Kategorie: Brettspiel
Autor: Frédéric Morard
Zeichner: Jean-Baptiste Reynaud
Entwickler: Superlude Éditions
Verlag / Publisher: Iello
Genre: Familienspiel, Horror, Kinderspiel, Strategie
Spieleranzahl: 3 bis 5 Spieler
Altersempfehlung: ab 7 Jahre
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Erscheinungsdatum: 02.02.2017
Sprache: Englisch
Ganz neu ist die Hintergrundgeschichte zu diesem Spiel von Iello nicht: Der Große Oktopus, ein Wesen von immenser Macht und Bosheit, liegt auf dem Meeresgrund und träumt. Erst wenn die Sterne richtig stehen, werden seine Anhänger ihn wieder erwecken. Nun ist es soweit, die Night of the Grand Octopus ist angebrochen. Doch nur einem der bis zu fünf Kulte gebührt die Ehre, die Kreatur aus ihrem äonenlangen Schlummer zu wecken.
Was steckt drin?
Das runde Spielfeld ist in sechs Räume aufgeteilt, beispielsweise die Krypta, das Museum oder das Labor. Hinzu kommen zwei doppelseitig bedruckte Platten, die Orte außerhalb der Universität (und außerhalb unserer Dimension) darstellen. Diese Orte verfügen dabei über eigene Zusatzregeln. Jeder Spieler bekommt einen Marker, eine Kultisten-Figur und ein Tentakelmonster aus Holz in seiner gewählten Farbe. Hinzu kommt ein Kontrollrad mit denen er die Position seines Kultisten und des Monsters einstellen kann.
Der „Dolch der Kraft“, eine weitere Pappschablone zeigt die aktuelle Macht des jeweiligen Kultes an. Schließlich gibt es für jede der sieben Zauberspruchkomponenten vier Marker, die eingesammelt werden müssen. In der sechsseitigen Anleitung werden Regeln und Spielmaterialien erläutert.
Wie wird’s gespielt?
Jeder Spieler nimmt sich das Kontrollrad in seiner Farbe. Die Kultistenspielsteine werden in der Mitte des Spielplans, in der Bibliothek platziert. Die Kraftmarker kommen auf den Dolch, und der Monsterspielstein bleibt noch vor dem Spieler liegen. An jedem Ort werden die dazugehörigen Marker ausgelegt, beispielsweise die Statuen im Museum oder die Sternkarten im Observatorium. Dabei wird ein Marker weniger platziert, als Spieler teilnehmen.
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, so beginnt die erste der fünf Phasen einer Runde. Alle Spieler stellen hier gleichzeitig und geheim ein, wohin sich ihre Kultistenfigur bewegen soll, oder ob sie am gleichen Ort bleibt. Der Kultist kann dabei nur in einen direkt angrenzenden Ort ziehen und darf sich nicht an der gleichen Stelle wie die eigene Kreatur befinden. Das Tentakelmonster kann dagegen an jedem Ort des Spielplans erscheinen. Haben alle Spieler ihre Einstellungen erledigt werden die Figuren an die Orte bewegt.
In der folgenden Konfliktphase gibt es mehrere Möglichkeiten: Es befindet sich nur ein einziger Kultist an dem Ort. In diesem Fall nimmt der Spieler die Komponente und legt diese vor sich ab. Wenn eines oder mehrere der Monster an einem Ort aufeinander treffen und kein Kultist anwesend ist passiert nichts. Befinden sich Kreaturen und Kultisten im gleichen Raum, verlieren alle Beteiligten einen Machtpunkt und können nichts einsammeln. Treffen mehrere Kultisten aufeinander, beginnt eine Verhandlungsphase, in der es entweder zum Kampf kommt (einschließlich dem Machtverlust), ein Kult sich zurückzieht oder die Konfrontation in einem Patt endet, bei dem nichts weiter passiert. Erfüllt ein Kult in der vierten Phase die Siegbedingungen endet das Spiel sofort. Ansonsten nehmen die Spieler ihre Monster wieder zurück auf die Hand und eine neue Runde beginnt.
Gelingt es einem Kult vier verschiedene Komponenten zu sammeln und den Großen Oktopus zu rufen endet das Spiel. Verliert ein Kult dagegen seinen letzten Machtpunkt, so scheidet er aus dem Spiel aus.
Kann das Spiel was?
Night of the Grand Octopus richtet sich in erster Linie an eine jüngere Spielergruppe. Die Abläufe sind nicht übermäßig komplex, das Thema ist sehr kindgerecht umgesetzt und die kurze Spieldauer lässt keine Langeweile aufkommen. Allerdings lässt sich die Jagd auf Komponenten auch taktischer gestalten. Beispielsweise verbünden sich die Spieler gegen den Führenden und machen ihm das Leben schwer. Die Interaktion zwischen den Spielern geht selten über mehr als zwei oder drei Sätze hinaus, kann aber auch zu hitzigen Diskussionen führen. Alles in allem liefern Iello hier ein sehr schönes Familienspiel mit einer geringen Einstiegshürde ab, dass auch durchaus ältere Spieler unterhalten kann.
Die Aufmachung ist, trotz der düsteren Thematik, recht farbenfroh. Allerdings hat der Illustrator Jean-Baptiste Reynaud auch nicht an cthuloiden Details gespart. Dabei gelingt es ihm hervorragend die Balance zwischen den Polen „lustig“ und „gruselig“ zu wahren. Das Regelbuch ist (auch mit Schulenglisch) einfach zu verstehen und erklärt die verschiedenen Spielsituationen ausführlich. Das Spielmaterial selbst kommt ganz ohne Text aus und bietet keinerlei Anlass zur Kritik.
Auf der Verlagsseite von Iello (ebenfalls in Englisch) gibt es eine ausführliche Übersicht über das Spielmaterial sowie einen kurzen Erklärvideo.
Um die nächste Spielergeneration vorsichtig an den Cthulhu-Mythos heranzuführen eignet sich Night of the Grand Octopus ganz ausgezeichnet.