Götterdämmerung

23.09.2018 von Marcus Pohlmann

Götterdämmerung

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Spieleranzahl: 7 bis 15 Spieler

Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Spieldauer: ca. 45 Minuten

Erscheinungsdatum: 18.06.2018

Sprache: Deutsch

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Glaubt man den alten nordische Sagen, so handelt es sich bei der Götterdämmerung um eine gewaltige Schlacht, die alle Götter, Riesen und Menschen verschlingen wird. In dem gleichnamigen Kartenspiel von Amigo geht es zwar nicht so gewalttätig zu, aber auch hier dreht es sich um das Ende der Götter. Unter den bis zu 15 Spielern befinden sich nämlich einige Verschwörer, die die alte Ordnung stürzen wollen und zu diesem Zweck zusammen arbeiten.

Das Spielmaterial besteht aus 27 großformatigen Götterkarten, wobei es sich nur bei 15 davon um tatsächliche Gottheiten der nordischen Mythologie wie Freya, Odin, Thor oder Loki handelt. Diese verfügen zusätzlich zu ihrer Illustration und dem Titel noch über das Symbol einer Sonderfähigkeit, die im Spielverlauf genutzt wird. Bei den restlichen 12 Karten handelt es sich um Walkyren, die keine besondere Funktion haben. Die Karten haben eine helle und eine dunkle Seite – diese kommt zum Einsatz, wenn die Götter in die Unterwelt verbannt werden. Zusätzlich gibt es 15 kleine Fraktionskarten, aus denen hervorgeht, ob die Spieler zu den Verschwörern oder den Beschützern zählen. Eine Orakelkarte, zwei sechsseitige Würfel und die Aktionskarten der Gottheiten liegen ebenfalls bei. Die 24seitige Anleitung und vier Übersichtsblätter mit der Erklärung der Fähigkeiten dienen den Spielern zur Orientierung.
Für die ersten Partien empfehlen die Autoren den Einsatz eines Spielleiters und die Verwendung von nur drei Gottheiten. Je nach Spieleranzahl wird die entsprechende Anzahl an Beschützer- und Verschwörerkarten gemischt und verdeckt verteilt – nur der jeweilige Spieler darf sich seine Karte anschauen. Die Götterkarten werden ebenfalls an die Spieler verteilt, zusammen mit den Aktionskarten, soweit dies erforderlich ist. Der Odin-Spieler erhält zusätzlich die Orakel-Karte, die beiden Würfel werden in die Mitte gelegt.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, kann die eigentliche Spielrunde beginnen; diese teilt sich in drei Phasen auf. Für die Verschwörungsphase schließen alle Spieler die Augen, nach Aufforderung durch den Spielleiter öffnen die Verschwörer ihre Augen und entscheiden sich (nonverbal), einen Spieler in die Unterwelt zu verbannen. Der Spielleiter legt auf die Karte des ausgewählten Spielers einen der beiden Würfel. Nachdem alle Spieler wieder ihre Augen geöffnet haben, muss der so ausgewählte Spieler seine Karte auf die Unterwelt-Seite drehen. Allerdings nimmt er weiter normal am Spielablauf teil. In der Aktionsphase können Spieler die über besondere Fähigkeiten verfügen diese einsetzen. So kann beispielsweise Thor einen Spieler verwunden und ihm so sein Stimmrecht bei der anschließenden Abstimmung nehmen, Balder zwingt einen Spieler, gemeinsam mit ihm abzustimmen, Tyr schützt einen Mitspieler vor einer Anklage oder Loki stiehlt die Aktion eines Mitspielers. Außerdem wandert das Orakel, zufällig bestimmt, an einen anderen Spieler weiter. Dieser darf sich die Fraktionskarte eines beliebigen Spielers anschauen. In dieser Phase des Spiels darf nicht gesprochen werden. In der letzten Phase der Runde versammelt sich schließlich der Götterrat klagt einen Spieler als Verschwörer an. Hier kann diskutiert und argumentiert oder das Orakel befragt werden. Erhebt an einem Punkt ein Spieler Klage gegen einen anderen, und wird diese durch einen weiteren Mitspieler unterstützt, so kommt es zur Abstimmung. Hier heben oder senken alle Mitspieler zeitgleich ihre Daumen, auch die, die bereits in die Unterwelt verbannt wurden. Ausgenommen sind die Spieler, die durch Aktionen keine Stimme im Rat der Götter haben. Wird der Spieler verbannt endet die Runde, bleibt er in Asgard, so darf über das Schicksal eines anderen Spielers abgestimmt werden.
Das Spiel endet mit einem Sieg der jeweiligen Fraktion, wenn entweder alle Beschützer Asgards oder alle Verschwörer in die Unterwelt verbannt sind.

Ganz offensichtlich handelt es sich bei Götterdämmerung um eine Variation des beliebten, und hinlänglich bekannten, Werwölfe-Themas – diesmal vor dem Hintergrund der nordischen Sagenwelt. Und natürlich lebt auch dieses Spiel von der letzten Phase, in der die Spieler Verdächtigungen äußern, sich gegen Anschuldigungen verteidigen und ihre Schlussfolgerungen ziehen. Allerdings braucht es schon eine relativ große Spieleranzahl, damit Zwietracht und Misstrauen zwischen den Göttern richtig gedeihen können. Die Autoren gehen von einer Mindestzahl von sieben Spielern aus, in diesem Fall gibt es jedoch nur zwei Verschwörer, die relativ leicht enttarnt werden können. Viel besser funktioniert das Spiel jedoch mit zehn oder mehr Spielern und einem neutralen Spielleiter – wobei sich hier die Spieldauer entsprechend verlängert. Die Autoren haben das Thema gut umgesetzt und liefern ein spannendes, sehr kommunikatives Spiel, dass vor allem in sehr großen Runden für rege Diskussionen sorgt und selbst „ausgeschiedene“ Spieler bis zum Ende teilhaben lässt.
Die stimmigen Illustrationen von Paul Balykin zeigen die Götter mit ihren klassischen Attributen, wobei mir der Stil stellenweise zu comichaft geraten ist. Das Material der Karten fühlt sich „labberig“ an und ist übermäßig anfällig für Knicke oder Risse – der Einsatz von Kartenhüllen ist daher dringend geraten. Die Anleitung beschreibt die Spielabläufe sehr detailliert, gibt Tipps zur Nutzung der unterschiedlichen Fähigkeiten und liefert Vorschläge zum Einsatz unterschiedlicher Gottheiten in den Spielerunden – was tatsächlich die Abläufe und das Spielverhalten deutlich beeinflusst.
Die Regeln zum Nachlesen, einige Artworks und sogar einen kurzen Teaser-Video gibt es wie gewohnt auf der Homepage von Amigo.

Intrigen, Verleumdung und Bluffs bestimmen in Götterdämmerung das Spielgeschehen. Vor allem mit sehr vielen Spielern sorgt dies für einige recht unterhaltsame Runden.

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