Kategorie: Kartenspiel
Autor: Christoph Reiser, Johannes Krenner, Sebastian Resl
Zeichner: Anna Kersten, Claus Stephan
Verlag / Publisher: Pegasus Spiele
Genre: Partyspiel, Strategie
Spieleranzahl: 3 bis 6 Spieler
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Erscheinungsdatum: 30.06.2016
Sprache: Deutsch
Freunden anspruchsvoller Brettspiele ist das südamerikanische Land „República de las Bananas“ natürlich ein Begriff, ist der kleine Inselstaat doch Schauplatz des grandiosen Intrigenspiels Junta. Da aber nicht immer ausreichend Zeit und (Gegen-)Spieler für den Kampf um Macht, Einfluss und Entwicklungshilfegelder vorhanden sind bieten Pegasus Spiele nun eine Alternative an. Mit Junta – Las Cartas bringt der Friedberger Verlag eine schnellere Kartenspielvariante heraus, die Elemente des Brettspiels aufgreift, diese aber in einem eigenständigen Spiel verarbeitet.
In der Hauptsache besteht das Spielmaterial aus 120 Karten, die sich in Politikkarten und Geldkarten aufteilen. Dazu kommen noch für jeden der bis zu sechs Spieler eine Übersichts-, eine Mittelsmann- und eine Rebellionskarte, sowie jeweils eine Karte für den Präsidenten und eine für den Rebellionsführer. Auf den Geldkarten sind zwischen eine und vier Millionen Pesos abgedruckt, die es im Spielverlauf gilt auf seinem Schweizer Bankkonto in Sicherheit zu bringen oder doch zumindest bei einem Mittelsmann zwischenzulagern. Die Politikkarten teilen sich in drei verschiedene Arten auf; so haben Interventionskarten einen einmaligen Effekt, beispielsweise erledigt ein Attentäter unliebsame gegnerische Unterstützer, ein Dieb vergreift sich am hart erarbeiteten Vermögen oder die Parteispende sorgt für einen außerplanmäßigen Geldsegen. Mit den Einflusskarten kontrollieren die Spieler bestimmte Bevölkerungsgruppen, die über einen Stimmwert für den Haushalt und einen Kampfwert für einen Putsch verfügen. Darüber hinaus ermöglichen einige Karten noch zusätzliche Aktionen wenn sie ausgespielt werden. Schließlich gibt es noch die Gebäudekarten, die im Prinzip wie die Politikkarten gehandhabt werden, allerdings bleiben sie nach dem Ausspielen vor dem Spieler liegen und werden nicht mehr zurück auf die Hand genommen.
Zu Beginn wird durch eine Wahl (oder durch eine andere Methode) der Präsident bestimmt, der auch gleichzeitig Startspieler ist. Jeder Spieler bekommt einen Mittelsmann, vier Politikkarten, eine Rebellionskarte und schließlich noch eine Million Pesos als Startkapital.
In der ersten Phase streicht der Präsident die Entwicklungshilfe ein, das heißt, er zieht eine Karte mehr als Spieler dabei sind vom Pesos-Stapel. Danach verkündet er in Phase 2, nicht zwangsläufig wahrheitsgemäß, die Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel und verteilt diese dann unter seinen Generälen. Die Abstimmung über den Haushalt erfolgt in der dritten Phase. Dafür können alle Spieler zwei Karten offen ausspielen und entweder dafür oder dagegen stimmen. Anstatt eine Karte auszuspielen können sie allerdings auch eine Politikkarte nachziehen. Ist die Mehrheit der Spieler für den Haushalt, so können sie die ihnen zugeteilten Gelder auf den Mittelsmann legen, die Spieler nehmen ihre Politikkarten wieder auf die Hand falls es sich nicht um Gebäude handelt und ziehen schließlich zwei Karten nach. Wird der Haushalt jedoch abgelehnt, so kommt es zum Putsch. Der Spieler, der mit dem meisten Einfluss gegen den Haushalt gestimmt hat wird dabei der Rebellionsführer. Jeder Spieler kann nun beliebig viele seiner Handkarten verdeckt ablegen um die Rebellion zu unterstützen oder dem Präsidenten die Treue halten. Sind alle Karten gelegt, so werden diese umgedreht und ausgezählt. Die unterlegene Seite muss das Geld abgeben, dass sie erhalten und noch nicht in Sicherheit gebracht hat, während die Sieger die Beute unter sich aufteilen. Bei einem erfolgreichen Putsch wird der Rebellionsführer zum Präsidenten, misslingt er jedoch, so bleibt alles beim Alten und die nächste Runde beginnt.
Ist der Stapel mit den Pesos aufgebraucht endet das Spiel und der Sieger wird ermittelt. Dazu werden die Werte der Pesos-Karten unter und auf dem Mittelsmann addiert. Der Spieler, der das größte Vermögen zusammengerafft hat gewinnt schließlich das Spiel.
Junta gehört, die richtigen Mitspieler vorausgesetzt, immer noch zu meinen Lieblingsspielen. Entsprechend skeptisch bin ich, wenn ein neues Spiel mit der gleichen Thematik, und natürlich auch dem Namen, wirbt. Die ersten Versuche mit drei und vier Spielern stellten sich dann auch als zäh und wenig unterhaltsam heraus, erst in der Partie mit sechs Spielern kam dann tatsächlich Spaß auf. Hier bildeten sich dann schnell wechselnde Fraktionen die um die Fördergelder konkurrierten; gebrochene Absprachen, hinterhältige Angriffe und überraschende Verbündete eingeschlossen. Die taktischen Möglichkeiten sind durch die relativ geringe Kartenanzahl und kurze Spieldauer (zumindest bei voller Spieleranzahl) zwar eingeschränkt, dafür präsentiert sich Junta – Las Cartas aber auch als deutlich zugänglicher.
Die Illustrationen orientieren sich stark an den Vorgängerspielen, so dass ein Wiedererkennungswert gegeben ist. Die Karten sind weitgehend selbsterklärend, ein Nachschlagen in der vierseitigen Anleitung ist daher meist überflüssig. Mit dem Regelheft selbst habe ich meine Probleme, da manche Regeln ausgesprochen schwammig erklärt sind, oder sich wichtige Passagen an ganz anderer Stelle als vermutet befinden. Ansonsten ist die Qualität der Karten und der Verpackung wieder auf dem von Pegasus Spiele gewohnt hohen Niveau und bietet keinen Anlass zur Kritik.
Junta – Las Cartas ist zwar kein adäquater Ersatz für das ursprüngliche Brettspiel, die Intrigen innerhalb einer Militärjunta machen aber mit fünf oder sechs Spielern durchaus Laune.