Damnation: The Gothic Game

26.07.2024 von Marcus Pohlmann

Damnation - The Gothic Game

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Spieleranzahl: 2 bis 8 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Spieldauer: ca. 45 bis 90 Minuten

Erscheinungsdatum: 22.12.2023

Sprache: Englisch

Bis zu acht viktorianische Archetypen, ein verlassenes Schloss voller Fallen und ein Vampir, der in seiner Gruft schlummert sind die Zutaten, aus denen sich Damnation: The Gothic Game zusammensetzt. Laut den Anmerkungen im Regelheft basiert das Spiel auf The Gothic Game aus dem Jahr 1992 – von dem ich noch nie gehört habe…
Entsprechend unvoreingenommen kann ich mich mit dem Spiel beschäftigen, dessen Ziel es ist, als letzter Charakter die Nacht zu überleben. Veröffentlicht wird es vom britischen Verlag Blackletter Games und stellt zugleich deren Debüt auf dem Spielemarkt dar.

Was steckt drin?

Wie man sich unschwer denken kann, steht das Schloss selbst im Mittelpunkt des Geschehens. Der große Plan ist in insgesamt zehn Räume, wie beispielsweise das Verlies, die Küche, die Folterkammer oder den Dunklen Turm aufgeteilt. Hinzu kommen noch der Burggraben und der Eingangsbereich sowie Ablageflächen für fünf großformatige „Deathknell“-Karten. Von diesen sind acht Stück im Spielumfang enthalten, die im Verlauf die Regeln modifizieren. Darüber hinaus hat jeder Raum ein separates Deck – meist bestehend aus zehn Karten. Diese fallen in eine von fünf Kategorien. So gibt es Waffen und Rüstungen, Ereignisse, Flüche oder Aktion, häufig nur einmal einsetzbar. Außerdem gibt es weitere Decks für das Schloß selbst, besondere Erbstücke (ähnlich den Raumkarten) und den Vampir. Auf einen separaten Kartensatz haben die Spieler Zugriff, wenn ihre Charaktere das Zeitliche segnen. Für eben jene gibt es Acryl-Aufsteller und ein Tableau. Auf diesem sind neben einer großformatigen Illustration eine Leiste mit zehn Lebenspunkten und fünf Talenten zu finden. Von diesen sind drei bei allen Figuren gleich, zwei unterscheiden sich und beeinflussen den Spielstil.

Willkommen im Schloss

Willkommen im Schloss

Die Inspiration hinter den Charakteren sind dabei in erster Linie in der gotischen bzw. viktorianischen Schauerliteratur zu finden. So stehen beispielsweise neben der Aristokratin, dem Sammler, die Verlorene oder der Gentleman zur Auswahl. Bei der neunten Figur handelt es sich um den Herrn des Schlosses – einen Vampir. Allerdings steht dieser erst im Spielverlauf zur Verfügung. Pappmarker für Fallen, Seelen, Lebenspunkte oder Talente gehören ebenfalls zum Spielmaterial. Drei normale sechsseitige Würfel kommen bei unterschiedlichen Gelegenheiten, meist bei der Bewegung, zum Einsatz. Ein vierter Hexaeder ist mit Symbolen bedruckt, die Ereignisse im Schloss darstellen. Beispielsweise ermöglicht eine gewürfelte Kerze, die Bewegungsweite um einen Punkt zu erhöhen oder zu reduzieren, während die Burg-Silhouette den Spieler eine Karte vom entsprechenden Deck ziehen lässt. Die Regeln finden in der 28seitigen Anleitung Platz.

Wie wird’s gespielt?

Als Vorbereitung wird das Spielfeld aufgebaut und mit (verdeckten) Fallen bestückt. Außerdem werden die verschiedenen Kartendecks gemischt und um das Schloss herum platziert. Anschließend beginnt mit „The Arrival“, quasi einem Prolog, das Spielgeschehen.

Der Professor gibt sich die Ehre

Der Professor gibt sich die Ehre

Dabei zieht jeder drei Karten vom Deck mit den Erbstücken, wählt (oder bestimmt zufällig) einen der Charaktere und nimmt sich das dazugehörige Spielmaterial. Nun picken die Spieler eine ihrer Karten aus und legt diese verdeckt vor sich ab. Haben alle diesen Abschnitt durchlaufen, drehen sie diese um – daraus ergibt sich die Startposition. Schließlich ziehen sie je zwei Karten vom entsprechenden Raum-Deck, nehmen eine davon auf die Hand und legen die zweite ab. Damit sind auch die letzten Vorbereitungen abgeschlossen und die Partie kann beginnen.
Ist ein Spieler am Zug, durchläuft er nacheinander fünf Phasen. In der ersten Phase können lediglich Handkarten gespielt oder Talente eingesetzt werden. Um die Bewegung dreht sich die zweite Phase. Hier wirft ein Spieler einen roten Würfel mit Zahlen auf den Seiten und den schwarzen Würfel, der für besondere Effekte sorgt. Auch hier ist es möglich zusätzliche Karten einzusetzen. Der Charakter muss die volle Augenzahl gehen und dabei einige Regeln beachten. Befindet er sich beispielsweise in einem Raum, muss er diesen verlassen und auf die Flure ziehen. Landet er auf einer Falle, wird diese ausgelöst. Beendet ein Charakter seinen Zug neben einer anderen Figur (oder hat eine Waffe mit entsprechender Reichweite) kann er den Gegner nun attackieren und verursacht den aufgedruckten Schaden. Der so Angegriffene kann sich allerdings mit dem eigenen Deck zur Wehr setzen. Ein Spieler hat die Möglichkeit, auf den Angriff zu verzichten und stattdessen die gegnerische Figur im nächsten Zug zu bewegen – was Möglichkeiten für allerlei Schabernack gibt.

Die Deathknell-Karten läuten das Ende ein

Die Deathknell-Karten läuten das Ende ein

Betritt ein Charakter einen Raum, zieht er eine Karte vom dazugehörigen Deck. Befindet sich bereits eine andere Figur hier, kommt es in der Regel nicht zum Kampf. Darüber hinaus verfügen einige Orte über Sonderregeln, so kann ein Spieler seine Talente im Schlafzimmer wieder aufladen, das große Treppenhaus führt in den sicheren Tod oder im Dunklen Turm lassen sich (im Austausch gegen Seelen) mächtige Karten finden. Eine Besonderheit stellt dabei die Gruft dar. Hier kann ein Spieler im für einige Lebenspunkte in die Rolle des Vampirs schlüpfen. Dieser ist schnell, mächtig und kaum aufzuhalten. Allerdings ist die Kontrolle über diese Figur nur temporär.
So bewegen sich die Spieler Runde für Runde durch das Schloss und fallen nach und nach ihren Mitspielern oder dem Gemäuer selbst zum Opfer. Doch in diesem Fall bedeutet der Verlust des letzten Lebenspunktes nicht das Ausscheiden aus dem Spiel. Stattdessen dreht der Spieler sein Charakter-Tableau um und nimmt als „Haunt“, als Untoter, am Spielgeschehen teil. Dazu zieht er Karten vom entsprechenden Deck und regeneriert auf diese Weise, bis er aufersteht und seine alte Figur zurückbekommt. Stirbt eine Figur, erhält derjenige, der dafür direkt verantwortlich war, die Ausrüstung des Gegners, sowie einen Seelen-Marker. Sollte er jedoch durch eine Falle, die Kreatur im Burggraben oder eine andere Art seinen letzten Lebenspunkt verlieren, kommen seine Ausrüstung und der Marker auf den Friedhof und können dort eingesammelt werden.

Was man so alles finden kann...

Was man so alles finden kann…

Egal, aus welchem Grund ein Charakter verstirbt, es wird in jedem Fall eine der „Deathknell“-Karten umgedreht und deren Auswirkungen gelten ab diesem Zeitpunkt.
Ist die fünfte und letzte Karte aufgedeckt, beginnt die Endphase des Spiels, hier als The Fall bezeichnet. Figuren können sich nicht heilen, sondern verlieren jede Runde einen Lebenspunkt, Tote kehren nicht mehr zurück und jeder, der die Krypta betritt, scheidet aus.
Sollte zu irgendeinem Zeitpunkt im Spiel nur noch ein Charakter Lebenspunkte haben, so gewinnt dieser die Partie.

Außerdem gibt es noch einige optionale Spielmodi, die den Ablauf deutlich erschweren oder auf zwei Spieler ausgerichtet sind.

Kann das Spiel was?

Trotz der umfangreichen Ausstattung und der dicken Anleitung findet man sich bei sich Damnation: The Gothic Game einfach zurecht und das Spiel selbst läuft sehr schnell und flüssig. Vor allem in größeren Runden geht eine Partie meist zügig zu Ende. Hier haben sich sechs oder mehr Spieler bewährt. Bei weniger Teilnehmern dauert es deutlich länger – man geht sich aus dem Weg und ist damit beschäftigt Ausrüstung zu sammeln. Entsprechend später sind die ersten Opfer zu beklagen. Obwohl sich die Charaktere nur minimal unterscheiden, sind durchaus verschiedenen Taktiken realisierbar. Letzten Endes geht es jedoch darum, den Figuren der Mitspieler möglichst rasch den Garaus zu machen. Dies funktioniert mit Waffen oder als Vampir sehr zuverlässig, aber es macht einfach mehr Spaß, wenn die gegnerische Figur von der Kreatur im Schlossgraben gefressen wird, in eine Falle stolpert oder ihren letzten Lebenspunkt durch einen diabolischen Plan verliert. Dabei hat der Autor genug Abwechslung in den Ablauf gepackt, so dass es auch nach mehrmaligem Spielen ganz und gar nicht langweilig wird. Vor allem zwei Mechaniken stechen für mich heraus: Zum einen ist es ein riesengroßer Vorteil temporär die Kontrolle über den mächtigen Vampir zu übernehmen. Dieser kommt aber mit fatalen Schwächen, so dass der Spieler hier abwägen muss. Zum anderen gefallen mir die Deathknell-Karten sehr gut. Nicht nur bringen sie neue Elemente in den Spielablauf, sie sorgen außerdem dafür, dass sich eine Partie nicht endlos in die Länge ziehen kann. Allerdings sollte den Spielern klar sein, worauf sie sich bei Damnation: The Gothic Game: kein vorsichtiges Taktieren, keine Kooperation und ganz bestimmt kein Mitleid mit den Charakteren der Mitspieler. Hier geht es schlicht darum, als Letzter die Nacht im Schloss zu überstehen.

Kein gutes Zeichen - für die Mitspieler

Kein gutes Zeichen – für die Mitspieler

Ganz im Einklang mit der finsteren Spielthematik sind die Illustrationen von Hue Teo. Die Farbpalette ist sehr eingeschränkt und die verwaschenen Details wirken teils recht blutrünstig. Dies unterstützt die Stimmung deutlich und sorgt dafür, dass die Spieler die „gotische“ Atmosphäre des Spiels genießen können. Das Spielmaterial selbst macht einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Auch hier sind es wieder die Deathknell-Karten, die durch ihre Heißfolienprägung auf der Rückseite optisch herausragen. Die Anleitung enthält einen Link zu einem Video-Tutorial, erklärt aber ansonsten die Abläufe und Besonderheiten des Spiels sehr gut und in einem verständlichen Englisch.

Das Spiel selbst gibt es auf der Homepage von Blackletter Games zu kaufen. Daneben finden sich hier auch ein dazugehöriger Roman und sogar ein Soundtrack zur stimmungsvollen Hintergrunduntermalung.

Wer gnadenlose, finstere und dabei sehr unterhaltsame „Jeder gegen Jeden“-Spiele sucht, bekommt mit Damnation: The Gothic Game wirklich viel geboten.

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