Let Them Eat Cake

04.02.2018 von Marcus Pohlmann

Let Them Eat Cake

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Spieleranzahl: 3 bis 6 Spieler

Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Spieldauer: 45 bis 80 Minuten

Erscheinungsdatum: 27.10.2016

Sprache: Englisch

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Eigentlich ist der britische Verlag Osprey Publishing spezialisiert auf alle Themen, die mit militärischen Konflikten, Waffengattungen oder Feldherrn zu tun haben. Selbst die bisher veröffentlichten Brettspiele hatten zumeist einen kriegerischen Hintergrund. Nun gehen Osprey Games mit Let Them Eat Cake einen ganz anderen, neuen Weg. Nachdem die glorreiche Französische Revolution den Adel hinfort gefegt hat, müssen sich die bis zu sechs Spieler des Revolutionskomitees Gedanken darüber machen, wer denn nun den ganzen Kuchen bekommt.

Das Spiel kommt in einer recht großen, massiven Box mit Kunststoff-Inlay. Darin findet sich eine Papp-Guillotine, die vor Spielbeginn zusammengesteckt werden muss. 36 Wahlkarten, je sechs für jeden Spieler; 18 Pöppel in sechs unterschiedlichen Farben liegen ebenfalls bei. Das Gepäck-Deck besteht aus 55 Karten, die sich in Kuchen mit Werten zwischen 1 und 14, sowie Generäle aufteilen. Ein Startspieler-Marker, 21 Papp-Medaillen und sechs Übersichtskarten komplettieren das Spielmaterial. Regeln und Erklärungen finden sich schließlich in der sechsseitigen Anleitung.
Im Mittelpunkt des Spieles stehen die Wahlen. In jeder Runde stimmen die Spieler über die Besetzung des fünfköpfigen Komitees ab, gelegentlich folgenden weitere Abstimmungen. Die Wahlen laufen immer nach dem gleichen Schema ab: jeder Spieler legt eine Karte in der entsprechenden Farbe des Mitspielers, den er wählen möchte, verdeckt vor sich ab. Nachdem alle Spieler ihre Karten gelegt haben, wird ausgezählt – dabei ist die Stimme jedes Spieler so viele Punkte wert, wie er noch Pöppel/Einfluss besitzt, also zwischen einem und drei. Der Spieler, der die meisten Stimmen bekommen hat, gewinnt die Wahl. Bei Gleichstand entscheidet der Spieler, der aktuell der Vorsitzende des Komitees ist. Bei den Wahlen müssen zwei weitere Dinge beachtet werden: Ein Spieler kann niemals für sich selbst abstimmen und genutzte Karten werden abgelegt. Der Spieler bekommt sie erst zurück, wenn er keine Karten mehr zur Verfügung hat.
Nachdem das überzählige Spielmaterial beiseite gepackt wurde, bekommt jeder Spieler drei Pöppel, zwei Kuchen, drei Medaillen und Wahlkarten für seine Mitspieler. Schließlich wird ein Startspieler ausgewählt und die Runde kann beginnen.
Die erste Wahl betrifft den Vorsitzenden des Komitees (Head of Committee). Wenn dieser gewählt wird, bekommt er eine Medaille aus dem Vorrat und kann sich entscheiden, einem Mitspieler ebenfalls eine Medaille zu verleihen oder abzunehmen. Zusätzlich kann er im Falle eines Gleichstandes entscheiden, wer die Wahl gewinnt.
Die zweite zu vergebene Position ist die des Feindes der Revolution (Enemy of the Revolution). Hier wird nicht gewählt, sondern der Spieler mit den wenigsten Medaillen muss einen seiner Pöppel auf die Guillotine stellen. Kommt es hier zu einem Gleichstand findet jedoch ebenfalls eine Abstimmung statt. Der Spieler, der die meisten Generäle besitzt, kann niemals Feind der Revolution werden.
Gewählt wird wiederum der Henker (Guillotine Operator). Dieser entscheidet, ob der Pöppel auf der Guillotine exekutiert, das heißt aus dem Spiel entfernt, oder ob er begnadigt wird und zu seinem Spieler zurückkehren darf. Wird der Pöppel entfernt, bekommt sein Spieler drei Medaillen, da seine Ehre wieder hergestellt ist.
Der Sekretär (Secretary) wird nach dem beschriebenen Ablauf gewählt und zieht eine Anzahl Karten vom Gebäck-Deck, entsprechend der Anzahl der Mitspieler. Anschließend teilt er jedem Spieler (auch sich selbst) eine Karte zu. Dabei handelt es sich entweder um Kuchen oder um Generäle. Die Karten bleiben allerdings noch offen vor den Spieler liegen.
Zuletzt wird der Lebensmittelkontrolleur (Food Inspector) gewählt. Dieser kann nun entscheiden, ob der Kuchen zum Verzehr geeignet ist, und die Spieler ihn in ihren Vorrat legen dürfen. Er kann aber auch das Essen als verdorben erklären. In diesem Fall werden alle Kuchen-Karten abgelegt, lediglich Generäle verbleiben bei den Spielern. Haben die Spieler in dieser Phase Kuchen erhalten, so können sie diesen ablegen (ans Volk verteilen) und sich dafür eine Medaille von einem Mitspieler nehmen.
Dieser Ablauf setzt sich fort, bis es einem Spieler gelingt Kuchen im Wert von 40 Punkten zu sammeln oder wenn ein Spieler seinen letzten Pöppel verliert. Sollte dies eintreten, gewinnt der Spieler mit den meisten Kuchen.
Eine besondere Bedeutung kommt im Spielablauf den Generälen zu. Spieler können diese ablegen um bestimmte Spieleffekte zu erzielen. So kostet die Wiederholung einer Wahl einen General, für zwei Generäle kann sich der Spieler Kuchen nehmen, bevor dieser vom Sekretär verteilt wird und für drei Generäle kann er gar eine komplett Wahl entscheiden.

Der Spielablauf ist recht simpel und wiederholt sich ohne größere Variationen über die ganze Dauer des Spiels. Auch Vorbereitungen und Regelstudium sind in kurzer Zeit abgehandelt. Allerdings müssen die Spieler ständig relativ viele Dinge im Auge behalten, beispielsweise die Anzahl der Pöppel, Kuchen, Generäle, Medaillen und bereits ausgespielten Karten. Dennoch macht, die richtigen Mitspieler vorausgesetzt, Let Them Eat Cake ziemlich viel Spaß. Die Spieler versuchen mit Schmeicheleien, Bestechungsversuchen und Drohungen ihre Mitspieler zu beeinflussen. Dies funktioniert meist recht gut und entwickelt sich zu einem sehr kommunikativen (und auch phasenweise ziemlich gemeinen) Spiel. Die hemmungslose Kuchenverteilung lässt sich zwar schon zu dritt spielen, aber wirklich interessant wird das Spiel erst mit fünf oder sechs Spielern. Als etwas zu lange habe ich jedoch die Spieldauer empfunden. Hier wird einfach zu wenig Abwechslung im Spielverlauf geboten und im schlimmsten Fall zieht sich eine Partie bis zu einer Stunde. Allerdings kann es auch deutlich schneller zu Ende gehen, sollten sich mehrere Spieler gegen einen Konkurrenten verbünden.
Die Illustrationen von Lauren Dawson lockern dieses düstere Kapitel der französischen Geschichte erfreulich auf – auch die verschiedenen Kuchen sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Beim gesamten Spielmaterial haben Osprey Games auf Qualität geachtet und es gibt hier nichts zu beanstanden. Selbst mit normalem Schulenglisch sollte die Anleitung die Spieler nicht vor unüberwindbare Hürden stellen.

Let Them Eat Cake ist zwar ein klein wenig zu lang geraten, macht aber mit diskussionsfreudigen Spieler durchaus viel Spaß.

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