Dunwich – Grauen in den Hügeln

02.12.2012 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.04.2012

Sprache: Deutsch

Der sechste und gleichzeitig letzte Band der „Lovecraft Country Collection“ führt den Leser diesmal von den Städten und der Küste weg ins neuenglische Hinterland. Dunwich – Das Grauen in den Hügeln bündelt alle Informationen rund um das abgelegene Dorf und seine Bewohner und gibt dem Spielleiter damit die Gelegenheit seine Spieler in diesen klassischen Hintergrund eintauchen zu lassen. Bei dem Band handelt es sich um die deutsche Übersetzung des amerikanischen Buches Return to Dunwich, dass jedoch, wie der Leser es von Pegasus Press gewohnt ist, überarbeitet, neu gestaltet und durch Abenteuer aus verschiedenen anderen Publikationen ergänzt wurde.

Wie schon beim Vorgänger Kingsport, so teilt sich auch der vorliegende Hardcover-Band in zwei Hauptteile. Etwas mehr als die Hälfte der 306 Seiten sind dabei der ausführlichen Beschreibung des Ortes Dunwich, seiner Bewohner und des Umlandes vorbehalten. Das erste Kapitel, „Willkommen in Dunwich“ führt den Leser durch das Dorf selbst, stellt die Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten des Ortes vor und widmet sich natürlich auch der Bevölkerung. Neben normalen Familien gibt es dabei eine Vielzahl merkwürdiger Gestalten, die sicherlich die Neugier und das Mißtrauen der Spieler wecken dürften. Das folgende Kapitel ist für den Spielleiter vielleicht das interessanteste des Buches. In „Geheimnisse von Dunwich“ werden alle die großen und kleinen unschönen Dinge aufgelistet, die in dieser Dorfgemeinschaft verborgen sind. Von der Besiedlung des Ortes durch vormenschliche Rassen über die Eigenheiten der örtlichen Sektengemeinschaft bis hin zu den sprichwörtlichen Leichen die einige der Bewohner im Keller liegen haben findet der Spielleiter hier eine Fülle von Material, die er ins Abenteuer einfließen lassen oder für eigene Szenarien nutzen kann. „Das Umland von Dunwich“, so der Titel des nächsten Kapitels, kann mit einigen sehr ungewöhnlichen Details aufwarten, von denen indianische Begräbnisstätten nicht das merkwürdigste sind. Abgeschlossen wird dieser Teil des Bandes durch das Kapitel „Im Untergrund“, das den Leser in die Kavernen führt, die sich unter Dunwich und den umgebenden Hügeln erschrecken. Auch hier gibt es viel zu entdecken, wobei die eine oder andere unliebsame Überraschung auf die Spieler wartet.
Der zweite Teil des Bandes ist sieben Abenteuern vorbehalten, wobei die Einleitung noch einmal die Ereignisse aus der bekannten Kurzgeschichte Das Grauen von Dunwich von H.P. Lovecraft zusammenfasst. In deren Verlauf bekommen es einige Wissenschaftler der Miscatonic Universität mit den Nachkommen einer außerweltlichen Gottheit zu tun, die die Bewohner der Gegend bedrohen. Das erste Abenteuer, „Rückkehr nach Dunwich“ bezieht sich dann auch direkt auf diese Kurzgeschichte. Doktor Armitage, einer der zuvor erwähnten Wissenschaftler, bittet die Charaktere darum in Dunwich Nachforschungen über die Erben von Noah Whateley, einem verstorbenen Kultisten und Beschwörer, anzustellen. Mit nur drei Seiten sehr kurz ausgefallen bekommen es die Charaktere in „Der Jüngste Tag“ mit einem jungen Mann zu tun, der mit seinem sehr persönlichen Weltuntergang konfrontiert wird. „Die Spur des Yig“ beginnt als relativ normales Detektiv-Abenteuer in Arkham. Je weiter die Charaktere jedoch den Selbstmord einer Hellseherin und die Geschichte eines Schlangenrings erforschen, desto tiefer werden sie in Ereignisse hineingezogen, die schließlich in einem Showdown in den Hügeln von Dunwich enden. Der Konflikt zwischen einem Archäologen und einem Indianer bildet den Hintergrund für „In den finsteren Wäldern“. Während der Wissenschaftler Orem Hilbredge versucht ein, wie er glaubt, Wikingergrab freizulegen, setzt einer der Nachkommen der Ureinwohner alles daran, dies zu verhindern. Dabei schreckt er weder vor Mord noch vor der Herbeirufung blasphemischer Kreaturen zurück, wobei es wieder an den Charakteren liegt, das Schlimmste zu verhindern. Auch die Wurzeln des Abenteuers „Töchter des Lichts“ liegen in weiter Vergangenheit und wieder ist es ein Archäologe, der die Ereignisse in Gang setzt. Die Auswirkungen seiner Aktion werden jedoch erst Jahre später offensichtlich, als drei kleine Mädchen merkwürdige Fähigkeiten offenbaren und ein merkwürdiges Interesse an Grabungsarbeiten entwickeln. Die Überreste einer indianischen Siedlung und eine Begräbnisstätte sind der Hauptschauplatz von „Der Beobachter“. Hier wird eine Gruppe von Studenten und Wissenschaftlern während ihrer Arbeit immer stärker von übernatürlichen Phänomenen heimgesucht, die schließlich in einem fulminanten Finale mit einem ungewöhnlichen Gegner enden. „Grauen von den Sternen“ ist das letzte Abenteuer des Bandes und führt die Charaktere wiederum in das abgelegene Hinterland von Dunwich, diesmal auf der Suche nach einem Meteoriten. Allerdings entpuppt sich der Meteorit bald als Nebensache, da sie es in den tiefen, sumpfigen Wäldern mit einem psychophatischen Mörder zu tun bekommen.

Der vorliegende Band schließt die „Lovecraft Country Collection“ würdig ab und behandelt ausführlich das leicht degenerierte Hinterland, das oft von Lovecraft in seinen Geschichten als Stilelement verwendet wurde. Angesiedelt nach den Ereignissen der Kurzgeschichte lässt die Beschreibung des kleinen Ortes, seiner Bewohner und der Umgebung tatsächlich nichts zu wünschen übrig. Und so ist der Spielleiter in der Lage fast jede Frage der neugierigen Spieler bis ins Detail zu beantworten. Alleine aus diesen Informationen lassen sich, ohne auf die vorgefertigten Abenteuer zurückgreifen zu müssen, genug eigene Szenarien entwickeln. Unterstützt wird dies durch die stimmige Beschreibung der bemerkenswerten Orte und der Geheimnisse, die unter der Fassade des Dorfes lauern.
Die Abenteuer bieten für jede Vorliebe etwas: Detektivische Spurensuche, finstere Kultistenverschwörungen, degenerierte Familienclans, außerirdische Kreaturen und wahnsinnige Mörder. Keines davon ist wirklich herausragend, aber alle sind spannend, bieten gute Unterhaltung und lassen sich meist in einer Sitzung durchspielen. Mein persönlicher Favorit hat ausnahmsweise weniger mit cthuloiden Grauen zu tun sondern eher mit dem, aus Filmen wie Wrong Turn bekannten, Genre Backwood-Horror.
Die Aufmachung des Bandes ist, wie auch bei allen anderen Cthulhu-Publikationen von Pegasus Press, hervorragend gelungen und kein Vergleich zum amerikanischen Original. Der Hardcover-Band mit Lesebändchen und einem Cover von Manfred Escher ist wieder angereichert mit stimmigen Bildern, Illustrationen und einer großformatigen Karte der Umgebung und rundet damit den unterhaltsamen Lesestoff für den Spielleiter ab.
Zudem ist es für den ambitionierten Spielleiter relativ einfach, die Informationen des Bandes und die darin enthaltenen Abenteuer in anderen abgelegenen Regionen der Welt anzusiedeln. So spricht beispielsweise nichts dagegen, aus dem Silent Hill den Stillen Berg zu machen und diesen in den Schwarzwald zu versetzen oder die Familie Bishop in Bischof umzubenennen und im Harz wohnen zu lassen.

Dunwich – Das Grauen in den Hügel ist wieder ein gelungener Band aus der Cthulhu-Serie, der die Ermittler diesmal in die neuenglische Wildnis mit all ihren Eigenheiten und Schrecken führt.

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