Kategorie: Brettspiel
Autor: Andrea Chiarvesio, Eric M. Lang
Zeichner: Giovanna Guimaraes, Hannah Cardoso, John Kovalic, Wagner Loud
Entwickler: Cool Mini Or Not, Steve Jackson Games
Verlag / Publisher: Asmodee
Genre: Fantasy, Partyspiel
Serie: Munchkin
Spieleranzahl: 2 bis 5 Spieler
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Erscheinungsdatum: 29.10.2021
Sprache: Deutsch
Normalerweise kommt alles, was auf dem deutschen Markt mit der Munchkin-Serie zu tun hat, aus Friedberg. Eine Ausnahme bildet das Brettspiel Munchkin Dungeon. Ursprünglich als Crowdfunding-Kampagne von Cool Mini Or Not gestartet, haben Asmodee sich um die Übersetzung gekümmert. Bisher ist, meines Wissens nach, nur das Grundspiel auf deutsch erschienen. Die Erweiterungen und Zusatzboxen aus der Kampagne lassen bisher auf sich warten.
Was steckt drin?
Im Zentrum des Spiels steht natürlich der Dungeon, den die Helden auf ihrer Suche nach Ruhm und Schätzen durchlaufen müssen. Das Spielbrett ist in sechs unterschiedliche Ebenen mit Räumen aufgeteilt – vom Eingang bis zur Kammer des Endgegners. Diese sind durch Treppen verbunden, über welche die Spielfiguren ziehen. Außerdem finden sich auf dem Plan noch Ablageflächen für Schatzkarten, Bedrohungs-Marker, erschlagene Monster und eine Leiste mit Ruhmespunkten. Was die Spieler in den Räumen erwartet wird zufällig ermittelt. 12 „Leerer Raum“-Karten bringen beim Betreten manchmal eine Belohnung in Form von Goldmünzen oder haben andere, meist positive Effekte.
Außerdem werden für jeden Raum Bedrohungs-Marker in den Pool gelegt. Wächtermonster, wie die Laufende Nase, der Leprachaun oder das Pigasus befinden sich einigen Räumen – abgestuft in verschiedene Schwierigkeitsgrade. Jedes Monster hat eine gewisse Anzahl an Lebenspunkten und Angriffswürfeln. Dazu kommen etwaige Sonderfertigkeiten. Wie auch bei den leeren Räumen gibt es eine Belohnung und Bedrohungs-Marker. Die beiden Boss-Monster, der Plutonium-Drache und der Bullrog, bilden hier eine Ausnahme. Für sie gibt es je drei Karten in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Außerdem liegt für jedes Monster eine Kunststoff-Miniatur in der Schachtel.
Den Mitspielern stehen 60 Bedrohungskarten zur Verfügung, um dem aktiven Spieler das Leben schwer zu machen. Um diese Karten auszuspielen, muss der angegebene Wert in Bedrohungs-Markern gezahlt werden. Dadurch kommen neue Monster ins Spiel, erhalten Boni oder bewegen sich in andere Räume. Außerdem kann damit die Ausrüstung des Spielers gestohlen oder seine Fähigkeiten negiert werden. Die 60 Schatzkarten teilen sich in drei Kategorien auf: Gegenstände, Waffen und Rüstungen. Diese Karten bringen im Kampf zusätzliche Würfel, Wurfwiederholungen, Gold oder in der Endabrechnung Siegpunkte. Zudem kann ein Spieler seinen Charakter damit auch zum Super-Munchkin aufwerten.
Jeder der bis zu fünf Spieler hat sein eigenes Spielmaterial. Dieses besteht aus dem Heldenbogen des Charakters (Krieger, Magier, Dieb, Priester, Zwerg) und einer entsprechenden Kunststofffigur. Farbige Ringe für die Base sowie Ruhm- und Stufenanzeiger vervollständigen die Ausstattung. Hinzu kommen zwei Figuren und Bögen, sollte es denn Spielern gelingen, zum Super-Munchkin zu werden.
Das weitere Spielmaterial umfasst verschiedene Papp-Marker, beispielsweise für Zaubertränke, Münzen, Schaden oder Schande. Sechs sechsseitige Würfel kommen zumeist während der Kämpfe zum Einsatz. Auf den Seiten sind Symbole für Angriff, Verteidigung, Fehlschläge und Magie abgebildet. Mit diesen fügt der Spieler Schaden zu, verhindert Wunden oder aktiviert Sonderfertigkeiten. Eine zwölfseitige Anleitung und eine Karte mit Errata gehören ebenfalls zum Spielumfang.
Wie wird’s gespielt?
Auch bei diesem neuesten Ableger der Munchkin-Serie ändert sich nichts am Grundprinzip: Tür eintreten, Monster meucheln, Schätze einsammeln. Allerdings unterscheidet sich der Ablauf doch deutlich von den Kartenspielen oder beispielsweise Munchkin Quest.
Zur Vorbereitung wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt und mit Schatz- sowie Raumkarten bestückt. Die Monsterfiguren kommen in ihr jeweiliges Verlies, der Endgegner mitsamt seinen drei Karten in den letzten Raum. Die Spieler nehmen sich das Spielmaterial für ihren jeweiligen Charakter, außerdem erhalten sie einen Trank, eine Münze und vier Bedrohungskarten.
Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen und die Partie beginnt. Ein Zug teilt sich in vier Phasen auf, die jeder Spieler durchläuft. In der ersten Phase zieht er mit seinem Charakter über die Treppen in einen Raum weiter unten im Dungeon. Dort handelt er alle Effekte ab, nimmt sich die entsprechende Belohnung und legt Bedrohungs-Marker in den Pool. Sind in dem Raum weder ein Monster noch die Figur eines Mitspielers, kann sich der Spieler entscheiden weiterzuziehen. Stößt er dagegen auf einen Gegner oder möchte den Raum sichern, beginnt die zweite Phase.
Die Mitspieler geben nun reihum die vorhandenen Bedrohungs-Marker aus, um Karten aus ihrer Hand zu spielen. Hierbei kann es sich um zusätzlich Gegner oder Verstärkung für bereits vorhandene Kreaturen handeln. Es ist aber auch möglich, dem aktiven Spieler anderweitig zu schaden. Sind alle Marker verbraucht oder möchten sie keine mehr ausgeben, wird der Raum in der dritten Phase abgehandelt. Dabei kämpft der Spieler gegen das oder die Monster im Raum. Dazu nimmt er die Kampfwürfel, deren Anzahl ist von Stufe, Ausrüstung und Bedrohungs-Karten abhängig, und wirft diese.
Ein Mitspieler übernimmt den Wurf für den Gegner. Erfolgreiche, nicht abgewehrte, Treffer verursachen Schaden. Im Falle des Helden erhält dieses Verwundungsmarker, Monster werden aus dem Spiel entfernt. Erleidet der Charakter zu viel Schaden, stirbt er. Der Spieler nimmt sich einen Schande-Marker und platziert die Figur am Eingang des Dungeons. Nicht besiegte Monster bleiben dagegen im Raum stehen. In der letzten Phase erhält der Spieler die Belohnungen für erledigte Gegner und eventuell für das Sichern des Raumes. Außerdem kann er Goldmünzen ausgeben, um eine oder mehrere Stufen aufzusteigen. Dies bringt Wiederholungswürfe, mehr Lebenspunkte und Würfel. Schließlich zieht der Spieler wieder auf vier Bedrohungskarten auf und der nächste ist an der Reihe.
Die Partie endet sofort, wenn ein Spieler 20 Ruhmpunkte gesammelt hat oder der Boss zum dritten Mal besiegt ist. Nun ermitteln die Spieler ihre Siegpunkte, indem sie ihren Ruhm und ihre Schätze addieren und davon die Schande-Marker abziehen. Der Munchkin mit den meisten Punkten ist der Sieger der Partie.
Kann das Spiel was?
Munchkin Dungeon nimmt die hinlänglich bekannte Grundidee und macht daraus ein kurzweiliges, spannendes und ziemlich fieses Brettspiel. Sehr gelungen finde ich dabei das Ressourcenmanagement in Form der Bedrohungs-Marker. Die Spieler machen sich gegenseitig das Leben schwer und es kommt häufig zu Bündnissen, Bestechungen, Nicht-Angriffspakten oder Absprachen – die alle schnell wieder gebrochen sind. Die Interaktion untereinander macht den eigentlich Reiz des Spiels aus. Hier stehen nicht taktische Überlegungen oder ausgefeilte Strategien, sondern Schadenfreude und kleine Sticheleien untereinander im Mittelpunkt. Dabei funktioniert das Spielprinzip sehr gut und sorgt für einen flüssigen Ablauf. Wie auch beim Kartenspiel kann es vorkommen, dass eine Partie gewisse Längen hat, dies ist jedoch nicht häufig der Fall und trübt nicht den Spielspaß.
Die Regeln sind sehr locker geschrieben, lassen aber Dank der zahlreichen Abbildungen und Beispiele keinerlei Fragen offen. Die Illustrationen der Charaktere und Monster sind erfahrenen Munchkins natürlich hinlänglich bekannt, bieten aber auch neues Material. Bei den Figuren ist meine Meinung etwas zwiegespalten. Sie gefallen mir recht gut und die Zeichnungen sind originalgetreu umgesetzt. Andererseits sind die Modelle so groß, dass sie beim Spielablauf stören. Auch hätte ich mir mehr unterschiedliche Räume gewünscht – so weiß man schnell, was einen erwartet.
Im Endeffekt ärgere ich mich, dass ich bei der ursprünglichen Crowdfunding-Kampagne nicht mitgemacht habe. Das exklusive Zusatzmaterial war wirklich umfangreich und die Chance, dass die Erweiterungen noch ins Deutsche übersetzt werden schätze ich als ziemlich gering ein.
Informationen zum Spiel habe ich auf der Homepage von Asmodee leider überhaupt nicht gefunden. Dafür gibt es bei Steve Jackson Games die Regeln als Download, einen Trailer und einen Überblick über die anderen Veröffentlichungen der Serie. Wer sich für das deutsche Munchkin-Kartenspiel interessiert, wird HIER fündig.
Für Freunde der Kartenspiele ist Munchkin Dungeon eine willkommene Abwechslung – aber auch Brettspieler mit einem Hang zu kleinen Gemeinheiten haben hier ihren Spaß.