
Kategorie: Kartenspiel
Autor: Werner Schmitt
Zeichner: Maja Wrzosek
Verlag / Publisher: Corax Games, Spieleschmiede
Genre: Strategie
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 40 Minuten
Erscheinungsdatum: 24.07.2024
Sprache: Deutsch
Kultisten, mythische Artefakte und Opferrituale sind nicht nur die notwendigen Zutaten für eine zünftige Beschwörung, sondern auch ein zentraler Aspekt von Kabaal. Bei dem neuen Kartenspiel von Corax Games versuchen bis zu vier Kultführer Anhänger zu opfern, um die Gunst einer dämonischen Kreatur zu erlangen. Das Spiel wurde mittels einer Crowdfunding-Aktion der Spieleschmiede realisiert und sollte in Kürze im regulären Handel erhältlich sein.
Was steckt drin?
Der Schwerpunkt beim Spielmaterial liegt auf den Karten. Diese lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen. Im Fokus stehen dabei die 36 Artefaktkarten, um die sich die Spielmechanik dreht. Hier gibt es vier verschiedene Farben (Rot, Türkis, Ocker und Violett) mit Werten von „1“ bis „8“. Hinzu kommen vier farblose Karten, die eine Art Joker darstellen. Um die Kultisten zu platzieren werden 16 Geländekarten benötigt. Passend zu den Artefaktkarten sind auch diese farbig sortiert, verfügen allerdings über ein Wertepaar. Schließlich gibt es die zehn Dämonenkarten, die es zu beschwören gilt. Die Bedingungen und Sonderregeln sind bei allen unterschiedlich, wobei der „Standard-Dämon“ Baal dazu dient, sich mit den Regeln vertraut zu machen. Sechs Holz-Figuren in jeder Farbe dienen im Spielverlauf als willige(?) Opfer. Eine Startspielerkarte und die zwölfseitige Anleitung vervollständigen die Ausstattung.
Wie wird’s gespielt?
Die Spieler wählen einen Dämon aus (oder ziehen zufällig) – für die ersten Partien empfielt sich jedoch Baal. Entsprechend der Kartenrückseite werden die Gebietskarten angeordnet und etwaige Sonderregeln berücksichtigt. Beispielsweise zählt bei einem Stich die niedrigste Karte, eine Gebietskarte wird entfernt oder es gibt keine Trumpffarbe. Schließlich erhält jeder Spieler die Opfer seiner Farbe und der Startspieler beginnt.
Zu Beginn eines Durchgangs gibt es acht Artefaktkarten. Zwei davon werden verdeckt als Draft an den linken Sitznachbarn weitergegeben. Sind alle Karten getauscht, legen die Spieler diese offen vor sich. Nun werden insgesamt sechs Stichrunden gespielt, die sich wiederum in fünf Schritte aufteilen.
Im ersten Schritt spielt der aktuelle Startspieler eine seiner Handkarten aus. Die Mitspieler müssen anschließend nach Möglichkeit die angespielte Farbe bedienen oder können alternativ eine farblose Karte spielen. Das Artefakt mit dem höchsten Wert gewinnt den Stich. Der Gewinner darf im dritten Schritt bis zu zwei seiner Figuren auf den Gebietskarten platzieren. Diese können nur auf Gabiete mit der gleichen Farbe und dem gleichen Wert wie eine der Stichkarten gesetzt werden. Sollten sich nun weitere Opfer auf einer Karte befinden, werden diese nun „geschubst“, das heißt auf Nachbargebiete verteilt. Sollte das nicht möglich sein, wandert die Figur zurück in den Vorrat ihres Spielers.
Hat ein Spieler nach diesem Schritt drei Opfer in einer senkrechten oder waagrechten Linie stehen, führt er das Ritual aus. Eine der Figuren kommt aus dem Spiel und der Ablauf setzt sich fort.
Haben die Spieler nur noch ihre offenen Handkarten vor sich liegen, ist der Durchgang zu Ende und ein neuer beginnt. Die Partie endet mit dessen Sieg, wenn ein Kult sein drittes Opferritual durchführen konnte und damit den Dämon beschworen hat.
Kann das Spiel was?
Kabaal verbindet zwei relativ simple Spielprinzipien miteinander. Weder das Stichspiel noch die Platzierung von drei Figuren in seiner Reihe ist für sich genommen sonderlich originell. Allerdings ist in diesem Fall das Endergebnis größer als die Summe seiner Einzelteile. Mir gefällt besonders, dass sich die Verteilung der Opfer bis zu einem gewissen Grad steuern lässt – selbst wenn man nicht den Stich gewinnt. In unseren Testrunden kam es mehr als einmal vor, dass ein Spieler gezwungen wurde einem gegnerischen Kult durch Schubsen zu einem erfolgreichen (und manchmal sogar spielentscheidenden) Opferritual zu verhelfen. Es sind grade diese Momente, die für Spielspaß (und Schadenfreude) sorgen.
Ein Durchgang ist recht schnell gespielt, die Regeln sind nicht übermäßig komplex, bieten aber Raum zum Taktieren. Deutlich mehr Abwechslung und Anspruch bekommt das Spiel durch die zehn verschiedenen Dämonen mit ihren Eigenheiten. Durch relativ wenig Aufwand hat Kabaal so einen hohen Wiederspielwert und lässt sich gut an die Vorlieben der Mitspieler anpassen. Casual Gamer begnügen sich mit Baal oder den kleinen Dämonen, während die großen Kreaturen wie Dagon oder Gashadokuru selbst für erfahrene Kultisten eine Herausforderung darstellen.
Die Illustrationen von Maja Wrzosek entschärfen die blutrünstige Thematik deutlich. Die Dämonen sind eher niedlich als furchteinflößend und der Kultist ist eine lustige Karikatur. Die restlichen Karten sind dagegen etwas realistischer gezeichnet und wirken mit ihren gedeckten Farbtönen düsterer. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr Varianz bei den Motiven gewünscht – alle Karten einer Farbe zeigen das gleiche Bild. Einige Beispiele ergänzen die Regeln, die grade beim Aspekt des „Schubsens“ Hilfestellung geben. Auch die Beschreibung eines kompletten Durchgangs unterstützt das Regelverständnis. Hier finde ich die Farbwahl zwischen Text und Hintergrundkasten ein wenig unglücklich – ein größerer Kontrast wäre hilfreich gewesen.
Wer mehr zum Spiel wissen möchte, sollte auf der Homepage von Corax Games vorbeischauen. Den dazugehörigen Trailer mit einer kurzen Zusammenfassung gibt es HIER.
Angehende Kultisten (und Freunde interessanter Stichspiele) sollten einen Blick auf Kabaal werfen – es lohnt sich.