
Kategorie: Kartenspiel
Autor: Jens-Florian Groß
Zeichner: Katrin Lahmer
Verlag / Publisher: Gmeiner
Genre: Kommunikationsspiel, Kooperativ, Rätsel / Knobel
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Spieldauer: ca. 30 bis 60 Minuten
Erscheinungsdatum: 11.09.2024
Sprache: Deutsch
Das es vielleicht auf Dauer etwas langweilig ist, nur Krimis zu lesen, hat sich beim Gmeiner Verlag schon seit geraumer Zeit herum gesprochen. Daher gibt es von den Meßkirchenern passend zu ihren Büchern auch Spiele, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Die Bandbreite reicht dabei von Escape-Spielen über eigene Ermittlungsarbeit bis hin zu Bluff-Spielen. Mit MordsStory geht der Verlag nun einen etwas anderen Weg und lässt bis zu vier Ermittler Kriminalfälle auf erzählerische Weise lösen.
Was steckt drin?
Das Spielmaterial besteht ausschließlich aus Karten – insgesamt gut 90 Stück. Diese teilen sich wieder in drei Kategorien auf. Da wären zuerst die bis zu vier Ermittler, deren Rollen die Spieler übernehmen. Jeder Charakter hat dabei eine individuelle Fähigkeit, die ihm beim Umgang mit Beweisen hilft. Von diesen sind ganze 50 vorhanden – die sich wiederum in verschiedene Schwerpunkte aufteilen. So gibt es beispielsweise Zeugen, Verdächtige, Gutachten, Tatmotive oder Waffen. Schließlich kommen noch 35 Frage-Karten, aufgeteilt in „A“, „B“ und „C“, zum Einsatz. Neben einer Frage, wie „Wer ist das Opfer?“ oder „Welche Schuhe trug der Täter?“ sind noch Voraussetzungen, in Form von Beweisen, aufgelistet. Die Regeln finden in einem achtseitigen Heft Platz.
Wie wird’s gespielt?
Vor Spielbeginn bekommt jeder Spieler vier Beweis-Karten vom gemischten Stapel, die er offen vor sich auslegt. Die restlichen Karten kommen später als Nachziehstapel zum Einsatz. Sechs Frage-Karten liegen aufgedeckt in der Tischmitte, zwölf weitere werden im weiteren Verlauf nachgezogen. Nun beginnen die Ermittlungen in den verschiedenen Fällen.
Ist ein Spieler am Zug, hat er zwei Aktionsmöglichkeiten. Zum einen kann er eine seiner Beweis-Karten ablegen und sich eine neue nehmen. Diese Karte kann vom Nachziehstapel stammen, die oberste Karte des Ablagestapels sein oder bei einem Mitspieler liegen. Zum anderen kann er eine der ausliegenden Frage-Karten lösen – vorausgesetzt, er hat die passenden Beweise vor sich liegen. Je nach Frage werden verschiedene Kartenkombinationen benötigt, beispielsweise bei „Woran starb das Opfer?“ braucht der Ermittler zwei der drei Karten Opfer, Blutspur und Waffe. Nun gibt er diese ab, und erzählt dabei (möglichst kreativ) wie diese Beweise mit der Frage in Verbindung stehen. Diese Karte kommt nun auf seinen Ablagestapel, abgelegte Beweis- und Frage-Karten werden ergänzt und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Abhängig von der Spieleranzahl wird die Schlussphase eingeläutet, wenn nur noch eine bestimmte Anzahl an Frage-Karten ausliegt. Nun müssen die Spieler reihum in zwei Runden Karten benennen, die bei einem ihrer Mitspieler im Stapel liegen. Dafür erhalten beide Punkte. Auch die selbst gesammelten Karten bringen Siegpunkte. Der Spieler, der auf diese Art die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt die Partie.
Kann das Spiel was?
MordsStory ist in erster Linie ein sehr kommunikatives Spiel für Menschen mit gutem Gedächtnis und kreativen Ideen. Die angedachte Variante mit der Punktvergabe funktioniert recht ordentlich, liegt aber nicht unbedingt allen Spielern. Man muss hier teils sehr weit von starren Spielkonzepten abweichen und der eigenen Vorstellungskraft freien Raum lassen. Entsprechend standen für mich (und meine Testrunde) die eigentlichen Stories im Mittelpunkt. Und zwar so sehr, dass wir nach zwei „regelkonformen“ Partien diesen Aspekt des Spiels einfach ignorierten und uns stattdessen spannende, abstruse und teils sehr blutige Verbrechen mittels der Karten ausgedacht haben. Trotz der Thematik hat das Ganze viel Spaß gemacht und ergab einige beinahe filmreife Handlungsstränge – ganz ohne Punktvergabe.
Der Aspekt, sich bestimmte Karten der Mitspieler unter den Nagel zu reißen, um die eigene Geschichte voranzubringen, hatte in beiden gespielten Varianten seinen Reiz – und sorgte für entsprechende Kommentare. Durch die zufällige Kartenverteilung in jeder Partie ergeben sich extrem viele Kombinationsmöglichkeiten, so dass es immer wieder reizvoll ist, das Spiel hervorzuholen..
Die Illustrationen (mittels KI generiert) sind generisch genug, um den Spielern möglichst viele Freiheiten zu lassen, bieten aber gleichermaßen ausreichend Details, damit man ungewöhnliche Ideen entwickeln kann. Dabei kann sich die Qualität der Grafiken durchaus sehen lassen. Dagegen wirken die Frage-Karten fast etwas bieder und langweilig – jedoch steht hier ausschließlich der Text im Vordergrund. Was mich generell bei den Karten stört, ist das relativ dünne Material. Hier sind schon nach wenigen Durchgängen teils deutliche Gebrauchsspuren zu erkennen. Da es sich hier nicht um ein Standard-Format handelt, lässt sich zudem auch mit Hüllen keine Abhilfe schaffen. Die Anleitung bringt das Spielkonzept anhand von Beispielen näher und liefert auch einen Lösungsansatz, so dass sich die Spieler daran orientieren können.
Auf seiner Homepage gibt der Gmeiner Verlag wenige Informationen zu Spiel und Autor preis. Aber bei der Gelegenheit kann der interessierte Spieler bzw. Leser auch gleich einen Blick auf das restliche Verlagsprogramm werfen.
Mit MordsStory liefert Autor Jens-Florian Groß ein tolles Erzählspiel ab, bei dem nicht Siegpunkte, sondern Geschichten im Vordergrund stehen.
Inzwischen gibt es auch eine alternative Punktewertung, bei der alle zusammen versuchen, möglichst viele Punkte zu erlangen:
https://boardgamegeek.com/filepage/292993/mordsstory-kooperativ-regeln-und-errungenschaften
Vielen Dank für den Hinweis!
Und natürlich für dieses schicke Spielkonzept… 😉
Eine für mich sehr nützliche Besprechung von Mordsstory. Ich habe das Spiel erst zweimal gespielt mit Kindern (9 und 12). Der eine hatte eine überbordende Phantasie, der andere wollte klarere Regeln, könnte sich aber alle Fragen und Antworten perfekt merken. Den Vorschlag zur Abkürzung merke ich mir, also die Punktezaehlerei vereinfachen. Ein Empfehlenswertes Spiel im Familienkreis.