Feiertage der Furcht

06.04.2016 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 31.03.2016

Sprache: Deutsch

Das Konzept von Pegasus Press, Abenteuersammlungen für das Horror-Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu zu einem günstigen Preis zu veröffentlichen, wurde von der Spielerschaft im letzten Jahr offensichtlich gut angenommen. Grund genug für den Friedberger Verlag mit Feiertage der Furcht nun die dritte dieser Anthologien auf den Markt zu bringen. Enthalten sind diesmal drei Abenteuer, wobei eines davon bereits im Magazin Cthuloide Welten veröffentlicht wurde; bei den beiden anderen handelt es sich dagegen um neues Material.

Wie immer bei der Rezension von Abenteuern sollten sich potentielle Spieler genau überlegen, ob sie an dieser Stelle weiterlesen möchten. Schließlich lässt es sich nicht vermeiden, dass im folgenden Text der eine oder andere Spoiler enthalten ist, der den Spielspaß trüben kann.

Fast die Hälfte des 84seitigen Softcover-Bandes wird vom Abenteuer „Verlobung auf Girnwood Manor“ eingenommen. In diesem nehmen die Charaktere im Sommer 1925 in einem etwas abseits gelegenen Herrenhaus in Wales an einer Familienfeier teil. Die hochschwangere Tochter des Hauses will die Verlobung mit dem Bruder ihrer Stiefmutter feiern. Allein diese Konstellation birgt schon genug Konfliktpotential in sich – zu allem Überfluss sind dem Vater Gerüchte zu Ohren gekommen, dass es jemand auf das Leben der jungen Frau abgesehen hat. In dieser aufgeheizten Situation treffen die Investigatoren im Haus ein und müssen die verfahrene Situation aufklären. Bei „Sobeks Silvester“ mischen sich die Charaktere in der Neujahrsnacht unter die Schönen und Reichen von Berlin. Ein kleines, unscheinbares Mitbringsel von dieser Party sorgt am nächsten Tag nicht nur bei den Charakteren für Kopfschmerzen und zwingt sie, sich mit ägyptischen Begräbnisritualen, rachsüchtigen Untoten und verkaterten Mitmenschen auseinander zu setzen. Im letzten Abenteuer, „Unhappy Thanksgiving“, verschlägt es die Investigatoren schließlich Ende November 1926 nach Jupiter Springs, einem kleines Kaff in den USA. Eine verzweifelte Mutter sucht hier ihre Tochter, doch alle Anzeichen deuten darauf hin, dass das Mädchen niemals existiert hat. Haben es die Charaktere hier vielleicht mit einer Wahnsinnigen zu tun die sich alles nur einbildet oder steckt doch eine gewaltige Verschwörung hinter dem Verschwinden des Kindes?
Abgerundet wird der Band noch durch eine Sammlung von Nichtspielercharakteren, die eine Rolle in den Stories von H.P. Lovecraft gespielt haben. So bekommt der Leser hier beispielsweise Werte für den Okkultismusexperten Doktor Armitage, den Hexenmeister Joseph Curwen oder Raymond Legrasse, Inspektor der Polizei von New Orleans.

Definitiv nichts für Einsteiger ist die „Verlobung auf Girnwood Manor“, das anspruchsvollste und gleichzeitig untypischste der drei Abenteuer. Selbst ohne die cthuloide Bedrohung müssen sich Spielleiter und Spieler mit erschreckenden Abgründen auseinander setzen, die sich hinter der scheinbar heilen Familienfassade verbergen – sicherlich mein Favorit, auch wenn es nicht einfach zu spielen ist. „Sobeks Silvester“, eine der beiden Neuveröffentlichungen, ist dagegen sehr gradlinig und lässt den Spielern nicht übermäßig viele Handlungsmöglichkeiten. Dafür kommt es aber auch ohne lange Vorbereitungszeit und weitgehend ohne Mythos-Hintergrund aus, was es vor allem für unerfahrene Spielleiter recht dankbar zu leiten macht. „Unhappy Thanksgiving“ richtet sich zwar auch eher an Einsteiger, bietet aber doch eine deutlich größere Bandbreite an Handlungsmöglichkeiten. Die Story dürfte zwar dem einen oder anderen vage bekannt vorkommen, doch Marcel Durer hat hier ein interessantes Szenario entworfen. Pegasus Press veröffentlichen wieder eine Abenteuersammlung, mit der eigentlich jeder Spielleiter etwas anfangen kann und die den meisten Spielergruppen gute Unterhaltung für eine oder zwei Sitzungen bieten dürfte. Die Mischung aus Detektivarbeit, Psychologie, Action und Wahnsinn funktioniert recht ordentlich und kann praktisch ohne größere Probleme auch an andere Settings, Lokalitäten oder gar Epochen angepasst werden.
Layout und Bildmaterial tragen wieder viel zur Atmosphäre des jeweiligen Szenarios bei und sind durchweg in der hohen Qualität, die der Leser mittlerweile vom Verlag erwartet. Vor allem die Titelillustrationen der drei Abenteuer haben etwas Verstörendes. Bei einigen Fotografien bin ich mir allerdings nicht sicher, ob sie nicht doch eher aus den 50er Jahren stammen. Aber dies ist eher nebensächlich und tut dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch.

Der Leser bekommt mit Feiertage der Furcht eine gelungene kleine Abenteuersammlung, die sowohl für Rollenspiel-Neulinge als auch erfahrene Veteranen passendes Material bereit hält und für kleines Geld gut unterhalten kann.

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