Kategorie: Brettspiel
Autor: Gaetan Beaujannot, Isaac Vega, Jean-Yves Monpertuis, Jonathan Gilmour
Zeichner: Atha Kanaani, Chris Quilliams
Entwickler: Plaid Hat Games, Plan B Games, Pretzel Games
Verlag / Publisher: Asmodee
Genre: Endzeit, Horror, Partyspiel, Shooter, Strategie
Serie: Flick 'em Up!, Winter der Toten
Spieleranzahl: 2 bis 10 Spieler
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Erscheinungsdatum: 26.10.2017
Sprache: Deutsch
Unter der gewaltigen Flut an Zombie-Spielen der letzten Jahre ragt für mich eindeutig Winter der Toten heraus. Wer wissen möchte warum, findet HIER meine ausführliche Rezension. Auch das Western-Schnick-Spiel Flick ’em Up! gefiel mir bei seinem Erscheinen im Jahr 2016 recht gut. Nun haben die beteiligten Verlage Pretzel Games, Plan B Games und Plaid Hat Games diese beiden, grundlegend verschiedenen, Konzepte mit Flick ’em Up! – Winter der Toten kombiniert. Bis zu zehn Spieler machen sich hier, kooperativ oder gegeneinander, auf die Jagd nach Zombies. Veröffentlicht wird das Spiel auf dem heimischen Markt durch Asmodee, die bereits die zuvor erwähnten Spiele in ihrem Portfolio haben.
Vor der ersten Partie muss das umfangreiche Spielmaterial gesichtet und vorbereitet werden. Zuerst fallen die Kunststoff-Figuren ins Auge, die noch entsprechend beklebt werden müssen. 11 Überlebende mit separaten Rucksäcken und Charaktertafeln stehen zur Auswahl, 18 Zombies gehören ebenfalls zur Ausstattung. Als Papp-Aufsteller gibt es sechs Gebäudefronten und vier Autos, zusätzlich liegen in der Schachtel noch verschiedene andere Spielfeldelemente, beispielsweise die Stadtbegrenzung, Laternen oder Waffenschablonen. Dazu kommen über 100 Marker, ebenfalls aus Pappe, für Ausrüstung, Lebenspunkte und verschiedene Spieleffekte. Zwei größere Gebäude müssen zusammengebaut werden, der Zombie-Keller dient dabei als Lager für die Untoten, mit Hilfe des Zombie-Turms kommen sie dann aufs Spielfeld. Zusätzlich werden im Spielverlauf Karten mit Missionszielen, für Kämpfe und besondere Spieleffekte genutzt. Schließlich gibt es noch mehrere Kunststoff-Komponenten, beispielsweise Chips für Bewegung, Waffen oder Munition, sowie Fässer und Kisten. Die 36seitige Anleitung enthält neben den Regeln noch zehn Szenarien, in denen neue Spielelemente eingeführt werden.
Haben sich die Spieler auf eines der zehn Szenarien aus dem Regelheft geeinigt, so wird die Stadt entsprechend den Angaben aufgebaut. Hier ist die Position der Gebäude angegeben, ebenso wie die Verteilung von Markern, Kisten oder Fässern. Die Startpositionen von Zombies und Spielerfiguren ist ebenfalls vermerkt. Schließlich müssen noch die Charaktere vorbereitet, mit Ausrüstung versorgt und weiteres benötigtes Spielmaterial bereit gelegt werden. Abhängig vom gewählten Szenario wird Flick ’em Up! – Winter der Toten kooperativ gespielt oder in zwei Teams gegeneinander. Zudem kann sich ein Verräter unter den Spielern befinden, der seine eigene Agenda verfolgt.
Nachdem diese Vorbereitungen ebenfalls abgeschlossen sind, kann das eigentliche Spiel beginnen. Ist ein Spieler am Zug, so wählt er einen Überlebenden seines Teams und kann mit diesem bis zu zwei Aktionen durchführen, beispielsweise sich bewegen, schießen oder Gegenstände aufsammeln. Um eine Figur zu bewegen platziert der Spieler die Bewegungsscheibe am Standort des Charakters und schnippt diese, in die Richtung in die er will. Ist er erfolgreich, das heißt die Scheibe bleibt innerhalb der Spielfeldgrenzen und berührt keine anderen Objekte, wird die Figur an die neue Position gestellt. Will der Spieler dagegen angreifen, so legt er eine der kleinen schwarzen Scheiben (die Pistolenkugeln) neben seine Figur und schnickt diese in Richtung des Ziels. Wird das Ziel dadurch getroffen und fällt um, handelt es sich dabei um einen Zombie, so wird dieser vom Spielbrett genommen und in den Zombiekeller gelegt. Trifft er dagegen einen anderen Überlebenden, so verliert dieser eine Wunde – sollte es die letzte sein, so wird der Überlebende komplett aus dem Spiel entfernt. Andere Waffen funktionieren ähnlich, so werden mit der Schrotflinte mehrere Kugeln verschossen, das Scharfschützengewehr hat eine präzise Führung für den Schuß oder der Baseballschläger räumt Gegner großflächig ab. Befindet sich ein Überlebender in einem Haus, so kann er dortige Gegenstände aufnehmen oder austauschen. Ist der Spieler mit seiner Aktivierung fertig, folgt die Reaktion der Untoten – der Zombieansturm. Dazu wird der Turm direkt hinter den Zombie gestellt, der dem aktivierten Charakter am nächsten steht. Abhängig vom Szenario und der vorherigen Aktion werden nun einer oder mehr Zombies auf dem Dach des Turmes platziert und von dort durchrutschen lassen, ähnlich dem Prinzip eines Würfelturms. Wird dabei ein Überlebender von einem Zombie umgeworfen, so verliert er einen Lebenspunkt.
Danach wird der nächste Überlebende aktiviert; sind alle Überlebenden bewegt worden, so endet die aktuelle Runde. Eine Partie kann unter verschiedenen Umständen zu Ende gehen: Im Idealfall gelingt es den Überlebenden oder zumindest einer Gruppe, das Szenarienziel zu erfüllen. Wenn das Spielrundenlimit erreicht wird, werden Sieger und/oder Verlierer anhand der Szenarienbedingungen ermittelt. Sollte eine bestimmte Anzahl Überlebender ausscheiden, so verlieren die Spieler die Partie, ebenso wenn nicht genug Zombies für einen Zombieansturm vorhanden sind.
In jedem Szenario kommen weitere Regeln hinzu, beispielsweise der Kampf gegen andere Überlebende, der Einsatz der Schicksalskarten, Sonderfähigkeiten der Charaktere oder die Nutzung bestimmter Gegenstände.
Alleine die Vorbereitung des Spielmaterials nimmt (zumindest gefühlt) einen kompletten Abend in Anspruch. Figuren müssen beklebt, Marker aus Stanzbögen herausgebrochen und Gebäude zusammengebaut werden. Auch Aufbau und Sortierung des Spielmaterials für eine Partie nehmen etwas Zeit in Anspruch. Sogar das eigentlich Spiel lässt sich zu Beginn etwas zäh an; bis bei Flick ’em Up! – Winter der Toten ein richtiger Spielfluss aufkommt dauert es durchaus einige Runden. Häufig müssen Dinge in den Regeln nachgeschlagen werden, die Platzierung des Zombieturms ist manchmal etwas umständlich und häufig schießen, im wahrsten Sinne des Wortes, die Spieler über das Ziel hinaus. So wird unter Umständen viel Zeit unter dem Spieltisch, auf der Suche nach verlorenen Kunststoffgeschossen, verbracht. Haben sich die Abläufe jedoch eingespielt macht die Zombiejagd, vor allem mit zwei Teams, sehr viel Spaß. Als Spielfläche kommt bei mir zudem ein Carom-Brett zum Einsatz, so dass auch nichts mehr daneben geht. Die Szenarien sind recht abwechslungsreich und funktionieren mit praktisch jeder Spieleranzahl gleich gut – allerdings werden bei mehr als sechs Spielern die Wartezeiten für meinen Geschmack zu lange. Der Einsatz der verschiedenen Karten macht das Spiel zudem deutlich abwechslungsreicher und es bekommt eine zusätzliche taktische Note. Spieler, die nichts mit Geschicklichkeitsspielen anfangen können, werden allerdings auch bei dieser Zombiejagd nur bedingt Spaß haben.
Obwohl die Illustrationen in einem comicartigen Stil gehalten sind, tragen sie doch ihren Teil zur düsteren Atmosphäre bei – grade die Überlebenden gefallen mir hier sehr gut. Das Spielmaterial ist stabil und den Belastungen durch die, doch sehr starke, Beanspruchung durchaus gewachsen. Die Anleitung ist verständlich und logisch aufgebaut und führt die Spieler schrittweise an die recht umfangreichen Regeln heran. Ich persönlich hätte zwar Holzfiguren bevorzugt, aber auch mit der Kunststoff-Variante funktioniert das Spiel sehr gut.
Bei Flick ’em Up! – Winter der Toten können die Spieler sowohl ihr Geschick als auch ihre taktischen Fähigkeiten im Kampf gegen Untote unter Beweis stellen.