Kategorie: Brettspiel
Autor: Hal Eccles, Wil Kenyon
Zeichner: Dan Booth, Eduardo Torres, Jesse Seidule, Julia Semianova, Miquel Coimbra
Entwickler: 8th Summit
Verlag / Publisher: Pegasus Spiele
Genre: Historisch, Horror, Kommunikationsspiel, Kooperativ, Rätsel / Knobel
Spieleranzahl: 1 bis 10 Spieler
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 120 Minuten
Erscheinungsdatum: 25.10.2018
Sprache: Deutsch
Der Cthulhu-Mythos bietet schon seit einigen Jahren einen dankbaren Hintergrund für jede erdenkliche Art von Brettspielen. Die meisten davon nutzen die tentakligen Kreaturen des US-amerikanischen Schriftstellers H.P. Lovecraft lediglich als Staffage. Andere Spiele beziehen den Hintergrund der Storys stärker mit ein, so auch Mythos Tales. Bis zu zehn Spieler machen sich in dem Detektivspiel von Pegasus Spiele daran, merkwürdigen Vorgängen in der (fiktiven) Stadt Arkham nachzugehen.
Was steckt drin?
Die achtseitige Anleitung liefert neben Informationen zum Spielablauf auch eine Übersicht der wichtigsten Bewohner und Örtlichkeiten. Das Adressbuch von Arkham listet weitere Bewohner der Stadt auf, die die Spieler im Laufe ihrer Ermittlungen besuchen können. Ein großformatiger Stadtplan sorgt dabei für die nötige räumliche Orientierung. Eine Zeittafel mit den dazugehörigen Markern markiert den zeitlichen Verlauf einer Ermittlung und dient als Rundenbegrenzung. In einem Notizbuch können die Spieler alle gesammelten Hinweise zu einem Fall vermerken. Den Kern des Spielmaterials bildet das knapp 200 Seiten starke Buch der Ermittlungen.
Neben einem kurzen Einleitungstext zu Leben und Werk Lovecrafts finden sich hier die acht Fälle, die es zu lösen gilt. Diese folgen alle dem gleichen Aufbau: Nach etwaigen Regelergänzungen und einer Einleitung durch den Auftraggeber Professor Armitage folgt die Beschreibung des Falles. Daran schließen sich die Informationen der Orte und Personen an, die von den Spielern besucht werden können. Jeder Fall wird durch eine Reihe von Fragen abgeschlossen, die von den Spielern beantwortet werden müssen. Jedes Szenario wird durch eine Punktauswertung, weitere Sonderregeln, die ausführliche Auflösung und den optimalen Lösungsweg komplettiert. Acht Seiten aus dem „Arkham Advertiser“, der örtlichen Tageszeitung, liefern weitere Informationen zum jeweiligen Fall.
Wie wird’s gespielt?
Die Spieler wählen einen der acht Fälle aus dem Buch der Ermittlungen aus und legen den entsprechenden Zeitungsausschnitt bereit. Der Stadtplan von Arkham kommt in die Tischmitte, das Notiz- und das Adressbuch in Reichweite. Papier und Stifte für die einzelnen Spieler ist ebenfalls hilfreich. Auf der Zeittafel wird, wie im Szenario angegeben, das Ende der Ermittlungen markiert. Schließlich lesen die Spieler die Vorgaben des Falles und die Beschreibung der Ereignisse.
Danach beginnt die eigentliche Ermittlung, die sich wiederum in zwei Phasen aufteilt. In der Ortswechselphase entscheiden die Spieler gemeinsam, wohin sie gehen wollen, um ihre Nachforschungen fortzusetzen. Jede Adresse besteht dabei aus einem Buchstaben und einer Zahl. Bei manchen Adressen gibt es zudem Anmerkungen zum Bewohner. Anschließend wird der Zeitmarker weitergeschoben – das Spielende rückt ein Stück näher. In der Begegnungsphase lesen die Spieler den der Adresse entsprechenden Texteintrag. Dadurch erhalten sie im Idealfall weitere Hinweise und neue Ansatzpunkte zur Aufklärung des Falles.
Ist die vorgegebene Rundenzahl erreicht, oder haben die Spieler den Fall vorher bereits gelöst, können sie zum zweiten Spielteil, der Auflösung, übergehen. Hierzu bekommen sie am Ende des Szenarios einige Fragen gestellt, die sie beantworten müssen. Für jede richtige Antwort gibt es Punkte, haben die Spieler die erforderliche Punktzahl erreicht, haben sie den Fall gelöst.
Zu den einzelnen Ermittlungen möchte ich an dieser Stelle nichts weiter sagen – dies müssen die Spieler schon selbst heraus finden.
Kann das Spiel was?
Das Spielprinzip von Mythos Tales ist ebenso einfach wie effektiv. Die Spieler besuchen einen Ort, machen sich Notizen, setzen diese in Zusammenhang miteinander und lösen schließlich den Fall. In der Praxis stellt sich dies jedoch als deutlich schwerer heraus. Die Fragen gehen nicht nur auf die offensichtlichen Dinge wie Mörder und Motiv ein, sondern teilweise auch auf Details und „Nebenschauplätze“ des Falles. Die Rundenbegrenzung macht den Spielern außerdem häufiger zu schaffen, da nur eine begrenzte Anzahl von Hinweisen gesammelt werden kann. Meiner Spielgruppe ist es lediglich gelungen, drei Fälle im ersten Anlauf komplett zu lösen. Glücklicherweise wird es beim zweiten Versuch durch die bereits bekannten Informationen etwas einfacher – so entsteht bei den Spielern kein Frust.
Die Fälle sind durchgängig stimmig, logisch aufgebaut und integrieren verschiedene Elemente des Cthulhu-Mythos gekonnt in die Krimi-Handlung. Spieler, die mit Lovecrafts Werk vertraut sind haben keine direkten Vorteile beim Spiel, allerdings werden dadurch einige Aspekte verständlicher. Je größer die Gruppe, desto länger die Spielzeit, alleine durch die sich ergebenden Diskussionen. Ein Szenario pro Abend ist dabei jedoch gut zu schaffen. Bei den Testspielen haben sich Runden mit vier und sechs Spielern bewährt. Bei einer größeren Spielerzahl dürfte die Ermittlung unübersichtlich werden oder einige Spieler „außen vor“ bleiben.
Das Spielmaterial sieht gut aus und trifft die Stimmung des Settings recht genau. Die Bilder im Buch dienen nicht nur der Staffage, sondern enthalten gelegentlich Hinweise. Gleiches gilt auch für die abgedruckten Briefe und Notizen. Hier profitieren Pegasus Spiele sicherlich auch von der Erfahrung, die sie bereits mit der Cthulhu-Rollenspielserie gemacht haben. Die Anleitung führt verständlich in die Regeln ein, die Texte sind stimmig geschrieben und alle Komponenten haben die vom Verlag gewohnte, hohe Qualität.
Informationen zum Spiel, die Regeln als Download sowie ein Tutorial-Video gibt es auf der Homepage von Pegasus Spiele.
Für Spieler mit Vorliebe für okkulte Detektiv-Arbeit bietet Mythos Tales hervorragende, stimmige Unterhaltung vor cthuloidem Hintergrund.