Grenzland

24.04.2021 von Marcus Pohlmann

Grenzland

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Erscheinungsdatum: 22.10.2020

Sprache: Deutsch

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Immer wieder dienen im Cthulhu-Rollenspiel zivilisationsferne, abgelegene und unheimliche Gegenden als Schauplatz für Abenteuer und Kampagnen. Dass es diese Orte nicht nur in entfernten Winkeln des Erdballs gibt, sondern praktisch vor der eigenen Haustür zeigt Grenzland. Die in sich abgeschlossene Kampagne führt die Spieler im Spätsommer des Jahres 1927 von der Hauptstadt Berlin in die dunklen Wälder Ostpreußens. Bei dem Band handelt es sich um eine Eigenproduktion von Pegasus Press.

Um was geht es?

Wie immer, wenn es um Rollenspiel-Abenteuer geht, sollten potentielle Spieler auf das Lesen dieser Rezension verzichten. Ich bemühe mich zwar, nicht viel vom Inhalt der Kampagne zu verraten, doch lässt sich dies nicht immer vermeiden.

Der über 180 Seiten starke Hardcover-Band ist in eine Einleitung, fünf ineinandergreifende Episoden und das Finale aufgeteilt. Die Karten und Handouts sind am Ende des Bandes noch einmal zusammen gefasst. Es ist zwar möglich, die Kampagne mit bereits bestehenden Charakteren zu spielen – allerdings bieten sich Einstieg und Verlauf für neu geschaffene Figuren an.

Für die Investigatoren beginnt die Kampagne in der Berliner Charité. Nach einer Operation erwachen sie und stellen fest, dass sie als Versuchsobjekte für medizinischen Experimenten herhalten mussten. Bei der Suche nach dem verantwortlichen Wissenschaftler geraten die Spieler in Konflikt mit einer lokalen Verbrecherorganisation. Zudem haben sie das zweifelhafte Vergnügen, mit einer neuen Modedroge in Berührung zu geraten.

Die beiden anschließenden Kapitel führen nach Breslau beziehungsweise Danzig. Dort kommen die Investigatoren einer Verschwörung auf die Spur und lernen einige der Drahtzieher im Hintergrund kennen. Dabei kreuzen Terroristen, Revolutionäre und eine völkische Miliz ihren Weg. Die weitere Reise führt nach Königsberg, wo die Spieler einige Antworten auf ihre Fragen erhalten. Hier haben sie außerdem die Gelegenheit, wertvolle Verbündete zu gewinnen, aber auch eine Lösung für ihr medizinisches Problem zu finden. Schauplatz des fünften Kapitels sind die tiefen Wälder und abgelegenen Siedlungen in Ostpreußen. Hier verabschieden sich die Investigatoren von der Zivilisation und werden direkt mit den Einflüssen des Cthulhu-Mythos konfrontiert. Heidnische Rituale, eine verschrobene Landbevölkerung und ein verkappter Ritterorden gehören hier zu den Herausforderungen.

Für den Showdown müssen die Spieler zurück nach Königsberg. Seit ihrem letzten Aufenthalt hat sich die Stadt deutlich verändert und ist kaum noch wiederzuerkennen. Ob es den Investigatoren gelingt, den neuen Herrscher und seine Schergen aufzuhalten ist fraglich – und hängt von den Entscheidungen der vorangegangenen Kapitel ab.

Gehört der Band in die Sammlung?

Natürlich lässt sich die Handlung von Grenzland, wie die meisten Abenteuer für das Cthulhu-Rollenspiel auf eine einfache Formel herunter brechen: Finstere Kultisten beschwören eine Mythos-Gottheit um die Welt zu beherrschen. Was die Kampagne auszeichnet sind zum einen die unmittelbaren und persönlichen Konsequenzen für die Investigatoren. Zum anderen ist dies eine Reise in das Hinterland des Deutschen Reiches, das nur selten Beachtung findet. Hinzu kommt eine ausgewogene Mischung aus Ermittlungsarbeit, Action, politischen Verwicklungen und Möglichkeiten für breit gefächertes Rollenspiel. Jeder der Autoren hat einen leicht anderen Schwerpunkt gesetzt und auch der Stil unterscheidet sich von Kapitel zu Kapitel. Dies spiegelt recht gut das Fortschreiten der Kampagne wieder, die einen relativ normalen Anfang nimmt und schließlich spektakulär (und wahrscheinlich tödlich) endet.

Einige Hinweise, und auch wichtige Spuren, sind etwas versteckt. Grade bei Gruppen, die eine eher „handfeste“ Vorgehensweise bevorzugen, muss der Spielleiter regulierend eingreifen, da sich die Spieler sonst den weiteren Weg durchs Abenteuer schnell verbauen. Die Kapitel bauen den Hintergrund schön langsam auf – wobei der letzte Abschnitt für meinen Geschmack zu sehr eskaliert. Der Spielleiter sollte für die Kampagne sechs bis acht Sitzungen einplanen, unter Umständen geht es jedoch sehr viel schneller.

Der vollfarbige Druck des Hardcover-Bandes reiht sich nahtlos in die Cthulhu-Publikationen des Verlages ein. Der Hauptteil des Layouts ist zweispaltig, wird aber häufig durch Testkästen, Einschübe, Bildmaterial und Handouts aufgelockert. Für die Bilder wurde auf historische Aufnahmen zurückgegriffen. Die Karten stammen, wie so oft, von Chris Schlicht, die gewohnt gutes Material abliefert. Aljoscha Nett hat bei der Gestaltung der Handouts ebenfalls eine hervorragende Arbeit gemacht. Von der Krankenakte bis zum historischen Manuskript wirkt alles authentisch und sorgt für die richtige Atmosphäre.

Wie gewohnt gibt es auf der Homepage von Pegasus Press zusätzliche Informationen zu dem Band. Die umfangreichen Handouts und das Kartenmaterial stehen als kostenloser Download zur Verfügung.

Grenzland liefert für die cthuloide Spielerunde eine rundum gelungene Kampagne vor einem dankbaren Hintergrund.

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