die Sanduhr umgedreht und die Partie beginnt. Der Poet hat gut 90 Sekunden Zeit, seinen Mitspielern Hinweise auf das bzw. die Worte auf der Karte zu geben.
Dabei sind einige Regeln einzuhalten. So kann beispielsweise der Begriff natürlich nicht genannt werden, der Spieler darf nicht gestikulieren oder andere Zeichen geben und, der wichtigste Teil, es kommen nur einsilbige Worte für die Tipps zum Einsatz. Bricht er eine dieser Regeln, so bekommt er vom Regeldurchsetzer einen Klaps mit der Keule und die Karte wandert in den Bereich mit den Minuspunkten. Gelingt es stattdessen den anderen Teammitgliedern, einen oder gar beide Begriffe zu erraten, legt er die Karte auf das passende Punktfeld. Sollte die Zeit noch nicht abgelaufen sein, kann der Spieler versuchen einen neuen Begriff zu erklären. Ist das letzte Sandkorn durchgelaufen, wandert die Rolle an den nächsten in der Reihe weiter und der Spielablauf setzt sich fort.
Waren alle Spieler einmal als Poet im Einsatz, werden die erzielten Punkte zusammengezählt. Das Team mit den meisten Siegpunkten gewinnt die Partie.
Für zwei oder drei Spieler wird der Ablauf leicht modifiziert. Hier geht es darum, eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen.
Kann das Spiel was?
Wie bei fast allen Partyspielen, so hängt auch bei Poesie für Neandertaler – NSFW-Edition der Spielspaß (oder -frust) stark von den Mitspielern ab. Lassen sich alle Poeten auf den Ablauf ein oder verhalten sich gar während der Partie wie unsere haarigen Vorfahren, so macht die Raterunde einen Riesenspaß. Allerdings sollten es schon mindestens sechs Teilnehmer sein – gerne auch mehr. Mit weniger ist die ganze Angelegenheit doch deutlich langweiliger und, so mein Eindruck nach einigen Testspielen, viel zu zivilisiert. Die Schwierigkeit der Begriffe variiert teils stark. So ist beispielsweise der Sprung von „Schuh“ zu „Plateauschuh“ oder von „Schatz“ zu „Goldschatz“ nicht übermäßig weit. Viel problematischer wird es jedoch bei „Scheide“ und „Scheideweg“ oder „Hure“ zu „Hurenkind“ (einer veralteten Bezeichnung aus dem Schriftsatz-Bereich). Generell waren allerdings nicht die Begriffe, sondern die einsilbigen Hinweise und das Zeitlimit das größere Problem – was häufig die Keule auf den Plan rief. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass bei diesem Spiel (und anderen, ähnlich gelagerten) nicht der Gewinn im Vordergrund steht, sondern der Spaß an der Sache. Und in dieser Hinsicht kann Poesie für Neandertaler – NSFW-Edition voll und ganz überzeugen.
Die Gestaltung beschränkt sich auf vier Worte auf einer Karte und kleinen Grafiken auf Keule und Schachtel. Dies ist jedoch eher nebensächlich, da der Fokus auf der Kommunikation zwischen den Spielern liegt. Karten und Sanduhr machen einen qualitativ soliden Eindruck. Bei der Keule bin ich mir allerdings nicht sicherlich, wie lange sie dem Spielbetrieb Stand hält. Auch bei den Punkt-Tableaus hätte ich mir stärkere Pappe gewünscht. Die Regeln erklären den Spielablauf stimmig und gut verständlich. Wer nicht lesen möchte und der englischen Sprache mächtig ist, findet HIER ein entsprechendes Tutorial.
Mehr Informationen zum Spiel (und den anderen Ablegern der Serie) finden sich auf der Homepage von Asmodee. Hier gibt es auch die deutsche Anleitung als Download. Wer möchte kann sich auf der Seite des ursprünglichen Verlags umschauen – dort hat es weitere Material zum Spiel.
Poesie für Neandertaler – NSFW-Edition ist ein großartiges, schnelles, lustiges und leicht obszönes Kartenspiel, das sich hervorragend eignet, um Leben in langweilige Partys zu bringen.