Das Lied von Eis und Feuer – Die Schnellstartregeln

23.05.2013 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.05.2013

Sprache: Deutsch

Die epische Roman-Serie Game Of Thrones ist mittlerweile, auch Dank der hervorragenden Fernsehserie, hierzulande fast jedem ein Begriff. Und da der, vom Autor George R. R. Martin geschaffene, Hintergrund alles enthält, was eine zünftige Fantasy-Welt ausmacht, verwundert es nicht sonderlich, das dieses Material neben Brett- und Computerspielern auch für ein Rollenspiel herhalten darf. Die englische Version wurde bereits im letzten Jahr veröffentlicht, doch arbeitet der Mantikore-Verlag mit Hochdruck an der deutschen Version des Grundregelwerkes, das im Oktober erscheinen soll. Um diese Wartezeit zu verkürzen, bietet der Verlag mit Das Lied von Eis und Feuer – Die Schnellstartregeln einen ersten Einblick in das System und ermöglicht den Spielern mit einem kleinen Abenteuer, die ersten Schritte in der Welt von Westeros zu tun.

Das 48seitige Regelheft gibt dem Leser zu Beginn einige knappe, allgemein gehaltene Informationen zu Rollenspielen und den grundlegenden Mechanismen. Auch die Welt von Westeros, sowie die aktuellen Geschehnisse nach dem Sturz der Herrscherfamilie Targaryen durch den neuen König Robert Baratheon werden kurz angerissen. Anschließend daran folgt auch schon der eigentliche Regelteil. Im Kern des Spielsystems liegen dabei die Ränge, die ein Charakter in einer Fähigkeit innehat. Die Liste der Fähigkeiten in den Schnellstartregeln ist dabei nur eingeschränkt, und orientiert sich an den vorgefertigten Charakteren am Ende des Bandes. Die Ränge reichen von eins bis sieben und geben damit an, wie viele sechsseitige Würfel einem Charakter für eine Probe zur Verfügung stehen. Die Augenzahl der Würfel wird anschließend addiert, durch besondere Umstände modifiziert und dann mit der, für die Probe festgelegten, Schwierigkeit verglichen. Um Würfel zu wiederholen oder die Modifikatoren zu ändern stehen den Charakteren zudem begrenzt Schicksalspunkte zur Verfügung, deren Einsatz teils großen Einfluss auf das Spielgeschehen haben kann. Andere Werte, wie beispielsweise die Gesundheit oder die Kampfverteidigung, die für die Charaktererschaffung wichtig sind, werden aus einer oder mehreren Fähigkeiten abgeleitet.
Wichtig für fast jedes Rollenspiel ist der Kampf, und so wird den entsprechenden Regeln ein umfangreiches Kapitel gewidmet. Ein Kampf teilt sich dabei in verschiedene Runden auf, in denen jeder Charakter Aktionen ausführen kann, die nach ihrer Komplexität unterteilt werden. Die Schwierigkeit einen Gegner erfolgreich zu attackieren wird dabei von dessen Kampfverteidigung bestimmt, die durch den eigenen Angriff übertroffen werden muss. Der verursachte Schaden ist dabei von der eigenen Waffe und der Rüstung des Gegners abhängig, sowie von verschiedenen Modifikatoren, die von der jeweiligen Situation abhängig sind. Ganz ähnlich wie ein Kampf laufen auch die Intrigen ab, die ebenfalls einen wichtigen Aspekt des Spiels darstellen. Hier versuchen die Charaktere die Nichtspielercharaktere von ihren Argumenten zu überzeugen, zu beeinflussen und ihre Gunst zu gewinnen. Den Abschluss des Regelteils bildet noch eine kleine Übersicht über Geld, Ausrüstung und Waffen, welche sich die Charaktere im Laufe ihres Abenteuerlebens aneignen können.
Die letzten zehn Seiten sind dem Abenteuer "Die Reise nach Königsmund" vorbehalten, in dem die (vorgefertigten) Charaktere sich als Mitglieder eines adligen Haushalts auf den Weg in die Hauptstadt begeben und dabei einige unschöne Begegnungen haben. Zusätzlich zu dem Band erhält der Leser noch eine großformatige Karte der sieben Königreiche um sich entsprechend orientieren zu können.

Die grundlegenden Regelmechanismen von Das Lied von Eis und Feuersind nicht wirklich innovativ und in dieser oder ähnlicher Form schon in anderen Spielen zum Einsatz gekommen. Andererseits ist das System einfach genug, um schnell erlernt zu werden, und bietet ausreichende Flexibilität für den Spielleiter, um fast alle denkbaren Situationen abzudecken. Trotz anfänglicher Bedenken arten die verschiedenen Würfelproben glücklicherweise nicht zu Rechenorgien aus und das Spiel läuft nach einer kurzen Eingewöhnungszeit erstaunlich flüssig. Auch die Intrigen funktionieren recht gut, selbst wenn es meist lohnender ist, diese rollenspielerisch zu lösen, anstatt auf einen Würfelwurf zu vertrauen. Sehr schade ist, dass der Leser fast nichts über die Charaktererschaffung erfährt und auch die Fähigkeiten nur sehr beschränkt enthalten sind. Das enthaltene Abenteuer dient eigentlich nur dazu, sich mit den Regeln vertraut zu machen und einen Einblick in den Spielablauf zu gewähren. Dieser Aufgabe wird es durchaus gerecht, und deckt zahlreiche typische Spielsituationen gut ab.
Die deutsche Übersetzung der Eigennamen ist sicherlich Geschmackssache, aber letztendlich konsistent mit den deutschen Romanen. Ebenso ist die Entscheidung die Schnellstartregeln zu verkaufen und nicht kostenlos als Download zur Verfügung zu stellen etwas unglücklich, da es sich hier letztlich um Promo-Material handelt, um potentielle Spieler anzulocken. Nichts auszusetzen gibt es dagegen an Layout und Gestaltung. Der Text liest sich gut, die Übersetzung ist durchaus gelungen, zahlreiche Beispiele helfen beim Verständnis der verschiedenen Regelkomponenten und auch die anfänglichen Begriffserklärungen sorgen dafür, dass Unklarheiten beseitigt werden. Die Illustrationen im Innern des Heftes sind zwar nicht sonderlich zahlreich, aber recht stimmig und geben dem Leser einen Einblick in das Abenteuererleben in Westeros. Auch die Karte hilft dem Leser, sich ein besseres Bild von Spielwelt zu machen. Von den genannten Kritikpunkten einmal abgesehen, macht das Rollenspiel einen durchaus soliden Eindruck und lässt Spieler und Spielleiter auf die Veröffentlichung des eigentlichen Regelwerkes hoffen.

Die Schnellstartregeln geben zwar nur einen unvollständigen Ausblick auf das kommende Grundregelwerk, lassen aber durchaus Potential für ein solides System erkennen.

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