Kategorie: Brettspiel
Autor: Peter Prinz
Verlag / Publisher: Noris, Simba Toys
Genre: Kommunikationsspiel, Kooperativ, Partyspiel, Rätsel / Knobel
Serie: Crime Story
Spieleranzahl: 1 bis 6 Spieler
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 120 Minuten
Erscheinungsdatum: 30.01.2020
Sprache: Deutsch
Das Genre der Krimispiele, lange eher stiefmütterlich behandelt, hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Meist sind es dabei kleine, einfach aufgemachte Spiele, die nur einmal durchgespielt werden können. In eben jene Kategorie fällt auch Crime Story – Munich, einer von drei Kriminalfällen, die es von Noris neu auf dem Markt gibt. Bis zu sechs Ermittler stellen dabei Nachforschungen bei einem Fußballclub in der bayrischen Landeshauptstadt an.
Was steckt drin?
In der quadratischen Box liegen 55 Karten im Großformat. Diese sind auf ihrer Vorderseite fortlaufend nummeriert. Die Rückseite enthält unterschiedlichste Informationen, beispielsweise Zeugenaussagen, Presseinformationen oder Laborberichte. Manchmal gibt es außerdem Verweise auf eine oder mehrere andere Karten. Die vierseitige Anleitung liefert auf zwei Seiten die Regeln für Crime Story. Hinzu kommt ein Überblick der wichtigsten Personen und ihrer Funktion innerhalb des Vereins. Die letzte Seite ist einer Zeitleiste vorbehalten. Diese reicht von 15 bis 23 Uhr – aufgeteilt in Schritte zu 15 Minuten. Schließlich liegt noch ein Ermittler-Holzpöppel in der Schachtel, mit dem die Spieler ihren Fortschritt auf dieser Leiste dokumentieren.
Wie wird’s gespielt?
Die Anleitung gibt einen kurzen Abriss der Situation: Mehrere Spieler des aufstrebenden Fußballvereins SC Eintracht München sind anscheinend beim Abendessen vergiftet worden. Pikanterweise am Vorabend des Relegationsspiels um den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Als Ermittler der örtlichen Polizei müssen die Spieler nun den Hinweisen nachgehen und den oder die Täter überführen.
Zur Spielvorbereitung werden die Karten in die Tischmitte gelegt – die Reihenfolge bleibt dabei unverändert. Die Ermittlerfigur kommt auf das Startfeld „15.00 Uhr“. Nun decken die Spieler die erste Karte auf und beginnen damit die Nachforschungen.
Jede Karte enthält mehr oder minder wichtige Informationen für die Spieler, beispielsweise zum Tathergang, zum Verhältnis der Beteiligten untereinander oder auch den neusten Klatsch aus dem Vereinsumfeld.
Häufig ergeben sich dabei neue Ermittlungsansätze – sprich: Karten. Es benötigt Zeit, jeder dieser Spuren nachzugehen; meist 15, gelegentlich sogar 30 Minuten. Die Ermittlerfigur zieht auf der Zeitleiste entsprechend weiter. An einigen Positionen lösen bestimmte Ereignisse aus, so wird beispielsweise ein Beweisstück gefunden oder das Fußballspiel beginnt. Die Spieler entscheiden dabei, welchen Hinweisen sie nachgehen und in welcher Reihenfolge. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Karten nur in einem bestimmten Zeitfenster zur Verfügung stehen. So muss beispielsweise der Trainer vor dem Spiel befragt werden oder der Fanbeauftragte hat nur begrenzt Zeit, um die Fragen zu beantworten.
Erreicht die Figur um 23 Uhr das letzte Feld, beordert die Vorgesetzte die Ermittler zu sich. Dort müssen sie insgesamt sieben Fragen zu Täter, Tathergang und Motiv beantworten.
Kann das Spiel was?
Crime Story – Munich verzichtet auf die gängigen Standards wie Mord und Einbruch. Stattdessen geht es um Intrigen, (sehr) viel Geld und Verflechtungen im deutschen Fußball. Dabei bietet der Hintergrund natürlich zahlreiche Klischees auf – beispielsweise die zickigen Spielerfrauen, den eigenwilligen Clubpräsidenten oder den traditionsbewussten, grundehrlichen Fußballer. Der Autor liefert dabei einen durchaus stimmigen Blick hinter die Kulissen – so, wie man es sich eben als Unbeteiligter vorstellt.
Die Spieler sind relativ frei in ihren Recherchen, können die Beteiligten befragen, den mutmaßlichen Tatort besichtigen oder auch Zeit im Stadion verbringen. Alle Spuren lassen sich in der gegebenen Zeit nicht nachverfolgen, auch gibt es die eine oder andere falsche Fährte. In der Testrunde haben wir die korrekten Antworten auf (fast) alle Fragen gefunden. Allerdings war die tatsächliche Beweislage überaus dünn, so dass wir uns weitgehend auf Vermutungen beschränken mussten. Wichtig sind bei den Ermittlungen die Notizen, vor allem, welcher Spur schon nachgegangen wurde. Wir hatten schlicht eine Karte übersehen…
Die Spielmechanik mit der fortschreitenden Zeitleiste hat mir sehr gut gefallen. So wird für die Spieler Druck aufgebaut, wenn beispielsweise ein Zeuge nur in einem bestimmten Zeitfenster zur Verfügung steht oder die Laboranalyse eben nicht sofort vorliegt. Den Schwierigkeitsgrad habe ich als recht leicht empfunden – ideal für Einsteiger in dieses Genre. Ausgelegt sind die Ermittlungen für bis zu sechs Spieler. Allerdings glaube ich, dass es in kleinerer Gruppe besser funktioniert – zu zweit hat es sehr gut geklappt. Die geschätzte Spieldauer von bis zu zwei Stunden haben wir dagegen weit unterschritten. Der Fall war nach gut 60 Minuten gelöst.
Die Karten liefern in erster Linie teils recht umfangreiche Texte, gelegentliche Fotos lockern auf. Dabei bleibt die Gestaltung übersichtlich und gut lesbar – für ein Spiel dieser Art zwingend erforderlich.
Einen kurzen Überblick über das Spiel gibt es auf der Homepage von Noris. Dort finden sich auch die anderen beiden Teile der Serie, die die Ermittler nach Wien und Berlin führen.
Das Spielkonzept von Crime Story – Munich finde ich ausgesprochen gelungen – auch der Hintergrund kann überzeugen.