Kategorie: Kartenspiel
Autor: Scott Almes
Zeichner: David Lanza, Fabian Parente, Friso Hilhorst, Marco Primo, Mihajlo Dimitrievski, Thijs Rozema
Entwickler: White Goblin Games
Verlag / Publisher: Game Factory
Serie: Claim
Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Erscheinungsdatum: 01.02.2024
Sprache: Deutsch
Das verstorbene Monarchen Begehrlichkeiten bei ambitionierten Nachfolgern wecken ist keine Neuigkeit. Bereits 2017 hat sich der Autor Scott Almes diesem Thema angenommen. Das Ergebnis war Claim, ein sehr spannendes Zwei-Personen-Kartenspiel vor einem Fantasy Hintergrund – dem kurz darauf eine Fortsetzung beschert wurde. Für die Veröffentlichung der Claim – Limited Edition haben sich Game Factory etwas Besonderes ausgedacht. Das Ringen um den Thron kommt nicht nur in einer größeren, stabilen Verpackung, sondern auch mit überarbeitetem Artwork und gut 80 neuen Karten.
Was steckt drin?
In der relativ großen, mit Magnetverschluss gesicherten, Schachtel gibt es ein in vier Bereiche unterteiltes Kunststoff-Inlay. Hier finden insgesamt 180 Karten ihren Platz. Wie schon im Grundspiel teilen sich diese in verschiedene Fraktionen mit unterschiedlicher Kartenanzahl und -werten auf. Meist gibt es zehn Karten mit Werten zwischen „0“ und „9“ mit Kreaturen, die zum üblichen Personal in Fantasy-Königreichen gehören. So treffen wir beispielsweise Zwerge, Greifen, Untote oder Wikinger. Sieben der 17 Fraktionen weichen von diesem Schema ab. So nehmen nur acht Ritter am Kampf um den Thron teil. Deren Werte reichen dabei von „2“ bis „9“. Bei den Waschbären, insgesamt 14 an der Zahl, erstreckt sich die Spanne dagegen von „0“ bis „13“. Im Mittelpunkt der Karte steht die Illustration der entsprechenden Kreatur. Der Wert und das Fraktions-Symbol sind lediglich in den Ecken untergebracht. Außerdem hat jede Gruppierung noch eine individuelle Sonderregel, die in unterschiedlichen Phasen Einfluss auf den Spielablauf hat. So beginnt der Spieler, der einen Drachen gespielt hat, immer den nächsten Stich – unabhängig davon, wer der eigentliche Gewinner ist. Sollte eine Riesen-Karte siegreich sein, muss der Mitspieler die Gnome aus seiner Auslage entfernen. Wikinger dagegen verdoppeln bei der Endabrechnung ihren Wert, wenn eine andere Fraktionskarte mit gleichem Wert schon im eigenen Ablagestapel liegt.
Neben den Spielkarten gibt es vier Übersichtskarten mit den Fähigkeiten der jeweiligen Fraktionen. Genau so viele Szenariokarten liefern eine kleine Hintergrundgeschichte und geben fünf Gruppierungen vor. Die achtseitige Anleitung enthält außer den Regeln nochmals eine Erklärung der verschiedenen Spieleffekte.
Wie wird’s gespielt?
Vor Spielbeginn wählen die Spieler eine der Fraktions-Kombinationen „Ritter und Kobolde“, „Riesen und Gnom“ oder „Könige und Bauern“ aus. Hinzu kommen zehn Karten aus drei beliebigen anderen Gruppen. Das Spieldeck umfasst damit insgesamt 52 Karten. Diese werden nun gemischt und jeder Spieler erhält 13 Karten. Die übrigen bilden den Nachziehstapel.
Der Spielablauf teilt sich in zwei Phasen auf, die in jeder der 13 Runden durchgespielt werden. Zuerst rekrutieren die Thornanwärter neue Anhänger. Dabei wird die oberste Karte des Nachziehstapels aufgedeckt. In der ersten Runde beginnt der jüngste Spieler, in den Folgerunden der Gewinner des vorherigen Stiches, in dem er eine seiner Handkarten ausspielt. Nun legt der Gegenspieler eine Karte ab. Sollte es ihm möglich sein, muss er die angespielte Fraktion bedienen. Der höchste Wert gewinnt und der Sieger erhält die ausliegende Fraktionskarte und legt diese auf seinen Anhängerstapel. Der Verlierer zieht dagegen die oberste Karte des Nachziehstapels als seinen Anhänger.
Haben die Spieler so alle Handkarten durchgespielt, beginnt die zweite Phase der Partie. Hier geht es darum, die Gunst der verschiedenen Fraktionen zu gewinnen. Auch hier werden Stichrunden nach den bekannten Regeln gespielt, allerdings erhält der Sieger die beiden derzeit ausliegenden Karten und legt diese auf seinen Punktestapel.
Sind hier wiederum all 13 Stiche absolviert folgt die Auswertung. Wer die meisten Karten einer Fraktion in seinem Stapel hat, kontrolliert diese – bei Gleichstand entscheidet die Karte mit dem höchsten Wert. Hat ein Spieler die Kontrolle über drei oder gar mehr Gruppen, hat er genug Einfluss gesammelt und kann seinen Anspruch auf den Thron geltend machen. Er wird also neuer König und gewinnt die Partie.
Die Varianten zu dritt oder zu viert laufen nach dem gleichen Grundprinzip ab, allerdings gibt es einige Änderungen im Spielablauf. Beispielsweise wird nun mit insgesamt sieben Fraktionen gespielt und auch die Anzahl der Handkarten variiert. Bei manchen Gruppen, wie Doppelgänger oder Seher gelten nun zusätzliche Sonderregeln.
Kann das Spiel was?
An meiner Meinung zum Spiel ändert sich auch in der Claim – Limited Edition nichts. Der Autor hat hier ein tolles, sehr spannendes Zwei-Personen-Kartenspiel abgeliefert, dass sich einfach spielt, aber über taktischen Anspruch verfügt. Es dauert einige Partien, bis sich für die Spieler das Zusammenspiel und die Effekte der verschiedenen Fraktionen erschließen, aber grade dies macht den Reiz beim Kampf um den Thron aus. In der ersten Phase können die Spieler sich ihr Deck zusammenzustellen – außerdem wissen sie teilweise, welche Karten der Gegner hat. Damit kann man sich eine Strategie für die zweite, entscheidende Phase zurechtlegen und seine Kartenhand entsprechend aufbauen. Jede Fraktions-Kombination spielt sich unterschiedlich und bringt neue Herausforderungen, so dass Claim einfach nicht langweilig wird. Auch in dieser Auflage handelt es sich für mich um eines der besten Zwei-Personen-Spiele auf dem Markt. Die Varianten zu dritt oder zu viert sind ebenfalls spannend, in diesem Fall gibt es jedoch deutlich mehr Alternativen. Die Idee mit den Szenarien ist nett, wäre aber nicht unbedingt notwendig gewesen.
The Mico, der für die Illustrationen der ursprünglichen Auflagen verantwortlich war, hat auch diesmal gut 80 Karten beigesteuert. Die bereits bekannten Fraktionen wurden dagegen durch fünf andere Illustratoren neu interpretiert. Teils sind die Zeichnungen wirklich gut gelungen, teils funktionieren sie für mich überhaupt nicht, beispielsweise die Kobolde oder Trolle. Dies finde ich ein wenig schade, haben die Bilder doch einen gehörigen Anteil am Spielspaß. Am eigentlichen Ablauf ändern sie natürlich nichts. Die Anleitung liefert ausführliche Erklärungen und Beispiele, einzig bei den Fähigkeiten der Fraktionen muss man häufig die großformatigen Übersichtskarten konsultieren.
Wer mehr zur neuen Edition (oder zu den beiden Vorgängern) erfahren möchte, bekommt auf der Homepage der Game Factory eine Zusammenfassung. Dort gibt es auch den Trailer zum Spiel.
Wer anspruchsvolle, spannende und taktische Kartenspiele für Zwei sucht, wird an Claim – Limited Edition kaum vorbei kommen.