Claustrophobia

25.02.2010 von Marcus Pohlmann

Claustrophobia

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Spieleranzahl: 2 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Spieldauer: ca. 45 Minuten

Erscheinungsdatum: 26.10.2010

Sprache: Englisch

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Vor nicht allzu langer Zeit machte sich die französische Firma Asmodee daran, den Tabletop-Markt mit ihrem Spiel HellDorado zu erobern. Leider blieb dieses mutige Unterfangen im Zuge der allgemeinen Firmenneuorientierung auf der Strecke und das Tabletop musste sich eine neue Bleibe suchen. Allerdings wollte man sich von der Idee nicht ganz trennen und so wurde die Grundidee für ein Brettspiel, nämlich Claustrophobia genutzt.

Da wohl die wenigsten Leser mit der Hintergrundgeschichte von HellDorado vertraut sein werden, gibt es hier zuerst eine kleine Zusammenfassung. Wir schreiben das Jahr 1631, mitten im Dreißigjährigen Krieg, die kaiserlichen Truppen haben die Stadt Magdeburg grade erobert, einen Großteil der Bewohner getötet und verwandeln die Überreste in ein rauchendes Trümmerfeld. Zu diesem Zeitpunkt öffnet sich vor den Toren der Stadt ein Portal das, wie die Erkundungstrupps letzten Endes herausfinden, direkt in die Hölle führt. Einige Jahre später haben sich Menschen in der Unterwelt angesiedelt und mehrere Städte gegründet, die bedeutendste davon Neu Jerusalem an den Ufern des Styx. In den Gängen und Höhlen unter dieser prächtigen Metropole tummeln sich aber nach wie vor noch Dämonen und Teufel, die ständig das Wohlergehen der Bewohner bedrohen. An dieser Stelle setzt das Spielgeschehen von Claustrophobia ein. In diesem Spiel für zwei Personen übernimmt einer die Kontrolle über die dämonischen Heerscharen, die alles daran setzen ihren ursprünglichen Lebensraum zurück zu erobern und die lästigen Menschen aus der Unterwelt zu vertreiben. Der andere führt eine kleine Expedition von verurteilten Verbrechern unter Führung eines Predigers, denen die Gelegenheit geboten wird, ihre Schuld in den Verliesen unter der Stadt zu begleichen.
Derartig mit Wissen gewappnet, kann man sich daran machen, den Inhalt der Spielebox zu erforschen. Direkt fallen hier die Miniaturen auf, die im Spiel zum Einsatz kommen. Es gibt, im gängigen 28 mm-Maßstab, elf kleine Dämonen, die Troglodyten und einen großen Dämon auf Seiten der höllischen Diener, zwei Brutes, grobe Schläger, zwei Blades for Hire, wendige und schnell Schurken und einen Redeemer, den Führer und geistlichen Beistand der Expedition vertreten die Menschen. Die Figuren sind aus Kunststoff gegossen und in recht ordentliche Qualität vorbemalt, so dass sie auf dem Spielfeld einen guten Eindruck machen. Die Verliese selbst können sich aus 36 verschiedenen Bodenplatten zusammensetzen, hier gibt es Räume mit unterschiedlichen Sonderregeln, enge Korridore, durch die sich nur eine Figur schlängeln kann, lange, mit Fallen gespickte Gänge und noch allerlei andere Dinge, die man so finden kann. Diese Kartenteile messen ca. 15 cm im Quadrat und ergeben einen recht großen Platzbedarf, wenn man ein umfangreicheres Szenario spielen möchte. Für jede der menschlichen Figuren gibt es eine Art Charakterbogen, dieser enthält sechs Reihen mit Spielwerten, ein Bild der jeweiligen Figur und verschiedene Anmerkungen. Mehrer Karten können genutzt werden um Ausrüstung darzustellen, Ereignisse eintreten zu lassen oder dienen als mystische Fähigkeiten des Redeemers. Unterschiedliche Marker sowie Würfel vervollständigen schließlich den Inhalt der Box. Das 24seitige, englischsprachige Regelheft bietet eine ausführliche Erläuterung der Spielregeln, ergänzt durch zahlreichen Abbildungen und Beispiele und insgesamt sechs Szenarien, für die ersten Erkundungen innerhalb des Höhlensystems.
Haben die Spieler sich auf Szenario geeinigt und ihre Truppen zusammengestellt, so hat der Spieler der Menschen den ersten Zug. Er würfelt eine, der Anzahl seiner Figuren entsprechende Menge Würfel und teilt diese den verschiedenen Charakteren zu. Jeder menschlichen Figur stehen mehr oder minder unterschiedliche Attribute zur Verfügung, die mit diesen Würfeln genutzt werden können, auch ist die Aktivierung von Sonderfähigkeiten an verschiedene Würfelergebnisse gebunden. Die Figuren erkunden nun die Hölle, in dem sie neue Bodenplatten aufdecken, diese erforschen und versuchen Zug um Zug ihr Missionsziel zu erreichen. Treffen sie auf einer Bodenplatte auf Dämonen so kommt es zum Kampf der denkbar einfach gehandhabt wird. Entsprechend ihrem Charakterprofil steht jeder Figur eine Anzahl von Angriffswürfeln zur Verfügung, mit diesen muss der Verteidigungswert des Gegners erreicht oder übertroffen werden, für jeden erfolgreichen Wurf verliert die gegnerische Seite eine Wunde und wird gegebenenfalls vom Spielfeld entfernt. Natürlich können diese Würfe noch durch besondere Ereignisse, Ausrüstungsgegenstände oder andere Dinge modifiziert werden. Hat die menschliche Seite all ihre Figuren bewegt, so sind die Dämonen an der Reihe. Der Spieler nimmt wirft drei Würfel, und bestimmten Umständen auch mehr, und kann diese nun beliebig einsetzen um verschiedene Spieleffekte hervorzurufen. Hier können mehr Dämonen beschworen werden, die Werte dieser Kreaturen können verbessert werden oder er kann sich auch dafür entscheiden eine der mächtigen Ereigniskarten einzusetzen. Anschließend können auch hier Figuren bewegt und Kämpfe ausgefochten werden. Gelingt es dem Spieler der Dämonen einen menschlichen Charakter zu verwunden, so kann er eine Spalte mit Attributen bei diesem sperren, das heißt, die Zeile kann bei dem entsprechenden Würfelergebnis nicht mehr eingesetzt werden, der Charakter steht hilflos in der Gegend herum. Dieser Ablauf wiederholt sich so lange, bis es einem Spieler gelingt die, durch das Szenario festgelegten, Siegbedingungen zu erfüllen.

Auf den ersten Blick macht Claustrophobia einen ausgesprochen guten Eindruck, das Spielmaterial ist durchweg hochwertig und umfangreich, das Design und die Bemalung der Figuren sind zwar einfach gehalten aber sehr effektiv und auf dem Spielfeld schön anzuschauen. Die Illustrationen des Spielfeldes, der Anleitung und der Charakterbögen sind stimmig und vermitteln sehr gut die Atmosphäre des Spieles. Glücklicherweise kann das Spiel auch einem zweiten, kritischeren, Blick standhalten. Die Regelmechanismen sind überraschend simpel, erweisen sich aber im Spielverlauf als erstaunlich effizient und flexibel, so dass es schon einige Überlegung erfordert sich eine Erfolg versprechende Taktik zu Recht zu legen. Durch die Möglichkeit unterschiedliche Ausrüstungen und Vorteilskarten zu kombinieren kann man das Spiel recht gut auf seinen individuellen Spielstil anpassen. Die ausführliche (englische) Anleitung lässt kaum Fragen offen und ist großzügig mit Beispielen durchsetzt, die bei kniffligen Situationen eine entsprechende Hilfestellung geben. Der Spielablauf selbst gestaltet sich sehr flüssig und beide Spieler sind ständig beschäftigt, während sich das Brett um sie herum aufbaut. Die Spieldauer kann sehr stark variieren, abhängig von gewähltem Szenario, Runden- oder Figurenanzahl, meist liegt man hier bei knapp einer Stunde, selten länger.
Der einzig wirkliche Kritikpunkt an Claustrophobia sind die nur sechs Szenarien die im Regelheft enthalten sind. Hier schafft allerdings die Internetpräsenz des Herstellers Abhilfe und bietet einige weitere Mission an. Zur Not muss man sich als findiger Spieler selbst hinsetzen und zusätzliche Szenarien entwerfen, auch hierfür bietet das Spiel einige Hinweise und Tipps. Der, für ein Zwei-Personen-Spiel, recht hohe Preis mag vielleicht abschrecken, doch geht er auf Grund der hochwertigen und umfangreichen Spielmaterialien völlig in Ordnung.

Die Spielthematik als auch die -art sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer sich jedoch für Dungeon-Crawler begeistern kann wird bei Claustrophobia voll auf seine Kosten kommen.

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