Kategorie: Brettspiel
Autor: Michael Luu
Verlag / Publisher: Schmidt Spiele
Genre: Familienspiel, Kooperativ, Science Fiction, Strategie
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 90 Minuten
Erscheinungsdatum: 28.01.2021
Sprache: Deutsch
Wir haben mit unseren Rezensionen schon öfter Ausflüge in die unendlichen Weiten des Weltraums gewagt – sei es im Kampf gegen parasitäre Außerirdische, für Terraforming oder einen Wettlauf ins All. Ganz im Gegensatz dazu kommt Mission ISS gänzlich ohne Science-Fiction-Elemente aus. Viel mehr konzentriert sich das kooperative Spiel von Schmidt Spiele auf die tatsächliche Entwicklung der internationalen Raumstation.
Was steckt drin?
Im Mittelpunkt des Spiels steht natürlich die Station selbst. Wie auch in der Realität besteht sie aus 13 unterschiedlichen Baugruppen. Angefangen beim Modul A, dem Kern der Raumstation, müssen die Spieler diese Papp-Teile erst anbauen. Zu jedem Teil gehört außerdem eine Modulkarte, auf der im Spielverlauf durch einen Marker angezeigt wird, wie aufwändig der Bau ist. Das große Erdtableau liegt etwas abseits und wird sowohl als Ablage wie auch Spielanzeiger genutzt. Die Spieler steuern bis zu sechs Astronauten und erledigen mit diesen verschiedene Aufgaben an Bord. Die Pappfiguren werden auf eine Kunststoff-Base gesteckt. In diese kommen wiederum drei Scheiben, die die Fähigkeiten der Figuren hinsichtlich Bewegung, Forschung und Bauen zeigen. Diese Werte liegen zwischen „1“ und „4“ und können sich im Spielverlauf verbessern.
Neben den Astronauten gibt es noch drei Robonauten, die bei der Arbeit unterstützen. Diese Aufgaben werden durch 24 Forschungsplättchen dargestellt. Auf den Plättchen befinden sich Felder, auf denen die Schwierigkeit angegeben ist. 21 Vorfallkarten sorgen für zufällige Ereignisse während des Spiels – manche davon positiv, andere negativ. Ein zentrales Element der Spielmechanik sind die 20 Kommandokarten, die die Figuren steuern. Mit diesen können die Spieler die Astronauten bewegen, die Station ausbauen, Forschungsprojekte vorantreiben oder ihre Fähigkeiten trainieren. Verschiedene Papp-Marker, beispielsweise für das Training der Astronauten, Schwierigkeitsgrade und den Zeitfortschritt gehören ebenfalls zur Ausstattung. Sieben sechsseitige Würfel, die zwölfseitige Anleitung und eine vierseitige Übersicht vervollständigen das Material.
Wie wird’s gespielt?
Das Modul A der ISS kommt zentral auf den Spieltisch. Drei Astronauten, die Robonauten und Trainingsmarker kommen in dieses Modul. Die anderen Figuren und der ISS-Marker werden auf dem Erdtableau platziert, das etwas abseits liegt. Auf jedes Modul kommt ein Schwierigkeitsmarker. Die Spieler mischen Vorfallkarten und Forschungsplättchen und legen das oberste Plättchen offen in die ISS. Ein Würfel mit der Zahl der Schwierigkeit kommt auf das Forschungsplättchen. Die Kommandokarten werden gleichmäßig an die Spieler verteilt, die sie offen vor sich auslegen.
Mission ISS unterteilt sich nicht in mehrere Runden, sondern schreitet kontinuierlich auf einer Zeitleiste voran. Ist ein Spieler an der Reihe, wählt er eine seiner offenen Kommandokarten und die Karte eines Mitspielers. Diese beiden Kommandos können beliebig auf die Astronauten in der Station verteilt werden. So lassen sich die Figuren beispielsweise in das nächste Modul ziehen oder Aufgaben lösen. Steht ein Astronaut auf einem Feld mit einer Forschungsaufgabe, so reduziert er den Wert auf dem Würfel entsprechend der Augenzahl seiner Fähigkeit. Andere Astronauten oder Robonauten auf dem gleichen Feld können dabei unterstützen.
Eine erfüllte Aufgabe bringt häufig Vorteile mit sich, wie freie Aktionen, neue Astronauten oder zusätzliche Trainingsmarker. Der Anbau neuer Module funktioniert ebenso – in diese kommen neue Forschungsaufgaben. Anschließend decken die Spieler zwei Vorfallkarten auf, die den weiteren Ausbau unter Umständen erschweren. Als letzte Option können die Spieler einen Astronauten eine Fähigkeit trainieren lassen. Anschließend ist der Nächste an der Reihe.
Der Ablauf setzt sich so lange fort, bis ein Spieler keine Karte mehr vor sich liegen hat. In diesem Fall beendet er seine Schicht – wie es im Spieljargon heißt. Dies hat mehrere Auswirkungen: Der reguläre Spielablauf wird unterbrochen und der ISS-Marker ein Feld auf der Fortschrittsleiste weiter gezogen. Haben die Spieler zu diesem Zeitpunkt die erforderlichen Module noch nicht gebaut, endet das Spiel mit ihrer Niederlage. Ansonsten werden die Vorfallkarten neu gemischt und der Spieler kann die gesammelten Trainingsmarker auf beliebige Astronauten verteilen. Schließlich deckt er die Kommandokarten in seinem Ablagestapel auf und das Spiel wird fortgesetzt.
Es gibt drei Arten, wie Mission ISS endet. Wenn es den Spielern gelingt vor dem Ende der Fortschrittsleiste alle Module anzubauen haben sie das Spiel gewonnen. Wird jedoch der ISS-Marker weiter gezogen und die nötigen Module sind nicht fertig, oder das Spiel kommt im Jahr 2011 an, endet es mit einer Niederlage.
Die Solo-Variante des Spiels unterscheidet sich nur wenig im Ablauf. Lediglich die Verteilung der Kommando-Karten folgt einem anderen Schema. Außerdem haben zwei Forschungsplättchen geänderte Auswirkungen.
Kann das Spiel was?
Auf den ersten Blick sticht natürlich der Aktivierungsmechanismus von Mission ISS hervor. Die Möglichkeiten jeden Astronauten zu bewegen und auf die Karten der Mitspieler zurückzugreifen unterstreichen den kooperativen Charakter. Dies erfordert allerdings, teils umfangreiche, Absprachen unter den Spielern. Dadurch gerät der Spielverlauf gelegentlich ins Stocken. Soll die Raumstation jedoch rechtzeitig fertig werden, ist dies unbedingt notwendig. Ansonsten schreitet die Zeitleiste zu schnell voran und die Spieler scheitern. Es erfordert einiges Fingerspitzengefühl, die richtige Balance zwischen Forschung und Ausbau zu finden. Vor allem ist es hilfreich, Astronauten oder Robonauten als Unterstützung in den passenden Modulen zu haben. Die Regeln sind einfach gehalten und die Spielmechaniken recht elegant in den Ablauf integriert. Das Zufallselement hält sich in einem überschaubaren Rahmen, was den Taktikern unter den Spielern sehr entgegen kommt.
Auch als Einzelspieler hat mir Mission ISS im Test sehr gut gefallen. Die Interaktion mit den Mitspielern entfällt zwar, dafür ist der Ablauf wesentlich taktischer.
Die Ausstattung ist von hoher Qualität, die Bögen sind sauber gestanzt und der Zusammenbau der Astronauten recht einfach. Die Regeln setzen auf viele Beispiele und ausführliche Erklärungen der Abläufe. Zudem gibt es weitergehende Informationen zur Weltraummission und zur Entwicklung des Spiels.
Die Illustrationen sind meist recht klein und realistisch gehalten. Allerdings haben sie kaum Einfluss auf das Spiel. Wichtiger sind die Symbole und Angaben auf den Karten und Plättchen. Diese sind gut erkennbar und einfach zu interpretieren, was den Spielablauf erleichtert.
Schmidt Spiele stellen auf ihrer Homepage die Regeln und ein Tutorial-Video bereit. Außerdem gibt es eine kurze Erklärung zur Entwicklung des Spiels. Wer sich für die tatsächliche ISS interessiert, findet beim Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum weitere Informationen.
Der Verlag legt mit Mission ISS ein gelungenes kooperatives Spiel mit realistischem Hintergrund vor – das zudem durch seine Mechaniken überzeugen kann.