Mystery House

13.03.2021 von Marcus Pohlmann

Mystery House

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Spieleranzahl: 1 bis 5 Spieler

Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Spieldauer: ca. 60 Minuten

Erscheinungsdatum: 03.02.2020

Sprache: Deutsch

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Schon seit einigen Jahren boomt das Genre der Escape-Room-Brettspiele. Die Verlage folgen hier unterschiedlichsten Ansätzen, so dass die Spieler unter einer großen Bandbreite an Formaten wählen können. Diese reichen vom einfachen Kartendeck hin zu aufwändig ausgestatteten Brettspielen mit elektronischen Gimmicks. Rezensionen dazu lassen sich beispielsweise HIER oder HIER nachlesen. Nun steigen auch Schmidt Spiele in das Rennen um die Spielergunst ein. Der traditionsreiche Berliner Verlag setzt dabei auf einen neuen Ansatz des italienischen Entwickler-Studios Cranio Creations. So nutzt Mystery House ein dreidimensionales Model, um den Spielern die Situation darzustellen. Diese Idee gefiel der Jury des Toy Award der Nürnberger Spielwarenmesse so gut, dass das Spiel im letzten Jahr mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.

Was steckt drin?

Das zentrale Element des Spiels ist natürlich das Mystery House selbst. Dieses besteht aus einer Box, an deren Seiten sich jeweils fünf Sichtfenster befinden, die alphanumerisch gekennzeichnet sind. Im Deckel sind Schlitze vorgesehen, in diese kommen die Ortskarten. Zusätzlich befindet sich im Innern ein Kunststoff-Inlay, das die Karten fixiert.
Die achtseitige Anleitung liefert die Regeln, während einige Orts- und Objektkarten zum Demoszenario gehören.
Die Objektkarten zeigen eine großformatige Illustration des Gegenstandes oder der Person. Außerdem finden sich hier die Koordinaten, an denen die Karte gefunden wurde und eine Referenznummer. Eine kurze Beschreibung vervollständigt den Karteninhalt. Die Ortskarten umfassen die Koordinaten, in der die Karte steckt und eine Illustration. Ergänzt werden diese um verschiedene Details, beispielsweise Einrichtungsgegenstände, Bilder, Personen oder Gegenstände.

Das Haus wartet

Das Haus wartet

Außerdem liegen in der Schachtel noch zwei separate Abenteuerboxen. „Familienportrait“, das erste Szenario hat einen hohen Schwierigkeitsgrad und umfasst 33 Orts- sowie 19 Objektkarten. Hier fühlen sich die Spieler unwiderstehlich zu einem alten Haus hingezogen. Im Innern müssen sie eine Familientragödie aufdecken, die sich in den 1940ern abgespielt hat.
„Der Herr des Labyrinths“ hat einen etwas geringeren Schwierigkeitsgrad. Das Labyrinth besteht aus 42 Ortskarten. Außerdem lassen sich hier 26 Gegenstände finden. Die Spieler müssen einen kleinen Jungen retten, der sich im Labyrinth mit seinen fantastischen Bewohnern verlaufen hat.

Vom Inhalt der Box abgesehen wird außerdem zwingend die dazugehörige App benötigt. Diese liefert nicht nur den Timer, sondern umfasst Hintergrundinformationen, Rätsel und erledigt die Verwaltungsaufgaben. Ein Soundtrack, Effekte und Lösungshilfen gehören ebenfalls zum Umfang.
Als hilfreich haben sich zudem Schreibmaterial für Notizen und eine Taschenlampe erwiesen. Einige Kartons, um das Haus „aufzubocken“ schonen den Rücken und erleichtern das Spiel ungemein.

Wie wird’s gespielt?

Für die Vorbereitung wählen die Spieler eine der beiden Abenteuerboxen aus dem Grundspiel aus. Sie können stattdessen eines der zusätzlich veröffentlichten Abenteuer, beispielsweise Zurück nach Tombstone nutzen. Die Objektkarten werden in ihrer Reihenfolge nicht verändert und griffbereit auf den Tisch gelegt. Die Spieler schieben die Ortskarten an die entsprechenden Koordinaten des Hauses – möglichst ohne auf die aufgedruckten Motive zu achten. Mit dem Starten der App beginnt die Partie.

Das Spiel teilt sich nicht in Runden oder Phasen auf, sondern alle Spieler haben die Möglichkeit das Haus oder ihre Hausseite zu untersuchen. Immer, wenn sie sich einen Teil des Hauses genauer anschauen wollen, tippen sie die Koordinaten in das Auswahlfeld der App ein.

Das Hirn des Spiels

Das Hirn des Spiels

Nun bietet die App drei Optionen an. Die Spieler können das Feld erkunden, dass heißt die App stellt eine Liste an Gegenständen zusammen und sie wählen eines der Objekte aus. Dazu bekommen sie nun einen erklärenden Text oder können sich die dazugehörige Objektkarte vom Stapel nehmen. Diese Karten bilden im Spielverlauf das Inventar, auf welches die Spieler bei Bedarf zurückgreifen können.
Als zweite Möglichkeit wählen die Spieler einen Gegenstand aus ihrem Inventar und setzen ihn bei der entsprechenden Koordinate ein. War der Einsatz richtig, folgt ein kurzer Text mit Erklärung. Eine falsche Auswahl wird mit einer Zeitstrafe geahndet. Ähnlich funktioniert die dritte Aktionsmöglichkeit. Hier müssen die Spieler jedoch einen Buchstaben- oder Zahlencode eingeben, um weiter in das Haus vordringen zu können.

Durch den richtigen Einsatz der Gegenstände oder die Eingabe der korrekten Codes können die Spieler manchmal Ortskarten entfernen. Dies ermöglicht ein weiteres Vordringen ins Haus.
Kommen sie bei der Lösung der Rätsel nicht voran, können sie die Hinweis-Funktion der App nutzen. Diese liefert entweder allgemeine Hilfen oder gibt Lösungsansätze zu einem spezifischen Rätsel.

Das Spiel endet, wenn es den Spielern gelingt, das entsprechende Szenario zu lösen – vorzugsweise innerhalb des Zeitlimits von 60 Minuten.

Kann das Spiel was?

Konzept und Aufbau von Mystery House sind zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Auch das gleichzeitige Hantieren mit Karten, Taschenlampe, App und dem Haus selbst erfordert Übung. Als Belohnung bekommen die Spieler jedoch ein spannendes, innovatives Konzept, das zudem auch noch Spaß macht. Vor allem, wenn der Strahl der Taschenlampe bisher verborgene Details aus dem Dunkel reißt oder am Ende eines langen Ganges die Lösung eines Rätsels zu erkennen ist, haben die Spieler ein Erfolgserlebnis. Aus praktischen Gründen sollten sie sich auf Arbeitsteilung einigen – einer untersucht das Haus, einer bedient die App und einer verwaltet Notizen und Inventar. Die App gibt dafür sogar Intervalle vor. Alles andere hat, zumindest in der Proberunde, für zeitraubendes Durcheinander gesorgt. Als Solo-Spieler ist der Spielablauf wiederum viel entspannter, aber dafür auch langwieriger. Der Ablauf erinnert dabei stark an Point & Click-Adventure, wie sie in den 1990er Jahren als Computerspiel sehr beliebt waren.

Die Eingangshalle

Die Eingangshalle

Die beiden Szenarien unterscheiden sich deutlich voneinander. „Der Herr des Labyrinths“ weist eine recht kinderfreundliche Story und relativ einfache Rätsel vor einem Fantasy-Hintergrund auf. Das „Familienportrait“ ist dagegen unverhältnismäßig finsterer – und nur bedingt für jüngere Spieler geeignet. Die Rätsel sind ziemlich knackig, so dass ich öfters auf die Lösungshilfen zurückgreifen musste. Spannend und in sich schlüssig sind jedoch beide Abenteuer.
Die Aufmachung ist durchdacht und die Illustrationen sehr passend. Allerdings gibt es einige kleine, rein technische, Probleme. Die Ortskarten weiter im Innern des Hauses sind teilweise schwer zu erkennen. Dieser Umstand wird erschwert, da die Karten, trotz des matten Bedruckmaterials, viel Licht reflektieren und damit spiegeln. Dies lässt sich etwas umgehen, indem die Spieler das Haus schräg halten. Die Handhabung der App ist weitgehend selbsterklärend und entsprechend unkompliziert. Gelegentlich sind die zu untersuchenden Gegenstände nicht klar oder missverständlich benannt, allerdings stellt dies kein Manko dar.

Im Labyrinth

Im Labyrinth

Die Tipps lenken die Spieler in die richtige Richtung, ohne zu viel zu verraten. Vor allem bei den Zahlen- und Worträtseln ist dies hervorragend gelöst. Der Soundtrack funktioniert im ersten Moment recht gut – zehrt aber nach einer gewissen Zeit an den Nerven. Glücklicherweise lässt er sich ausschalten, ohne den Spielablauf zu beeinflussen. Die Soundeffekte sind zwar rar, tragen aber ihren Teil zur Atmosphäre bei.

Neben den Spielregeln stellen Schmidt Spiele auf ihrer Homepage noch ein Einstiegsszenario als Download zur Verfügung. Mit diesem können sich die Spieler ein recht gutes Bild davon machen, was sie im Haus erwartet. Außerdem gibt es dort und bei Cranio Creations einen Ausblick auf bereits erschienene und kommende Erweiterungen.

Mit Mystery House liefert der Verlag ein originelles Spielkonzept und setzt dies mit zwei spannendes Szenarien gut um.

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